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. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):21–41. doi: 10.1159/000322128

Interdisziplinär vorbeugen, erkennen und behandeln. 26. Jahrestagung der Deutschen Adipositas Gesellschaft. Berlin 4.–6. November 2010, pp 21–41

PMCID: PMC6444549

 

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):1.

V 31 Adipositasschulung bei Kindern und Jugendlichen: Einfluss des Schulungsprofils auf den Therapieerfolg ambulanter und stationärer Adipositas-Therapien anhand der multizentrischen APV-Daten

I Gellhaus 1, K Molz 2, RW Holl 2, U Baer-Stern 3, I Eggers 4, S Flett 5, C Fromme 6, S Gassner 7, D Götz 8, C Graf 9, K Knab 10, T Lob-Corzilius 11, S Meier 1,2, A Möckel 13, W Pott 14, M Röbl 15, U Sehl 16, H Siefken-Kaletka 17, R Stachow 18, K Stübing 19, A Thönnes 20, Heek K van 21, I Weidanz 22, H Weishäupl 23, S Wiegand 24, P Wiesner 2,5

Fragestellung

Hat das Profil von Schulungseinrichtungen einen Einfluss auf den Therapieerfolg ambulanter und stationärer Adipositasschulungen bei Kindern und Jugendlichen?

Methodik

Die APV-Dokumentation erlaubt eine EDV-basierte, standardisierte, prospektive Erfassung von anthropometrischen Parametern, Komorbidität, psychosozialen Einflussfaktoren und Therapieintensität von adipösen Kindern und Jugendlichen in spezialisierten Therapieprogrammen. 109 Schulungszentren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz lieferten im Jahr 2009 Daten von ambulant und stationär behandelten Patienten. 24 davon (18 amb. und 6 stat) wurden aufgrund der bis zum Jahr 2008 von der Konsensusgruppe Adipositasschulung (KgAS) durchgeführten Zertifizierung als Schulungseinrichtungen mit dem Profil der kgAS identifiziert. Die Patientenkollektive dieser Schulungseinrichtungen wurden allen anderen gegenübergestellt. Ausgewertet wurden Patientenzahl, Geschlecht, BMI-SDS, Komorbidität, Schulungsintensität und Reduktion des BMI im Behandlungszeitraum. Darüber hinaus wurde eine Intention to treat-Analyse zur BMI-Konstanz oder -Abnahme nach einem und nach 3 Jahren durchgeführt.

Ergebnisse

Die 24 Einrichtungen mit kgAS-Profil wiesen im Jahr 2009 deutlich, aber nicht signifikant mehr Neuvorstellungen auf (154 vs. 94, p < 0,05). Dabei war der Anteil der stationären Einrichtungen mit großen Patientenzahlen geringer (25 vs. 17%). Im Bezug auf Alter, Geschlecht, BMI-SDS und Komorbidität unterschieden sich die Kollektive nicht. Auffällig war die geringere dokumentierte Schulungsintensität in den Bereichen Medizin (1,78 vs. 3,56), Psychosoziales (4,11 vs. 6,65) und Ernährung (4,33 vs. 9,41) sowie für Patienten (5,51 vs. 14,66) und Eltern (1,42 vs. 3,49) insgesamt. Im Vergleich zu allen anderen Schulungszentren war bei den Einrichtungen mit kgAS-Profil die unkorrigierte Reduktion des BMI-SDS im Behandlungszeitraum nicht signifikant (0,17 vs. 0,21, p < 0,05) verschieden. In der 1-Jahres-Katamnese lieferten alle Schulungszentren ebenfalls vergleichbare Ergebnisse für den Anteil an Patienten mit BMI-Konstanz oder -Abnahme. In der Intention-to-treat Analyse der 3-Jahres-Nachuntersuchungen allerdings wiesen Einrichtungen mit kgAS-Profil für BMI-Konstanz oder Abnahme einen signifikant höheren Erfolg auf (13,68 vs. 6,86%, p < 0,05).

Schlussfolgerung

Die kgAS stellt sich der Herausforderung, ihr definiertes Therapiekonzept im realen Behandlungsalltag anhand der Verlaufsdaten der standardisierten APV-Dokumentation zu evaluieren. Stärken und Schwächen werden auf den kgAS-Jahrestagungen dargestellt und diskutiert. So kann die Behandlungsqualität ebenso wie die Dokumentation schrittweise verbessert werden. Das gute Abschneiden bei der 3-Jahres-Katamnese bestätigt die Nachhaltigkeit des Therapiekonzepts sowie die gute Patientenbindung als Basis für langfristige Nachuntersuchungen.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):1.

V 32 24 Monate Follow up einer multimodalen Adipositas - Behandlung

M Kollmann 1, I Kunze 2, T Gräbe 2, E Krüger 2, K Gallenmüller 2, K Schultz 3, R Mestel 1

Fragestellung

Diese Studie untersucht die Wirksamkeit einer multimodalen verhaltenstherapeutisch dominierten Gruppe zur Behandlung der Adipositas. Dabei standen psychische Auslöser der Veränderung des Essverhaltens und insbesondere die Behandlung der Essstörung im Vordergrund. Die Modifikation des Essverhaltens wurde unterstützt durch Ernährungsberatung, Schulungsbüfett, Lehrküche, Selbsthilfegruppe und Sporttherapie. Eine Fragebogen-gestützte Nachuntersuchung fand über 24 Monate statt.

Methodik

Eingeschlossen wurden alle Patienten der o. g. Gruppe (n = 199) mit einem BMI < 30kg/m2 sowie BMI 25 − 30 mit komplizierenden Erkrankungen, die sich mit der Durchführung der Studie einverstanden erklärten. Es erfolgte eine Fragebogen gestützte Nachuntersuchung über 24 Monate (Fragebogen zum Essverhalten (FEV) nach PUDEL und WESTERHOFER) zu 10 Messzeitpunkten.

Ergebnis

In der intension to treat Analyse fanden sich 199 auswertbare Patienten, eine maximale Drop - out - Rate von 22,5 % im ersten Jahr, 27 % im 2. Jahr, Ursachen waren in 4,5% Tod und schwere Erkrankung, 7,4% unbekannt verzogen, der Rest ohne Angabe von Gründen. Es zeigte sich eine hochsignifikante Gewichtsabnahme von 98,05 kg auf minimal 93,27 kg nach 6 Monaten, danach ein leichter Anstieg auf 94,28 kg nach 24 Monaten. In den FEV Fragebögen zeigte sich zudem ein Zunahme der kognitiven Kontrolle von 9,64 auf 13,29 (von 21) Items, was über den Messzeitraum stabil blieb. Die Störbarkeit des Essverhaltens nahm von 8,32 auf 6,07 (von 16 Items) ab, die Wahrnehmung des Hungergefühls von 5,85 auf 4,14 (von 14 Items) ab. Alle Ergebnisse waren im T - Test hochsignifikant.

Schlussfolgerung

Mit einem multimodalen verhaltenstherapeutischen Ansatz, der auch die psychischen Ursachen des Essverhaltens mitberücksichtigt, ist es möglich, das Essverhalten langfristig zu modifizieren: Es gelang den Patienten, die Störbarkeit des Essverhaltens zu reduzieren, über die gestiegene kognitive Kontrolle war es ihnen möglich, von einem ungezügelten zu einem kontrollierteren Essverhalten zu gelangen. Das Hungergefühl und damit die Stimuli zu ständiger Nahrungsaufnahme nahmen ab. Die Drop out Raten lagen im Bereich der Literatur. Der Zusammenhang zwischen der Gewichtsreduktion und den Veränderungen des Essverhaltens (auch in Abhängigkeit vom Lebensalter), das zugrundeliegende Denkmodell und das therapeutische Vorgehen werden dargestellt.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):1–2.

V 33 A 12-month interdisciplinary lifestyle intervention improves risk factors for nonalcoholic fatty liver disease in morbidly obese patients - comparison of two noninvasive scores

I Behnken 1, K Krieger 2, SM Loitsch 3, M Brenner 1, A Wächtershäuser 4, J Stein 5

Background and aims

Nonalcoholic fatty liver disease (NAFLD) associated with obesity and the metabolic syndrome and occurs in 70-91% of obese patients. Due to the rising incidence of obesity NAFLD had become the most common liver disease in the developed countries and affects 70 million adults in the United States. Lifestyle changes with gradual weight reduction and physical exercise still remain the cornerstone of NAFLD treatment. Even though lifestyle intervention is recommended as primary treatment for fatty liver, little to no scientific evidence is available on diet and NAFLD. The aim of our study was to examine the changes in adipocytokines and NAFLD during a 12-month interdisciplinary weight management.

Methods

72 morbidly obese patients were included in the program, consisting of medical surveillance, physical activity, dietary counselling and psychological support (Optifast-VECD). At baseline, after 26 and 49 weeks risk factor profiles (LDL, HDL, triglycerides, leptin, adiponectin, glucose, HOMA) were evaluated. NAFLD was calculated by two non invasive NAFLD scores the NAFLD fibrosis score from Angulo et al. (Hepatology 2007;45:846) and the BARD score from Harrison et al. (Gut 2008;57:1441).

Results

43 patients completed the program. The 12 month lifestyle intervention significantly improved metabolic risk factors in all patients. NAFLD score and BARD score were significantly reduced and were positively correlated. The reduction in NAFLD and BARD score positively correlated with the reduction in BMI. In addition, NAFLD score negatively correlates with adiponectin plasma levels.

BMI improved from 41.5±6.23 kg/m2 at baseline to 33.08±6.19 at week 49 (p < 0.0001).

LDL/HDL-ratio improved from 2.37±0.68 at baseline to1.77±0.49 at week 49 (p < 0.01)

Leptin/Adiponectin ratio improved from 1.33±0,16 at baseline to 0.36±0,06 at week 49 (p < 0.0001)

HOMA index improved from 6.6±1.1 at baseline to 3.0±0.3 at week 49 (p < 0.01)

Adiponectin improved from 7.8±4.3 μg/ml at baseline to 12.4±8.3 at week 49 (p < 0.0001)

NAFLD score improved from −0.10±1.3 at baseline to −1.1±1.3 at week 49 (p < 0.0001)

BARD Score improved from 3.63±0.78 at baseline to 2.65±1.12 at week 49 (p < 0.0001)

Conclusion

These results clearly show that an interdisciplinary lifestyle intervention reduces all tested risk factors for nonalcoholic fatty liver disease in obese patients. The noninvasive NAFLD and BARD scores correlate with each other and may be useful noninvasive approaches for excluding significant and advanced fibrosis and in morbidly obese patients.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):2.

V 34 Strategien zur langfristigen Gewichtsstabilisierung nach erfolgreicher Gewichtsabnahme in Deutschland - Erfolgreiche vs. nicht-Erfolgreiche

A Austel 1, N Heissmann 2, B Colberg 3, T Ellrott 1

Fragestellung

Aus einer Reihe von Studien (z.B. US National Weight Control Registry = NWCR) sind Strategien bekannt, die eine Wiederzunahme nach erfolgreicher Gewichtsreduktion verhindern können. Diese deskriptiven Daten stammen jedoch ausschließlich von Personen, die ihr Körpergewicht nach einer Gewichtsabnahme erfolgreich über mehrere Jahre halten können. Fraglich ist, ob die identifizierten Strategien sich von denen nicht-Erfolgreicher unterscheiden. Dazu wurden die aus Studien bekannten Erfolgsstrategien in einen deutschsprachigen Online-Fragebogen eingearbeitet.

Methodik

Offener Online-Fragebogen unter www.stern.de zur Erfassung wesentlicher Strategien zum langfristigen Gewichthalten nach initialer Gewichtsreduktion. 2540 Teilnehmer (TN), davon 509 erfolgreiche TN (ETN) mit >10kg Gewichtsabnahme, gehalten über mindestens 1 Jahr (mittlerer Gewichtsverlust 17,4kg, im Mittel gehalten 48 Monate). Das mittlere Alter der ETN betrug 43 Jahre, der mittlere aktuelle BMI 25kg/m2, der höchste Erwachsenen-BMI zuvor 30,7kg/m2, 61,7 % waren weiblich. 236 TN waren nicht erfolgreich (NETN), definiert als BMI >25kg/m2 und max. 2,5kg unter höchstem Erwachsenengewicht. Mittleres Alter der NETN 45,5 Jahre, mittlerer BMI 29,3kg/m2, 51,7 % weiblich.

Ergebnis

Der Anteil der ETN, die im Sinne flexibler Verhaltenskontrolle Feste und Essenseinladungen im Alltag einplanen, indem sie davor/danach weniger kalorienreiche Lebensmittel oder mehr Zeit für Bewegung einplanen, ist ca. 3mal so hoch wie bei NETN (51,5 vs. 17,4 %). Der Anteil ETN, die frühzeitig gegensteuern, wenn das Gewicht wieder steigt, ist wesentlich höher als bei den NETN (73,5 vs. 27,5 %). Etwa doppelt so viele ETN wie NETN bevorzugen bei Lebensmitteln fettarme Varianten (50,2 vs. 30,8 %) und essen 5 Portionen Obst/Gemüse pro Tag (36,3 vs. 17,4 %). 30,1 % der ETN sind mindestens 7h/Woche sportlich aktiv (NETN 16,9 %). Der Anteil ETN, die angeben, von Familie/Freunden/Kollegen beim Abnehmen unterstützt zu werden, liegt um 60% höher als bei den NETN (40,6 vs. 25,4 %). 60,9 % der ETN setzen sich beim Abnehmen faire Ziele (NETN 38,6 %). Nur geringe Unterschiede gab es bei der Häufigkeit eines täglichen Frühstücks (ETN 73,3 % vs. NETN 72,5 %) und bei der Häufigkeit regelmäßiger, mindestens wöchentlicher Gewichtskontrollen (70,7 % vs. 60,6 %).

Schlussfolgerung

In dieser Stichprobe unterschieden sich ETN und NETN hinsichtlich Frühstücksfrequenz und Selbstkontrolle des Gewichts nur wenig. Andere Verhaltensweisen wie flexibel kontrolliertes Essverhalten (z. B. das Einplanen und Kompensieren von Festen und Essenseinladungen in den Alltag), frühzeitiges Gegensteuern im Falle einer Wiederzunahme, die Bevorzugung fettarmer Lebensmittel, ein hohes Maß sportlicher Aktivität, soziale Unterstützung sowie faire Abnahmeziele waren in der Stichprobe der Erfolgreichen wesentlich häufiger zu finden und scheinen wichtige Verhaltensstrategien für ein erfolgreiches Gewichtsmanagement unter deutschen Lebensbedingungen zu sein.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):2.

V 35 Telemonitoring der körperlichen Aktivität und der Nahrungsaufnahme ist ein effizientes Verfahren zur Gewichtsreduktion

C Luley 1, A Blaik 1, K Reschke 2, S Klose 2, N Lins 3, S Westphal 1

Übergewicht resultiert meistens aus Überernährung und Bewegungsmangel. Zur Korrektur der Überernährung existieren zahlreiche Ernährungsprogramme. Dagegen stehen zur Kontrolle und Steigerung der körperlichen Aktivität nur wenige und aufwendige Maßnahmen zur Verfügung. Diese Präsentation beschreibt die Wirksamkeit des telemedizinischen ABC-Programms zu kontinuierlichen Kontrolle der körperlichen Aktivität und der Nahrungsaufnahme.

Das ABC-Programm beinhaltet: eine einmalige Schulung zu einer DiätKombination, die kontinuierliche Erfassung von körperlicher Aktivität, Nahrungsaufnahme und Gewicht mittels eines Akzelerometers, die Übertragung dieser Daten an den Betreuer und dessen wöchentliche Rückmeldung per Brief an die Betreuten zur Dateninterpretation und Motivation. Das Programm wurde in zwei Studien überprüft. In der ersten Studie wurden 28 subjektiv gesunde Übergewichtige (BMI=34,5) 3 Monate lang betreut, in der zweiten Studie 87 Diabetiker vom Typ 2 (BMI=35,3) während 6 Monaten.

Die „gesunden“ Übergewichtigen nahmen um 9,9 kg ab. Ihr Blutdruck fiel dabei um 11/7 mm Hg, wodurch sich der Anteil von Teilnehmern mit Werten < 130/80 von 57% auf 36% reduzierte. Die Diabetiker (mittleres Alter 59 Jahre) verloren 10,3 kg. Ihre Plasmaglukose fiel um 1,6 mmol/l und ihr HbA1c um 0,9%-Punkte. Der Anteil der Patienten mit einem HbA1c < 7% sank von 66% auf 27%. Die antidiabetische Medikation wurde bei 26 Patienten abgesetzt und bei 33 Patienten reduziert. Die dadurch eingesparten Kosten betrugen 117 Euro pro Patient.

Somit erweist sich das Telemonitoring der körperlichen Aktivität im Rahmen des ABC-Programms als sehr effektiv zur Gewichtsreduktion und zur Korrektur Adipositas-assoziierter Störungen. Wir schlagen vor, es in die Standardtherapie Übergewichtiger aufzunehmen.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):3.

V 36 Additive Effekte eines 6-wöchigen Vibrationsplattentrainings auf die Körperzusammensetzung adipöser Frauen - eine Pilotstudie

B Wilms 1, B Ernst 1, J Frick 2, R Müller 2, B Wirth 2, B Schultes 1

Fragestellung

Ein Training auf der Vibrationsplatte (Whole-Body Vibration, WBV-Training) wird in den Medien u.a. zur Gewichtsreduktion beworben. Zusätzlich erfährt diese Trainingsmethode steigende Beliebtheit. Studien belegen, dass ein WBV-Training neben einer Verbesserung neuromuskulärer Fähigkeiten und einer Erhöhung der Knochendichte auch Effekte auf die Körperzusammensetzung haben kann. Ziel dieser Pilotstudie war es daher, den Einfluss eines WBV-Trainings zusätzlich zu einem Ausdauertraining über einen Zeitraum von sechs Wochen auf den Taillenumfang, die Körperzusammensetzung und den Ruhenergieverbrauch adipöser Frauen zu untersuchen.

Methode

14 adipöse Frauen wurden randomisiert zwei Interventionsgruppen zugeteilt: (i) Ausdauertraining mit WBV-Training (WBV-Gruppe; Alter: 37.7 ± 12.3 Jahre, BMI: 37.2 ± 5.5 kg/m2) (ii) Ausdauertraining mit den gleichen Übungen auf der Vibrationsplatte allerdings ohne Vibration (nicht-WBV-Gruppe; Alter: 47.4 ± 13.0 Jahre, BMI: 37.6 ± 4.3 kg/m2). Der Trainingsumfang im Bereich Ausdauer erhöhte sich von 30 auf 60 min pro Einheit über die 6-wöchige Intervention, der Umfang des WBV-Trainings von 5 auf 16 min pro Einheit. Das Ausdauertraining wurde je zur Hälfte auf einem Fahrradergometer bei 65% VO2peak und auf einem Laufband bei 75% VO2peak durchgeführt. Taillenumfang, Fettmasse und fettfreie Masse (Bioelektrische Impedanzanalyse) sowie Ruheenergieverbrauch (Indirekte Kalorimetrie) wurden vor und nach der Intervention gemessen.

Ergebnisse

WBV-Training erhöhte den Phasenwinkel und die Körperzellmasse (BCM) in der WBV-Gruppe im Vergleich zur nicht-WBV-Gruppe (P = 0.04 und P = 0.02 für ANOVA Gruppe × Zeit-Interaktion), während der Taillenumfang und die prozentuale Fettmasse in beiden Gruppen unabhängig von der Intervention abnahm (P = 0.007 bzw. P = 0.05 für ANOVA Zeiteffekt). Das Körpergewicht, das Gesamtkörperwasser sowie die absolute fettfreie Masse und Fettmasse veränderten sich hingegen in beiden Gruppen über den Zeitverlauf nicht (P = 0.20 für ANOVA Zeiteffekt). Der Ruheenergieverbrauch stieg in beiden Gruppen an (P = 0.01 für ANOVA Zeiteffekt), unabhängig von der Intervention (P = 0.85 für ANOVA Gruppe × Zeit-Interaktion).

Schlussfolgerung

Unsere Daten zeigen positive additive Effekte eines WBV-Trainings auf die Körperzusammensetzung adipöser Frauen, wenn es zusätzlich zum Ausdauertraining durchgeführt wird. In weiterführenden Studien über längere Zeiträume und mit größeren Studiengruppen sollten daher die Effekte von WBV-Training weitergehend untersucht werden, da diese Trainingsmethode auch sehr gut von den adipösen Teilnehmerinnen angenommen wurde.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):3.

