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. 2022 Jun 2;85(5):e16–e31. [Article in German] doi: 10.1055/a-1815-3254

Tab. 1 Förderliche und hinderliche Faktoren der Zusammenarbeit in der Begleitgruppe.

Kategorie Erläuterung Beispiel
Förderliche Faktoren Engagement Alle Beteiligten weisen ein hohes persönliches Engagement auf. „Wir sind alle freiwillig [mit dabei]. Wir wollen es, wir sind engagiert dafür, wir finden es sinnvoll.“ [06c]
Gemeinsame Vision Die Begleitgruppe teilt ein gemeinsames Ziel und Interesse – die Entwicklung und Implementierung der Präventionskette Freiham. Durch den Fokus auf das gemeinsame Ziel ist die Arbeit von lösungs- und umsetzungsorientiertem Denken geprägt „Also ich glaube der größte Faktor ist im Grunde genommen das gemeinsame Interesse das wir alle haben für die Bürgerinnen und Bürger und Kinder, dort etwas Gutes zu beginnen, zu starten. Also ich glaube das ist unser Hauptantrieb.“ [04b]
Kontinuität Die Begleitgruppe kann auf eine hohe Kontinuität in ihren eigenen Reihen zurückblicken. Dies führt zu engen Beziehungen zwischen den Mitgliedern der Begleitgruppe. „[…] dass man jetzt so über diese Zeit eine wirklich kontinuierliche Gruppe hat […]. Man kennt sich, kann sich aufeinander beziehen, weiß wie jeder tickt und das ist gut.“ [03d]
Management Das Bestehen eines gemeinsamen Projektplans sowie die enge Taktung von persönlichen Treffen tragen zu einer effizienten Arbeitsgrundlage für die Begleitgruppe bei. „[…] so etwas wie einen Projektaufriss machen, eine gewisse zeitliche Abfolge mit Meilensteinen und Zielformulierungen. Das hat uns glaube ich einerseits bisschen eine Basis und einen Rahmen gegeben.“ [06c]
Verteilung von Verantwortung und Arbeit Die Mitglieder der Begleitgruppe fühlen sich gleichermaßen verantwortlich für das Gelingen des Vorhabens. Dies äußert sich durch eine ausgewogene Arbeits- und Verantwortungsverteilung auf die verschiedenen Referate. „Man versucht sozusagen immer gleich verantwortlich zu sein, also, dass auch dieser Respekt und auch das Verantwortungsbewusstsein für den Prozess gefühlt gedrittelt ist.“ [01a]
Toleranz und Kompromissbereitschaft Die Arbeitsweise der Begleitgruppe zeichnet sich durch eine hohe Kompromissbereitschaft und Toleranz aus. „und dass, glaube ich, alle mit einer hohen Kompromissbereitschaft und Toleranz da drin sitzen für die Unterschiedlichkeiten.“ [03d]
Vielfalt an Expertise Die Zusammensetzung der Begleitgruppe führt zu einem reichen Pool an unterschiedlichen Wissens- und Erfahrungsschätzen. „dieses Thema Prävention, also jetzt nicht der gesundheitliche Aspekt, sondern überhaupt dieser präventive Aspekt, mich über meine berufliche Laufbahn schon immer begleitet hat, die frühe Förderung und auch diese Planung für Neubaugebiete.“ [04b]
Die LMU als wissenschaftliche Partnerin wird grundsätzlich als positiv bewertet. Grund für die ursprüngliche Einbindung der LMU war die Evaluation. Bei den ersten Treffen zeigte sich jedoch schnell, dass sich auch an anderen Stellen die Möglichkeit zur Kooperation bietet. „also ich bin glücklich mit der Kooperation also ich nehme die LMU auch wirklich als eine große Unterstützung wahr und unkompliziert und die gehen da auch in Vorleistung.“ [07c]
Ausgewogene Gruppenzusammensetzung Es sind unterschiedliche Personentypen innerhalb der Gruppe vertreten. Auf der einen Seite gibt es kritische Bedenkenträger, die das Vorgehen der Begleitgruppe hinterfragen und auf ihre Notwendigkeit hin überprüfen, gleichzeitig aber auch als Unterstützung wahrgenommen werden. Auf der anderen Seite gibt es in der Gruppe die visionäre Führungsperson, die für das Voranschreiten der Präventionskette Freiham als besonders wichtig empfunden wird „Die ist ja immer so ein bisschen der Bedenkenträger innerhalb der Begleitgruppe, die von Anfang an da sehr skeptisch war, bezüglich unseres Evaluationskonzepts und […] ob das überhaupt notwendig ist, wofür man das braucht […] sie war dann aber auch immer sehr unterstützend am Ende des Tages.“ [10e]
