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. 2020 Dec 9;29(12):26–29. [Article in German] doi: 10.1007/s35141-020-0408-5

Ideen fördern und schnell zur Marktreife bringen

Philipp Petzka 1,
PMCID: PMC7723466

Auch Wirtschaftsleben bedeutet ständige Veränderung. So hat die Digitalisierung der Wirtschaft das Innovationstempo rasant erhöht. Für Unternehmen heißt das: Es reicht nicht mehr, alle fünf bis zehn Jahre einen Geistesblitz zu haben. Unternehmen müssen Prozesse etablieren, auf denen Ideen gedeihen können.

Neue technische Möglichkeiten, sich stetig verändernde Marktbedingungen und ein steigender Wettbewerbsdruck durch die globale wirtschaftliche Vernetzung sind nur einige Gründe, warum die erfolgreiche Innovation für Unternehmen heute eine existenzielle Bedeutung hat. Die Betonung liegt dabei auf erfolgreich, denn Neuerungen, die sich am Markt oder im Unternehmen nicht durchsetzen können oder nicht das halten, was sie versprechen, können zu teuren Fehlinvestitionen werden. Entscheidend ist es also, stetige Prozesse und Verfahren zu etablieren, um Innovationsimpulse zu fördern und möglichst früh und möglichst verlässlich zu evaluieren.

Wie wichtig vielfältige Impulse und eine sorgfältige Evaluation sind, zeigt sich anschaulich am Beispiel der deutschen Automobilindustrie: Obwohl die Branche eigentlich als besonders innovativ gilt, wurde sie in punkto Elektromobilität vom Branchen-Neuling Tesla regelrecht überrumpelt. Der Grund für diese Entwicklung liegt wohl hauptsächlich in der strikten Fokussierung auf die eigene Branche. Das heißt, alle Hersteller hatten zwar ihre Mitbewerber fest im Blick; es ist aber nicht gelungen, "über den Tellerrand hinaus zu schauen" und auch wichtige gesamtgesellschaftliche Entwicklungen in die eigenen Strategien miteinzubeziehen.

Alle Unternehmen brauchen Innovation

Fünf Faktoren erhöhen den Innovationsdruck:

  1. Der rasante technische Fortschritt und die Digitalisierung eröffnen ständig neue Möglichkeiten und bergen vielfältige Chancen, aber natürlich auch das Risiko, Entwicklungen nicht früh genug zu erkennen und gar nicht oder falsch zu reagieren.

  2. Neue Devices und Funktionalitäten, diverse Plattformen und sich wandelnde Nutzerpräferenzen verlangen eine ständige Überprüfung von Produkten, Services und Angeboten. Die Anforderungen an Anbieter verändern sich kontinuierlich und es gilt, mit diesen Entwicklungen kontinuierlich Schritt zu halten.

  3. Kürzere Produktlebenszyklen sorgen für zusätzliche Beschleunigung. Die Zeitspannen von der Idee über die Planung und Entwicklung bis zur Markteinführung haben sich in den letzten Jahren extrem verkürzt.

  4. Die nach wie vor zunehmende Globalisierung erhöht den Wettbewerbsdruck deutlich. Unternehmen treten heute gegen Konkurrenten aus der gesamten Welt an und neue Vertriebs- und Fertigungstechniken finden innerhalb kürzester Zeit aus allen Teilen der Welt ihren Weg auf den europäischen Markt.

  5. Und auch unerwartete gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen, zum Beispiel die Covid-19-Krise, können von Unternehmen sehr schnelle und agile Strategie- oder Produktanpassungen verlangen.

Natürlich ist der Innovationsdruck in unterschiedlichen Branchen unterschiedlich stark ausgeprägt. Während ein E-Commerce oder FinTech-Unternehmen quasi täglich um das beste User-Erlebnis ringen muss, gibt es vor allem im B2B-Bereich durchaus noch sehr konservative Wirtschaftszweige, in denen die Kunden zum Beispiel seit Jahrzehnten per Fax bestellen und augenscheinlich keine Notwendigkeit sehen, diese bewährten Verfahren zu verändern. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Schon ein Generationswechsel kann sehr plötzlich für tiefgreifende Veränderungen des Kundenverhaltens sorgen und beispielsweise komfortablere Prozesse in einen entscheidenden Vorteil für Mitbewerber verwandeln. Darauf sollten Unternehmen vorbereitet sein.

