| Risikosituation | Inzidenz von Hyperglykämie bzw. Diabetes mellitus | Besonderheiten | |||
|---|---|---|---|---|---|
| Pankreaserkrankungen | |||||
| Pankreatitis | Der postpankreatitische Diabetes mellitus wird in 4/5 der Fälle durch akute Pankreatitis und nur zu 1/5 durch chronische Pankreatitis verursacht [57] | Charakteristika des postpankreatitischen Diabetes mellitus im Vergleich zu Typ-1- und Typ-2-Diabetes-Patienten sowie Pankreatitispatienten ohne Diabetes [18, 57]: | Schlechtere Blutzuckerkontrolle | ||
| Höhere Hospitalisierungsrate | |||||
| Deutlich erhöhtes (Pankreas‑)Karzinomrisiko | |||||
| Deutliche erhöhte Gesamtmortalität | |||||
| Reduzierte Lebenserwartung | |||||
| Akute Pankreatitis | NODM: 15 % innerhalb von 12 Monaten, 20 % innerhalb von 5 Jahren (14 % Insulinabhängigkeit) und 37 % (25 % Insulinabhängigkeit) bei > 5 Jahren nach akuter Pankreatitis [57, 90] | Risikofaktoren sind Schweregrad, Auftreten und Ausmaß von Nekrosen, rezidivierende akute Pankreatitis, äthyltoxische Genese und patientenindividuelle Faktoren (Alter, Polymorbidität, männliches Geschlecht, niedriges Einkommen, vorbestehender Prädiabetes [19, 59, 90]) | |||
| Chronische Pankreatitis | NODM: 15 % innerhalb von 3 Jahren und 33 % innerhalb von 5 Jahren nach Diagnose, Insulinabhängigkeit in 17 % der Fälle [92] | Risikofaktoren sind Steatorrhö, biliäre Striktur, distale Pankreatektomie, mit dem Schweregrad korrelierende Bildgebungsbefunde sowie männliches Geschlecht und Alkoholabusus [15] | |||
| Pankreasresektion | NODM nach [78]: | Totaler Pankreatektomie | 100 % |
Abhängig vom Resektionsausmaß, Indikation (bei distaler Pankreatektomie wegen Neoplasie deutlich niedriger als bei distaler Pankreatektomie wegen chronischer Pankreatitis), Rekonstruktionstyp und patientenindividuellen Faktoren (BMI, Prädiabetes, Alter, Geschlecht) sowie dem Zeitintervall nach Operation [78, 86] Scores erlauben die Vorhersage der Wahrscheinlichkeit eines Diabetes mellitus [47] |
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| Distaler Pankreatektomie | 21 % (3–40 %) | ||||
| Pankreatoduodenektomie | 16 % (9–24 %) | ||||
| Zentraler Pankreatektomie | 6 % (0–14 %) | ||||
| Pankreaskarzinom | Hyperglykämie bei 80 % und Diabetes mellitus bei 45–65 % aller Patienten mit Pankreaskarzinom [18, 62] |
In bis zu 3 von 4 Pankreaskarzinomfällen mit Diabetes besteht ein NODM [18] Das relative Risiko für Pankreaskarzinom ist bei Patienten mit chronischem Diabetes nur gering, bei Menschen mit NODM deutlich erhöht [4, 12, 62] |
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| Chronische Lebererkrankungen (Diabeteshäufigkeit nach [89]) | |||||
| NAFLD | Diabeteshäufigkeit 14–23 % | Negativer Effekt von Diabetes mellitus auf den Verlauf aller chronischen Lebererkrankungen einschließlich eines erhöhten HCC-Risikos [64, 89]. NAFLD erhöht das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 abhängig vom Fibrosegrad im Durchschnitt 2,2fach [45]. Metformin, Glitazone, GLP-1-Rezeptor-Agonisten und SGLT-2-Inhibitoren beeinflussen Parameter der Leberhistologie bei NAFLD positiv [32, 43, 44] | |||
| Hepatitis C | Diabeteshäufigkeit 17,5–38 % | ||||
| Hämochromatose | Diabeteshäufigkeit 10,5–22 % | ||||
| Leberzirrhose | Diabeteshäufigkeit 37–71 % | ||||
BMI Body-Mass-Index; GLP‑1 „glucagon like peptide 1“; HCC hepatozelluläres Karzinom; NAFLD nichtalkoholische Fettlebererkrankung; NODM „new-onset diabetes mellitus“; SGLT‑2 „sodium glucose linked transporter 2“