V 37 CD36 und VEGF sind wichtige Faktoren für die Proliferation von humanen glatten Muskelzellen

R Schlich 1, D Lamers 1, H Sell 1, J Eckel 1

Fragestellung

Die Zunahme von perivaskulärem Fett im Kontext von Adipositas und metabolischem Syndrom ist als Auslöser für Inflammation und Proliferation in der Gefäßwand beschrieben. In früheren Studien konnten wir zeigen, dass Fettzell-konditionierte Medien (CM) von humanen Adipozyten die Proliferation von humanen glatten Muskelzellen (SMC) induzierte. Die Kombination (CMOA) von CM und Ölsäure (OA) steigerte die Proliferation synergistisch und führte zu einer Aktivierung von pro-inflammatorischen Signalwegen. Ziel dieser Studie war es, Faktoren und Mechanismen zu identifizieren, die für die proliferative Wirkung des CM und den synergistischen Effekt von CMOA verantwortlich sind.

Methodik

CM wurden von in vitro differenzierten humanen Adipozyten gewonnen und ihr Gehalt an VEGF mit ELISA bestimmt. Die Proliferation von humanen SMC aus Koronararterien wurde mittels BrdU-Ein-bau in die DNA gemessen.

Ergebnisse

Der Gehalt an VEGF verschiedener CM korrelierte hochsignifikant mit ihrem proliferativem Effekt (n=17, r=0,79, p=0,02). CMOA induzierte eine 2-fache Steigerung der VEGF-Sekretion aus SMC verglichen mit CM oder OA alleine, was darauf hindeutet, dass SMC signifikant zur Proliferation beitragen, indem sie VEGF für eine autokrine/parakrine Stimulierung freisetzen. VEGF alleine zeigte eine 2-fache Erhöhung der Proliferation und die Kombination von VEGF und OA (VEOA) wirkte additiv (5-fach). Wir konnten beobachten, dass CM und CMOA die Expression der VEGF-Rezeptoren erhöhte. Durch die Blockierung von VEGF mittels spezifischem Antikörper konnte die proliferative Wirkung von CM, VEGF, OA und VEOA vollständig gehemmt werden. Dagegen konnte die VEGF-Blockierung die CMOA-induzierte Proliferation nicht komplett vermindern (569±40% auf 262±30%). Die Inkubation mit CM und VEGF führte nach Zugabe von OA zu einer deutlich gesteigerten Triglyzerid-Akkumulierung in SMC (3,2-fach). Verantwortlich hierfür könnte die durch CM signifikant erhöhte Expression des Fettsäuretransporters CD36 sein (2,5-fach). Silencing von CD36 verminderte den proliferativen Effekt von OA auf nahezu Basallevel (118±19%), während die CM- und CMOA-induzierte Proliferation noch signifikant erhöht war (CM=164±18%, CMOA=257±30%). Die Kombination von CD36-Silencing und VEGF-Blockierung konnte die CMOA-induzierte Proliferation deutlicher vermindern, jedoch ist die Proliferation verglichen zur Kontrolle weiter signifikant erhöht (150±7 %).

Schlussfolgerung

In dieser Studie konnten wir VEGF als ein wichtiges Adipokin für den proliferativen Effekt von CM identifizieren. Die Steigerung der CD36 Expression nach Behandlung mit CM bzw. VEGF könnte einen Schlüsselmechanismus für die durch CMOA synergistisch gesteigerte Proliferation und das inflammatorische Signaling der SMC darstellen. In nachfolgenden Studien muss geklärt werden, inwiefern die Steigerung von CD36 und die Akkumulierung von Triglyzeriden in SMC wichtig für den Crosstalk zwischen perivaskulärem Fett und der Gefäßwand sind.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):3–4.

V 38 Rolle von Omentin als kardioprotektives Adipokin

S Greulich 1, H Mueller 1, Wiza D De 1, B Knobloch 1, R Flörke 1, J Eckel 1, M Ouwens 1

Fragestellung

Omentin ist ein neuartiges Adipokin, welches prominent vom epikardialen Fettgewebe (EF) exprimiert wird. EF ist ein viszerales Fettgewebe, das faszienfrei auf dem Herzen aufliegt und so direkt mit dem Myokard interagieren kann. Studien konnten zeigen, dass die Plasmakonzentration von Omentin mit der Insulinsensitivität korreliert und bei Patienten mit Insulinresistenz vermindert ist. Kürzlich konnten wir zudem zeigen, dass sekretorische Faktoren aus Fettgewebe von Typ 2 Diabetikern (T2D) und Meerschweinchen, die mit einer Hoch-Fett Diät (HFD) gefüttert wurden, Insulinresistenz und kontraktile Dysfunktionen an adulten Rattenkardiomyozyten (ARC) hervorrufen. Ziel dieser Studie war es, in Fettbiopsien und konditionierten Medien (KM) von EF die Konzentration von Omentin zu bestimmen und gleichzeitig zu untersuchen, ob Omentin ARC vor kardiosuppressiven Effekten, die durch sekretorische Faktoren von Fettgewebe induziert wurden, schützen kann.

Methodik

Humane Biopsien von EF, subkutanem (SF) und perikardialem Fettgewebe (PF) wurden von T2D und Nicht-Diabetikern (ND) mit einer koronaren Herzkrankheit entnommen und entweder zur Generierung von Fettexplantaten benutzt, um anschließend KM von diesen Explantaten herzustellen oder für Western Blot Analysen lysiert. Gleichzeitig wurden 7 Wochen alte Meerschweinchen für 6 Monate mit einer Hoch-Fett Diät (HFD) oder mit einer Standarddiät (SD) gefüttert. Von diesen Tieren wurde ebenfalls Fettgewebe (EF, SF und abdominales Fettgewebe (AF)) entnommen und zur Generierung von KM verwendet. Die Omentin Freisetzung aus dem Fettgewebe wurde mit Hilfe von ELISAs und die Expression mit Hilfe von Western Blot Analysen bestimmt. Um die kardioprotektive Wirkung von Omentin auf die Myokardfunktion zu testen, wurden ARC isoliert, kultiviert und mit KM in Kombination mit Omentin inkubiert. Anschließend wurden Analysen zur Phosphorylierung von Akt (Ser473) nach Insulinstimulus sowie Kontraktions- und Kalziumtransientenmessungen durchgeführt.

Ergebnisse

Durch eine HFD-Fütterung von Meerschweinchen konnte gezeigt werden, dass es im EF zu einer Verminderung in der Omentinsekretion verglichen mit einer SD-Fütterung kam. T2D zeigten eine ebenso verminderte Omentinexpression im EF verglichen zu ND. Zudem konnte eine verstärkte Expression im EF gegenüber SF und PF beobachtet werden. In vitro Versuche zeigten, dass Omentin die insulininduzierte Phosphorylierung von Akt erhöht, aber keinen Effekt auf die kontraktile Funktion von ARC hat. KM allein führte hingegen zu einer Verminderung in der insulin-induzierten Akt-Phosphorylierung und zu kontraktilen Dyfunktionen in ARC. Durch Inkubation von Omentin und KM konnten diese Effekte in ARC aufgehoben werden.

Schlussfolgerung

Diese Daten lassen vermuten, dass Omentin eine kardioprotektive Funktion erfüllt und das eine Verminderung in der Omentinsekretion von EF eine Rolle bei der Pathogenese von diabetischen Herzerkrankungen spielen könnte.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):4.

V 39 Effizienz der Energieverwertung: Charakterisierung und Differenzierung metabolisch unterschiedlicher Typen bei Adipositas

J Steiniger 1, M Boschmann 1

Fragestellung

Eine endogene, genetisch bedingte Störung im Energiestoffwechsel wird als eine mögliche Ursache der Entwicklung von Übergewicht und Adipositas mit ihren Folgeerkrankungen angesehen. Wir untersuchten, ob es objektive phänotypische Indikatoren für eine unterschiedliche Effizienz der Energieverwertung bei adipösen Risikopatienten gibt.

Patienten und Methodik

Über 1 Jahr wurden von 108 adipösen Patienten (m : w = 28 : 80) monatlich Daten zu Körpergewicht (KG), Körperfett (KF), Ernährungsverhalten und körperlicher Aktivität (PAL) erhoben. Entsprechend der Energieaufnahme (EA in % des Sollwertes) und des Gewichtsverhaltens (dKG/Jahr) erfolgte eine Eingruppierung in 2 Gruppen: HE1: vermutlich hohe Effizienz der Energieverwertung, n=63, EA < 95% Soll, dKG < +5 kg/a und C1: Kontrollgruppe, n=45, EA < 95% Soll, dKG ± 1 kg/a. Als phänotypische Indikatoren der Effizienz der Energieverwertung wurden der Ruhe-Nüchtern-Umsatz (RNU) über 2 h und die postprandiale Thermogenese (ppTh) nach 1 MJ Casein über 6 h in einer Respirationskammer gemessen. Beide Parameter wurden in einer Diskriminanzanalyse zur optimalen Trennung der beiden Gruppen verbunden. 98.1 % der Originalfälle wurden durch eine Diskriminanzfunktion (Discriminant Score = 0.03928 × RNU% + 0.01673 × ppTh [kJ/6h] − 7.6993) korrekt klassifiziert. Weitere 143 adipöse Patienten (m : w = 38 : 105), die zur stationären Gewichtsreduktion eingewiesen wurden, wurden anhand der Diskriminanzfunktion eingruppiert: HE2, n=61 und C2, n=82. Da zwischen den Gruppen HE1 und HE2 sowie C1 und C2 keine Unterschiede bestanden, wurden die Gruppen zu HE (n=124) und C (n=127) zusammengefasst.

Ergebnisse

Zwischen HE und C bestanden keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich Alter (45±15 vs. 42±15 Jahre); kg (108,5±29,3 vs. 108,7±29,7 kg); BMI (38,6±9,6 vs. 38,7±9,4 kg/rrf); KF (43,1±6,9 vs. 45,0±7,7%). Die HE-Gruppe zeigte gegenüber der C-Gruppe trotz eingeschränkter Energieaufnahme eine Gewichtszunahme von 14,1±5,0 kg/a, eine geringere Gewichtsabnahme unter Reduktionskost (7,1±2,7 vs. 11,1±3,3 kg/21d), einen verminderten RNU (94,0 ± 9,2 vs. 105,9 ± 9,2% Soll, p< 0,001) eine eingeschränkte ppTh (152±57 vs. 323±54 kJ/6h, p< 0,001), sowie eine reduzierte Fettoxidation, sowohl nüchtern (4,0±2,2 vs. 5,0±1,9 g/h, p< 0,001) als auch postprandial (4,5±2,5 vs. 6,3±2,1 g/h, p< 0,001).

Schlussfolgerungen

RNU und ppTh sind phänotypische Indikatoren der Effizienz der Energieverwertung. Durch das vorgestellte Diskriminanz-modell ergeben sich neue Ansätze zur Erforschung der Ursachen und therapeutischen Intervention der Adipositas.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):4.

V 40 Ballaststoffe vermindern die Diabetesprävalenz der NZO-Maus unabhängig von ihrer Fermentierbarkeit und von der Adipositasentwicklung

D Kaiser 1, S Scherneck 1, E Rothkegel 1, N Becker 2, H Mabrok 2, G Loh 2, A Schürmann 1, H-G Joost 1, P Wiedmer 1

Fragestellung

Epidemiologische Studien belegen eine positive Korrelation zwischen vermehrtem Verzehr ballaststoffreicher Vollkornprodukte und einem verminderten Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Die zu Grunde liegenden molekularen Mechanismen sind jedoch bislang ungeklärt. Das Ziel dieser Arbeit war es, durch die Anreicherung einer adipogenen Diät mit funktionell verschiedenen, d.h. fermentierbaren und nicht-fermentierbaren Ballaststoffen deren protektiven Effekt auf die Diabetesentstehung zu untersuchen und dadurch potentielle Wirkmechanismen zu identifizieren. Als polygenes Mausmodell für Typ-2-Diabetes diente die New Zealand Obese (NZO) Maus, die unter moderat fettreicher Fütterung einen adipositas-bedingten Diabetes mit β-Zelluntergang ausbildet.

Methodik

Männliche NZO-Mäuse wurden über einen Zeitraum von 14 Wochen mit einer moderaten Hoch-Fett-Diät gefüttert (Fettgehalt: 15 % (w/w)), die einen Ballaststoffgehalt von 5 % (w/w) Zellulose (aus Weizenfaser, Kontrolle) bzw. von 10 % (w/w) Zellulose, resistenter Stärke oder β-Glucan aufwies. Die Ballaststoffanreicherung erfolgte durch anteilige Substitution des Kohlenhydratanteils der Diät. Körpermasse, Körperzusammensetzung, Futteraufnahme und der Blutglucose-Spiegel wurden regelmäßig bestimmt. Zur Abschätzung der mikrobiellen Fermentation der Ballaststoffe wurden die Konzentrationen kurzkettiger Fettsäuren in Caecuminhalt und Fäzes gaschromatographisch bestimmt.

Ergebnis

Sowohl die drei Interventionsgruppen als auch die Kontrollgruppe zeigten unter Fütterung der entsprechenden Diäten einen starken Gewichtszuwachs. Dabei führte die β-Glucan-Anreicherung der Diät zu einem moderat verminderten Körpergewicht im Vergleich zur Kontrollgruppe (47,9 ± 0,7 g vs. 50,4 ± 0,9 g; p < 0,05; 6. Interventionswoche). Ursächlich dafür könnte der verminderte Anteil der metabolisierten Energie der β-Glucan-haltigen Diät im Vergleich zur Kontrolldiät (3,0 kJ/d vs. 3,6 kJ/d, p < 0,01) sein. Eine erhöhte Ballaststoffaufnahme führte unabhängig von der Ballaststoffqualität zu einer signifikant verminderten Diabetesprävalenz (32 − 39 % vs. 70 % Kontrolldiät; 11. Interventionswoche). Der Verzehr der fermentierbaren Ballaststoffe (resistente Stärke, β-Glucan), nicht jedoch der von Zellulose, führte dabei erwartungsgemäß zu einer erhöhten Produktion kurzkettiger Fettsäuren.

Schlussfolgerung

Eine Verdopplung des Ballaststoffgehalts von 5 auf 10 % hemmt die Diabetesentstehung in der NZO-Maus unabhängig von der Fermentation der Ballaststoffe und der Adipositasentwicklung der Maus. Diese Daten deuten darauf hin, dass der antidiabetogene Effekt der Ballaststoffe durch die mechanische Wirkung der Ballaststoffe auf die Darmfüllung entsteht.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):4–5.

V 41 Glucotoxicity and lipotoxicity in an in vivo mouse model of obesity-associated type 2 diabetes: Role of FoxO1 in glucotoxicity induced beta-cell failure

O Kluth 1, F Mirhashemi 1, D Kaiser 1, R Kluge 1, S Neschen 1, S Scherneck 1, H-G Joost 2, A Schürmann 1

Background/aims

The New Zealand Obese (NZO) mouse is a polygenic model of obesity, type 2 diabetes and beta cell destruction. In this model, carbohydrate-free diet prevents hyperglycaemia and beta cell failure in spite of massive obesity. To dissociate the effects of obesity and hyperglycaemia on beta cell function and integrity, we used a sequential dietary regimen and studied the in vivo time course of carbohydrate induced alterations of key transcription factors.

Methods

Male mice (NZO/HIBomDife) were rendered obese by feeding a carbohydrate-free diet for 18 weeks. Subsequently, one group was challenged with a carbohydrate containing diet for 16 days, whereas a second group remained on the carbohydrate-free diet as a control. Plasma glucose and insulin levels were monitored and immunohistochemistry of islets of Langerhans (insulin, phospho-FoxO1, PDX1, Nkx6.1, active caspase 3 and GLUT2) was performed. Additionally, isolated islets and MIN6 cells were treated with high glucose concentrations in the presence or absence of palmitic acid and alterations in the protein amount of phospho-FoxO1, phospho-AKT, PDX and Nkx6.1 were investigated via Western blotting.

Results

Dietary carbohydrates produced a rapid and continuous increase in plasma glucose levels between day 2 and 16 (~400mg/dL). Plasma insulin increased initially but decreased after day 8 despite of marked hyperglycaemia. Immunohistochemistry indicated a progressive degranulation of beta cells accompanied by an early internalisation of GLUT2 and later beta cell destruction in the carbohydrate challenged group. The loss of beta cells was triggered by apoptosis as detected by a positive staining of active caspase 3. Strikingly, dephosphorylation of the transcription factor FoxO1 was the earliest consequence of the hyperglycaemia followed by a reduction of PDX1 and Nkx6.1 at later time points. Similarly, Western blot experiments with lysates from MIN6 cells and isolated islets confirmed the in vivo data. Upon treatment with high glucose concentrations in combination with fatty acids (palmitate), AKT and FoxO1 were dephosphorylated and the expression of the FoxO1 downstream targets PDX1 and Nkx6.1 was reduced.

Conclusion

The dietary regimen dissociates the effects of obesity and insulin resistance (lipotoxicity) from those of hyperglycaemia (glucotoxicity) in male NZO mice. Obese NZO mice respond to a carbohydrate challenge by loss of phosphorylated FoxO1. As a consequence, beta cells lose several transcription factors crucial for their integrity, function and survival, and are unable to compensate the carbohydrate load by increased insulin synthesis and secretion.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):5.

V 42 IL-17, a new player in diabetic nephropathy

T Loof 1,2, S Krämer 3, UM Steckelings 4, A Mika 1,2, HH Neumayer 1, H Peters 1,2

Purpose

A connection between high glucose, TGF-ß1 and IL-17 signaling has recently been proposed. This study analyzed the expression patterns of the classic profibrotic cytokine TGF-ß1, the classic proinflammatory cytokine IL-6 and IL-17 as the new player in the pathogenesis network of experimental diabetic nephropathy. Additionally, this study investigated the functional crosstalk of TGF-ß1, IL-6 and IL-17 in renal cell culture.

Methods

Diabetic nephropathy (STZ) was induced by single i.p. streptozotocin injection in male spontaneously hypertensive stroke prone rats on normal diet, PBS-injected animals served as controls. 12 weeks after disease induction animals were housed in metabolic cages for 24h for urine collection and were subsequently sacrificed. Blood and tissues were harvested for further investigations. For in vitro experiments NRK-52E cells were used. After 24h of starvation, cells were cultured under diabetic (high glucose; 25mM), fibrotic (TGF-ß1; 15ng/ml) and/ or inflammatory (IL-6; 10ng/ml) conditions. In addition, stimulation with the novel cytokine IL-17 (25ng/ml) was performed. In order investigate the crosstalk between TGF-ß1 and IL-17 a specific TGF-ß receptor blocker (SB 431542, 10μM) was used. Cytokine expression was analyzed at molecular levels and in immunofluorescence.

Results

In order to prove the severity of diabetic nephropathy proteinuria was measured. STZ animals showed significantly increased proteinuria at week 12 (121±33 mg/d; 4.5- fold vs. controls; p< 0.01). Immunofluorescence staining showed dramatically up-regulation of glomerular TGF-ß1 and IL-17 protein expression in diseased rats compared to controls (TGF-ß1 6.07 ±1.37 -fold; IL-17 4.48±2.56 -fold vs. controls; p< 0.001). In vitro, IL-17 was secreted by NRK 52E at basal levels and highly up-regulated after exposure to 25 mM glucose (+7-fold vs. controls). Stimulation of cells with profibrotic (TGF-ß1) or proinflammatory (IL-6) cytokines amplified IL-17 mRNA expression (2.0-fold). Simultaneous administration of TGF-ß1 and IL-6 led to significantly enhanced IL-17 mRNA expression by more than 4000-fold vs. controls. Stimulation with IL-17 leads to a moderately up-regulated TGF-ß1 (2-fold) and IL-6 (6fold) mRNA expression but additionally, lead to auto induction of IL-17 mRNA (13-fold). Up-regulation of IL-17 mRNA expression (caused by glucose, TGF-ß1, IL-6, TGF-ß1+IL-6 or IL-17) could be reversed by a specific TGF-ß receptor blocker (SB 431542).

Conclusion

IL-17 is constitutively expressed in glomerular cells and highly induced under diabetic conditions. The down regulation of IL-17 expression by TGF-ß receptor antagonism in vitro points a new regulatory interaction with TGF-ß signaling.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):5.

V 43 Ergebnisse eines interdisziplinären, ambulanten Adipositas-Therapieprogramms

G Bischoff 1, H Hagen 1, M Bischoff 1, JG Wechsler 1

Einleitung

Adipositas ist eine chronische Erkrankung. Die Prävalenz nimmt stetig zu. Für eine erfolgreiche Therapie und Prävention ist eine multimodale, langfristige und individuelle Betreuung der Patienten notwendig. Aus diesem Grund bieten wir am Zentrum für Ernährungsmedizin und Prävention (ZEP) am Krankenhaus Barmherzige Brüder München ein einjähriges ambulantes Gewichtsreduktionprogramm* für Personen mit einem BMI> 30 kg/(m)2 an. Im Folgenden werden die Kurz und Langzeitergebnisse der letzen 11 Jahre dargestellt.