„Ich glaube sie ist sehr wichtig, weil diese Person hatte von Anfang an die klarste Vorstellung und Willenskraft, wo es hingehen soll und muss.“ [08b]
Zwischenmenschliche Beziehungen Zwischen den Mitgliedern der Begleitgruppe bestehen gute, zwischenmenschliche Beziehungen. „Ach ich glaube die Sache an sich, dass wir uns als Menschen und Kollegen und Kolleginnen grundsätzlich sehr gewogen sind. Das fördert es sicher auch, das macht es leicht.“ [8b]
Externe Koordination und Moderation Die externe Koordination wird als vorteilhaft beschrieben. Diese übernimmt vor allem organisatorische und koordinierende Aufgaben. Ein Vorteil der externen Moderation besteht außerdem darin, dass diese unabhängig von der städtischen Hierarchie ist und zum Teil freier als die städtischen Mitarbeiter*innen agieren kann. „Das war schon mal ein großer Schritt also, dass wir eine Person hatten, die die Protokolle der Sitzung übernommen hat, die eingeladen hat, die diese ganzen logistischen und organisatorischen Aufgaben auch im Blick hatte. Das fand ich ungeheuer hilfreich. Das hat uns auch sehr entlastet, so dass wir uns dann eben auch zunehmend auf die Inhalte konzentrieren konnten.“ [05a]
Unterstützung durch Entscheidungsträger*innen Die Referatsleiter*innen unterstützen das Vorhaben der Präventionskette Freiham grundlegend. „Dieses Commitment auf der Spitzenebene ist aber auch wichtig, das steht auch überall in anderen Publikationen zu Präventionsketten in Deutschland.“ [01a]
Kooperationsvereinbarung der beteiligten Referate Der Abschluss einer Kooperationsvereinbarung zwischen den drei Referatsleitungen, auf Initiative der Begleitgruppe hin, ist als maßgeblicher Beitrag zur Formalisierung der referatsübergreifenden Zusammenarbeit zu nennen. „[…] dass man die drei sich berührenden Referate zusammenfasst, und auch in einer Verbindlichkeit zusammenfasst. […] und dazu eine Vereinbarung zu entwickeln, vor allem diese Kooperationsvereinbarung. Ich glaube das war mit ein Kernstück, diesen Konsens zu schaffen.“ [08b]
Hinderliche Faktoren Unterschiedliche persönliche Verhaltensweisen Teilweise erschweren unterschiedliche persönliche Verhaltensweisen der Begleitgruppenmitglieder die Entscheidungsfindung, insbesondere wenn es gilt, einen referatsübergreifenden Konsens zu finden. „Und dann gibt es noch die Mentalitäten der Begleitgruppenmitglieder, die glaube ich auch dann zu Entscheidungen führen, die ja nicht alle homogen sind. Bei manchen dauert ein Prozess einfach länger, weil er aufgrund von seiner Mentalität sagt: „das ist sinnvoller das jetzt erst nochmal liegen zu lassen beziehungsweise es weiterzuentwickeln.“ [06c]
Unklare Rollendefinition der LMU Die Rolle der LMU als wissenschaftliche Begleitung war streckenweise nicht klar definiert. Zu Beginn der Partnerschaft gab es keine Kooperationsvereinbarung zwischen den Partner*innen. „Am Anfang gab es immer so ein bisschen unklare Definitionen, was jetzt eigentlich wirklich so unser Ziel ist, […] und was wir dazu beitragen können so ein bisschen unklar war.“ [10e]
„Das heißt, alles was wir bis jetzt gemacht haben, lief eher so ein bisschen pro bono […], dass man nicht so wirklich sicher war: Was wird denn tatsächlich angenommen, wo besteht überhaupt die Möglichkeit einzuwirken […].“ [10e].
