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. 2013:761–775. [Article in German] doi: 10.1007/978-3-642-24710-1_46
Therapie Positiver Wirknachweis Risiken Kommentar
Medikamente
Orale Anticholinergika: Dicyclomin, Dicycloverin Signifikante, aber fraglich relevante Verbesserung der Symptomatik bei unterschiedlicher Definition des positiven Therapieeffekts in mehreren KRS Müdigkeit, Übelkeit und Diarrhö, aber auch Fallberichte über schwere Nebenwirkungen wie Atemstörungen, zerebrale Krampfanfälle, Asphyxie und Koma, insbesondere bei Neugeborenen und jungen Säuglingen, weswegen Dicyclomin in den USA erst ab dem 6. Lebensmonat zugelassen ist (Williams u. Watkin-Jones 1984) In Studien wurden Dicyclomin und Dicycloverin eingesetzt, in Deutschland ist jedoch nur Pipenzolatbromid erhältlich, welches international für diese Indikation nie wissenschaftlich untersucht wurde
Entblähungsmittel: Simeticon (Lefax) In mehreren KRS kein sicherer positiver Wirknachweis In den Studien nicht berichtet
Lactobacillus reuteri In zwei KRS positive Effekte Nicht berichtet α-Laktalbumin-angereicherte Nahrung plus probiotischer Supplementierung scheint keinen Effekt zu haben
Nahrungsmodifikationen
Hypoallergene Nahrung für stillende Mütter Ein Verzicht auf Milch, Eier, Weizen und Nüsse hat einen positiven Effekt In den Studien nicht berichtet Insgesamt sehr kleine Fallzahl
Kuhmilchbasis durch Sojabasis ersetzt Widersprüchliche Ergebnisse In den Studien nicht berichtet Verblindung in den Studien inkomplett
Säuglingsnahrung auf Kuhmilchbasis durch Kaseinhydrolysatnahrung ersetzt In KRS kein positiver Wirknachweis In den Studien nicht berichtet
Säuglingsnahrung auf Kuhmilchbasis durch Molkehydrolysatnahrung ersetzt Positiver Wirknachweis in einer KRS: Reduktion der täglichen Schreidauer im Median um 63 min (1–127 min) In den Studien nicht berichtet
Verringerung des Laktosegehalts Wissenschaftlicher Wirknachweis in 3 KRS widersprüchlich; beobachteter Effekt in jedem Fall gering In den Studien nicht berichtet Laktoseintoleranz der Kinder vor Einschluss in die Studien nicht untersucht
Erhöhung des Ballaststoffanteils In einer KRS kein positiver Wirknachweis In den Studien nicht berichtet
Saccharoselösung Bei längeren Schreiattacken haben 2 ml 12%ige Saccharoselösung einen signifikanten positiven Effekt (nach Einschätzung der Eltern). Die „number needed to treat“ ist mit 2 sehr niedrig Nachteilige Effekte auf eine altersentsprechende Ernährung und die Zahnentwicklung sind bei längerer Anwendung nicht auszuschließen Geringe Fallzahl von 19 Kindern; häufig nur kurze Wirkung
Kräutertee (Kamille, Vervain, Lakritz, Fenchel, Pfefferminze in Glukoselösung) Bis 3-mal täglich bei Schreiattacken gegeben (bis max. 150 ml pro Gabe), führte der Tee bei signifikant mehr Kindern zum Sistieren der Symptome (58 %), als wenn ausschließlich Glukoselösung gegeben wurde (26 %) Es wurden im Mittel 30 ml Tee/kg KG/Tag konsumiert. Nachteilige Effekte auf die altersentsprechende Ernährung und die Zahnentwicklung sind bei längerer Anwendung nicht auszuschließen
Elterliche Verhaltensmodifikation Widersprüchliche Ergebnisse. Die beobachteten Effekte sind sehr gering Keine In der größten KRS sollten Mütter Reize (taktil, auditiv etc.) für das Kind vermindern. Ihnen wurde aber auch geraten, ihr Kind alleine zu lassen, wenn sie meinten, das Schreien nicht länger ertragen zu können. Die Beurteilung des Therapieerfolgs wurde mittels einer unvalidierten Skala vorgenommen. Es bleibt unklar, ob sich das kindliche Verhalten verändert hat oder nur dessen Wahrnehmung durch die Mutter
Chiropraktische Manipulation Kein Effekt in der einzigen KRS, in der weder Eltern noch die Studienleiter wussten, welches Kind wirklich behandelt wurde (Olafsdottir et al. 2001) Unklar, ob unsachgemäße Manipulationen zu Schäden führen können Eine weitere KRS wies positive Therapieeffekte nach, zeigte aber erhebliche methodische Mängel. Insbesondere waren die Eltern hinsichtlich der Behandlung ihres Kindes nicht verblindet (Wiberg et al. 1999)

Sonstiges

KRS kontrollierte, randomisierte Studie.