2.1. Medizinische, diätologische, sportmedizinische und psychologische Kontrolltermine |
Kontrolle der Umsetzung von diätetischen Empfehlungen |
Überprüfung des aktuellen Ausmaßes und der Arten der Bewegung (s. Tab. 2, Maßnahmen 2.4) |
Evaluierung psychosozialer Veränderung (privates und berufliches soziales Umfeld, subjektive Erwartungen und Bedürfnisse etc.) |
Evaluierung hinsichtlich des Auftretens von Depressionen, Suchtverschiebung und anderer psychischer Erkrankungen |
Entwicklung von krankhaftem Essverhalten (s. Tab. 1, Faktoren 1.4) |
2.2. Eigenbeobachtung |
Führung eines Ernährungs‑, Bewegungstagebuches [2] |
Verwendung eines Schrittzählers, Aktivitätstrackers [21, 37] |
Regelmäßige Gewichtskontrollen (1- bis 2‑mal/Woche) [2] |
Bewusstmachung/Stärkung der Wahrnehmung von Essverhalten und Umgang damit (s. Tab. 2, Maßnahmen 2.5) |
2.3. Diätetische Maßnahmen |
Individuell angepasste Empfehlungen, die den Energie- und Eiweißbedarf, die Vorlieben, Unverträglichkeiten, Vortherapien (konservativ, bariatrisch) und Begleiterkrankungen der PatientInnen berücksichtigen [21] |
Exploration von möglichen Ernährungsdefiziten |
Exploration folgender Faktoren: – Aktuelle Ernährungs- und Trinkgewohnheiten (cave: Softdrinks, Alkohol) – Aufklärung/Erlernen der Unterscheidung zwischen Durstgefühl und Hunger – Umgang mit Heißhunger/Gusto/Snacking – Planung von regelmäßigen Mahlzeiten, Mahlzeitenabständen – Bewusstes Essen mit Wahrnehmen von Essgeschwindigkeit und Kaufrequenz |
Intermittierender Einsatz von Formuladiäten zur Gewichtsstabilisierung [23] |
2.4. Bewegungsmaßnahmen [20, 38, 39] |
Bewegung mit mittlerer Intensität im Ausmaß von mindestens 150 min, besser 250–300 min pro Woche; dies entspricht etwa einem zusätzlichen Energieverbrauch von 2000 kcal pro Woche. Zusätzlich mindestens 2 Einheiten mit muskelkräftigender Bewegung (je mindesten 10 min) |
Reduktion der sitzenden Tätigkeiten |
Erhöhung der Alltagsaktivität |
2.5. Psychologische Maßnahmen [40] |
Eingeübte Verhaltensänderungsstrategien [41] und Zielorientierung [42] evaluieren |
Reflexion von individuellem Emotions- und Stressmanagement [42] sowie Evaluierung der Copingstrategien (u. a. Entspannungstraining, Achtsamkeitsübungen) und der Rückfallprophylaxe |
Intrinsische Motivation [24], Selbstführsorge und Selbstwirksamkeit fördern und stärken |
Spezielle Aspekte, die bei PatientInnen nach bariatrischer Operation besonders berücksichtigt werden sollten: – Jegliche Psychopathologie kann das Outcome beeinflussen [43–45] – Abklärung der Suizidalität [44, 46–48] – Suchtverlagerung [36], Substanzmissbrauch und selbstschädigendes Verhalten [43, 46–50] – Förderung des positiven Einflusses von psychosozialen Interventionen [48] – Abklärung traumatischer Erlebnisse [25] – Längerfristige postoperative Begleitung begünstigt den Erhalt der Gewichtsreduktion [51] |
Bei Vorhandensein von psychischen Erkrankungen und/oder psychopharmakologischer Medikation empfiehlt sich bereits präinterventionell und insbesondere bei Auftreten einer postinterventionellen Gewichtszunahme und/oder Verschlechterung des psychischen Befindens eine rasche Kontaktaufnahme mit der/dem behandelnden PsychologIn und FachärztIn |
Exploration psychischer Befindlichkeiten und klinischer Symptome (Entwicklung von psychischen Störungen, Suchtverlagerung hin zu substanzgebundenen und -ungebundenen Süchten) [52] |
Auffälligkeiten im Ess- und Trinkverhalten, die eine Gewichtszunahme begünstigen, abklären und bearbeiten (u. a. Craving, Grazing, Nibbling, Loss of Control Eating, Overeating, Emotional Eating, Chewing and Spitting, Night-Eating-Syndrom) |
2.6. Medizinische Maßnahmen |
Anpassung der Medikation an den Therapieverlauf und Begleiterkrankungen |
Fortführung bzw. Start mit einer antiadipösen Pharmakotherapie (GLP-1 Rezeptoragonisten (zukünftig GIP/GLP-1 Rezeptoragonisten), Naltrexon/Bupropion, Lipasehemmer) insbesondere bei einer moderaten bzw. raschen klinisch relevanten Gewichtszunahme (s. Abschnitt „Beurteilung einer relevanten postinterventionellen Gewichtszunahme“) [21, 22] |
Exploration von möglichen Mikro- und Makronährstoffdefiziten |
Internistische Evaluierung bei atypischem Therapieverlauf bzw. unklarer Gewichtszunahme, ggf. erneute endokrinologische Diagnostik bei klinischen/laborchemischen Auffälligkeiten |
Evaluierung der Möglichkeit für einen Rehabilitationsaufenthalt mit Stoffwechselschwerpunkt |
2.7. Chirurgische Maßnahmen |
Die Art der Reversionsoperation sollte im Kontext mit den Ursachen der Gewichtszunahme stehen [1]: |
Pouchresizing [32, 33] |
Pouchbanding [53] |
Pouchresizing + Pouchbanding, um Redilatation zu verhindern [32] |
Neuanlage der gastrojejunalen Anastomose; endoskopische Verengung der gastrojejunalen Anastomose [54] |
Versetzen der Fußpunktanastomose (Verlängerung des komplett aus der Essenspassage genommenen biliopankreatischen Schenkels) [36] |
Umwandlungsoperation: Bei PatientInnen mit „sleeve gastrectomy“ kann bei klinisch relevanter Gewichtszunahme eine Umwandlung auf Y‑Roux-Magenbypass oder „single anastomosis duodeno-ileal bypass + sleeve gastrectomy“ (SADI-S) erfolgen, um eine Malabsorption hinzuzufügen [55] |