Begrenzte zeitliche Ressourcen Die Arbeit für die Präventionskette Freiham ist zeitaufwendig und findet auf freiwilliger und eigenverantwortlicher Basis der Begleitgruppenmitglieder, d. h. zusätzlich zum normalen Alltagsgeschäft der Verwaltung statt. „[…] aber jeder macht das eigentlich nebenbei, weil er daran glaubt und nicht, weil es ein Hauptarbeitsauftrag ist, der in seinem Arbeitspensum mitgedacht ist. Dementsprechend ist es auch manchmal schwierig das in die richtige Arbeit mit hineinzubringen.“ [02a]
Versäulte Verwaltungsstrukturen Auf städtischer Ebene gibt es eine versäulte Verwaltungsstruktur, was den Prozess oftmals ins Stocken bringt. Als „Versäulung“ [04b] wird die separate Organisation der einzelnen Referate gesehen, in denen „das Ressortdenken und -handeln […] sehr abgeschlossen wirkt“ [01a]. Dies kann für die referatsübergreifende Arbeit und Abstimmung eine Hürde sein. „Im Prinzip ist immer dieser Abstimmungsprozess die Herausforderung, zwischen den Referaten […]. Das ist wahnsinnig aufwendig das abzustimmen auf Begleitgruppenebene.“ [07c]
Hierarchische Strukturen Die Stadtverwaltung zeichnet sich durch eine stark hierarchische Struktur aus. Die Notwendigkeit der Zustimmung der obersten Hierarchieebenen kann bereits innerhalb eines Referats zur Verzögerung oder gar Blockade von Arbeitsprozessen führen. Die Tatsache, dass die Abstimmung mit der Referatsspitze innerhalb und zwischen drei Referaten stattfinden muss, erfordert strategische und zeitintensive Herangehensweisen. „das ist natürlich schon ein Ziel, das wir haben, aber das können wir natürlich nicht ohne Unterstützung der Amtsleitungen und auch des Stadtrats erreichen und daran hängt halt viel. Also wenn das nicht gelingt, dann kann die Präventionskette leider auch nicht so funktionieren, wie wir uns das denken würden.“ [05a]
„[…] und da gilt es dann halt auch einen guten Weg zu finden, wo alle mitgehen können und wo alle eben das Ergebnis durch die eigene Hierarchie bringen. Und da braucht man teilweise auch einfach einen langen Atem.“ [07c]
Vereinbarkeit von Arbeitsweisen und Strukturen Die Zusammenarbeit der Begleitgruppe wird als Herausforderung wahrgenommen, da mit Personen aus der Stadtverwaltung und der LMU durchaus sehr unterschiedliche Arbeitsweisen, Kulturen und Strukturen aufeinandertreffen. „[…] diese unterschiedlichen Kulturen und Referate so unter einen Hut zu bringen und einfach auch diese unterschiedlichen Arten und Weisen zu kommunizieren.“ [03d]
Stellenwert der Präventionskette in den Referaten Die Konsensfindung innerhalb der Begleitgruppe sowie der Prozess der Implementierung der Präventionskette werden dadurch erschwert, dass der Maßnahme Präventionskette innerhalb der einzelnen Referate ein unterschiedlicher Stellenwert zugeschrieben wird. „[…], dass die unterschiedlichen Referate glaube ich den Stellenwert oder die Priorisierung dieser Maßnahme Präventionskette unterschiedlich sehen.“ [08b]
Förderlicher/hinderlicher Faktor Zeitdruck durch Einzugsdatum Eine zeitliche Herausforderung stellt der näher rückende Einzug von Bewohner*innen nach Freiham dar, was die Begleitgruppe unter zeitlichen Druck setzt. Dieser wird teilweise auch als förderlich empfunden, da anstehende Aufgaben mitunter schneller vorangetrieben und beschlossen werden müssen. „Es ist letztlich natürlich der Erstbezug mit Menschen in Freiham, die Fertigstellung, Bebauung für Wohnen und den Bezug, weil wir dann natürlich mit den Dienstleistungen: Sozial, Gesundheit, Bildung, die dann da sind, starten wollen und das Modell in einer Startformation umsetzen wollen und das taktet uns natürlich nach hinten. Das ist anders, als wenn man jetzt vielleicht in einem Bestandsstadtteil wäre […] sonst hat man einen anderen oder keinen Zeitdruck.“ [01a]