Therapie | Positiver Wirknachweis | Risiken | Kommentar |
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Medikamente | |||
Orale Anticholinergika: Dicyclomin, Dicycloverin | Signifikante, aber fraglich relevante Verbesserung der Symptomatik bei unterschiedlicher Definition des positiven Therapieeffekts in mehreren KRS | Müdigkeit, Übelkeit und Diarrhö, aber auch Fallberichte über schwere Nebenwirkungen wie Atemstörungen, zerebrale Krampfanfälle, Asphyxie und Koma, insbesondere bei Neugeborenen und jungen Säuglingen, weswegen Dicyclomin in den USA erst ab dem 6. Lebensmonat zugelassen ist (Williams u. Watkin-Jones 1984) | In Studien wurden Dicyclomin und Dicycloverin eingesetzt, in Deutschland ist jedoch nur Pipenzolatbromid erhältlich, welches international für diese Indikation nie wissenschaftlich untersucht wurde |
Entblähungsmittel: Simeticon (Lefax) | In mehreren KRS kein sicherer positiver Wirknachweis | In den Studien nicht berichtet | – |
Lactobacillus reuteri | In zwei KRS positive Effekte | Nicht berichtet | α-Laktalbumin-angereicherte Nahrung plus probiotischer Supplementierung scheint keinen Effekt zu haben |
Nahrungsmodifikationen | |||
Hypoallergene Nahrung für stillende Mütter | Ein Verzicht auf Milch, Eier, Weizen und Nüsse hat einen positiven Effekt | In den Studien nicht berichtet | Insgesamt sehr kleine Fallzahl |
Kuhmilchbasis durch Sojabasis ersetzt | Widersprüchliche Ergebnisse | In den Studien nicht berichtet | Verblindung in den Studien inkomplett |
Säuglingsnahrung auf Kuhmilchbasis durch Kaseinhydrolysatnahrung ersetzt | In KRS kein positiver Wirknachweis | In den Studien nicht berichtet | – |
Säuglingsnahrung auf Kuhmilchbasis durch Molkehydrolysatnahrung ersetzt | Positiver Wirknachweis in einer KRS: Reduktion der täglichen Schreidauer im Median um 63 min (1–127 min) | In den Studien nicht berichtet | – |
Verringerung des Laktosegehalts | Wissenschaftlicher Wirknachweis in 3 KRS widersprüchlich; beobachteter Effekt in jedem Fall gering | In den Studien nicht berichtet | Laktoseintoleranz der Kinder vor Einschluss in die Studien nicht untersucht |
Erhöhung des Ballaststoffanteils | In einer KRS kein positiver Wirknachweis | In den Studien nicht berichtet | – |
Saccharoselösung | Bei längeren Schreiattacken haben 2 ml 12%ige Saccharoselösung einen signifikanten positiven Effekt (nach Einschätzung der Eltern). Die „number needed to treat“ ist mit 2 sehr niedrig | Nachteilige Effekte auf eine altersentsprechende Ernährung und die Zahnentwicklung sind bei längerer Anwendung nicht auszuschließen | Geringe Fallzahl von 19 Kindern; häufig nur kurze Wirkung |
Kräutertee (Kamille, Vervain, Lakritz, Fenchel, Pfefferminze in Glukoselösung) | Bis 3-mal täglich bei Schreiattacken gegeben (bis max. 150 ml pro Gabe), führte der Tee bei signifikant mehr Kindern zum Sistieren der Symptome (58 %), als wenn ausschließlich Glukoselösung gegeben wurde (26 %) | Es wurden im Mittel 30 ml Tee/kg KG/Tag konsumiert. Nachteilige Effekte auf die altersentsprechende Ernährung und die Zahnentwicklung sind bei längerer Anwendung nicht auszuschließen | – |
Elterliche Verhaltensmodifikation | Widersprüchliche Ergebnisse. Die beobachteten Effekte sind sehr gering | Keine | In der größten KRS sollten Mütter Reize (taktil, auditiv etc.) für das Kind vermindern. Ihnen wurde aber auch geraten, ihr Kind alleine zu lassen, wenn sie meinten, das Schreien nicht länger ertragen zu können. Die Beurteilung des Therapieerfolgs wurde mittels einer unvalidierten Skala vorgenommen. Es bleibt unklar, ob sich das kindliche Verhalten verändert hat oder nur dessen Wahrnehmung durch die Mutter |
Chiropraktische Manipulation | Kein Effekt in der einzigen KRS, in der weder Eltern noch die Studienleiter wussten, welches Kind wirklich behandelt wurde (Olafsdottir et al. 2001) | Unklar, ob unsachgemäße Manipulationen zu Schäden führen können | Eine weitere KRS wies positive Therapieeffekte nach, zeigte aber erhebliche methodische Mängel. Insbesondere waren die Eltern hinsichtlich der Behandlung ihres Kindes nicht verblindet (Wiberg et al. 1999) |
Sonstiges
KRS kontrollierte, randomisierte Studie.