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. 2023 Oct 11;135(Suppl 6):743–750. [Article in German] doi: 10.1007/s00508-023-02273-6
2.1. Medizinische, diätologische, sportmedizinische und psychologische Kontrolltermine
Kontrolle der Umsetzung von diätetischen Empfehlungen
Überprüfung des aktuellen Ausmaßes und der Arten der Bewegung (s. Tab. 2, Maßnahmen 2.4)
Evaluierung psychosozialer Veränderung (privates und berufliches soziales Umfeld, subjektive Erwartungen und Bedürfnisse etc.)
Evaluierung hinsichtlich des Auftretens von Depressionen, Suchtverschiebung und anderer psychischer Erkrankungen
Entwicklung von krankhaftem Essverhalten (s. Tab. 1, Faktoren 1.4)
2.2. Eigenbeobachtung
Führung eines Ernährungs‑, Bewegungstagebuches [2]
Verwendung eines Schrittzählers, Aktivitätstrackers [21, 37]
Regelmäßige Gewichtskontrollen (1- bis 2‑mal/Woche) [2]
Bewusstmachung/Stärkung der Wahrnehmung von Essverhalten und Umgang damit (s. Tab. 2, Maßnahmen 2.5)
2.3. Diätetische Maßnahmen
Individuell angepasste Empfehlungen, die den Energie- und Eiweißbedarf, die Vorlieben, Unverträglichkeiten, Vortherapien (konservativ, bariatrisch) und Begleiterkrankungen der PatientInnen berücksichtigen [21]
Exploration von möglichen Ernährungsdefiziten

Exploration folgender Faktoren:

– Aktuelle Ernährungs- und Trinkgewohnheiten (cave: Softdrinks, Alkohol)

– Aufklärung/Erlernen der Unterscheidung zwischen Durstgefühl und Hunger

– Umgang mit Heißhunger/Gusto/Snacking

– Planung von regelmäßigen Mahlzeiten, Mahlzeitenabständen

– Bewusstes Essen mit Wahrnehmen von Essgeschwindigkeit und Kaufrequenz

Intermittierender Einsatz von Formuladiäten zur Gewichtsstabilisierung [23]
2.4. Bewegungsmaßnahmen [20, 38, 39]
Bewegung mit mittlerer Intensität im Ausmaß von mindestens 150 min, besser 250–300 min pro Woche; dies entspricht etwa einem zusätzlichen Energieverbrauch von 2000 kcal pro Woche. Zusätzlich mindestens 2 Einheiten mit muskelkräftigender Bewegung (je mindesten 10 min)
Reduktion der sitzenden Tätigkeiten
Erhöhung der Alltagsaktivität
2.5. Psychologische Maßnahmen [40]
Eingeübte Verhaltensänderungsstrategien [41] und Zielorientierung [42] evaluieren
Reflexion von individuellem Emotions- und Stressmanagement [42] sowie Evaluierung der Copingstrategien (u. a. Entspannungstraining, Achtsamkeitsübungen) und der Rückfallprophylaxe
Intrinsische Motivation [24], Selbstführsorge und Selbstwirksamkeit fördern und stärken

Spezielle Aspekte, die bei PatientInnen nach bariatrischer Operation besonders berücksichtigt werden sollten:

– Jegliche Psychopathologie kann das Outcome beeinflussen [4345]

– Abklärung der Suizidalität [44, 4648]

– Suchtverlagerung [36], Substanzmissbrauch und selbstschädigendes Verhalten [43, 4650]

– Förderung des positiven Einflusses von psychosozialen Interventionen [48]

– Abklärung traumatischer Erlebnisse [25]

– Längerfristige postoperative Begleitung begünstigt den Erhalt der Gewichtsreduktion [51]

Bei Vorhandensein von psychischen Erkrankungen und/oder psychopharmakologischer Medikation empfiehlt sich bereits präinterventionell und insbesondere bei Auftreten einer postinterventionellen Gewichtszunahme und/oder Verschlechterung des psychischen Befindens eine rasche Kontaktaufnahme mit der/dem behandelnden PsychologIn und FachärztIn
Exploration psychischer Befindlichkeiten und klinischer Symptome (Entwicklung von psychischen Störungen, Suchtverlagerung hin zu substanzgebundenen und -ungebundenen Süchten) [52]
Auffälligkeiten im Ess- und Trinkverhalten, die eine Gewichtszunahme begünstigen, abklären und bearbeiten (u. a. Craving, Grazing, Nibbling, Loss of Control Eating, Overeating, Emotional Eating, Chewing and Spitting, Night-Eating-Syndrom)
2.6. Medizinische Maßnahmen
Anpassung der Medikation an den Therapieverlauf und Begleiterkrankungen
Fortführung bzw. Start mit einer antiadipösen Pharmakotherapie (GLP-1 Rezeptoragonisten (zukünftig GIP/GLP-1 Rezeptoragonisten), Naltrexon/Bupropion, Lipasehemmer) insbesondere bei einer moderaten bzw. raschen klinisch relevanten Gewichtszunahme (s. Abschnitt „Beurteilung einer relevanten postinterventionellen Gewichtszunahme“) [21, 22]
Exploration von möglichen Mikro- und Makronährstoffdefiziten
Internistische Evaluierung bei atypischem Therapieverlauf bzw. unklarer Gewichtszunahme, ggf. erneute endokrinologische Diagnostik bei klinischen/laborchemischen Auffälligkeiten
Evaluierung der Möglichkeit für einen Rehabilitationsaufenthalt mit Stoffwechselschwerpunkt
2.7. Chirurgische Maßnahmen
Die Art der Reversionsoperation sollte im Kontext mit den Ursachen der Gewichtszunahme stehen [1]:
Pouchresizing [32, 33]
Pouchbanding [53]
Pouchresizing + Pouchbanding, um Redilatation zu verhindern [32]
Neuanlage der gastrojejunalen Anastomose; endoskopische Verengung der gastrojejunalen Anastomose [54]
Versetzen der Fußpunktanastomose (Verlängerung des komplett aus der Essenspassage genommenen biliopankreatischen Schenkels) [36]
Umwandlungsoperation: Bei PatientInnen mit „sleeve gastrectomy“ kann bei klinisch relevanter Gewichtszunahme eine Umwandlung auf Y‑Roux-Magenbypass oder „single anastomosis duodeno-ileal bypass + sleeve gastrectomy“ (SADI-S) erfolgen, um eine Malabsorption hinzuzufügen [55]