Patienten und Methodik

921 Frauen mit einem mittleren Ausgangsgewicht von 112,7 ± 20,1 kg und einem durchschnittlichen BMI von 40 ± 7 kg/(m)2 sowie 332 Männer mit einem mittleren Ausgangsgewicht von 138,5 ± 23,7 kg und einem durchschnittlichen BMI von 43 ± 7 kg/(m)2 haben bislang das Programm durchlaufen. Das Durchschnittsalter lag bei den Frauen bei 42 ± 12 und bei den Männern bei 45 ± 13 Jahren. Die Teilnehmer werden über die gesamte Laufzeit interdisziplinär durch Ärzte, Psychologen, Ernährungsberater und Bewegungstherapeuten betreut. Sie treffen sich einmal pro Woche für 3,5 Stunden; zum Sport sowie zur verhaltenstherapeutisch orientierten Gruppensitzung und Arzttermin. Das Programm gliedert sich in eine Vorbereitungswoche, eine 12-wöchige Fastenphase mit einer Formuladiät, eine 6- wöchige Umstellungsphase sowie 33-wöchige Stabilisierungsphase. Für die Erhebung der Langzeitdaten wurden die Patienten 2,1 Jahre nach Abschluss des Programms nachuntersucht.

Ergebnisse

Die Frauen erzielten einen Gewichtsverlust von 23,4 kg (von 112,7 ± 20,1 kg auf 89,3 ± 24,3 kg (Abnahme des BMI um 8)) und die Männer von 27,8 kg (von 138,5 ± 23,7 kg auf 110,7 ± 23,9 kg (Abnahme des BMI um 9)). Weiterhin zeigte sich eine signifikante Reduktion der Risikofaktoren des metabolischen Syndroms. Bei den Langzeitdaten zeigte sich eine Erfolgsquote von 59%.

Schlussfolgerung

Der interdisziplinäre Therapieansatz mit Formuladiät und konsekutivem Ernährungstraining in der Gruppe mit professionellem Team stellt eine äußerst erfolgreiche und sichere Methode zur Gewichtsreduktion dar. Die Teilnehmer werden in einem Langzeitprogramm nach einer anfänglichen Gewichtsabnahme zu einer langfristigen Umstellung der Lebensgewohnheiten geführt. Weiterführende Langzeitkonzepte werden angeboten.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):5–6.

V 44 Nebenwirkungen und Komplikationen eines interdisziplinären Gewichtsreduktionsprogramms mit Formula-Diät*

D Rahammer 1, G Bischoff 1, H Hagen 1, M Bischoff 1, JG Wechsler 1

Einleitung

Gute Therapiekonzepte der Adipositas benötigen eine langfristige Änderung des Lebensstils.

Die Erfolge des modifizierten Fastens führten zur Entwicklung ambulanter Therapieprogramme. So entstand ein interdisziplinäres Therapieprogramm, bei dem eine Formuladiät mit etwa 750 kcal eingesetzt wird, die den Empfehlungen der DGE sowie den EU-Richtlinien entspricht. Diese Formuladiät wird 3 Monate ausschließlich angewandt. Anschließend folgt eine 9-monatige Phase mit kalorienreduzierter Mischkost mit 1000-1500 kcal.

Dieses interdisziplinäre 12-monatige Gewichtsreduktionsprogramm* führt zu einem hochsignifikanten Gewichtsverlust von ca. 20 kg bei Frauen und 30 kg bei Männern im Durchschnitt. Das Programm hat sich über 18 Jahre als sehr erfolgreich in der Behandlung der Adipositas erwiesen. Die Langzeitergebnisse liegen bei ca. 60% nach WHO.

Fragestellung

Welche relevanten Nebenwirkungen und Komplikationen treten während der Behandlung mit einer Formuladiät mit hohem Gewichtsverlust auf?

Patienten und Methodik

Im Zeitraum von 2000-2009 wurden an ca. 40 Zentren in Deutschland 10567 Patienten wegen ihrer Adipositas behandelt. Alle Zentren meldeten jährlich ihre Nebenwirkungen und Komplikationen.

Ergebnisse

Die 40 Zentren meldeten bei 10567 Patienten 315 Nebenwirkungen oder Komplikationen (3%). Drei Todesfälle sind aufgetreten (1× ohne Zusammenhang mit der Behandlung, 1× ungeklärt, 1× plötzlicher Herztod).

Die 10 häufigsten Nebenwirkungen waren Haarausfall (n=47, 15%), Obstipation (n=26, 8%), Gallenkolik (n=23, 7%), Diarrhoe (n=20, 6%), Cholezystektomie (n=14, 4%), Allergien (n=18, 6%), Cholezystolithiasis (n=9, 3%), trockene Haut (n=8, 3%), unklare abdominale Beschwerden (n=8, 3%), Rhythmusstörungen (n=8, 3%).

Schlussfolgerung

Die Nebenwirkungen und Komplikationen betrugen 3% bei 10567 Patienten in den Jahren 2000-2009. Weder die Rate an Gallenkoliken, Cholezystektomien, Krebserkrankungen noch an Todesfällen war höher als statistisch für Adipöse und einem Vergleichskollektiv ohne Gewichtsreduktion zu erwarten wäre. Das Adipositas-Therapieprogramm mit Formuladiät hat sich über 10 Jahre als außerordentlich sicher erwiesen.

*OPTIFAST52-Programm

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):6.

V 45 Die Empfehlung eines kommerziellen Abnehmprogramms auf der hausärztlichen Versorgungsebene verbessert die Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Patienten

C Holzapfel 1, J Stoll 1, AL Ahern 2, AD Olson 2, LM Aston 2, A Simpson 3, S Pearson 3, N Fuller 3, I Caterson 3, SA Jebb 2, U Amann-Gassner 1, H Hauner 1

Fragestellung

In der primärärztlichen Versorgung gibt es kaum Optionen, übergewichtigen Patienten Gewichtsreduktionsprogramme anzubieten. In der vorliegenden Studie wurde erstmals die Wirksamkeit eines kommerziellen Gewichtsreduktionsprogramms bei hausärztlichen Patienten mit üblichen hausärztlichen Empfehlungen zur Gewichtsreduktion im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie verglichen.

Methodik

In einer einjährigen, multi-zentrischen, internationalen, randomisierten, klinischen Studie mit 772 Teilnehmern wurden in Deutschland 268 Personen zwei verschiedenen Interventionen zugelost. In der Hausarztgruppe (HA, N=146, 86% Frauen, Alter: 49 Jahre, Anfangs-Body-Mass-Index (BMI): 31,1 kg/m2) blieb die Intervention zur Gewichtsreduktion den Hausärzten überlassen („usual care“, nach Leitlinien), in der Weight Watchers Gruppe (WW, N=122, 83% Frauen, Alter: 46 Jahre, Anfangs-BMI: 30,9 kg/m2) wurde den Patienten die regelmäßige kostenlose Teilnahme an lokalen WW-Treffen ermöglicht. Das Körpergewicht und andere Parameter wurden nach 0, 2, 4, 6, 9 und 12 Monaten bestimmt.

Ergebnisse

Die „baseline observation carried forward“ (BOCF)-Auswertung der in Deutschland eingeschlossenen Teilnehmer zeigte eine signifikant größere mittlere Gewichtsabnahme in der WW-Gruppe im Vergleich zur HA-Gruppe (−3,76 ± 6,23 kg vs. −2,05 ± 4,31 kg; p=0,008). 34% der Teilnehmer in der WW-Gruppe und 23% in der HA-Gruppe nahmen ≥ 5% des Ausgangsgewichts, 20% in der WW-Gruppe und 9% in der HA-Gruppe ≥10% des Ausgangsgewichts ab. 73% der Teilnehmer in der WW-Gruppe und 77% der Patienten in der HA-Gruppe schlossen die Studie planmäßig nach 12 Monaten ab („Completer“). Auch die „completer“-Analyse ergab, dass die mittlere Gewichtsabnahme in der WW-Gruppe signifikant größer als in der HA-Gruppe war (−5,15 ± 6,79 kg vs. −2,67 ± 4,75 kg; p=0,002). 46% der Teilnehmer in der WW-Gruppe und 31% in der HA-Gruppe nahmen ≥ 5% beziehungsweise 27% in der WW-Gruppe und 12% in der HA-Gruppe >10% des Ausgangsgewichts ab. Die Ergebnisse waren in den 3 Ländern (Deutschland, England, Australien) sehr konsistent.

Schlussfolgerung

Die Teilnahme am WW-Programm führte innerhalb von 12 Monaten zu einer signifikant stärkeren Gewichtsabnahme als die leitliniengerechte „usual care“ in der hausärztlichen Praxis. Die Ergebnisse zeigen, dass die Empfehlung des WW-Programms durch den Hausarzt eine wirksame und sichere Möglichkeit darstellt, um auf Hausarztebene erfolgreiches Gewichtsmanagement zu betreiben.

Interessenskonflikte

Keine

Finanzierung

Die Studie wurde von Weight Watchers Inc., New York finanziert.

Die ersten beiden Autoren haben den gleichen Beitrag geleistet.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):6.

V 46 „Collateral Damage” für einen guten Zweck? Implikationen von Nebenwirkungen und Seiteneffekte der Adipositasprävention für Public Health und Gesundheitspolitik

J Ried 1, H Preuss 2, N Altmann 2, AS Hartmann 2

Die Stigmatisierung adipöser Menschen sowie ihre möglichen negativen Effekte auf die Gesundheit der Betroffenen sind mittlerweile durch verschiedene Studien, vor allem aus den USA, gut dokumentiert. Welche Konsequenzen Public Health, Gesundheitspolitik und Prävention daraus ziehen sollten, ist eine bisher allerdings weitgehend vernachlässigte Frage. Weiterhin ist bislang nur in Ansätzen untersucht, ob und inwieweit Strategien zur Prävention der Adipositas selbst dazu beitragen, stigmatisierende Einstellungen oder Gesundheitsstörungen im Ernährungsbereich zu fördern. Der Vortrag wird vor diesem Hintergrund drei Fragen diskutieren:

  • (1) Ist die Stigmatisierung von Adipositas ein relevantes Problem in Public Health und Prävention?

  • (2) Bedienen sich aktuelle Konzepte zur Adipositasprävention (unbeabsichtigt) stigmatisierender Strategien?

  • (3) Welche Nebenwirkungen und Seiteneffekte kann Adipositasprävention generieren und wie ist darauf gesundheitspolitisch zu reagieren?

Review der relevanten Literatur zur Stigmatisierung der Adipositas sowie zu den möglichen Nebenwirkungen und Seiteneffekten der Prävention und ihren medizinisch-psychologischen Konsequenzen; Untersuchung aktueller politischer Strategien zur Adipositasprävention; Analyse der empirischen Erkenntnisse und der politischen Programme aus sozialethischer und Public Health-Perspektive. Stigmatisierungserfahrungen können z.B. negative medizinisch-psychologische Effekte generieren und sich u.a. auf die Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitssystems durch adipöse Patienten auswirken. Das Adipositasstigma ist daher ein relevantes Public Health-Problem. Präventionsmaßnahmen können indirekt stigmatisierende Tendenzen entfalten, z.B. durch einseitige Fokussierung auf die Eigenverantwortung, Abblendung der Komplexität der Adipositas, Konzentration auf Schlankheit statt auf Gesundheit. Bereits im Europaparlament diskutierte Ansätze zur Stigmareduktion, z.B. durch Anerkennung der Adipositas als Krankheit, müssen als ambivalent beurteilt werden. Eine Strategie zur Adressierung des Adipositasstigmas und zur Reduktion unbeabsichtigter Nebenwirkungen und Seiteneffekte der Prävention ist bis jetzt nicht in Sicht. Stigmatisierung von Adipositas ist ein gesundheitsrelevantes Problem, das sich u.a. negativ auf die Effektivität der Prävention auswirken kann und daher als Aktionsfeld von Public Health und Gesundheitspolitik erschlossen werden sollte. Strategien und Konzepte zur Prävention von Adipositas müssen stärker auf mögliche Nebenwirkungen und Seiteneffekte achten. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen auf diesem Gebiet sind dringend notwendig, um einen Beitrag zu Erhöhung von Effektivität und Effizienz der Adipositasprävention zu leisten.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):7.

V 47 Zukünftige Kosten der Adipositas: Ergebnisse der 10-Jahresuntersuchung (1994/95-2004/05) in der KORA-Studienregion

SB Wolfenstetter 1

for the KORA-Study Group

Fragestellung

In den letzten Jahren stieg die Prävalenz der Adipositas in Deutschland und weltweit. Damit ist neben zunehmender sozialer Belastung auch mit einem wachsenden Versorgungsbedarf und steigenden Kosten für das Gesundheitssystem zu rechnen.

Das Ziel dieser Analyse ist es, die zukünftigen direkten und indirekten Kosten (2004/05) in Abhängigkeit vom Body Mass Index (1994/95) zu ermitteln.

Methodik

Die Analyse wurde mit vollständigen Datensätzen von 2,581 Teilnehmern im Alter von 25 bis 65 Jahren (gemessen 1994/95) aus zwei bevölkerungsrepräsentativen Beobachtungsstudien der Kooperativen Gesundheitsforschung der Region Augsburg (KORA-Survey-S3 1994/95 und Follow-up KORA-Survey-F3 2004/05) durchgeführt. Die medizinische Inanspruchnahme umfasst Krankenhausaufenthalte, ambulante und stationäre Rehabilitation sowie Allgemein- und Facharztkontakte. Der BMI wurde anthropometrisch bestimmt, die medizinische Inanspruchnahme und der Arbeits- Produktionsausfall wurde mittels eines standardisierten Fragebogens erhoben und nach den Empfehlungen der AG MEG bzw. mit Daten des statischen Bundesamtes monetarisiert und für das Jahr 2005 adjustiert. Der Zusammenhang zwischen dem BMI und den (in)direkten Kosten wurde mittels eines zweistufigen Modells (generalisiertes lineares Regressionsmodel mit Gammaverteilung und Loglink- Funktion) geschätzt. Die Referenzgruppe sind die Kosten der Normalgewichtigen. Für Alter, Geschlecht und sozioökonomischer Status (Helmert Index) wurde adjustiert.

Ergebnis

Die zukünftigen durchschnittlichen direkten Kosten pro Jahr und Teilnehmer liegen bei €863 (normalgewichtig/ 18.5≤BMI< 25), €959 (übergewichtig/ 25≤BMI< 30), €934 (moderat adipös/ 30≤BMI< 35) und €885 (schwer adipös/ BMI≥35). Die zukünftigen Kosten für den Allgemeinmediziner sind signifikant höher mit ansteigender Gewichtsklasse (€47; €54, p< 0.05; €61, p< 0.05; €85, p< 0.01). Die zukünftigen indirekten Kosten steigen signifikant in den ersten drei Gewichtsklassen an: €1.145 (normalgewichtig), €1.646 (übergewichtig; p< 0.01), €2.072 (moderat adipös; p< 0.001) und €1.273 (schwer adipös).

Schlussfolgerung

Ingesamt ist ein Trend für höhere (in)direkte Kosten in den ersten drei Gewichtsklassen (Normalgewicht, Übergewicht, moderate Adipositas) zu erkennen und eine Intensivierung der Evaluationsforschung auf diesem Gebiet erscheint in Anbetracht der Zunahme der Adipositasprävalenz als besonders dringlich.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):7.

V 48 Staatliche Adipositasprävention durch Information - Verfassungsrechtliche Betrachtung einer gesundheitspolitischen Strategie

J Uddin 1

Kompetenznetz Adipositas / PreVENT

Fragestellung

Im Bereich staatlicher Programme zur Adipositasprävention ist die Vermittlung von Informationen über Lebensmittel und Ernährung eines der zentralen Handlungsfelder. Der Staat hat eine „erkennbare Lücke zwischen dem Wissen über einen gesunden Lebensstil und der Umsetzung in ein gesundheitsförderliches Verhalten“ identifiziert und es sich zum Ziel gesetzt, diese durch die Vermittlung von „leicht verständlichen“ und „alltagstauglichen“ Informationen zu schließen. Die Rolle von Ernährungsfragen bei der Entstehung bzw. Prävention von Übergewicht und Adipositas ist durch eine besondere Komplexität gekennzeichnet und Teil eines multikausalen Geschehens. Die staatliche Informationsvermittlung befindet sich somit in einem Spagat zwischen dem selbst gewählten Ziel, verständliche und alltagstaugliche Informationen zu vermitteln, und dem Gebot der Richtigkeit und Sachlichkeit. Welche Anforderungen an staatliche Informationsakte unter Berücksichtigung dieses Aspektes zu stellen sind, ist eine bisher nicht ausreichend behandelte Frage. Der Vortrag wird vor diesem Hintergrund drei Fragen diskutieren:

  • (1) Sind durch die staatlichen Lebensmittelinformationen grundrechtlich geschützte Positionen betroffen und wann liegt ein Eingriff in diese vor?

  • (2) An welchem Maßstab lässt sich das Kriterium der Sachlichkeit und Richtigkeit im Rahmen von Risikovorsorgemaßnahmen im Bereich von multifaktoriellen, wissenschaftlich nicht abschließend geklärten Geschehnissen messen?

  • (3) Welche Gesichtspunkte müssen staatliche Stellen berücksichtigen, um die Verhältnismäßigkeit ihrer Informationsmaßnahmen zu gewährleisten?

Methodik

Analyse der relevanten rechtswissenschaftlichen Literatur sowie der einschlägigen Judikate. Auslegung von Gesetzes- und Verfassungstexten.

Ergebnis

Staatliche Lebensmittelinformationen mit Produktgruppenoder Produktbezug können in die sog. Wirtschaftsgrundrechte der drittbetroffenen Hersteller eingreifen. Die Komplexität des Sachverhaltes muss sich grundsätzlich, auch auf Kosten der Verständlichkeit und Alltagstauglichkeit, in der vermittelten Information widerspiegeln. Der hinter den staatlichen Lebensmittelinformationen stehende legitime Zweck ist die Befähigung der Bürger zu selbstbestimmtem, eigenverantwortlichem Handeln. Da der Staat im Bereich des hier relevanten Wissens über keinen Wissensvorsprung gegenüber privaten Akteuren verfügt, sind staatliche Lebensmittelinformationen im Rahmen der Adipositasprävention nur dann erforderlich, wenn und soweit die Bereitstellung von geeigneten Informationen nicht bereits durch die Zivilgesellschaft geleistet wird.

Schlussfolgerung

Die multifaktorielle und nicht abschließend geklärte Ätiologie der Adipositas steht in einem nicht auflösbaren Widerspruch zur staatlichen Vermittlung von „leicht verständlichen“ und „alltagstauglichen“ Lebensmittelinformationen. Die (gesundheits-)politische Strategie der Informationsvermittlung ist vor diesem Hintergrund kritisch zu überdenken.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):7–8.

V 49 Implementierung eines landesweiten Multiplikatorensystems zur flächendeckenden Umsetzung des schulbasierten Präventionsprogramms „Komm mit in das gesunde Boot - Grundschule”

B Koch 1, S Brandstetter 1, OW Wartha 1, R Muche 2, T Seufert 3, JM Steinacker 1

Fragestellung

Maßnahmen zur Prävention von Übergewicht und Adipositas sind angesichts der hohen Beeinträchtigungen der betroffenen Kinder und Jugendlichen aus gesundheitlicher und psychosozialer Sicht und der oft mangelhaften Effizienz von Therapiemaßnahmen unerlässlich. Das Setting Schule bietet optimale Rahmenbedingungen für flächendeckende Präventionsmaßnahmen. Die in Präventionsprojekten häufig nur unzureichende Nachhaltigkeit dieser Maßnahmen wird u.a. auch auf methodische Probleme, wie z.B. unzureichende fachliche Unterstützung auf der Ebene der umsetzenden Personen (Lehrer) und eine fehlende prozessbegleitende Qualitätssicherung, zurückgeführt. Die Einhaltung dieser Kriterien soll im Rahmen des hier angewendeten Multiplikatorensystems überprüft werden.

Methodik

Im vorliegenden schulbasierten Interventionsansatz „Komm mit in das gesunde Boot - Grundschule“ setzen Grund- und Sonderschullehrer mit ihren Schülern und deren Eltern gesundheitsrelevante Themen mithilfe von eigens konzipierten Unterrichts- und Elternarbeitsmaterialien um. Sie werden von regional tätigen und speziell ausgebildeten Multiplikatoren schuljahresbegleitend fortgebildet und betreut. Diese Multiplikatoren sind vorab aus einem Pool berufserfahrener Lehrer rekrutiert und durch ein interdisziplinär ausgerichtetes Schulungsteam der Universität Ulm intensiv geschult worden. Im Rahmen der Prozessevaluation wurden die teilnehmenden Lehrer und Multiplikatoren im Verlauf des Schuljahres 2009/2010 zu verschiedenen Zeitpunkten befragt.

