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. 2023 Apr 17;118(Suppl 1):1–13. [Article in German] doi: 10.1007/s00063-023-01001-2
DGEM-Leitlinie Intensivmedizin [2] ESPEN-Leitlinie Mikronährstoffe [38] Empfehlungen DIVI-Sektion
Vitamin B1
Therapie Eine Pharmakotherapie mit Thiamin kann bei klinischen Anhaltspunkten für Thiaminmangel (z. B. bei chronischem Alkoholabusus, Mangelernährung) durchgeführt werden Bei kritisch Kranken sollten 100–300 mg/Tag i.v. ab Aufnahme für 3–4 Tage zugeführt werden

Vorschlag Beibehaltung der DGEM-Empfehlung

1 SRMA mit 8 RCT/10 Kohortenstudien: Thiaminmonotherapie mit geringerer Inzidenz delirassoziiert, kein Effekt auf Mortalität [47]

Laborkontrollen Keine spezifische Empfehlung vorhanden Bei Refeedingsyndrom und Enzephalopathie sollte der Thiaminstatus mittels Thiamindiphosphat(ThDP)-Bestimmung in Erythrozyten oder Vollblut ermittelt werden

Änderungsvorschlag der DGEM-Empfehlung

Aufgrund hoher therapeutischer Breite von Thiamin erscheint die Messung verzichtbar. Eine Thiaminpharmakotherapie sollte demnach nach klinischen Anhaltspunkten erfolgen

Vitamin C
Therapie Eine Pharmakotherapie mit Zink, Vitamin A, C und E oder deren Kombination sollte nicht routinemäßig durchgeführt werden Bei kritischer Erkrankung sollte eine höhere Dosis von 2–3 g pro Tag intravenös als Repletionsdosis in der Akutphase gegeben werden

Vorschlag Beibehaltung der DGEM-Empfehlung

Eine aktuelle multizentrische RCT zur Hochdosis-Vitamin-C-Therapie bei Sepsis zeigte ein höheres Risiko für den Compositeendpunkt Versterben oder Organversagen an Tag 28 vs. Placebo [48], eine nachfolgende Metaanalyse ergab keinen Hinweis für ein besseres klinisches Outcome [49]

Laborkontrollen Keine spezifische Empfehlung vorhanden Nicht empfohlen, da Messergebnisse schwer interpretierbar

Änderungsvorschlag der DGEM-Empfehlung:

Aufgrund der o. g. Ergebnisse zum Therapieeffekt von hochdosiertem Vitamin C sollte eine Vitamin-C-Spiegelbestimmung nicht durchgeführt werden

Vitamin D
Therapie Eine Pharmakotherapie mit Vitamin D bis zu 10.000 IE Vitamin D enteral kann bei schwerem Vitamin-D-Mangel (25[OH]D ≤ 30 nmol/l entsprechend ≤ 12 ng/ml) erfolgen

Vitamin D (4000–5000 IE [100–125 mg] pro Tag) sollte bei Mangel 2 Monate lang verabreicht werden, um Blutspiegel von 25(OH)D zwischen 40 und 60 ng/ml zu erreichen. Es können wesentlich höhere Dosen erforderlich sein. Der Schweregrad des Mangels und die für die Behandlung erforderliche Dosis bestimmen die Häufigkeit der Blutbestimmung für Wirksamkeit und Sicherheit.

Keine spezifische Empfehlung für ITS/IMC

Vorschlag Beibehaltung der DGEM-Empfehlung

In der aktuellsten SRMA (16 RCTs, N = 2449) war eine Vitamin-D-Supplementierung mit einer signifikant niedrigeren Mortalität, kürzeren Verweil- und Beatmungsdauer assoziiert, unabhängig vom Baseline-Vitamin-D-Status [50]

Laborkontrollen Ja, aber keine Empfehlung zu Indikation, Zeitpunkt und Frequenz der Messung Vitamin-D-Konzentration (Serum 25(OH)D) kann bei allen Patient:innen mit Risiko für Mangelernährung oder Vitamin-D-Mangel bestimmt werden

Änderungsvorschlag der DGEM-Empfehlung:

Übernahme der Empfehlung entsprechend der ESPEN-Leitlinie Mikronährstoffe

Kupfer (Cu)
Therapie Keine spezifische Empfehlung vorhanden

Individualisierte Substitution bei

– schweren Verbrennungen

– CRRT > 2 Wochen

– langfristiger PE

Änderungsvorschlag der DGEM-Empfehlung:

Übernahme der Empfehlung entsprechend der ESPEN-Leitlinie Mikronährstoffe

In einer aktuellsten SRMA (37 RCT, N = 4905) wurde eine Kupfersupplementierung nicht als Mono-, sondern nur Kombinationstherapie mit Selen und Zink untersucht und war hier mit einer signifikant geringeren Verweildauer auf der ITS und im Krankenhaus assoziiert [51]

Bei Plasma-Cu < 12 mmol/l kann eine Kupfer-Gabe erwogen werden.

Bei Plasma-Cu < 8 mmol/l sollte Kupfer in einer Dosierung von 4–8 mg/Tag als intravenöse Kurzinfusion appliziert werden

Laborkontrollen Keine spezifische Empfehlung vorhanden

Der Plasma-Cu-Spiegel sollte bestimmt werden bei Patient:innen mit

– schweren Verbrennungen

– CRRT > 2 Wochen

– langfristiger PE

Änderungsvorschlag der DGEM-Empfehlung:

Übernahme der Empfehlung entsprechend der ESPEN-Leitlinie Mikronährstoffe

Selen (Se)
Therapie Eine Pharmakotherapie mit Selen soll nicht durchgeführt werden Krankheits-bezogene Substitution bei RRT und Verbrennungen (375 µg/Tag)

Änderungsvorschlag der DGEM-Empfehlung:

Übernahme der Empfehlung entsprechend ESPEN-Leitlinie Mikronährstoffe

Eine krankheitsbezogene hochdosierte Pharmakotherapie (1000–4000 µg/Tag) kann weiterhin nicht empfohlen werden

Individualisierte Substitution unter Langzeit-PE (> 2 Wochen); bei Plasma-Se < 0,4 mmol/l (< 32 µg/l) sollte Se 100 mg/Tag (i.v.) bis Normalisierung gegeben werden
Krankheits-bezogene Pharmakotherapie nach Polytrauma/herzchirurgischen Eingriffen (275 µg/Tag)
Laborkontrollen Keine spezifische Empfehlung vorhanden

Der Selenspiegel sollte bei Langzeit-PE (> 2 Wochen) bestimmt werden.

Zur Bestimmung des Status ist die Selen-Konzentration im Plasma erforderlich, idealerweise sollte GPX‑3 im Plasma bestimmt werden (funktioneller Status). Die gleichzeitige Bestimmung von CRP und Albumin ist für die Auswertung erforderlich

Änderungsvorschlag der DGEM-Empfehlung:

Übernahme der Empfehlung entsprechend ESPEN-Leitlinie Mikronährstoffe

Zink (Zn)
Pharmakotherapie Eine Pharmakotherapie mit Zink, Vitamin A, C und E oder deren Kombination sollte nicht routinemäßig durchgeführt werden

Individualisierte Substitution bei

– Verbrennungen > 20 % Körperoberfläche; es sollten 30–35 mg/Tag i.v. für 2–3 Wochen verabreicht werden

– längerfristiger PE und GI-Verlusten; es können bis zu 12 mg/Tag i.v. für die Dauer der Verluste/PE verabreicht werden

Änderungsvorschlag der DGEM-Empfehlung:

Übernahme der Empfehlung entsprechend ESPEN-Leitlinie Mikronährstoffe

Laborkontrollen Keine spezifische Empfehlung vorhanden Bei Patient:innen mit erhöhten GI-Verlusten/Verbrennungen sollte der Plasma-Zn-Spiegel regelmäßig, bei langfristiger PE alle 6–12 Monate bestimmt werden

Änderungsvorschlag der DGEM-Empfehlung:

Übernahme der Empfehlung entsprechend ESPEN-Leitlinie Mikronährstoffe

AOX Antioxidanzien, CRRT kontinuierliche Nierenersatztherapie, DGEM Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin, GI gastrointestinal, i.v. intravenös, PE parenterale Ernährung, SRMA systematischer Review und Metaanalyse, GPX Glutathionperoxidase