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Innovationen werden aus Ideen gemacht

Doch woher kommen eigentlich Ideen? Die Antwort ist ganz einfach: Viele sind eigentlich schon da und im Arbeitsalltag ständig präsent. Neue Ideen entstehen nämlich immer dann, wenn Probleme erkannt und Prozesse und vermeintlich Unveränderliches hinterfragt werden. Zumindest wenn es um Optimierungspotenziale geht, wissen die Mitarbeiter in Unternehmen in der Regel ganz genau, warum zum Beispiel ein Konkurrenzprodukt erfolgreicher ist, welche internen Prozesse mäßig effizient sind oder aus welchen Gründen Kunden an bestimmten Stellen der digitalen Customer Journey abspringen...

Für Unternehmen, die die Zukunft erfolgreich gestalten wollen, gilt es, diesen wertvollen Schatz an Wissen und Kreativität zu heben. Das heißt zuerst einmal: genau zuhören, Kritikpunkte und Ideen der Mitarbeitenden ernst nehmen und eine Kultur der offenen Diskussion und Kooperation zu etablieren. Aber Vorsicht, solche Innovationsmeetings dürfen auf keinen Fall zu regelmäßigen "Kaffeekränzchen" werden, die trotz aller guten Ideen folgenlos bleiben.

Obwohl die Notwendigkeit von Innovation im Management durchaus wahrgenommen wird, besteht häufig der Eindruck, dass im hektischen Tagesgeschäft die Zeit dazu fehlt. Dabei kann schon mit geringem Aufwand viel erreicht werden. Wenn es beispielsweise gelingt, Mitarbeiter verschiedener Abteilungen regelmäßig in einer offenen konstruktiven Atmosphäre zum "Ideen-Workshop" zusammenzubringen, entstehen spannende neue Gedanken. Dabei können schon 30 Minuten pro Woche ein sehr guter Anfang sein.

Natürlich lohnt es sich auch, mehr zu investieren bis hin zum unternehmenseigenen Think Tank. Wichtig ist es dabei immer, möglichst unterschiedliche Sichtweisen und Erfahrungen nutzbar zu machen. Denn Diversität fördert die Kreativität. Auch Impulse von außen können hier hilfreich sein. Wichtig ist es, neue Ideen von Anfang an mit allen involvierten Beschäftigten ergebnisoffen zu diskutieren, um eine maximale Akzeptanz sicherzustellen und alle Stakeholder im Unternehmen einzubeziehen. Erst dann heißt es, zügig zu handeln.

Über den Erfolg einer Innovation entscheidet letztendlich der Anwender, egal ob es sich um interne Prozessoptimierungen oder ein revolutionäres neues Produkt für den Endkunden handelt. Deshalb empfiehlt es sich, während des gesamten Entwicklungsprozesses engen Kontakt zu den Anwendern zu halten. Frühzeitiges Anwender-Feedback hilft, Fehler zu vermeiden und die Akzeptanz zu erhöhen.

Auch Kunden können in Innovationsprozesse involviert werden

Zur Evaluierung von Produkt- oder Prozess-Innovationen bietet sich auch die Lead-User-Methode an. Kunden oder Power-User können an der Entwicklung beteiligt werden und so frühzeitig ihr Feedback geben. Begeisterte User tun das häufig gern und ohne Bezahlung. So lässt sich während der Entwicklungsphase optimale Marktnähe sicherstellen. Und bei der Markteinführung können überzeugte User sogar als effektive Multiplikatoren dienen.

Die Entwicklung von Ideen darf nicht ins Leere laufen. Denn das bremst nicht nur den notwendendigen Innovationsprozess, sondern kann bei den Beteiligten auch zur Frustration bis hin zur Resignation führen. In Fällen, in denen intern nicht ausreichend Fachkompetenz zu bestimmten Themen vorhanden ist, empfiehlt es sich deshalb, frühzeitig kompetente Partner ins Boot zu holen. So lassen sich zum Beispiel die Lösungsmöglichkeiten, die die Digitalisierung vielen Unternehmen eröffnet, häufig nicht wirklich einschätzen. Hier können Digitalisierungs-Fachleute wertvolle Unterstützung leisten. Externe Spezialisten können die Innovationsimpulse aus dem Unternehmen in maßgeschneiderte Strategien und Lösungen zur digitalen Transformation verwandeln, die sich nahtlos in die unternehmenseigenen Prozesse integrieren.

Hindernisse überwinden - Innovation befördern

Als Innovationshemmnis haben sich in vielen Unternehmen vor allem die folgenden drei Punkte erwiesen:

  1. Zeitmangel: Unternehmen sind im Alltag ausgelastet und es gibt scheinbar kaum freie Ressourcen - schon gar nicht für eine kontinuierliche Innovation. Hier ist das Management in der Verantwortung. Es gilt, dem Thema Innovation eine klare Priorität einzuräumen. Oft reicht es schon, wenn sich Teams einmal in der Woche für 30 Minuten zusammensetzen.