Ergebnis: Die landesweite Umsetzung des Programms wurde in Baden-Württemberg im Schuljahr 2009/2010 durch 32 Multiplikatoren in 44 Stadt- und Landkreise flächendeckend gewährleistet. Die Einschätzung der eigenen fachlichen Kompetenz seitens der Multiplikatoren bezgl. der zu behandelnden Themen stieg innerhalb des Untersuchungszeitraums von 58% auf 83%. An den aus vier Fortbildungen bestehenden Kursen der Multiplikatoren nahmen landesweit 453 Lehrer teil. Die Gesamtzufriedenheit der teilnehmenden Lehrer mit diesem Fortbildungsangebot fiel hoch (23%) bzw. sehr hoch (69%) aus.

Schlussfolgerung

Die Einbindung von geschulten Multiplikatoren in die Umsetzung eines Programms zur schulischen Gesundheitsförderung ermöglicht eine flächendeckende Implementierung mit hohen Zufriedenheitswerten seitens der beteiligten Lehrer. In Zukunft soll überprüft werden, ob durch den zusätzlichen Aufbau regionaler Netzwerke, bestehend aus Multiplikatoren und Vertretern der Schulen sowie der Schulämter, die Nachhaltigkeit des Programms zunehmend gestärkt und damit gesichert werden kann.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):8.

V 50 Evaluation des Modellvorhabens „Besser essen. Mehr bewegen. Kinderleicht-Regionen”: Ein multimethodisches Vorgehen

C Willhöft 1, M Ehnle-Lossos 1, M Grillenberger 1, A Hanssen-Doose 1, A Heyer 1, A Hose 1, P Schack 1

Einleitung

Wie kann der Entstehung von Übergewicht bei Kindern dauerhaft entgegengewirkt werden? Die externe Evaluation des Modellvorhabens „Besser essen. Mehr bewegen. Kinderleicht-Regionen“ wird Erfolgsfaktoren für die Gestaltung effektiver Präventionsmaßnahmen für Kinder bis zum Ende des Grundschulalters, insbesondere aus sozial benachteiligten und zugewanderten Familien heraus arbeiten. Die Maßnahmen wurden von 2007 bis 2009 bundesweit in 24 Modellregionen unter Förderung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz durchgeführt. Die Evaluation untersucht rund 600 Ernährungs-, Bewegungs- und Stressbewältigungsmaßnahmen in den Settings Familie, Kita, Grundschule, Freizeit, Kommune, die von 24 Kooperationsverbünden lokaler Akteure durchgeführt wurden, sowie unterschiedlichste Herangehensweisen bei der Maßnahmenplanung und -durchführung. Im Folgenden wird das Evaluationsdesign vorgestellt, das dem großen Umfang und der Heterogenität der Präventionsansätze sowie der lokalen Kontexte Rechnung trägt.

Evaluationsdesign

Die sich derzeit in der Auswertungsphase befindliche Evaluation untersucht die Modellprojekte mit einem multimethodischen Ansatz:

  • (1) Maßnahmendokumentation: Um Art, Inhalte, Zielgruppen, Dauer und Intensität der rund 600 Maßnahmen zu beschreiben, werden Dokumentationen jeder durchgeführten Maßnahme analysiert und in einer Datenbank systematisiert (Outputanalyse).

  • (2) Längsschnittuntersuchung: Die Wirkung von Maßnahmen und Maßnahmenkombinationen auf Outcomes wie BMI, motorische Leistungsfähigkeit und Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Kinder wird mittels Messungen und Befragungen an einer Stichprobe von rund 4.000 Kindern mit Vergleichsgruppendesign untersucht.

  • (3) Vertiefte Evaluation einzelner Maßnahmen: Mittels qualitativer Methoden (Gruppendiskussionen, Beobachtungen, Interviews) werden Ansprache- und Vermittlungsmethoden zur Erreichung sozial benachteiligter und zugewanderter Familien untersucht und konkrete Erfolgsfaktoren und Hemmnisse bei der Maßnahmenumsetzung herausgearbeitet.

  • (4) Evaluation der Netzwerke: Über die Analyse von Interviews mit Projektleitungen und von Dokumentationen der Projekte werden u. a. die strukturellen Bedingungen (z. B. Kommunikation, Ressourcen) der 24 lokalen Netzwerke, ihre Aktivitäten und Verstetigungserfolge abgebildet und der Einfluss der Netzwerkstrukturen auf die Durchführung der Maßnahmen untersucht.

Schlussfolgerung

Der multimethodische Ansatz der Evaluation bietet Einblick in verschiedenste Maßnahmenstrukturen und deren Wirkung aus einer Bandbreite von rund 600 Einzelmaßnahmen zur kindlichen Übergewichtsprävention. Gleichzeitig ermöglicht er Erkenntnisse zu Erfolgsfaktoren und Hemmnissen bei der Ansprache sozial benachteiligter und zugewanderter Familien und der praktischen Umsetzung der Maßnahmen über die vernetzte Zusammenarbeit verschiedener Akteure. Damit werden grundlegende Erkenntnisse für Entscheider in der Politik und Projektplanende bereitgestellt.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):8.

V 51 Der Taillenumfang der Eltern ist eine wesentliche Determinante des Taillenumfangs der Kinder - Ergebnisse aus der Ulmer Geburtskohorte

S Brandt 1, A Moß 1, M Weck 2, H Brenner 2, K Kromeyer-Hauschild 3, M Wabitsch 1

Einleitung

Übergewicht der Eltern erhöht das Übergewichts- und Adipositasrisiko für Kinder und Jugendliche. Das mit Übergewicht und Adipositas verbundene individuelle metabolische und kardiovaskuläre Risiko wird wesentlich durch die Fettverteilung bestimmt. Der Taillenumfang (TU) ist ein einfach zu messender anthropometrischer Parameter der abdominalen Fettmasse. Ziel dieser Arbeit war es zu untersuchen, ob der Taillenumfang bereits im Grundschulalter mit dem Taillenumfang der Eltern assoziiert ist.

Methoden

Im 8 Jahres Follow up der Ulmer Geburtskohortenstudie wurden 536 (259 Jungen) präpubertäre Kinder im Alter von 8.26 ± 0.18 Jahren sowie deren Eltern in der Hochschulambulanz der Universitätskinderklinik Ulm körperlich und klinisch untersucht. Die Messung des TU erfolgte mit einem flexiblen Maßband (Messgenauigkeit ± 1 mm). Für den gemessenen TU des Kindes (× 58,40 ± 6 cm) wurden die alters- und geschlechtsspezifischen Perzentile nach Kromeyer-Hauschild et al berechnet. Ein TU ≥ 90. Perzentil wurde bei Kindern als erhöhte abdominale Fettansammlung definiert (Prävalenz: 22.2%). Der TU der Eltern wurde entsprechend den Kriterien für das metabolische Syndrom der IDF bewertet (TU Mutter ≥ 80 cm: Prävalenz 70.9%; TU Vater ≥ 94 cm: Prävalenz 51.8%).

Ergebnisse

Der TU des Kindes korrelierte mit dem TU beider Elternteile (r(Mutter)=0.17, r(Vater)=0.30; jeweils p< 0.0001). Der TU von Mädchen korrelierte mit dem TU des Vaters (r=0.35; p< 0.0001) und mit dem TU der Mutter (r=0.22; p< 0.05). Der TU von Jungen korrelierte mit dem TU des Vaters (r=0.26; p< 0.05). Eine Zunahme des TU des Vaters um 1 cm ging mit einer Erhöhung des TU eines Kindes um 15mm (p< 0.0001), einer Tochter um 18mm (p< 0.001) und eines Sohns um 12mm (p< 0.05) einher. Kinder von Vätern mit einem TU ≥ 94cm hatten ein 2.9fach höheres Risiko für eine erhöhte abdominale Fettansammlung (≥ 90. Perzentil) im Alter von 8 Jahren (p< 0.05). Das relative Risiko für eine erhöhte abdominale Fettansammlung erhöhte sich für Jungen um den Faktor 3.2, wenn der Vater einen TU ≥ 94 cm hat (p< 0.05). Für Mädchen war sowohl ein TU der Mutter ≥ 80 cm sowie ein TU des Vaters ≥ 94cm mit einem erhöhtem Risiko für eine abdominale Fettansammlung im Alter von 8 Jahren verbunden (OR 2.5, p< 0.05; OR 2.6, p< 0.05).

Schlussfolgerung

Für den TU präpubertärer Grundschulkinder gibt es einen deutlichen Zusammenhang zum TU der Eltern. Der TU des Vaters ist stärker mit dem TU des Kindes assoziiert als der TU der Mutter.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):8–9.

V 52 Gemeinsamkeiten und Unterschiede mütterlicher, väterlicher und kindlicher Ernährung und Bewegung

A Hudjetz 1, P Warschburger 1

Fragestellung

Eine ausgewogene Ernährung und ein gesundes Ausmaß an Bewegung sind die Hauptsäulen jeder Adipositas-Therapie. Gerade bei der kindlichen Adipositas ist hierbei auch das Vorbildverhalten der Eltern entscheidend. Inwieweit es tatsächlich Gemeinsamkeiten zwischen mütterlichem, väterlichem und kindlichem Ernährungs- und Bewegungsverhalten gibt, soll in vorliegender Studie betrachtet werden. Zudem werden potentielle Moderatorvariablen auf ihre Wirkung hin analysiert.

Methodik

Als Teil einer laufenden RCT-Längsschnittstudie (EPOC) wurden bislang 179 Eltern-Kind-Triaden zu ihren Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten befragt. Des Weiteren machten die 7- bis 13jährigen Kinder Angaben zu der Qualität der Beziehung zu Mutter und Vater, während die Eltern zusätzlich Fragen zu der gemeinsam verbrachten Zeit und der Ähnlichkeit mit ihrem Kind beantworteten. Die Befragung fand als Fragebogenstudie vor Beginn einer stationären Rehabilitation statt.

Ergebnisse

Es lassen sich Gemeinsamkeiten sowohl zwischen Kind und Mutter als auch zwischen Kind und Vater hinsichtlich des Konsums problematischer und gesunder Nahrungsmittel (r=.155* bis .414**) finden. Während die Zusammenhänge zwischen Vätern und ihren Kindern im Ernährungsbereich zwar signifikant, jedoch meist geringer sind als die Mutter-Kind-Übereinstimmungen, zeigen sich im Bewegungsbereich nur Gemeinsamkeiten zwischen Vater und Kind, die jedoch auch vergleichsweise gering ausfallen (r=.231*). Bei der Analyse weiterer Eltern-Kind-Merkmale wird deutlich, dass weniger die Beziehungsqualität oder die Ähnlichkeit zwischen Kind und Elternteil eine entscheidende Rolle bei den Zusammenhängen zwischen kindlicher und elterlicher Ernährung spielen, sondern vielmehr die mit dem Kind gemeinsam verbrachte Zeit. Je mehr Zeit Eltern mit ihrem Kind verbringen, desto größer sind auch die Zusammenhänge zwischen der kindlichen und elterlichen Ernährung resp. Bewegung, wobei die Art der gemeinsamen Zeit (essensbezogen, aktiv u.a.) diese Beziehung zusätzlich beeinflusst. Die kindliche problematische sowie gesunde Ernährung lässt sich durch mütterliche und väterliche Ernährung sowie soziodemographische Angaben regressionsanalytisch vorhersagen (korr R2= .151, p=.001 und korr. R2=.250, p< .0001).

Schlussfolgerung

Eltern und Kinder haben zu einem großen Teil sehr ähnliche Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten. Aufgrund der querschnittlichen Analyse können noch keine Kausal-Aussagen getroffen werden, jedoch liegt eine Interpretation im Sinne einer Einflussnahme der Eltern auf ihre Kinder zumindest nahe. Bei der anstehenden Betrachtung der 6-Monats-Katamnese soll die Richtung der Effekte empirisch überprüft werden. Zusammenfassend lassen die gefundenen Übereinstimmungswerte die Schlussfolgerung zu, dass sowohl Mütter als auch Väter verstärkt in die Veränderung der kindlichen Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten einbezogen werden sollten.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):9.

V 53 Die Rolle der mütterlichen Sorge um das kindliche Gewicht

K Kröller 1, P Warschburger 1

Fragestellung

Für die Entstehung von kindlichem Übergewicht sind zahlreiche Faktoren verantwortlich. Weitgehend unklar ist jedoch die Rolle der elterlichen Sorge um eine problematische Gewichtszunahme ihrer Kinder. Ziel der Untersuchung war die deskriptive Betrachtung dieser Besorgnis, sowie die Analyse ihrer Rolle mittels eines Strukturgleichungsmodells zum Zusammenhang der mütterlichen Steuerung in der Essenssituation und dem kindlichen Essverhalten.

Methodik

277 Kinder (im Alter von 1 bis 10 Jahren) wurden gewogen und gemessen. Ihre Mütter wurden weiterhin zu den von ihnen in der Essenssituation angewandten Steuerungsstrategien (ISS) und dem Auftreten spezifischen Essverhaltens ihres Kindes (CEBQ, DEBQ-K) befragt.

Ergebnisse

Mütter bereits übergewichtiger Kinder waren mehrheitlich um den Gewichtsstatus ihres Kindes besorgt. Allerdings berichteten auch die Mütter normalgewichtiger und untergewichtiger Kinder über Gewichtssorgen bezüglich ihres Kindes. Unabhängig vom Gewicht des Kindes berichteten besorgte Mütter über eine eher restriktive Steuerung, die wenig eigene Entscheidungen des Kindes erlaubt. Die Analyse des Zusammenhanges zwischen mütterlicher Steuerung und dem kindlichen Essverhalten weist auf weitere Unterschiede hin: Während das Steuerungsverhalten unbesorgter Mütter keinen Einfluss auf das kindliche Essverhalten zu haben scheint, ist ein restriktiver und wenig Eigenverantwortung erlaubender Steuerungsstil besorgter Mütter mit einer höheren kindlichen Food Responsiveness assoziiert.

Schlussfolgerung

Die Ergebnisse unterstreichen die Relevanz der mütterlichen Sorge um zukünftige Gewichtsprobleme ihrer Kinder bei der Initiierung von Präventionsmaßnahmen. Obwohl die elterliche Risikowahrnehmung eine notwendige Voraussetzung für die Vermeidung kindlichen Übergewichts ist, müssen Eltern beim Einsatz von Steuerungsstrategien und ihrer eventuell paradoxen Wirkung beratend unterstützt werden.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):9.

V 54 Identifikation von Determinanten der Gewichtsreduktion bei Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Adipositas (IDA-Insel) Phase 2

A Kaps 1, I Eggers 2, R Schiel 1

In Phase 1 der IDA-Insel Studie wurde interdisziplinär ein Untersuchungsprogramm entwickelt und evaluiert, mit dessen Hilfe psychologische, soziale und medizinische Prädiktoren/Determinanten, die in Interaktion zur Gewichtsveränderung stehen könnten, identifiziert werden können. In Phase 2 wird das neu entwickelte Untersuchungsprogramm multizentrisch in 4 Kliniken eingesetzt. Ziel ist die Identifikation von Prädiktoren/Determinanten der Gewichtsreduktion & -stabilisation.

Patienten/Methoden

Multizentrisch wird das neu entwickelte Untersuchungsprogramm implementiert. Bisher wurden 2 Kliniken in die Studie aufgenommen. Die Daten der Patienten von 2 weiteren Kliniken werden in den nächsten Monaten erhoben. Nach Aufnahmeuntersuchung konnten aus den 2 Kliniken bisher 100/112 Kinder und Jugendlichen (89%) in die Studie eingeschlossen werden. (Alter 13,3±2,6Jahre, BMI 30,8±5,3kg/m2, BMI-SDS 2,46±0,55)

Ergebnisse

Die mittlere Gewichtsreduktion betrug während des stationären Aufenthalts 5,62±2,61kg (p< 0,001). Der BMI war auf 29,4±5.0kg/m2 abgesunken (p< 0,001), der BMI-SDS auf 2,19±0,61 (p< 0,001). 91% kamen intrinsisch motiviert, die übrigen auf Initiative der Eltern/Ärzte (extrinsische Motivation). Zu Hause hatten die Kinder 2,5±1,7h/d mit Fernsehen, 1,6±1,5h/d vor Computern verbracht. 27 (36%) trieben ≥2h/Woche Sport im Verein, 79 (88%) Sport zu Hause/in der Schule. Zu der Gewichtsabnahme während des Aufenthaltes ergaben sich Korrelationen mit: Alter (r= −0,282, p=0,004), Gewicht bei Aufnahme (r= −0,576, p< 0,001), BMI bei Aufnahme (r= −0,456, p< 0,001), BMI-SDS bei Aufnahme (r= −0,408, p=0,001), Schulkonflikte (r= −0,208, p=0,032), Stressbewältigung (soz. Unterstützung) (r=0,198, p=0,039), Figurenschema Anfang (r= −0,445, p< 0,001), Figurenschema Ende (r= −0,345, p=0,001). In der Multiplen Regression korreliert die Modellgleichung zu R=0,799 mit der Kriteriumsvariable und kann damit R2= 63,8% aufklären. Der erwartungstreue Wert für die Populationsschätzung liegt bei R2= 40,4%. Die Vorhersage wird signifikant (F=2,722, p=0,004).

Schlussfolgerung und Ausblick

Kinder/Jugendliche mit Übergewicht/Adipositas, die zu einer stationären Gewichtsreduktion eingewiesen werden, erreichen eine gute Gewichtsreduktion. Mit einigen psychologischen und psychosozialen Parametern ergeben signifikante Assoziationen zum Ausmaß der Gewichtsreduktion. Das Ausmaß der Gewichtsreduktion und insbesondere die Langzeiteffektivität scheinen daher auf relativ komplexen Verhaltens- und psychologischen Mustern zu beruhen. Nach vollständig abgeschlossener Datenerfassung werden alle eingeschlossenen Probanden in definierten Abständen nachuntersucht um die Determinanten der Gewichtsreduktion langfristig zu evaluieren. Ziel ist die systematische Anpassung des Behandlungs- und Schulungsprogramm hinsichtlich der identifizierten Determinanten um eine langfristige und stabile Gewichtsreduktion zu erreichen.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):10.

P 55 Fettmassen-Perzentilen für deutsche Kinder und Jugendliche

MI Gehrke 1, B Kehden 1, S Plachta-Danielzik 1, K Kromeyer-Hauschild 2, M Grillenberger 3, C Willhöft 3, R-P Dörhöfer 4, MJ Müller 1

Fragestellung

Eine hohe Fettmasse bedeutet ein Gesundheitsrisiko. Da es bisher keine Referenzwerte für Deutschland gibt, war es Ziel, Fettmassen-Perzentilen (bioelektrische Impedanzanalyse) für deutsche Kinder und Jugendliche im Alter von 3 − 16 Jahren anhand der derzeit größten deutschen Datenbank zu berechnen.

Methode

Es wurden Daten von drei Studien vereint: 1. die Kieler Adipositas-Präventionsstudie (KOPS), Erfassungszeitraum: 1996-2008, n=14228, Altersbereich=4-16 Jahre; 2. das Projekt Besser essen. Mehr bewegen. Kinderleicht-Regionen, Erfassungszeitraum: 2007, n=10641, Altersbe-reich=3-10 Jahre; 3. Untersuchungen von Schülern in Jena, Erfassungszeitraum: 2005, n=1913, Altersbereich=3-14 Jahre. Die Fettmasse wurde bei allen drei Studien mit Hilfe des Bioelektrischen Impedanzanalysegeräts BIA 2000-C (Data Input, Frankfurt) und einer populationsspezifischen Formel, die anhand der Air-Displacement Plethysmographie generiert wurde (Plachta-Danielzik et al., Brit J Nutr, 2008), bestimmt. Aus den gepoolten Daten wurde eine Zufallsstichprobe (Mädchen: n=11632, Jungen: n=11604) gezogen, in der die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas (definiert anhand des BMI) in jeder Ein-Jahres-Altersstufe der von KiGGS (repräsentativ für Deutschland) entsprach, um auf diese Weise eine Repräsentativität der Perzentilen für Deutschland zu erreichen. Die Perzentilkurven wurden mittels der LMS-Methode erstellt, und anhand von Worm plots und der Royston Q-Statistik überprüft.

Ergebnisse

Die Fettmasse fällt bei beiden Geschlechtern in den oberen Perzentilen bis zum ca. 6. Lebensjahr und in den unteren Perzentilen bis zum ca. 8. Lebensjahr ab. Bei den Jungen bleibt die Fettmasse anschließend auf der 50. Perzentile und den niedrigeren Perzentilen annähernd konstant. Bei den Mädchen steigt die Fettmasse im Anschluss kontinuierlich an. Die höheren Perzentilkurven weisen bei beiden Geschlechtern mit ca. 10 Jahren ein lokales Maximum der Fettmasse auf. Mit dem Alter schwankt die 90. Perzentile bei den Jungen zwischen 30-45% und bei den Mädchen zwischen 30-43% Fettmasse.

