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. 2023 Mar 1;75(3):38–39. [Article in German] doi: 10.1007/s00058-023-3030-2

Wissenschaft in 5 Minuten

PMCID: PMC9974219  PMID: 36873059

Was lindert Husten bei Bronchitis?

Alle Welt verlangt nach Hustensäften, wenn die Erkältungswellen toben. In einer pragmatischen, offenen und randomisierten Studie ist die Wirksamkeit von drei unterschiedlichen antitussiven Prinzipien bei 194 Patient*innen mit unkomplizierter akuter Bronchitis verglichen worden: Der Hustenstiller Dextromethorphan (3x / Tag), bronchialerweiternde Inhalationen mit Ipratropiumbromid (3x2 /Tag) sowie Honig (3x / Tag), jeweils für 14 Tage. Die Tage mit moderatem oder schwerem Husten (primärer Endpunkt) waren in allen drei Gruppen gleich und unterschieden sich nicht von der Kontrollgruppe, die eine Standardbehandlung erhielt. In allen Gruppen mussten die Patient*innen fünf Tage Husten in Kauf nehmen, in der Honiggruppe waren es sechs.

LLor C et al. (2022) Family Practice cmac112; doi: 10.1093/fampra/cmac112

Statine nach Herzinfarkt.

Mit der Statindosis bei frischen Herzinfarktpatient*innen sollte hochdosiert eingestiegen werden. Denn je höher die initiale Statindosis ist, desto besser sind die kardiovaskulären Langzeitergebnisse.

Dies zeigen finnische Registerdaten von 72.000 Personen, die nach dem ersten Herzinfarkt früh mit Statinen behandelt worden sind. Wer gleich eine hohe Dosis erhielt, hatte in den nächsten fünf Jahren niedrigere Risiken für Tod (13%), erneuten Herzinfarkt (9%) und Schlaganfall (14%) gegenüber einer moderaten Dosis. Gegenüber niedrig dosierten Statinen war der Effekt noch deutlicher.

Kytö V et al. (2022) European Heart Journal - Cardiovascular Pharmacotherapy; doi: 10.1093/ehjcvp/pvac064

COVID-19: Die Wirkung von Antidiabetika.

Unter den COVID-19-Kranken ist ein hoher Anteil Diabetiker. Chinesische Forscher haben untersucht, ob schwere oder leichte Verläufe mit bestimmten Antidiabetika verbunden sind. Das Team um Dr. Gang Chen vom Fujian Provincial Hospital in Fuzhou hat dazu 31 Studien zu acht Standard-Antidiabetika mit über 3,6 Millionen Betroffenen einer Metaanalyse unterzogen. SGLT-2-Hemmer waren im Vergleich zu Insulin mit dem geringsten Risiko für einen schweren Verlauf verbunden (6%), gefolgt von GLP1-Agonisten (25%) und Metformin (28%). Weniger günstig waren DPP4-Hemmer, Sulfonylharnstoffe und Glinide sowie Acarbose und Glitazone.

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Das Team spekuliert über mögliche Gründe für günstige COVID-Verläufe bei bestimmten Antidiabetika. So hat z.B. Metformin antiinflammatorische sowie antifibrinolytische Effekte, die die COVID-Prognose verbessern könnten. Insulin war eher mit ungünstigen Verläufen verbunden. Nach Ansicht der Forschenden liegt hier jedoch ein bias vor: Insulin wird häufig bei langer Diabetesdauer mit schwieriger Blutzuckerkontrolle eingesetzt. Das Team betont jedoch: Insulin sei in jeder Notfallsituation das bevorzugte Antidiabetikum und könne in jedem Stadium von COVID-19 angewandt werden.

Zheng Z, Qingya Z et al. (2022) JAMA Netw Open. 5(12)

Arzneimittelexanthem nach Ecstasy-Konsum.

Fixe Arzneimittelexantheme werden überwiegend durch Antibiotika oder nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) verursacht. Dass Hautreaktionen allerdings auch im Zusammenhang mit dem Konsum von illegalen Drogen auftreten können, zeigt der Fallbericht einer 25-jährigen Patientin.

Bei dieser waren nach der Einnahme von 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA) in Tablettenform ("Ecstasy") mehrere erythematöse und juckende Flecken an verschiedenen Körperstellen aufgetreten. Diese heilten unter Hyperpigmentierung ab und wurden zunächst mit der zurückliegenden antibiotischen Behandlung einer Salpingitis in Verbindung gebracht. Patchtests am oberen Rücken ergaben jedoch ein positives Ergebnis an ehemals betroffenen Hautarealen für eine Verdünnung der MDMA-Tablette. Alle anderen getesteten Substanzen, inklusive der einzelnen Tablettenbestandteile (reines MDMA, Kokain und Levamisol), lösten keine Hautreaktionen aus. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass auch eine Verunreinigung beziehungsweise ein unbekannter Zusatzstoff in der Tablette für den positiven Patchtest verantwortlich sein könnten. Da die Symptome allerdings bei wiederholter oraler Aufnahme von MDMA erneut auftraten, scheinen eher die niedrige Konzentration des getesteten MDMA oder die gewählte Trägersubstanz das negative Testergebnis bewirkt zu haben.

Barbier et al. Contact Dermatitis 2022;87:280-1 doi:10.1007/s15012-022-7640-1

Daten sprechen gegen Wirkung bei Kindern.