  2. Mangelnde Motivation der Mitarbeiter: Auch der Mensch selbst kann der Innovation im Weg stehen, denn er liebt die Routine. Innovation aber stellt eine Veränderung dar. Deshalb kann es passieren, dass auch sinnvolle Neuerungen im Unternehmen nicht angenommen werden. Hier gilt es, den Sinn der Veränderung immer wieder klar zu kommunizieren und auch die Zweifler im Team zu überzeugen.

  3. Realitätsferne Entwicklung: Gerade, wenn es um die Neuorganisation interner Prozesse geht, sind die Mitarbeiter die besten Ratgeber. Haben sie den Eindruck, dass Veränderungen nicht abgesprochen waren, entstehen schnell Frust und ein Graben zwischen oben und unten. Schwierig ist es auch, wenn Innovationen am Menschen vorbei entwickelt werden, etwa durch externe Berater, die nur auf die Effizienz schauen, aber nicht darauf, wie die Prozesse tatsächlich funktionieren.

Leitmotive für das Gelingen von Innovationsprozessen

Das beste Leitmotiv zur Einführung von Innovation ist ein Blick in die Zukunft: Es lohnt sich, darüber nachzudenken, was in den nächsten fünf bis zehn Jahren passieren wird. Welche Herausforderung und Trends wird es geben, wie werden sie sich auf das eigene Unternehmen auswirken? Aus den Antworten auf diese Fragen lassen sich Lösungskonzepte entwickeln, die möglichst verschiedene Szenarien berücksichtigen und auf diese Weise ausreichend Flexibilität bieten, um auf jede Entwicklung adäquat reagieren zu können (siehe Handlungsempfehlungen).

Existenzielle Herausforderung

Die Weichen für die Zukunft werden heute gestellt. Angesichts der dynamischen Entwicklung von Märkten und Technologien wird die Fähigkeit zur Innovation für Unternehmen zur existenziellen Herausforderung. Um dieser Herausforderung gewachsen zu sein, gilt es für Unternehmen, Innovationsprozesse nachhaltig zu implementieren und eine offene und konstruktive Innovationskultur zu schaffen.

Wichtig ist es, die kreativen Potenziale der Mitarbeitenden dauerhaft nutzbar zu machen und zukunftsweisende Ideen in einem professionellen Prozess mit kompetenter Unterstützung von Experten und kontinuierlichem Nutzer-Feedback zur Marktreife zu entwickeln.

Kompakt.

  • Unternehmen müssen stetige Prozesse und Verfahren etablieren, um Innovationsimpulse zu fördern und möglichst früh und möglichst verlässlich zu evaluieren.

  • Gute Ideen müssen zügig umgesetzt werden, auch mit externer Unterstützung.

  • Frühzeitiges Anwender-Feedback hilft, Fehler zu vermeiden und die Akzeptanz zu erhöhen.

Handlungsempfehlungen.

Best-Practice-Guide Innovation

  1. Immer nah am Markt entwickeln. Egal, ob es sich um Produkte oder Prozesse handelt. Hier bietet sich die Lead-User-Methode an. Kunden oder Power-User können an der Entwicklung beteiligt werden und ihr Feedback geben. Begeisterte User tun das in der Regel ohne Bezahlung und können sogar als Multiplikatoren dienen.

  2. Interne Kooperation fördern. Der Austausch zwischen Abteilungen und Mitarbeitenden schafft wertvolle Innovationsimpulse und sollte belohnt werden. Diversität bringt neue Denkweisen und Ideen hervor.

  3. Agile Führung. Führungskräfte sollten den Innovationsprozess nicht zu sehr beeinflussen, sondern viel mehr begleiten, anstoßen und optimale Rahmenbedingungen schaffen. Es ist wichtig, Freiräume zu eröffnen. Zu viel Lenkung stört.

  4. Das passende Mindset. Gerade am Anfang ist es wichtig, nicht steigende Umsätze im Auge zu haben, sondern sich auf den Wert des neuen Produktes oder des neuen Prozesses für die Zielgruppe zu konzentrieren. Der Effekt: Man bietet etwas an, was der andere haben will. Daraus resultieren steigende Effizienz und Nutzen bei geringeren Kosten und damit echter Mehrwert für den Kunden.

  5. Lean-Start-up-Ansatz. In dieser Methode wird jeder einzelne Schritt verifiziert. Ohne Feedback geht es nicht weiter im Prozess. So kann sichergestellt werden, dass nur entwickelt wird, was auch wirklich nachgefragt ist.

Philipp Petzka

ist Head of Product bei der I-ways Sales Solutions GmbH, Berlin (i-ways.net).graphic file with name 35141_2020_408_Figb_HTML.jpg

E-Mail: kontakt@i-ways.net


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