Schlussfolgerung

Die vorgestellten Fettmassen-Perzentilen zeigen alters- und geschlechtsspezifische Fettmassen-Veränderungen und sind als Referenzwerte für deutsche Kinder und Jugendliche geeignet.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):10.

P 56 Selbstangaben des Body Mass Index bei Jugendlichen: Ist eine verlässliche Korrektur der Prävalenz von Übergewicht möglich?

B Landsberg 1, B Kehden 1, S Plachta-Danielzik 1, J Seiberl 1, MI (Gehrke 1, MJ Müller 1

Hintergrund

Selbstangaben des BMI von Jugendlichen sind fehlerhaft und führen zu einer Unterschätzung der Prävalenz von Übergewicht. Ziel der Untersuchung war es, eine geeignete Korrektur für diese Fehler zu finden.

Methoden

In der Kieler Adipositas-Präventionsstudie (KOPS) wurden Größe und Gewicht von 2749 Jugendlichen (49,0% Jungen) im Alter von 13-16 Jahren erfragt (Schätzwert) und gleichzeitig von geschultem Personal gemessen (Messwert), der BMI wurde jeweils berechnet. Zur Korrektur der Schätzwerte des BMI wurden (i) Umrechnungsfaktoren aus einer italienischen Population (Giacchi et al., 1998) und (ii) Korrekturalgorithmen aus der KOPS-Population (Landsberg et al., 2010) verwendet. Zur Berechnung der Prävalenz von Übergewicht und Adipositas wurden die deutschen Referenzdaten (Kromeyer-Hauschild et al., 2001) herangezogen. Eine direkte Korrektur der Prävalenz wurde mithilfe von Werten aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS; Kurth und Ellert, 2010) vorgenommen. Es erfolgte ein Vergleich der korrigierten geschätzten Prävalenz mit der gemessenen Prävalenz.

Ergebnisse

Die gemessene Prävalenz von Übergewicht und Adipositas betrug 7,4% und 4,4% anhand der Schätzwerte wurde diese um 2,2% und 1,6% unterschätzt. Nach der Korrektur der Selbstangabe nach Giacchi et al. wurde die wahre Prävalenz von Übergewicht um 1,2% überschätzt, die von Adipositas um 0,6% unterschätzt. Eine „korrekte“ Prävalenz von Übergewicht wurde durch die Verwendung der KOPS-eigenen Korrektur erreicht, die Prävalenz von Adipositas wurde dabei um 0,9% unterschätzt. Die Korrektur durch die KiGGS-Formel führte zu einer leichten Überschätzung der Prävalenz von Übergewicht (0,2%) und einer leichten Unterschätzung der Prävalenz von Adipositas (−0,4%).

Schlussfolgerung

Eine Annäherung der geschätzten an die gemessene Prävalenz ist durch Korrekturen möglich. Die gemessene Prävalenz wird jedoch durch keine der bislang publizierten Korrekturverfahren exakt erreicht.

Finanzielle Unterstützung

Die Studie wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG Mü 5.1, 5.2, 5-3 und 5.5), das BMBF Kompetenznetz Adipositas (FKZ: 01GI0821) und den World Cancer Research Fund (WCRF) gefördert.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):10–11.

P 57 Adipöse Kinder und Jugendliche - Qualitätsstandards der AGA für Behandlung und Trainerausbildung

U Tiedjen 1

Die Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) in den letzten Jahren u.a. Qualitätsstandards zur Behandlung adipöser Kinder und Jugendlicher entwickelt. Es wurden Zertifizierungsrichtlinien für Therapieeinrichtungen, Adipositas-Trainer sowie deren Ausbildung in Adipositas-Trainer-Akademien entwickelt. Die Qualität der Behandlung soll dadurch nachhaltig verbessert, die Strukturen für (Fach-)Öffentlichkeit und Kostenträger transparenter gemacht werden. In der Liste der Therapieanbieter auf der Homepage der AGA (www.a-g-a.de) haben sich mittlerweile bundesweit über 250 Einrichtungen eintragen lassen. Qualitätsanforderungen sind hiermit nicht verbunden. Schon in einer Erhebung 2006 waren große Unterschiede in Struktur-und Prozessqualität der (n = 118) Einrichtungen festzustellen gewesen. Auf der Basis des „Konsensuspapier Patientenschulungsprogramme“ (BMGS, 2004) wurden von der AGA Kriterien zur Zertifizierung von Therapieanbietern verabschiedet. Sie beinhalten Vorgaben zur Strukturqualität (bauliche Ausstattung, Therapiemanual, Personal), zur Konzeptqualität (Kombinationsansatz, Elterneinbindung, Programmdauer), zur Prozessqualität (Einschluss-, Ausschluss und Abbruchkriterien sowie Stellung des behandelnden Arztes) und zur Ergebnisqualität (Abbrecherquote, Verlauf BMI-SDS). Eine eingerichtete Zertifizierungskommission begutachtet die Anträge. Die zertifizierten Einrichtungen werden auf der Homepage der AGA hervorgehoben, zwei Jahre nach Zertifizierungsbeginn bereits ca. 20% der Anbieter.

Adipositas- Trainer sollen im jeweiligen Berufszweig die Schulung adipöser Kinder, Jugendlicher und ihrer Eltern durchführen. Dabei sollen in der Ausbildung nicht nur Fachkenntnisse aus dem eigenen Bereich vertieft, sondern auch Einblicke in die anderen Bereiche eines multidisziplinären Teams erworben werden. Adipositas- Trainer können genau definierte Angehörige der Berufsgruppen Medizin, Ernährung, Sport/Bewegung sowie Psychologie/ Pädagogik mit mindestens einjähriger Erfahrung in der Betreuung von adipösen Kindern und Jugendlichen werden. Die Fortbildungsrichtlinie fordert eine 18-stündige Hospitation, ein 48-stündiges Seminar mit hohem Praxisbezug sowie eine Supervision. Die Trainer-Zertifizierung ist unabhängig davon, an welchem Therapieprogramm sich die Ausbildung orientiert hat. Auch die AGA-zertifizierten Adipositas-Trainer (mittlerweile 81) sind in einer Liste auf der AGA-Homepage ersichtlich.

Eine Akademie muss über Dozenten (AGA-Trainer) je Fachrichtung verfügen und mit einer Therapieeinrichtung kooperieren. Die quantitative wie qualitative Einhaltung der Empfehlungen an ein Curriculum wird überprüft. Mittlerweile sind 8 Akademien unterschiedlicher Programmausrichtung nach den AGA-Kriterien zertifiziert (Zahlen per 28.08.2010).

Inhalte und Verfahren der Zertifizierungen werden vorgestellt, Aspekte der Rezertifizierung von Therapieeinrichtungen erörtert.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):11.

P 58 Das Adipositas-Netzwerk Mecklenburg-Vorpommern - Eine landesweite Initiative zur Prävention und Therapie von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen

S Mittelstädt 1, R Schiel 2, I Eggers 3

Einleitung

15 % der Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 3 und 17 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland sind laut der KIGGS-Studie übergewichtig oder adipös. Im Ländervergleich gehört Mecklenburg-Vorpommern mit zu den traurigen Spitzenreitern hinsichtlich Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen. Übergewicht und Adipositas stellen erhebliche Risikofaktoren dar für die Entwicklung metabolischer und kardiovaskulärer Folgekrankheiten. Frühzeitig muss der Entwicklung von Übergewicht und Adipositas also entgegengesteuert werden. Dazu wurde unter dem Dach des Vereins Vernetzte Gesundheit das Adipositas-Netzwerk Mecklenburg-Vorpommern angesiedelt, unterstützt vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus M-V.

Methoden und Ergebnisse

In M-V existieren zahlreiche verschiedene Kompetenzen mit Therapieangeboten. Im Rahmen der Prävention von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen ist es notwendig die Nachhaltigkeit dieser Angebote zu koordinieren und somit zu gewährleisten. Die koordinierte Zusammenarbeit und das gemeinsame Verständnis aller Therapiebereiche, der Medizin, der Psychologie, Ernährungs- und Bewegungs-/Sportberatung, der Pädagogik und Sozial-Pädagogik sind Grundvoraussetzungen zur erfolgreichen Behandlung Übergewichtiger und Adipöser bzw. zur Prävention. Zur erfolgreichen Betreuung gehören die Aufklärung, Früherkennung und das Angebot adäquater medizinischer Maßnahmen.

Im Adipositas-Netzwerk Mecklenburg-Vorpommern sind derzeit 95 Partner mit mehr als 190 Ansprechpartnern organisiert. Eine jährliche Weiterbildungsveranstaltung, regelmäßige Kommunikationstreffen sowie der direkte Austausch über einen „Netzwerkmanager“ werden durchgeführt. Das Adipositas-Netzwerk fungiert somit als Bindeglied zwischen den verschiedenen Ebenen der Betreuung, den Betroffenen und einzubeziehenden therapeutischen Disziplinen. Es leistet Hilfestellung bei der Suche nach spezialisierten Therapeuten, für ärztliche Kollegen, Psychologen, Ernährungs- und Sport-/Bewegungstherapeuten, Pädagogen und Sozial-Pädagogen.

Schlussfolgerungen

Im Adipositas-Netzwerk Mecklenburg-Vorpommern wurde erstmals landesweit die koordinierte Zusammenarbeit der verschiedenen Ebenen (Primär- und spezialisierte Betreuung) sowie der unterschiedlichen therapeutischen Disziplinen (Medizin, Psychologie, Pädagogik, Ernährungs- und Sportberatung) umgesetzt.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):11.

P 59 Kombinierte DAK-Adipositasbehandlung für Kinder und Jugendliche − 5-Jahres-Katamnese: Zwischenergebnisse zum Gewichtsverlauf, der Lebensqualität sowie der Selbst- und Kompetenzeinschätzung

S Adam 1, J Westenhöfer 1, H Thomas 2, B Rudolphi 2, S Willms 2

Einleitung

Die „Kombinierte DAK-Adipositasbehandlung für Kinder und Jugendliche“ umfasst eine 6wöchige stationäre Schulungsmaßnahme mit 10,5-monatiger, ambulanter Nachbetreuung. Eine prospektive Längsschnittstudie (n=604) untersuchte von 2004-2006 die Wirksamkeit der DAK-Adipositasbehandlung. Von 2007-2008 fand die 3-Jahres-Katamnese (3JK) statt, 2009 hat die 5-Jahres-Katamnese (5JK) begonnen - zur Überprüfung, in wie weit die erreichten Erfolge auch langfristig ohne Intervention bestehen bleiben.

Methode

Die dargestellten Ergebnisse basieren auf einer ersten Teilkohorte von 379 Studienteilnehmern. Für die 5-Jahres-Katamnese wurden Gewicht, Größe und Fitness-Status bestimmt, sowie verschiedene Verhaltens- und Einstellungsaspekte sowie Lebensmittelauswahl mittels Fragebogen erhoben. Bei Nicht-Teilnahme an der 5-Jahres-Katamnese wird angenommen, dass das Ausgangsgewicht wieder erreicht ist (Intention-to-treat-Analyse: return-to-Baseline-Methode (RTB)). Darstellung der Zwischenergebnisse: Mittelwerte ± Standardabweichung.

Ergebnisse

40,1 % der 379 Studienteilnehmer haben an der 5-Jahres-Katamnese teilgenommen. 5 Jahre nach Beginn der Maßnahme hat der BMI-SDS insgesamt um −0,16±0,48 (3JK: −0,20±0,47) signifikant abgenommen. Während des Interventionszeitraumes der 1jährigen Therapie hatte der BMI-SDS um −0,35±0,41 abgenommen. Insgesamt lässt sich für den 5jährigen Beobachtungszeitraum bei 22,3% (3JK: 34,5%) der 379 Teilnehmer eine erfolgreiche Gewichtsreduktion von 0,2 BMI-SDS oder mehr feststellen.

Die Lebensqualität ist 5 Jahre nach Beginn der Intervention (3,37±0,80) noch signifikant höher als zu Beginn (3,14±0,67). Allerdings hat sie vom Zeitpunkt der 3JK bis zur 5JK um −0,08±0,60 signifikant abgenommen. Bezogen auf die Baselinewerte ist bei der 5JK für die Selbst- und Kompetenzeinschätzung eine signifikante Verbesserung für alle Skalen zu beobachten. Nach Interventionsende haben sich jedoch nur die soziale Akzeptanz und die Selbstsicherheit im Verhalten weiter verbessert (n.s.).

Schlussfolgerung

Gemessen an den Baseline-Werten ist nach 5 Jahren bei allen untersuchten Parametern immer noch eine Verbesserung zu beobachten. Eine signifikante, erfolgreiche Gewichtsreduktion konnte bei 22,3% der Teilnehmer beobachtet werden.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):11–12.

P 60 Veränderungen biochemischer und leistungsmedizinischer Parameter innerhalb der Intensivphase eines Interventionsprogramms für adipöse Kinder

F Unger 1, F Kreuser 1, K Kromeyer 2, K Röttger 1, S Kölblin 1, U Wölker 1, U Korsten-Reck 1

Fragestellung

Die deutliche Zunahme der Prävalenz und des Schweregrads von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen fordert geeignete Interventionen. Adipositas im Kindes- und Jugendalter ist unabhängig vom Fortbestehen ein eigenständiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen im Erwachsenenalter und damit verbundenen Probleme und Komorbiditäten sind bei Kindern und Jugendlichen weit verbreitet.

Methodik

FITOC (Freiburg Intervention Trial for Obese Children) ist ein Therapieprogramm für adipöse Kinder und Jugendliche, welches auf den Säulen Bewegung, Ernährung und Verhaltensschulung basiert. Als Ziel gilt eine ganzheitliche Lebensumstellung. In der Intensivphase über acht Monate erhalten die Kinder und Jugendlichen 3x/Woche Sportunterricht, 7 Kinder- und Elternschulungen zum Thema Ernährung und zusätzlich Verhaltensschulungen. Bei der Eingangs (U1)- und Kontrolluntersuchung (U2) nach der Intensivphase, nach 8,5 ± 0,9 Monaten werden biochemische und leistungsmedizinische Parameter festgehalten. In nachfolgender Untersuchung (n = 13, 10 ♀, 3 ♂; 8-12 Jahre) wurden Veränderungen des Fettstoffwechsels anhand des HDL-Wertes, der Leistungsfähigkeit, gemessen in Watt/kg kg und die Veränderung des BMI-SDS ermittelt. Parallel dazu wurde mittels Food Frequencies das Ernährungsverhalten zu Beginn des Programms mit dem nach der Intensivphase verglichen.

Ergebnis

Es zeigt sich eine signifikante Reduktion des BMI-SDS, (2,6 ± 0,3 vs. 2,3 ± 0,393, p<0,000) und eine signifikante Leistungssteigerung in der Fahrradergometrie, (1,6 ± 0,154 vs.1,9±0,292 Watt/ kg kg, p≤0,005). Innerhalb der Fettstoffwechselparameter steigt der HDL-Wert signifikant (40,6 ± 7,26 vs.50,0 ± 6,61, p<0,001). Das Ernährungsverhalten zeigt eine klare Verschiebung zugunsten pflanzlicher Lebensmittel mit weniger Energie nach der Intervention. Innerhalb der Kategorie Gemüse erhöhte sich nach acht Monaten der Verzehr an rohem Gemüse signifikant (4,485 ± 2,227 pro Woche vs. 5,02 ± 2,411, p < 0,05). Signifikant reduzierte sich der Verzehr an Fleisch und Wurstwaren (p ≤ 0,001), Butter/Margarine (p ≤ 0,001), süßen Getränke n(Rangskalenwerte: 1,293 ± 2,246 vs. 0,6 ± 1,4575 p < 0,01) und Süßwaren (p ≤ 0,001).

Schlussfolgerung

Die Ergebnisse zeigen, dass regelmäßiger Sport sowie eine Lebens- und Ernährungsveränderung bedingt durch die Schulungen zu einer deutlichen Erhöhung des HDL-Wertes, der Watt-Leistung und zu einer Verringerung des BMI-SDS innerhalb von 8 Monaten geführt haben. Die adipösen Kinder profitieren von der auf mehreren Säulen basierenden Therapie. Sie verbessern durch die Teilnahme an einem Interventionsprogramm wie z.B. FITOC nicht nur ihre körperliche Leistungsfähigkeit, sondern verringern mit der Verbesserung der Blutparameter auch das Risiko für kardiovaskuläre Folgeerkrankungen.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):12.

P 61 Prädiktoren langfristiger Gewichtsreduktion nach einer Lifestylintervention im Kindes- und Jugendalter (FitKids)

G Fröhlich 1, W Pott 2, Ö Albayrak 3, J Hebebrand 3, U Pauli-Pott 1

Fragestellung

Ziel der Arbeit war es, Prädiktoren für den langfristigen Erfolg (BMI-SDS Reduktion >5%) einer Gewichtsreduktion bei adipösen Kindern zu ermitteln.

Methodik

111 übergewichtige und adipöse Kinder zwischen 7-15 Jahren nahmen an einer 1-jährigen multimodalen ambulanten Lifestyleintervention (FitKids) der DRK-Kinderklinik Siegen teil. Zu Beginn der Intervention wurden der BMI der Familienmitglieder, die familiäre psychosoziale Risikobelastung, die Bindungseinstellung und Depressionsneigung der Mutter sowie die Lebensqualität des Kindes erhoben. Der BMI-SDS des Kindes wurde zu Beginn der Intervention, am Ende der Intervention und 1 Jahr später gemessen. Lineare und logistische Regressionsanalysen wurden angewendet, um Prädiktoren eines langfristigen Behandlungserfolgs zu ermitteln.

Ergebnisse

Ein jüngeres Alter der teilnehmenden Kinder, geringe Depressivität der Mutter und die Abwesenheit übergewichtiger Geschwister erwiesen sich als signifikante Prädiktoren für einen Langzeiterfolg. Die postinterventionelle BMI-SDS Zunahme war aus einer ängstlichen Bindungseinstellung der Mutter vorhersagbar.

Schlussfolgerung

Prädiktoren für den Langzeiterfolg einer Therapie sollten beachtet werden, um Misserfolge zu vermeiden. Die hier gefundenen Ergebnisse sollten Kreuzvalidierungen unterzogen werden. Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, so sollte Kindern, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von den „best practice“ Interventionen profitieren diese Interventionen auch nicht durchlaufen. Ihnen sollten andere Therapien angeboten werden.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):12.

P 62 Implementierung der Adipositasschulung „Obeldicks” an neuen Standorten: Effektivität und Akzeptanz des Obeldicks-Adipositas-Trainer-Seminars

A Schaefer 1, M Dobe 1, K Winkel 1, Koeding P von 1, A Diesing 1, D Hoffmann 1, T Reinehr 1

Fragestellung

Die Übertragbarkeit von Lifestyle Interventionen für adipöse Kinder und Jugendliche auf andere Standorte ist bisher kaum untersucht, so dass die Generalisierbarkeit von Erfolgen an spezialisierten Adipositaszentren angezweifelt wird. Wir untersuchten daher die Übertragbarkeit der an der Vestischen Kinderklinik Datteln entwickelten und langfristig erfolgreichen Adipositasschulung „Obeldicks“. Dabei wurde insbesondere die Effektivität eines Adipositas-Trainer-Seminars analysiert.

Material und Methodik

Zweimal jährlich findet über eine Woche an der Vestischen Kinder und Jugendklinik Datteln das Obeldicks-Adipositas-Trainerseminar mit 44 Wochenstunden statt. Hier wird den interdisziplinären Teilnehmern das Schulungsprogramm „Obeldicks“ in Theorie und Praxis näher gebracht unter Einbindung von Hospitationsstunden und Rollenspielen. Seit Dezember 2006 wurde dieses Seminar achtmal angeboten. Insgesamt 148 Therapeuten haben teilgenommen. Evaluationsbögen der Ärztekammer Westfalen/Lippe dienten zur Messung der Qualität und Durchführbarkeit des Seminars (Bewertung anhand eines Schulnotensystems). Ferner wurde einem neuen Adipositaszentrum zunächst nur das publizierte Therapiemanual von „Obeldicks“ zur Verfügung gestellt und erst 2 Jahre später eine Teilnahme am Obeldicks-Trainer Seminar angeboten. Wir verglichen das Ausmaß der Übergewichtsreduktion (als SDS-BMI) bei den Schulungsteilnehmern dieses Zentrums vor und nach Teilnahme am Trainerseminar (Intention-to-treat Analyse).