Kinder erkranken etwa drei- bis sechsmal jährlich an akuten Atemwegsinfekten. Die Symptome können belastend sein. Auf der Suche nach einer "sanften" Therapie greifen Eltern schnell zu homöopathischen Mitteln. Diese schneiden aber bei der Wirkung nicht besser ab als Placebo, fanden Forschende aus Australien heraus. Dr. Kate Hawke von der Universität Queensland in Brisbane und ihr Team aktualisierten eine Metaanalyse von 2018. Einbezogen wurden randomisierte Studien, in denen orale Homöopathika mit Placebo oder konventionellen Therapien verglichen worden waren, um akute Atemwegsinfektionen bei Kindern bis zum Alter von 16 Jahren zu verhindern oder zu behandeln. Die Arbeitsgruppe entdeckte drei neue Studien mit insgesamt 251 Teilnehmenden, insgesamt wurden elf Studien mit mehr als 1.800 Kindern ausgewertet.

Keine Wirksamkeit bewiesen: Alle Untersuchungen konzentrierten sich auf Infektionen der oberen Atemwege, eine umfasste auch Infekte der unteren Atemwege. "Insgesamt zeigte die Analyse keinen konsistenten Nutzen von homöopathischen Arzneimitteln im Vergleich zu Placebo hinsichtlich der Rezidiv- oder Genesungsraten von Kindern mit akuten Atemwegsinfekten", fassen Hawke et al. zusammen. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz bewerteten sie für die Mehrzahl der Endpunkte als niedrig bis sehr niedrig. Die Ergebnisse variierten stark, auch innerhalb der Studien, sodass keine Wirksamkeit von Homöopathika nachgewiesen werden konnte. (js)

Hawke K et al. Homeopathic medicinal products for preventing and treating acute respiratory tract infections in children. Cochrane Database Syst Rev 2022;12(12):CD005974

Was sind Kernkompetenzen?

Community Health Nursing (CHN) ist ein pflegerisches Handlungsfeld, das international etabliert ist und nun für den deutschsprachigen Raum implementiert wird. Zur Schärfung der Einsatzfelder und Verantwortlichkeiten ist eine Auseinandersetzung mit den Fähigkeiten des CHN notwendig. Die Literaturanalyse von Harald Lidauer et al. leistet dazu einen Beitrag mit dem Ziel, "die vorhandene Evidenz zu kartieren, um einen Überblick über die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen von CHN im allgemeinen Kontext der Gesundheitsversorgung zu geben" (S. 232).

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Kompetenzen für Lehrpläne von Relevanz

Die Autoren unterschieden zunächst Community Nursing (im Sinne von Gemeindekrankenpflege) und Community Health Nursing (im Sinne der WHO). Als Methode wurde ein Scoping-Review gewählt. Hierbei wurde nach festgelegten Suchbegriffen systematisch Literatur in den gängigen Datenbanken gesucht, aber keine methodische Bewertung der Studien vorgenommen. Recherchiert wurden deutsch- und englischsprachige Artikel der Jahre 2001 bis 2021. Berücksichtigt wurden primär Arbeiten, die sich mit der Kompetenzvielfalt des CHN auseinandersetzen, vereinzelt wurden Studien zu spezifischen Kompetenzen ergänzend aufgenommen. So konnten 19 Studien extrahiert werden, die die Einschlusskriterien erfüllten und die in vier Kategorien eingeteilt wurden:

  1. Generische oder auch Schlüsselkompetenzen (z.B. Personal- und Sozialkompetenzen)

  2. Planung, Zusammenarbeit, Management (Aspekte wie Unternehmensführung und Kommunikation)

  3. Public Health: Kompetenzen im Bereich der Gesundheitsförderung, Prävention, Gesundheitssystem und Forschung

  4. Gesundheits-, Betreuungs- und Pflegemanagement, fortgeschrittene klinische Fähigkeiten

Die Autoren konkludieren, dass mit der Analyse die Extraktion notwendiger Kompetenzen gelungen sei und diese "künftig in die Lehrpläne bzw. Curricula zur Ausbildung dieser Berufsgruppe integriert werden" sollten.

Lidauer H, Kainrath S, Schulc E, Müller G, Stummer H (2022) Fähigkeiten und Kompetenzen von Community Health Nurses. Pflegewissenschaft 4: 230-243

Kommentar: Eine Klärung von Kompetenzen für CHN ist deshalb so wichtig, weil sich daraus Verantwortlichkeiten ergeben. In der Übersichtsarbeit wurde systematisch erfasst, welche Kompetenzen in der internationalen Literatur beschrieben werden. Welche sind aber wirklich notwendig? Folgende Perspektiven sollten hier berücksichtigt werden: Die Anforderungen des Praxisfeldes (Was wird gebraucht?), normative Setzungen (Was regeln Gesetze, Richtlinien zum Einsatzfeld und Finanzierungen der Pflegenden?) und die intendierten Kompetenzen von Bildungsangeboten (Welche Kompetenzen sind Ziele eines Studiums?). Eine Übertragung der international formulierten Kompetenzen auf den deutschsprachigen Raum ist ohne diese drei Perspektiven kaum möglich. Der Beitrag liefert indes eine wichtige Grundlage für die Systematisierung von CHN-Kompetenzen, für die Unterscheidung von Community Nursing und Community Health Nursing und für das notwendige Bildungsniveau. Die Autoren fordern eine Verortung auf Masterniveau, dies deckt sich mit den Bildungsangeboten in Deutschland und ist international Standard.


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