Einleitung Ein zentraler Aspekt in der anhaltenden Debatte über gesundheitliche Risiken des E-Zigarettenkonsums ist ein mögliches Abhängigkeitspotenzial. Im Rahmen der interdisziplinären EVAPE-Studie (Evaluation of the Addiction Potential of E-cigarettes) haben wir anhand einer qualitativen Analyse der Beiträge in E-Zigaretten-Foren untersucht, inwieweit E-Zigaretten-Nutzer:innen Kriterien einer Tabakkonsumstörung berichten.
Methoden Basierend auf einem innovativen netnographischen Ansatz analysierten wir 5,337 Threads (d.h. Unterhaltungsstränge) in den drei größten deutschsprachigen E-Zigaretten-Onlineforen mithilfe des Programms MAXQDA. Data Base Lock war der 9. April 2021. Zunächst führten wir eine deduktive thematische Analyse nach Mayring in Anlehnung an die DSM-5-Kriterien für Tabakkonsumstörungen durch. Daraufhin führten wir eine induktive thematische Analyse nach Mayring durch, um die Daten ergebnisoffen zu betrachten.
Ergebnisse In den E-Zigaretten-Foren konnten wir 451 Threads identifizieren, die Informationen über subjektiv erlebte Kriterien analog einer Tabakkonsumstörung enthielten. Die deduktive thematische Analyse ergab zum einen, dass E-Zigaretten-Nutzer:innen typische Kriterien einer Tabakkonsumstörung wie Craving und Toleranzentwicklung berichteten. Die anschließende induktive Analyse ergab zum anderen, dass in den durchsuchten E-Zigaretten-Foren auch explizit die Abwesenheit besagter Aspekte berichtet wurde. Zum Beispiel berichteten Nutzer:innen erfolgreiche Versuche, ihre Nikotindosierung zu reduzieren. Insgesamt wurde das Fehlen typischer DSM-5-Kriterien für Tabakkonsumstörungen häufiger als das Erleben berichtet und meistens im Gegensatz zum früheren Tabakkonsum wahrgenommen.
Schlussfolgerung Mit Hilfe eines innovativen netnographischen Ansatzes konnten wir zeigen, dass einige E-Zigaretten-Konsument:innen in Online-Foren durchaus Aspekte berichten, die für eine Tabakkonsumstörung typisch sind. Unser ergebnisoffener Ansatz deutet aber auch darauf hin, dass die Nutzer:innen typische Anzeichen einer Abhängigkeit, etwa Craving und Toleranzentwicklung, im Vergleich zu Tabakzigaretten oft seltener und schwächer wahrnehmen.