Abstract
Um die Zuckerzufuhr der Bevölkerung zu reduzieren, wurden in verschiedenen Ländern bereits eine Verteuerung betroffene Produkte eingeführt. Eine andere Methode ist es, Unternehmen Anreize zur Zuckersenkung zu bieten. In Deutschland besteht bisher keine Steuer auf zuckerhaltige Getränke. Es wurde bisher auch noch nicht modelliert, welchen finanziellen und gesundheitlichen Nutzen dies bringen könnte. Die Autoren möchte diese Lücke schließen.
In Zentraleuropa sind Ernährungsgewohnheiten ein gesundheitlicher Risikofaktor. Vor allem hohe Fett- und Zuckerwerte in hergestellten Lebensmitteln haben negative Auswirkungen. Zuckerhaltige Getränke, denen zusätzlich süßende Stoffe zugefügt wurden, werden häufig konsumiert. Hoher Konsum von industriellem Zucker geht mit erhöhtem Mortalitäts- und Morbiditätsrisiko einher. Die Politik versucht mit Besteuerung von ungesunden Produkten entgegenzusteuern. In Deutschland wird zurzeit an einer Lebensmittel-Strategie gearbeitet. Auch Besteuerungen stehen in der Diskussion. Freiwillige Auflagen an die Unternehmen sind bisher nicht erfolgreich. Die Autoren wollen in dieser Studie untersuchen, welche Auswirkungen auf Gesundheit und Ökonomie mit einer Steuer auf zuckerhaltige Getränke auftreten könnten. Dazu wird eine Modellrechnung durchgeführt.
Es werden drei Modelle in Anlehnung an internationale Erkenntnisse aufgestellt.
20% Wertsteuer auf zuckerhaltige Getränke
20% Wertsteuer auf zuckerhaltige Getränke und Fruchtsäfte
Bis zu 30% gestaffelte Steuer je nach Zuckergehalt des Getränks
Es wurde ein NCD-Mikrosimulationsmodell für Deutschland entwickelt und validiert. Es wurde die deutsche Bevölkerung im Alter von 30 bis 90 Jahren über einen Zeitraum von 20 Jahren (2023 bis 2043) modelliert. Alle Modelle wurden in einen Vergleich mit einem Basismodell ohne Steuer gesetzt. Das genaue Vorgehen ist in der Originalstudie beschrieben.
Ein pauschaler Aufschlag von 20 Prozent auf die Softdrink-Preise würde laut Simulation den täglichen Zuckerkonsum um ein Gramm pro Person reduzieren. Weniger Zucker in Getränken (Variante 3) würde den täglichen Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland um 2,3 Gramm reduzieren. Die Zuckerreduktion würde in allen Modellen deutlich weniger Fälle von Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorrufen. Im simulierten Zeitraum ermittelte die Autoren mit einer gestaffelten Steuer volkswirtschaftliche Einsparungen von rund 16 Milliarden Euro, wovon etwa 4 Milliarden Euro auf Gesundheitskosten entfallen. Bei einer Pauschalsteuer von 20 Prozent wären es immer noch rund 9,5 Milliarden Euro. Die Ergebnisse sollen Hilfestellung für die Politik sein.
Stephanie Burgess, Freiberg am Neckar
Fazit.
Die Simulationsstudie zeigt, dass eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke in Deutschland erhebliche positive Auswirkungen hätte. In allen ausgewerteten Simulationsvarianten wurde weniger Zucker konsumiert und die Erkrankungsrate sank. Dies wäre eine Möglichkeit, die Kosten für die Volkswirtschaft zu senken und das Gesundheitssystem zu entlasten. Steuern mit Anreiz für Unternehmen weniger Zucker zuzusetzen scheint noch erfolgreicher als eine Pauschalsteuer.
References
- Emmert-Fees KM F, Amis-Cull B, Wawro N et al. Projected health and economic impacts of sugar-sweetened beverage taxation in Germany: A cross-validation modelling study. Plos Medicine. 2023 doi: 10.1371/journal.pmed.1004311. [DOI] [PMC free article] [PubMed] [Google Scholar]