Ergebnisse

Bei der Evaluation des Obeldicks-Adipositas-Trainer-Semi-nars anhand der Evaluationsbögen erhielten die interdisziplinären Schulungsinhalte, sowie die Organisation und die Wichtigkeit der Schulungsinhalte die Gesamtnote „sehr gut“ (1,45). Im Einzelnen erhielt der medizinische Teil die Note 1,4, das Essverhalten 1,3, die Ernährung 1,1 und die Bewegung 1,9 im Durchschnitt. Am neuen Standort war bei 134 Teilnehmern die Übergewichtsreduktion (SDS-BMI-Reduktion 0,17 ± 0,25) und die Abbrecherquote (20%) signifikant (p jeweils < 0,001 adjustiert für Alter, Geschlecht und SDS-BMI zu Beginn der Intervention) schlechter vor Besuch der Therapeuten am Obeldicks Trainerseminar als die 75 Teilnehmer nach Besuch ihrer Therapeuten am Seminar (SDS-BMI Reduktion 0,39± 0,35, Abbrecherquote 11%).

Schlussfolgerung

Die Adipositasschulung „Obeldicks“ ist auf andere Standorte übertragbar. Ein alleiniges Schulungsmanual erscheint nicht ausreichend, sondern ein einwöchiges Trainerseminar ist notwendig zur erfolgreichen Implementierung. Dieses wird daher weiter regelmäßig für alle zukünftigen „Obeldicks“ Therapeuten angeboten und von den Teilnehmern mit „sehr gut“ bewertet.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):12–13.

P 63 Der Langzeiterfolg der Lebensstil-Intervention „Obeldicks light” für übergewichtige Kinder und Jugendliche: Ergebnisse einer randomisiert kontrollierten Studie

K Winkel 1, A Schaefer 1, E Finne 2, P Kolip 2, T Reinehr 1

Einleitung

Randomisiert kontrollierte Studien (RCT) zeigen die Effektivität von Lebensstil-Interventionen für adipöse Kinder. RCT, die die Effektivität von Lebenstil-Interventionen für übergewichtige - aber nicht adipöse - Kinder nachweisen, existieren bislang nicht.

Material und Methoden

66 übergewichtige (BMI >90. <97. Perzentile) Kinder (Durchschnittsalter 11.5±1.6 Jahre, mittlerer BMI 23.4 ±1.5kg/m2, 58% weiblich) wurden in eine Kontrollgruppe (KG) (n=32, keine Interventionen im Verlauf von sechs Monaten) oder eine Interventionsgruppe (IG) (n=34; sechsmonatige Lebensstil-Intervention „Obeldicks light“ basierend auf Bewegungs-, Ernährungs- und Verhaltenstherapie) randomisiert. Untersuchungen der Kinder fanden sowohl in einer Baselineuntersuchung (T0), als auch nach sechs Monaten (T1) statt, dabei wurden BMI, Taillenumfang, Hautfaltendicke, Bioimpedanzanalysen, Blutdruck und das Bewegungsverhalten bestimmt sowie dreitägige Ernährungsprotokolle geführt. Der BMI wurde außerdem sechs (T2) und 12 Monate (T3) nach Ende der Intervention erhoben. Der Grad des Übergewichts wurde als SDS-BMI berechnet. Alle Berechnungen wurden mittels der intention-to-treat Methode durchgeführt.

Ergebnisse

Zum Messzeitpunkt T0 gab es keine Unterschiede zwischen kg und IG. Die Veränderungen des SDS-BMI unterschieden sich zum Zeitpunkt T1 signifikant (p< 0.001) zwischen IG und kg (KG: +0.05±0.19 SDS-BMI; IG: −0.26±0.22 SDS-BMI). Die Drop-out Rate betrug 3% in der IG und 16% in der kg. 24% der Kinder der Interventionsgruppe waren am Ende der Intervention normalgewichtig und 94% reduzierten ihren SDS-BMI. Ähnliche Resultate wurden für Blutdruck, Taillenumfang und den prozentualen Anteil der Körperfettmasse, basierend auf Hautfaltenmessungen und Bioimpendanzanalysen beobachtet. Während in der IG die Kalorien-, Fett- und Zuckeraufnahme von T0 zu T1 signifikant abnahm, gab es keine Veränderungen in der kg. Bezüglich der körperlichen Aktivität und sitzenden Beschäftigungen unterschieden sich die Gruppen nicht. In der Nachbeobachtungszeit nach Ende der Intervention konnte über 12 Monate keine signifikante Zunahme des SDS-BMI beobachtet werden.

Diskussion und Schlussfolgerungen

Die Lebensstil-Intervention “Obeldicks light” führte zu einer Verbesserung des Ernährungsverhaltens und reduzierte effektiv den Grad des Übergewichts, die Körperfettmasse, den Taillenumfang und den Blutdruck. Hervorzuheben ist, dass die Reduktion des SDS-BMI sowohl 6 als auch 12 Monate nach Ende der Intervention aufrechterhalten werden konnte.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):13.

P 64 BAROS-CA: Bariatric and conservative intervention analysis and reporting outcome system for children and adolescents

D Weghuber 1,2

Objectives

Interdisciplinary state-of-the-art interventions to treat obesity demand equally interdisciplinary outcome assessment. The BAROS (Oria & Moorehead 1998) is limited to adults and medical and quality of life outcome parameters. It was the aim of the current project to establish an interdisciplinary instrument for quality assurance (BAROS-CA) to reliably assess conservative and bariatric obesity treatment in children and adolescents.

Methods

Firstly, medically relevant parameters of obesty comorbidities (“metabolic syndrome”) were selected. Secondly, the literature was searched for additional potential interdisciplinary aetiological variables as measured with the test kit AD-EVA-CA with existing empiric evidence or at least high plausibility. The variables were tested in a cross-sectional study of a representative sample (n=4436, age 8-18 years) to evaluate whether they allowed to discriminate between different sdsBMI categories. Moreover, the predictive value of the variables was tested in a longitudinal study (n=150, age 8-18 years). Thereby identified relevant aetiological variables werde categorized and included.

Results

The BAROS-CA allows to identify and quantify significant changes of interdisciplinary variables associated with obesity for groups and individuals (tables of critical difference) as well. The degreee of success of failure of an intervention can be quantified for each of the disciplines and is also given as a total value on a scale of 1-7.

Conclusion

The BAROS-CA is the first interdisciplinary quality assurance instrument of pre/post intervention evaluation in obese individuals as well as groups. It can be applied for intervention studies but also provides the clinician with a quick but differentiated overview in daily practice.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):13.

P 65 Evaluation und Festigung der Nachhaltigkeit eines Projektes zur Gesundheitsförderung in Kindertagesstätten, Grundschulen und Vereinen

F Kreuser 1, F Wölker 1, U Korsten-Reck 1

Fragestellung

Wie haben sich die Angebote in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Elternarbeit in Kindergärten, Grundschulen und Vereinen durch die Fortbildungstage „Kinder in Bewegung“ der Badischen Sportjugend (bsj) in den Städten und Gemeinden verändert? Was bewirkt ein Nachhaltigkeits-Workshop ein Jahr nach Ende der Fortbildung?

Methodik

Für alle Teilnehmer (N=612), die an einer Fortbildung der bsj in einer der 15 Städte (Offenburg, Bad Säckingen, Singen, Baden-Baden, Teningen, Lahr, Staufen, Lörrach, Villingen-Schwenningen, Breisach, Emmendingen, Konstanz, Freiburg, Rastatt, Gaggenau) teilgenommen hatten, wurde ein Evaluations- bzw. Nachhaltigkeitsfragebogen ausgewertet. Ein Jahr nach der Fortbildung (FOBI) wurde ein Workshop mit den ehemaligen Teilnehmern durchgeführt. Diese Veranstaltung wurde ebenfalls evaluiert (n=52).

Ergebnis

Von den bisher 238 ausgewerteten Evaluations- und Nachhaltigkeitsfragebögen konnten 37% (N=87) ausgewertet werden. Die Rücklaufquote setzte sich aus Grundschulen (16%), Kindertagesstätten (10%) und Sonstige (9%) zusammen. Vor der FOBI haben rund 80% der Institutionen mindestens einmal pro Woche ein Bewegungsangebot angeboten (25% täglich, 57% wöchentlich). 50% der Institutionen erweiterten nach der FOBI den Umfang ihres Bewegungsangebots. Jeweils gut 1/4 der Teilnehmer gaben vor dem Projekt an, täglich (28%) oder monatlich (26%) Ernährungsangebote durchzuführen, wogegen 36% nach der FOBI einen erhöhten Umfang bzw. 55% keine Veränderung des Umfangs solcher Angebote angaben. Überraschend viele Einrichtungen veränderten nichts im Umfang der Elternangebote (74%). Jedoch wurden die gelernten Bewegungsinhalte so gut wie von allen Teilnehmer/innen (98%) umgesetzt, während von 39% Inhalte der Ernährung und von 54% Inhalte der Elternarbeit umgesetzt wurden. Nur 14% der Institutionen gaben an, Schwierigkeiten bei der Umsetzung gehabt zu haben.

Die Ergebnisse des Workshops (n=52) zeigen, dass nach einem Jahr die Angebote in den Bereichen Bewegung von 92% und Ernährung von 77% der Institutionen umgesetzt und erweitert wurden. Positiv zu bewerten ist die Steigerung im Bereich der Elternarbeit, in dem die Teilnehmer von dem Gelernten mehr umgesetzt haben (56%) als noch während der Fortbildungstage selber.

Schlussfolgerung

Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass es notwendig und wichtig ist, die Erzieher und Grundschullehrer in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Elternarbeit fortzubilden. Die zur Sicherung der Nachhaltigkeit ein Jahr im Anschluss angebotenen Workshops verdeutlichen, dass sich die an den Fortbildungstagen angebotenen Themenbereiche durch die Workshops effektiv verfestigen und diese Impulse notwendig für jede Präventionsmaßnahme sind.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):13.

P 66 Erste Ergebnisse des T.A.F.F.-Projekts (Telefonberatung zur Adipositasprävention für Familien): Response-Raten und soziodemografische Beschreibung der Teilnehmer

J Markert 1, F Alff 2, R Gausche 3, W Kiess 2, S Blüher 1

Einleitung

Prävalenz und Schweregrad von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter sind in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Die frühzeitige Prävention der Adipositas wird somit immer mehr zur Aufgabe familienbasierter Interventionsmaßnahmen. T.A.F.F. stellt mit seiner 12-monatigen telefonischen Beratung eine innovative, familienbasierte Interventionsmaßname dar.

Fragestellung

Es soll untersucht werden, wie viele Familien das Präventionsprojekt T.A.F.F. annehmen. Weiterhin sollen soziodemografische Parameter der teilnehmenden Familien analysiert und mit einer repräsentativen Kontrollgruppe verglichen werden.

Methodik

Die Rekrutierung der Teilnehmer erfolgte durch ein bundesweites Screening im Kinderärztenetzwerk CrescNet, sowie über den Kinder- und Jugendärztlichen Dienst Leipzig und Torgau-Oschatz (KJÄD). Einschlusskriterien waren: Alter 3,5-17 Jahre und BMI < 90. Perzentile. Die Ärzte kommunizierten den Familien die Möglichkeit am Präventionsprojekt teilzunehmen. Jede Familie wurde gebeten eine von drei Teilnahmeerklärungen (TNE) zu unterzeichnen. TNE 1: Bereitschaft zur Teilnahme an der telefonischen Beratung, inklusive des Ausfüllens von Fragebögen zu drei verschiedenen Zeitpunkten. TNE 2: Bereitschaft zum Ausfüllen eines Fragebogens. TNE 3: Bereitschaft zum Ausfüllen eines Kurzfragebogens zu Hindernisgründen. Familien, welche die TNE 1 unterschrieben und einen ausgefüllten Fragebogen zurücksandten, bilden die T.A.F.F.-Teilnehmergruppe. Diese wird bezüglich ihrer soziodemografischen Eigenschaften gemäß den Leitlinien der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Epidemiologie beschrieben. Da ca. 60% der T.A.F.F.-Teilnehmer in Sachsen leben, dienen der sächsische Mikrozensus und die Einkommen- und Verbraucherstichprobe (EVS) für private Haushalte in Sachsen als Vergleichsdaten.

Ergebnisse

4005 Kinder und Jugendliche (BMI < 90. Perzentile) wurden durch das CrescNet-Screening identifiziert. Die Familien von 614 Kindern und Jugendlichen füllten eine Teilnahmeerklärung aus: 413x TNE 1, 118x TNE 2, 83x TNE 3. Über den KJÄD wurden insgesamt 38 Teilnahmeerklärungen ausgefüllt: 12x TNE 1, 12x TNE 2 und 14x TNE 3. Letztendlich konnten 293 Familien mit insgesamt 304 teilnehmenden Kindern und Jugendlichen in das T.A.F.F.-Projekt einbezogen werden. Es wird gezeigt, welche soziodemografischen Merkmale diese Familien auszeichnen und ob sie sich in dieser Hinsicht von der Gesamtbevölkerung unterscheiden.

Schlussfolgerung

Diese Untersuchung soll dazu beitragen, Präventionskonzepte spezifisch auf potentielle Teilnehmer zuzuschneiden, um mehr Familien zur Teilnahme an Präventionsprogrammen zu motivieren und die Nachhaltigkeit der Intervention zu optimieren.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):14.

P 2 Three to five year follow-up of untreated obese children and adolescents with impaired glucose tolerance (IGT): IGT as precursor of type 2 diabetes?

M Kleber 1, T Reinehr 2

Methods

We analyzed 128 untreated obese white children with IGT (mean age 13.5 ±2.1 years, 53% female, mean BMI 31.7±6.1 kg/m, mean glucose levels at 2h oral glucose tolerance test (oGTT) 152 ±16mg/dl) 3.0 to 5.6 years (mean 3.9 ±0.6 years) later with an oGTT.

Results

At follow-up, 20 (16%) children remained in the IGT status, 96 (75%) children converted to normal glucose metabolism, 3 (2%) children developed type 2 diabetes, and 9 (7%) children were lost to follow-up. Comparing the children according to their outcome concerning glucose metabolism at follow-up demonstrated that 2h glucose levels in oGTT at baseline were significantly (p< 0.001) higher in the children remaining IGT (161±11mg/dl) and highest in children developing diabetes (171±3 mg/dl) as compared to children converting to normal glucose tolerance (151±10 mg/dl), while the children did not differ according to age, gender, BMI, blood pressure, fasting glucose levels at baseline, or length of follow-up period. Apart from children developing diabetes, who increased their body weight (in mean 2.4 ±2.3 kg/m2 BMI), all other children did not change significantly their BMI, blood pressure, or fasting glucose levels in the follow-up period.

Conclusion

Obese white children with IGT will likely convert to normal glucose metabolism in the next 3 to 5 years. The causes of this normalization remained unclear since this improvement occurred without weight loss. This phenomenon may be explained in part by the fact that most of our children were at mid pubertal stage at baseline and chancing from mid to late/ postpubertal stage is associated with a decrease of insulin resistance. Risk factors for developing type 2 diabetes in follow-up were higher 2h glucose levels in oGTT at baseline and weight gain.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):14.

P 68 Der Nüchternblutglukosewert von Grundschulkindern ist mit dem Nüchternblutglukosewert der Eltern korreliert - Ergebnisse aus der Ulmer Geburtskohorte

S Brandt 1, A Moß 1, M Weck 2, H Brenner 2, M Wabitsch 1

Fragestellung

Der Blutglukosegehalt eines Gesunden wird physiologisch streng reguliert und in einem engen Normalbereich gehalten. Dies erfolgt über aufeinander abgestimmte Mechanismen, die unter anderem über das Hormon Insulin vermittelt werden. Die Bereitstellung von Insulin wird durch die Faktoren Lebensalter, Lebensstil, Tageszeit, Zusammensetzung der Nahrung und körperliche Konstitution beeinflusst. Der Lebensstil eines Kindes wird durch die Eltern (gemeinsame Umweltbedingungen, Genetik) mitbestimmt. Ziel dieser Arbeit war es zu untersuchen, ob der Nüchternblutglukosegehalt (NBZ) eines Kindes bereits im Grundschulalter mit dem NBZ der Eltern assoziiert ist.

Methoden

Im 8 Jahres Follow up der Ulmer Geburtskohortenstudie wurden 536 (259 Jungen) Kinder im Alter von 8.26 ± 0.18 Jahren sowie deren Eltern in der Hochschulambulanz der Universitätskinderklinik in Ulm körperlich und klinisch untersucht. Von 303 Trios (Kind, Mutter, Vater) liegen Daten zum NBZ im venösen Vollblut vor. Bei einem gemessenen NBZ ≥120mg/dl wurde angenommen, dass der Teilnehmer nicht nüchtern erschienen ist oder eine pathologische Nüchternglykämie vorliegt. In die statistische Auswertung wurden Daten zum NBZ (NBZ < 120 mg/dl) von 270 Trios einbezogen.

Ergebnisse

Der NBZ des Kindes korrelierte mit dem NBZ beider Elternteile (Mutter: r= 0.24, p< 0.001; Vater: r=0.14, p< 0.05). Der NBZ der Mutter korrelierte mit dem NBZ von Mädchen (r=0.28, p< 0.05) und mit dem NBZ von Jungen (r=0.19, p< 0.05). Für Jungen war eine Assoziation zum NBZ des Vaters zu beobachten (r=0.21, p< 0.05). Eine Erhöhung des NBZ der Mutter um 1mg/dl ging mit einer Erhöhung des NBZ der Tochter um 0.2 mg/dl einher (p< 0.05). Ein Zusammenhang in gleicher Höhe zeigte sich auch zwischen dem NBZ von Vater und Sohn (p< 0.05).

Schlussfolgerung

Der BZ von Grundschülern ist mit dem NBZ der Eltern assoziiert. Über die klinische Bedeutung dieser Beobachtung ist wenig bekannt. Diesem soll in weiteren Auswertungen der Daten aus der Ulmer Geburtskohorte nachgegangen werden.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):14.

P 69 Risikofaktoren des kindlichen Übergewichts: Erste Ergebnisse der Hohenheimer-Fructose-Interventions-studie (HoFI)

S Wagnerberger 1, IB Maier 1, Y Özel 1, SC Bischoff 1, I Bergheim 1

Einleitung und Fragestellung

Weltweit hat die Prävalenz von Adipositas bei Kindern in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Epidemiologische Untersuchungen deuten darauf hin, dass nicht nur die Energieaufnahme, sondern auch soziodemographische und familiäre Faktoren sowie die Freizeitaktivitäten der Kinder wesentliche Risikofaktoren in der Adipositasentstehung sein können. Vor diesem Hintergrund wurden die Nährstoffaufnahme, die Freizeitaktivitäten sowie soziodemographische und familiäre Faktoren von normal- und übergewichtigen Kindern erfasst.

Methoden

Anhand von zwei 24-Stunden-Recalls wurde die Nährstoffaufnahme von insgesamt 83 Kindern im Alter von 5-9 Jahren ermittelt. Davon waren 55 Kinder übergewichtig (BMI>90. Perzentile) und 28 Kinder normalgewichtig (BMI< 90. Perzentile). Zusätzlich wurden soziodemographische Daten, die Freizeitaktivitäten und familiäre Faktoren der Kinder erhoben.

Ergebnisse

Die Vitamin- und Mineralstoffaufnahme unterschied sich zwischen den normal- und übergewichtigen Kindern nicht. Auch die Energieaufnahme unterschied sich zwischen den beiden Gruppen nicht (1913±131 vs. 1921±56 kcal/d) und lag sowohl bei den normal- als auch bei den übergewichtigen Kindern über dem DACH-Referenzwert. Jedoch erreichten ca. 90% der normal- und übergewichtigen Kinder die DACH-Referenzwerte für die Zufuhr mehrerer Mikronährstoffe wie z.B. Vitamin D, Folsäure und Jod nicht. Der BMI der Mütter der übergewichtigen Kinder war signifikant höher als der der Mütter der normalgewichtigen Kinder. Weiterhin fand sich eine signifikant positive Korrelation zwischen dem BMI-SDS der Kinder und dem BMI der Mütter (R=0,558, p< 0,01), sowie eine signifikant negative Assoziation mit der Stilldauer (R= −0,320, p< 0,01). Darüber hinaus wiesen die übergewichtigen Kinder einen signifikant höheren Medienkonsum auf als die normalgewichtigen Kinder (11±1 h/Woche vs. 7±1 h/Woche, p< 0,01). Interessanterweise fand sich kein Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand der Eltern, dem Migrationshintergrund und dem BMI-SDS der Kinder.

Schlussfolgerung

Unsere bisherigen Ergebnisse weisen darauf hin, dass Kinder im Alter von 5-9 Jahren trotz erhöhter Energieaufnahme nicht ausreichend mit allen Mikronährstoffen versorgt sind. Außerdem scheinen familiäre Faktoren, wie der Gewichtstatus der Mütter, die Stilldauer und das Medienkonsumverhalten wesentliche Risikofaktoren in der Adipositasentstehung bei Kindern zu sein. (Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, Projektnummer: 03105084 (IB)).

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):14–15.

P 70 Prävalenz von Fettstoffwechselstörungen und arterieller Hypertonie bei Kindern der Hohenheimer-Fructose-Interventionsstudie (HoFI)

IB Maier 1, Y Özel 1, S Wagnerberger 1, M Hulpke-Wette 2, M Schwab 3, SC Bischoff 1, I Bergheim 1

Einleitung und Fragestellung

In den letzten Jahrzehnten hat die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas stark zugenommen. Als Folge sind bereits bei Kindern und Jugendlichen erste Hinweise auf ein metabolisches Syndrom zu finden, zu dem unter anderem Fettstoffwechselstörungen und arterielle Hypertonie zählen. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen der Eingangsuntersuchung der HoFI-Studie die Prävalenz von arterieller Prähypertonie bzw. arterieller Hypertonie sowie von Hyperlipidämie bei Kindern im Alter von 5-9 Jahren untersucht.

Methoden

Bisher wurden 55 übergewichtige (BMI>90. Referenzperzentil) und 28 normalgewichtige (BMI< 90. Referenzperzentil) Kinder, die bis zum Einschluss in die Studie als gesundheitlich unauffällig galten, im Alter von 5-9 Jahren in die Studie eingeschlossen. Im Nüchternblut wurde die Konzentration verschiedener Blutlipide (Gesamt-, HDL-, LDL-Cholesterin, Triglyceride) gemessen. Der Blutdruck der Kinder wurde an zwei unterschiedlichen Tagen jeweils in Doppelbestimmung gemessen. Zusätzlich wurde bei einem Teil der Kinder eine 24h-Blutdruckmessung durchgeführt.

Ergebnisse

Die übergewichtigen und normalgewichtigen Kinder waren gleich alt (7,6 ± 0,2 Jahre vs. 7,5 ± 0,2 Jahre). Der BMI-SDS der übergewichtigen Kinder lag im Mittel bei 2,01 ± 0,07 und der der Normalgewichtigen bei 0,41 ± 0,10 (p< 0,05). Das Gesamtcholesterin sowie das HDL-Cholesterin unterschied sich nicht zwischen den normal- und übergewichtigen Kindern. Jedoch wurde bei den übergewichtigen Kindern im Vergleich zu den Normalgewichtigen signifikant häufiger eine LDL-Hypercholesterinämie festgestellt (73% vs. 46%; p< 0,05). Außerdem wiesen die Übergewichtigen im Mittel signifikant höhere Triglyceridwerte auf (83 ± 7 mg/dl vs. 59 ± 4 mg/dl; p< 0,05). Bei den übergewichtigen Kindern wiesen 24% eine arterielle Prähypertonie und 25% eine arterielle Hypertonie auf, wohingegen bei den Normalgewichtigen nur 7% eine arterielle Prähypertonie und 7% eine arterielle Hypertonie hatten. Außerdem fand sich eine signifikant positive Korrelation zwischen dem BMI-SDS der Kinder und dem systolischen sowie diastolischen Blutdruck (R=0,472 und R=0,425; p< 0,05)

Schlussfolgerung

Unsere bisherigen Ergebnisse weisen darauf hin, dass ein Großteil der übergewichtigen Kinder, die bis zum Einschluss in die Studie als gesund galten, bereits eine Störung des Lipidstoffwechsels oder einen erhöhten Blutdruck aufwiesen. (Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, Projektnummer: 03105084 (IB)).

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):15.

P 71 Kognitive Kontrolle und Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen

U Pauli-Pott 1, Ö Albayrak 2, J Hebebrand 2, W Pott 3

Ziel

Angenommen wurde, dass Übergewicht mit einer schwächeren kognitiven Kontrolle, insbesondere einer reduzierten „Response Inhibition“, verbunden ist und dieses exekutive Defizit der häufig beobachteten Komorbidität des Übergewichts mit der Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung zugrunde liegen könnte. Hier wird der Frage nachgegangen, ob BMI und Response Inhibition korrelieren und ob diese Beziehung durch das Alter moderiert wird.

Methode

Die Stichprobe besteht in 177 übergewichtigen und adipösen Kindern und Jugendlichen (BMI: M = 29,2; SD= 4,33; BMI-SDS: M=2.45; SD= 0.43). Response Inhibition wurde durch zwei neuropsychologische Paradigmen (Go/No-Go, Interferenz) gemessen. Es konnten 2 Faktoren extrahiert werden: Impulsivität (kurze Reaktionszeiten(RZ), hohe Fehlerzahl), Unaufmerksamkeit (lange RZ, hohe Variabilität der RZ).

Ergebnisse

Je deutlicher das Übergewicht des Kindes/Jugendlichen desto höher die Unaufmerksamkeit. Allein bei jüngeren Kindern war das Übergewicht auch mit der Impulsivität verbunden. Je höher das Körpergewicht desto höher die Impulsivität.

Schlussfolgerung

Die vermutete Assoziation zwischen dem Ausmaß des Übergewichts und der kognitiven Kontrolle wird bestätigt. Möglicherweise weisen die Ergebnisse auf eine Entwicklungsperiode hin, in der Impulsivität eine deutliche Rolle bei der Gewichtszunahme spielt.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):15.

P 72 Die Bedeutung der körperlichen Fitness für psychische Auffälligkeiten und depressive Symptome bei adipösen Kindern und Jugendlichen

R Kayser 1, C Graf 2, K-J Eßer 3

Fragestellung

Neben körperlichen Folgeerkrankungen geht eine juvenile Adipositas nicht selten auch mit psychischen Störungen einher. Im Rahmen einer 12 monatigen ambulanten Schulungsmaßnahme wurde daher der Zusammenhang zwischen körperlicher Fitness, Körpergewicht, allgemeiner psychischer Belastung, depressiver Symptome und psychischen Auffälligkeiten untersucht.

Methodik

122 Kinder und Jugendliche [Interventionsgruppe (IG) n = 84; Kontrollgruppe (KG) n = 38] nahmen an den Untersuchungen teil. Erhoben wurden zu Beginn (T0) anthropometrische und ergometrische Daten sowie die allgemeine psychische Belastung und psychische Auffälligkeiten mittels der CBCL/4-18, YSR/11-18 und depressive Symptome mittels der DIKJ und nach 12 Monaten (T1). Die Datenanalyse erfolgte mit SPSS 17.0: T-Tests bei verbundenen und unverbundenen Stichproben sowie Regressionsanalysen.

Ergebnisse

Der BMI-SDS der IG sank signifikant um 0,18 und die körperliche Fitness stieg um 0,2 Watt/kg kg. Der BMI-SDS der kg blieb dagegen stabil und die körperliche Fitness sank signifikant um 0,1 Watt/kg kg. 28,1% (31,2%; n.s.) der Kinder und Jugendlichen der IG wurden in der CBCL als psychisch auffällig eingestuft. Die Häufigkeit psychischer Auffälligkeiten reduzierte sich zu T1 signifikant, stieg dagegen in der kg signifikant an. Depressive Symptome lagen bei 18% (KG: 21%; n.s.) der Jugendlichen der IG zu T0 vor. Der Rohwert bzgl. allgemeiner psychischer Belastung verringerte sich in der IG signifikant und stieg in der kg. Die Anzahl von Jugendlichen der IG mit auffälligen depressiven Symptomen verringerte sich zu T1 signifikant auf Null. Der mittlere T-Wert des DIKJ der IG reduzierte sich ebenfalls signifikant. Dagegen stieg in der kg die Zahl auffälliger Depressiver, analog dem mittleren T-Wert der DIKJ, signifikant an. In der Regressionsanalyse zeigten sich die körperliche Fitness und der BMI-SDS als Prädiktoren für die Verbesserung allgemeiner psychischer Belastung aus Sicht der Eltern (CBCL) zu T1. In der multiplen Regression wurden für die Parameter BMI-SDS und Watt/kg kg ein signifikantes Ergebnis festgestellt.

Diskussion

Neben einer signifikanten Reduktion des BMI-SDS und Steigerung der körperlichen Fitness in der IG wurden, im Gegensatz zur kg, alle untersuchten Variablen deutlich verbessert. Trotz sehr hoher Prävalenzraten psychischer Auffälligkeiten, depressiver Symptome und der allgemeinen psychischen Belastung zu T0 sank diese in der IG auf den Erwartungswert nach der Intervention. Unterstrichen werden muss die Bedeutung der Fitness, da sich eine Steigerung neben der Reduktion des BMI-SDS positiv auf psychische Auffälligkeiten und Depressivität auswirkt.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):15–16.

P 73 Essstörungen haben keinen Einfluss auf den Erfolg der stationären Kurz- und Langzeittherapie am Rehazentrum Insula

J Carnier 1, A Tobar 1, A Siegfried 1, S Kapfer 1, A Dâmaso 2, W Siegfried 1

Ziel

Für die stationäre Kurz- und Langzeit-Therapie der Adipositas ist es von besonderem Interesse, den möglichen Therapie-Erfolg beurteilen zu können. Ziel der vorliegenden Studie war es, unsere Vermutung zu überprüfen, dass beim Vorliegen von Essstörungen geringere Therapieerfolge erreicht würden.

Methode

Aus den letzten 600 Patienten des Rehazentrums Insula wurden 53 extrem übergewichtige Patienten mit Essstörungen (11 männliche und 42 weibliche Patienten, BMI 42,83±8,7, Alter 16,46±2,41 Jahre, Therapiedauer 6,33±2,86 Monate) ausgewählt und mit 53 Patienten ohne Essstörungen (11 männliche und 42 weibliche Patienten, BMI 42,91±8,46, Alter 16,39±2,35 Jahre, Therapiedauer 6,45±2,54 Monate) verglichen, die sich auch in den Begleit-Diagnosen (Depression, ADHS) möglichst gering unterschieden (matched pairs aus der gesamten Datenbank, 1900 Patienten).

Ergebnis

Beide Gruppen zeigten über die Zeit der stationären Therapie eine hochsignifikante Gewichtsabnahme (p≤0,01) in der Essstörungs-gruppe von 121.47±25.48 kg auf 102.16±22.33 kg, in der Kontrollgruppe von 123.23±26.40 kg auf 100.65±22.28 kg). Dabei gab es keinen statistischen Unterschied zwischen den beiden Gruppen (p≥0,72).

Diskussion

Entgegen unserer Annahme beeinflusst das Vorliegen einer Essstörung nicht den Erfolg der langzeitstationären Gewichtsreduktion. Weitere Untersuchungen sind geplant bezüglich des poststationären Verlaufs dieser beiden Patientengruppen und auch bezüglich des Vorliegens anderer Begleiterkrankungen, wie weitere psychische Komorbiditäten.

Die Untersuchungen werden gefördert durch die Stiftung Juvenile Adipositas am Rehazentrum Insula, Tochterstiftung der Deutschen Diabetes-Stiftung und die brasilianische Forschungsförderung Coordenação de Aperfeiçoamento de Pessoal de Nível Superior (CAPES).

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):16.

P 74 Therapiebedarf bei Kindern und Jugendlichen mit Essanfällen und deren Erziehungsberechtigten: Eine Analyse des subjektiven Bedarfs

N Altmann 1, AS Hartmann 1, W Rief 1, A Hilbert 2

Fragestellung

Kinder und Jugendliche mit Essanfällen leiden unter einer erhöhten Essstörungs- und allgemeinen Psychopathologie sowie unter Übergewicht und Adipositas. Diese Studie hat zum Ziel, den subjektiven Therapiebedarf und Barrieren der Inanspruchnahme sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch deren Erziehungsberechtigten zu erheben, um daraus Rückschlüsse für die Therapieentwicklung abzuleiten.

Methodik

Aus der Allgemeinbevölkerung wurden 34 Kinder und Jugendliche (M = 12.5 Jahre; SD = 1.6) mit Essanfällen (mindestens 1 Essanfall pro Monat über einen Zeitraum der letzten 3 Monate) und jeweils ein Elternteil (M = 41.5 Jahre; SD = 4.2) mit einem Fragebogen zum subjektiven Bedarf bezüglich einer Therapie von Essanfällen befragt.

Ergebnisse

Die Kinder und Jugendlichen gaben zu 88.2 % an, dass eine Behandlung für sie wichtig ist. In Bezug auf die Gestaltung der Sitzungen innerhalb eines Therapieprogrammes wünschten sich von den befragten Kindern und Jugendlichen 79.5% Informationen zur Essanfalls-symptomatik, 79.3% wollten einen funktionaleren Umgang mit Stress erlernen und 47.1% wünschten sich einen Austausch im Gruppenkontext. Insgesamt erwarteten 70.6% eine Reduktion der Essanfälle und 61.8% eine Gewichtsreduktion. Von den Jugendlichen würden 58.8% gerne mit den Eltern gemeinsam an einer Behandlung teilnehmen, 61.8% gaben starkes subjektives Leiden an und 76.5% waren der Überzeugung, dass eine Behandlung der Essanfälle für sie von großer Relevanz wäre.

Von den Erziehungsberechtigten gaben 50.0% an, dass eine Behandlung für ihr Kind wichtig ist, 85.3% wollten mit ihrem Kind gemeinsam teilnehmen, 53.1% gaben an, ihr Kind habe Probleme mit Essanfällen und 79.4% fühlten sich diesbezüglich zu wenig informiert.

Schlussfolgerung

Insgesamt zeigte sich, dass sowohl Kinder und Jugendliche mit Essanfällen als auch deren Erziehungsberechtigten Behandlungsbedarf berichten. Die Ergebnisse dieser subjektiven Bedarfsanalyse können dazu beitragen, Interventionen der Essanfallstherapie von Kindern und Jugendlichen bedürfnisgerecht zu konzipieren.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):16.

P 75 Psychosoziale Charakteristika von Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Adipositas vs. Typ-1-Diabetes mellitus, die zur stationären Rehabilitation eingewiesen werden

R Schiel 1,2, A Kaps 1, G Kramer 1

Ziel der Untersuchung war die Erfassung und der Vergleich psychosozialer Charakteristika von Kindern/Jugendlichen mit Übergewicht/Adipositas und Typ-1-Diabetes mellitus, die zu einer stationären Rehabilitationsmaßnahme eingewiesen wurden.

Methoden

In den Vergleich aufgenommen wurden die Analysenergebnisse von 757 Kindern/Jugendlichen unter 20 Jahr (Alter 12,1±4,0 Jahre, Diabetesdauer 4,6±3,6 Jahre, HbA1c bei Aufnahme 7,8±1,6%), die 01.01.-31.12.2006 in einer Klinik der „AG Rehabilitation in der pädiatrischen Diabetologie“, behandelt worden waren (Schiel R et al. Diabetologie 2010; 5: 104-109). Es wurden deren psychosozialen Charakteristika mit 97 Kindern/Jugendlichen mit Übergewicht/Adipositas (Alter 13,4±2,6 Jahre, BMI 31,2±5,0 kg/m2, BMI-SDS 2,49±0,52) verglichen, die im gleichen Zeitraum in der MEDIGREIF-Inselklinik zur Gewichtsreduktion und Teilnahme am strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogramm zur Gewichtsreduktion nach kgAS aufgenommen worden waren.

Ergebnisse

Von den Kindern/Jugendlichen mit Übergewicht/Adipositas stammten 37% aus Elternhäusern mit niedrigem Bildungsstandard. Interessanterweise lag aber der Bildungsstandard der Eltern der Kinder mit Diabetes mellitus noch niedriger (Übergewicht/Adipositas vs Diabetes): Eine Schulbildung von 9 Klassen oder weniger hatten 31% vs 49% der Väter (p=0,014) und 30% vs 47% der Mütter (p=0,029). 31% vs 36% der Väter (p=0,54) und 46% vs 38% der Mütter (p=0,32) hatten die 10. Klasse absolviert. 23% vs 15% der Väter (p=0,21) und 17% vs 15% der Mütter (p=0,85) hatten eine über die 10. Klasse hinausgehende Schulbildung. Ein tendenziell gegensätzliches Bild ergab sich hinsichtlich der Berufstätigkeit der Väter. Trotz höherem durchschnittlichen Bildungsniveaus hatten die Väter der Kinder/Jugendlichen mit Übergewicht/Adipositas tendenziell eine schlechtere Berufstätigkeit: 9% vs 5% der Väter (p=0,41) hatten keinen Beruf erlernt oder arbeiteten als ungelernte Arbeiter, nur 66% vs 83% (p=0,0094) hatten eine abgeschlossene Berufsausbildung und 10% vs 12% (p=0,97) waren selbständig oder in leitender Position tätig.

Schlussfolgerungen

Im Vergleich mit den bundesdeutschen Statistiken bei gesunden Kindern/Jugendlichen wird deutlich, dass sowohl übergewichtige/adipöse, als auch Kinder/Jugendliche mit Typ-1-Diabetes mellitus, die zu stationären Rehabilitationsmaßnahmen eingewiesen werden, häufig aus sozial schwächeren Familien stammen. Möglicherweise ist die schlechtere psychosoziale Situation auch häufiger mit medizinischen Problemen assoziiert und bedingt somit wesentlich den Rehabilitationsaufenthalt: Ambulant sind diese Patienten häufig schwierig zu führen. Die stationäre Rehabilitation kann aufgrund ihres längerdauernden Interventionseinsatzes, aber auch aufgrund ihrer Multimodalität und Interdisziplinarität, durch Einbeziehung von Ärzten, Psychologen, Sozial-, Ergo-, Sporttherapeuten, Ernährungs- und Diabetesberatern und Pädagogen, eine nachhaltigere Besserung und Konsolidierung bewirken.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):16–17.

P 76 Was versprechen sich adipöse Kinder und Jugendliche von einer Rehamaßnahme? - Ist Gewichtsreduktion alles?

B Staar 1, F Gringmuth-Dallmer 1, A Hudjetz 1, P Warschburger 1

Fragestellung

Zielvorstellungen sind relevante Motivationsquellen für Verhaltensänderungen. Bislang ist wenig darüber bekannt, welche Zielvorstellungen adipöse Kinder und Jugendliche mit einer stationären Rehabilitation verbinden.

Methodik

Die vorgestellten Daten sind Teil einer laufenden RCT-Längsschnittstudie (EPOC). Bislang wurden 396 adipöse Kinder im Alter von 7 bis 13 Jahren, die an einer stationären Adipositas-Rehabilitation ohne Elternbeteiligung teilnahmen, befragt. Neben der objektiven Erhebung von kindlicher Größe und Gewicht zu Beginn und Ende der Reha wurden die Kinder u.a. zu ihren Zielen vor Reha-Beginn („Wie wichtig ist Dir, dass…?“), der gewichtsbezogenen Lebensqualität (GW-LQ-KJ) und Selbstwirksamkeit (GW-SW-KJ), der allgemeinen Lebensqualität (KID-KINDL) sowie zu Körperunzufriedenheit (Silhouetten) befragt. Die Eltern berichteten u.a. über kindliche Verhaltensauffälligkeiten und -stärken (SDQ).

Ergebnisse

Die Kinder bewerten viele Zielvorstellungen als „wichtig“ bis „sehr wichtig“ bewerten. Die Mittelwerte der einzelnen Ziele liegen auf einer von 0 bis 100 standardisierten Skala zwischen 78,01 (selbstbewusster werden) und 95,30 (abnehmen). Jungen und Mädchen unterscheiden sich deutlich in ihren Zielen. Insgesamt haben die Mädchen mehr Ziele mit einer höheren Valenz als Jungen (p< .01). Bei Mädchen liegt eine signifikant höhere Wertigkeit der Ziele „abnehmen“, „gesund ernähren“, „Freunde finden“ (p< .01), „attraktiver werden“, „Essverhalten ändern“ und „nicht mehr gehänselt werden“ (p< .05) vor. Kinder, die während der Reha sehr erfolgreich abnahmen (ΔBMI-SDS ≤ -.05) maßen dem Ziel, nicht mehr gehänselt zu werden, eine höhere Valenz bei als weniger erfolgreiche Kinder (p< .05). Im Zusammenhang mit anderen kindlichen psychosozialen Variablen lässt sich feststellen, dass emotionale Probleme (r=.108*), Verhaltensauffälligkeiten mit Gleichaltrigen (r=.107*) sowie eine größere Körperunzufriedenheit (r=.108*) mit einer höheren Valenz der Ziele verbunden sind. Demgegenüber hängt eine höhere gewichtsbezogene (r= −.434**) und allgemeine Lebensqualität (vor allem im Bereich „Freunde“ - r= −.174**) mit einer geringeren Ausprägung der Ziele zusammen.

Schlussfolgerung

Kinder haben vor Beginn einer stationären Rehabilitationsmaßnahme konkrete Vorstellungen darüber, was sich im Laufe der Zeit bei ihnen verändern sollte. Die Gewichtsreduktion rangiert bei den Zielen ganz oben, jedoch bewerten die Kinder auch weitere Bereiche (Freunde, Gesundheit, Attraktivität) als relevant und wichtig. Ein höherer Leidensdruck scheint mit einer höheren Valenz der Ziele zusammenzuhängen. Zukünftige Analysen mit der längsschnittlichen Betrachtung des Therapieerfolgs (BMI-SDS sowie psychosoziale Variablen) sollen aufzeigen, inwieweit die Zielvorstellungen vor der Reha auch prognostisch relevant sind.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):17.

P 77 Zurück aus der Reha. Veränderung subjektiver Krankheitskonzepte und Bewältigungsstrategien adipöser Kinder

I Döring 1, P Warschburger 1

Fragestellung

Für eine erfolgreiche Behandlung chronisch kranker Kinder sind die subjektiven Krankheitskonzepte von Bedeutung. Diese beeinflussen die Krankheitsbewältigung sowie die Compliance des Patienten und können somit einen wichtigen Beitrag zum Therapieerfolg leisten (Petermann & Wiedebusch, 2001). Das Augenmerk therapeutischer Maßnahmen sollte daher unter anderem auch auf den kindlichen Krankheitskonzepten und den vorhandenen Bewältigungsstrategien liegen. Für adipöse Kinder und Jugendliche existieren bisher jedoch keine systematischen Untersuchungen hinsichtlich der Erfassung und Veränderung subjektiver Krankheitskonzepte. Ziel der Untersuchung war es daher, die Krankheitskonzepte und Bewältigungsstrategien adipöser Kinder sowie deren Veränderung innerhalb der stationären Rehabilitation zu erfassen.

Methode

138 übergewichtige und adipöse Kinder im Alter von 8 bis 13 Jahren (M = 11.33) wurden zu ihren Krankheitskonzepten (Döring & Warschburger, 2009) sowie zu ihren Bewältigungsstrategien (SSKJ 3-6; Lohaus et al., 2006) befragt. Der Fragebogen zu den Krankheitskonzepten erfasst - angelehnt an die von Leventhal postulierten Dimensionen (Leventhal, Meyer & Nerenz, 1980) - unterschiedliche Aspekte adipositasspezifischer kindlicher Krankheitskonzepte. Die Daten wurden zu Beginn (T1) und am Ende (T2) einer mindestens 4 wöchigen stationären Reha-Maßnahme erhoben.

Ergebnisse

Es zeigen sich erwartungskonforme mittlere Korrelationen zwischen den Krankheitskonzepten und den Bewältigungsstrategien. Am Ende der Reha-Maßnahme (T2) zeigen sich signifikante Veränderungen einzelner Komponenten der Krankheitskonzepte. Das angenommene Ausmaß aktueller und langfristiger Konsequenzen sowie die Annahmen zu externen Ursachen nehmen innerhalb der Reha signifikant ab. Eine signifikante Steigerung zeigt sich bezüglich der internen Ursachen sowie der Zeitdauer der Erkrankung. Am Ende der Reha berichten die Kinder über eine signifikant geringere emotionale Belastung als zu Beginn der Reha. Weiterhin berichten die Kinder im Vergleich zu T1 über eine signifikante Zunahme problemorientierter und konstruktiv-palliativer Bewältigung. Während des Reha-Aufenthaltes zeigt sich außerdem eine signifikante Abnahme vermeidender Bewältigungsstrategien.

Schlussfolgerung

Übergewichtige und adipöse Kinder verfügen über differenzierte Annahmen über ihre Erkrankung. Diese stehen in Zusammenhang mit den eingesetzten kindlichen Bewältigungsstrategien. Innerhalb der stationären Behandlung adipöser Kinder nach den Richtlinien der AGA zeigt sich eine signifikante Veränderung subjektiver Krankheitskonzepte und Bewältigungsstrategien. Die langfristige Modifikation unangemessener Konzepte und Strategien könnte einen wichtigen Beitrag zum Therapieerfolg und dessen Aufrechterhaltung leisten. Dies sollte in weiterführenden Untersuchungen überprüft werden.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):17.

P 78 Novel common copy number variation for early onset extreme obesity on chromosome 11q11 identified by a genome-wide analysis

I Jarick 1, CIG Vogel 2, H Schäfer 1, J Hebebrand 2, A Scherag 3, A Hinney 2

Background

Heritability of obesity is substantial and recent meta-analyses of genome-wide association studies (GWAS) have been successful in detecting several robustly associated genomic regions for obesity using single nucleotid polymorphisms (SNPs). However, taken together the SNPs only explain a small proportion of the overall heritability. Copy number variations (CNVs) might contribute to the ‘missing heritability’.

Methodology/Principal Findings

We searched genome-wide for association between common CNVs and early onset extreme obesity. 424 case-parents obesity trios and an independent sample of 453 extremely obese children and adolescents and 435 normal-weight and lean adult controls were genotyped by the Affymetrix Genome-Wide Human SNP Array 6.0. We detected 20 common copy number variable regions (CNVRs) which were associated to obesity. The most promising CNVRs were fol-lowed-up in an indepedent sample of 365 obesity trios.

Conclusions/Significance

We identified a common CNVR exclusively covering the three olfactory receptor genes to be associated with obesity (combined p-value = 0.015 in a total of 789 families; odds ratio for the obesity effect allele = 1.19; 95% confidence interval = 1.016-1.394). We also replicated two common deletions (near NEGR1 and at chromosome 10q11.22) that have previously been reported to be associated with body weight. Additionally, we support a rare CNV on chromosome 16 that has recently been reported by two independent groups. However rare CNVs had not been the focus of our study. We conclude that common CNVs are unlikely to contribute substantially to the genetic basis of early onset extreme obesity.

The last two authors contributed equally to this work.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):18.

P 2 Nüchternhyperglykämie eines übergewichtigen 6-jährigen Jungen bei Mutation im GCK-Gen

S Tuschy 1, C Nevinny-Stickel 2, S Sturm 1, H Haberland 3

Fragestellung

In der Erstdiagnostik einer Adipositassprechstunde wurde bei einem 6-jährigen übergewichtigen Kind eine Nüchternhyperglykämie nachgewiesen. Notwendigkeit einer differentialdiagnostischen Klärung eines beginnenden Diabetes mellitus Typ 1, Typ 2, Typ MODY (maturity-onset diabetes of the young) oder Zufallsbefund bei mangelnder Compliance?

Methodik

Glukosetoleranztestungen (OGT) mit 1,75 g Glukose/kg kg max. 75 g. Berechnung des HOMA-IR-Indexes (=homeostasis model assessment of insulin resistance, Nüchternblutzucker [mmo/l] × Nüchterninsulin [mU/l] / 22,5), neben den Standardblutzuckermessungen nüchtern und nach 2 h zum Nachweis oder Ausschluss einer diabetischen Stoffwechsellage bzw. gestörten Glukosetoleranz (IGT).

Nach Isolierung genomischer DNA erfolgte die Mutationsanalyse der codierenden Exons 1-10 und der angrenzenden Intronbereiche des HNF1A (=TCF1)- und des Glucokinase (GCK)-Gens durch PCR und anschließende Sequenzanalyse.

Ergebnis

Der BMI bei Erstvorstellung lag mit 19.6 kg/m2 < 97. Perz. im Verlauf konnte dieser reduziert werden, minimaler BMI 17,1 kg/m2 < 90. Perz. Wiederholt gestörte Nüchternglukose (BZ 6,7 − 7,3 mmol/l) und IGT (BZ nach 2 h im OGT 7,1 − 8,0 mmol/l) bei dem Jungen und dem Vater (nüchtern BZ 7,0 mmol/l, BZ nach 2h im OGT 9,7 mmol/l), bei der Mutter Normalwerte. Beim Kind Hyperinsulinämie (HOMA-IR 1,6-9,8). HbA1c lagen mit (5,9%) und C-Peptid (510 pmol/l) im Normalbereich, Aceton und Glukose im Urin negativ. Es wurden keine Antikörper gegen die Enzyme Glutaminsäure-Decarboxylase-Antikörper (GADA), Tyrosinphosphatase IA-2 (IA-2) und Insulin-Autoantikörper (IAA) nachgewiesen. Die Sequenzanalyse des GCK-Gens ergab den Nukleotidaustausch c507G>C im Exon 5 in heterozygoter Konstellation, der zu dem Austausch Lysin zu Asparagin an Position 169 in der Proteinsequenz (Lys169Asn) führt. Der Vater ist ebenfalls heterozygoter Träger der Mutation, bei der Mutter wurde sie ausgeschlossen. Die Pathogenität der Mutation ist klinisch aufgrund der gestörten Glukosetoleranz bei Vater und Sohn, sowie in funktionellen experimentellen Studien zur Glukokinase mit der Proteinsequenz Lys169Asn belegt.

Schlussfolgerung

Aufgrund der Mutation im GCK-Gen ist von einem monogenen Diabetes mellitus im Sinne eines MODY 2 auszugehen. Ursächlich für den MODY 2 ist eine verzögerte Phosphorylierung von Glukose zu Glukose-6-Phosphat, was den erhöhten Blutzucker bei Mutationsträgern erklärt. Sie zeigen von Geburt an infolge der herabgesetzten Sensitivität der Beta-Zellen des Pankreas gegenüber Glukose eine milde über viele Jahre stabile Hyperglykämie. Diabetische Folgeerkrankungen werden seltener beschrieben als bei den anderen Formen des MODY, eine Überwachung des Glukosestoffwechsel ist sinnvoll. Therapeutisch sind diätetische Maßnahmen zur Reduzierung des Körpergewichtes in den Normalbereich am ehesten zielführend. Die Diagnostik der Nüchternhyperglykämie ist medizinisch relevant und psychosozial für die betroffene Familie bedeutend.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):18.

P 80 New key players in adipogenesis? Relevance of genes found associated with obesity in Genome Wide Association studies in human adipocytes.

F Bernhard 1, K Landgraf 1, P Buettner 1, D Friebe 1, W Kiess 1, A Koerner 1

Objective

The development of adipose tissue is based on a complex system of transcriptional factors, adipocytokines and other factors. Recent Genome Wide Association studies (GWAs) identified single nucleotide polymorphisms (SNPs) associated with obesity. Most of them were set in context with obesity for the first time and their relevance for the development of adipose tissue is largely unknown. The aim of our study was to further characterize the respective genes in adipocytes by expression- and functional analyses in vitro.

Methods

We selected eight candidate genes (BDNF, MAF, MTCH2, NEGR1, NPC1, PTER SH2B1, TMEM18) for further research from six GWAs by scoring for significance (p≤10−7), odds-ratio, intragenetic position of the SNPs, further validation from independent GWAs and whole genome expression data. We assembled human tissue expression arrays to find out whether the genes play a potential role in metabolic, endocrine, neural or other tissues. We investigated regulation of the genes during adipogenesis using the human adipocyte model SGBS and analyzed the effect of insulin, dexamethasone, IGF-1 and the β-agonist isoproterenol on the gene expression. All expression analyzes were evaluated by quantitative real- time RT-PCR and normalized to three housekeeping genes (TBP, ACTB, HPRT). To address the question whether the candidate genes play a role in adipogenesis we currently use RNA-interference to knock down gene function.

Results

Using real-time RT-PCR analyses in different human tissues, we found no specific expression pattern between the candidate genes. However, all of them were basally expressed in adipose tissue. Analyses of gene expression during adipogenesis revealed a threefold up regulation of MAF, MTCH2, and NEGR1 and a threefold down regulation of BDNF. In line with these findings NEGR1 tends to be up regulated by dexamethasone (2 fold; n.s.). Likewise, BDNF is significantly down regulated by 1.7 fold after stimulation with insulin (p=0.0002), dexamethasone (p=0.0008) and IGF-1 (p=0.0002) in adipocytes. Furthermore, MAF gene expression was stimulated by insulin (1.7 fold; p=0.0388) and inhibited by dexamethasone (2.2 fold; p=0.0022). Although MTCH2 was regulated during adipocyte differentiation it was not influenced by any of the analyzed adipogenic factors. There was no obvious regulation of NPC1, PTER, SH2B1 and TMEM18 during adipocyte differentiation. Nevertheless NPC-1 gene expression is decreased under the influence of dexamethasone (1.4 fold; p=0.0275) and IGF-1 (1.4 fold; p=0.0169) as well as SH2B1 expression is decreased by IGF-1 in both preadipocytes (1.4 fold; p=0.0464) and adipocytes (1.6 fold; p< 0.0001).

Conclusion

The regulation of MAF, NEGR1 and BDNF during adipocyte differentiation as well as their response to adipogenic stimulants may indicate a potential role in adipogenesis.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):18–19.

P 81 Establishment of a novel lipodystrophic mouse model to analyze the pathomechanisms of insulin resistance induced by defective fat storage in adipose tissue

A Rusaczonek 1, D Hesse 1, K Labitzke 1, A Jaschke 1, A Schürmann 1

Aim and methods

The ADP-ribosylation factor related protein 1 (ARFRP1) is a member of Ras-related membrane-associated monomer GTPases which is associated with membranes of the trans-Golgi and regulates intracellular protein trafficking. ARFRP1 is ubiquitously expressed with high expression levels in the liver, adipose tissue, kidney and intestine. We have previously shown that a fat-specific deletion of Arfrp1 in mice (Arfrp1ad-/-) resulted in a lipodystrophic phenotype with a reduced survival rate according to hypothermia and hypoglycemia. Due to a defective lipid droplet formation and an elevated lipolysis in adipose tissues Arfrp1ad-/- mice developed an early hepatosteatosis. The aim of this study was to delete Arfrp1 at later time points in order to study the role of defective fat accumulation for the development of insulin resistance. For conditional postnatal deletion of Arfrp1 in adipose tissue we generated Arfrp1ad-ER-/- mice by crossing Arfrp1flox/flox mice with aP2-ER-Cre mice in order to induce expression and activation of Cre recombinase by tamoxifen treatment.

Results

Our preliminary data indicate that Arfrp1ad-ER-/- mice fed with a tamoxifen containing diet showed significantly lower expression of Arfrp1 in brown adipose tissue (mRNA of Arfrp1 about 35% of controls Arfrp1flox/flox mice) as well as in subcutaneous white adipose tissue (mRNA of Arfrp1 about 70% of controls), however, the expression of Arfrp1 in epigonadal white adipose tissue was unaltered. Furthermore, Arfrp1ad-ER-/- mice exhibited significantly reduced body temperature (Arfrp1fiox/flox 35.6 ± 0.15°C, Arfrp1ad-ER-/- 34.7 ± 0.18°C), blood glucose levels (Arfrp1flox/flox 6.2 ± 0.18 mmol/L, Arfrp1ad-ER-/- 5.4 ± 0.34 mmol/L) and plasma insulin levels (Arfrp1floxXflox 0.85 ± 0.18 μg/L, Arfrp1ad-ER-/- 0.35 ± 0.05 μg/L). Additionally, these mice showed a lower body weight and fat mass than control mice which received the same diet.

Conclusion

Our data indicate that the oral application of tamoxifen is sufficient to activate the Cre recombinase and thereby to delete Arfrp1 in brown and subcutaneous white adipose tissue in Arfrp1ad-ER-/- mice. Therefore, this model will be used to analyze the pathomechanisms of insulin resistance induced by defective fat storage in adipose tissue.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):19.

P 82 Characterisation of a putative obesity gene encoding an enzyme of beta-oxidation

N Schulz 1, H Himmelbauer 2, S Scherneck 1, K Suhre 3, H Vogel 1, R Augustin 1, S Houten 4, R Wanders 4, R Kluge 1, H-G Joost 1, A Schürmann 1

Background

Obesity, as a central component of the metabolic syndrome, is associated with type 2 diabetes and cardiovascular complications. For the identification of putative targets for the treatment of obesity we compared two genome wide screenings. One screening was performed in C. elegans by siRNA-mediated mutagenesis (Ashrafi et al, 2003), the second was carried out in a polygenic obesity mouse model, the New Zealand obese (NZO) mouse via QTL analysis. The putative target ADP3 encodes an enzyme involved in beta-oxidation. A splice site mutation of the human ortholog is associated with hyperinsulinism of infancy. Furthermore, an in-vitro study indicated that ADP3 is a novel regulator of insulin secretion.

Methods

For the characterisation of the physiological role of ADP3 we generated an Adp3-knockout mouse using the gene trap approach. In order to examine the metabolism of this mouse we investigated development of body weight, body composition, food intake, locomotor activity and glucose homeostasis under standard- and high-fat diet conditions.

Results

Under standard-diet conditions (19% protein, 14% carbohydrates, 3.3% fat) no differences in body weight and body composition were detected between knockout and control mice. However, on a high-fat diet (20% protein, 20% carbohydrates, 60% fat) knockout mice displayed a lower body weight and a reduced fat mass in comparison to their wild-type littermates but did not differ in food intake. However, higher body temperature of Adp3−/- (Adp3−/- 36.60°C ± 0.05; Adp3+U 36.46 ± 0.04) and significantly increased locomotor activity during the light phase appears to be responsible for the reduced body weight of the knockout mice. In the fed state, blood glucose levels of both genotypes were not distinguishable. In contrast, after fasting (Adp3−/- 1.43 mM ± 0.14; Adp3++ 3.31 mM ± 0.26) and a 2 hour refeeding period (Adp3−/- 3.17 mM ± 0.39; Adp3+++ 6.79 mM ± 0.24), blood glucose levels were significantly lower in knockout mice presumably due to higher insulin levels (2h refeeding: Adp3−/- 5.41 μg/l ± 0.45; Adp3+/+ 3.58 μg/l ± 0.44). Interestingly, an oral fat bolus leads to increased insulin secretion of knockout mice, whereas insulin concentrations were lower in knockout mice during oral glucose tolerance tests. These changes in insulin secretion maybe due accumulation of acylcarnitines in organs and plasma of Adp3-knock-out mice.

Conclusion

We identified a gene which is involved in diet-dependent alterations of the body weight and fat mass development. Moreover, disruption of the beta-oxidation appears to regulate insulin secretion through increased beta-oxidation metabolites.

Reference

  • 1.Ashrafi K, Chang FY, Watts JL, Fraser AG, Kamath RS, Ahringer J, Ruvkun G. Genome-wide RNAi analysis of Caenorhabditis elegans fat regulatory genes. Nature. 2003;421((6920)):220–221. doi: 10.1038/nature01279. [DOI] [PubMed] [Google Scholar]
Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):19.

P 83 Characterization of Adp1, A polyphosphoinositide phosphatase presumably involved in insulin signalling

S Kryvych 1, V Behrens 1, H Himmelbauer 2, N Schulz 1, M Hase 1, S Scherneck 1, A Schürmann 1

Background

Type 2 diabetes and obesity with insulin resistance represent major health problems of modern civilization. Therefore, molecular mechanisms of insulin action became an objective of numerous investigations. Phosphatidylinositol 3,4,5-triphosphate (PIP3) is the crucial player of insulin signalling. It is required for the activation of protein kinase B (PKB)/Akt, which mediates effects of insulin. Polyphosphoinositide phosphatases inactivate PIP3 by dephosporylation thus decreasing insulin signal transduction. Mutations in several genes encoding these phosphatases were shown to affect glucose homeostasis and body weight development. We identified one PIP3-specific phosphatase (Adp1) by comparing different genome-wide screenings for gene variants of the metabolic syndrome.

Objective

In order to study the physiological role of Adp1 and to assess its therapeutic potential in treatment of metabolic syndrome we generated Adp1 knockout mice and analyzed their body weight development and glucose metabolism.

Methods

Adp1 knockout mice were created by a gene trap method. Subsequently, body weight and body composition were analysed. Furthermore, we assessed glucose and insulin tolerances in these mice.

Results

Under high-fat diet conditions body weight of female knockout mice was slightly but significantly increased in comparison to wild-type mice. Since Adp1 is highly expressed in hypothalamus, this effect might be a consequence of central alteration of insulin action. Male knockout mice showed lower plasma insulin levels during oral glucose tolerance tests when compared to wild-type littermates. Additionally, slight tendency towards enhanced insulin sensitivity has been observed in male knockout mice. This effect might be due to negative feedback mechanism activated by insulin in pancreatic beta-cells.

Conclusion

Our data suggest that Adp1 modulates body weight and glucose homeostasis presumably due to alterations of insulin signalling.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):19–20.

P 84 The role of TBC1D1 in glucose and fatty acid metabolism

J Dokas 1, A Chadt 1, F Neumann 1, H-G Joost 2, H Al-Hasani 1

Introduction

In a positional cloning approach we previously identified a SJL mouse strain-specific loss-of-function mutation in the Tbc1d1-gene that acts as an obesity suppressor (Chadt et. al, 2008 Nat. Genet. 40, 1354). Our data indicated that mutation of Tbc1d1 was associated with elevated lipid use in skeletal muscle that reduced adiposity in mice. In humans however, a rare TBC1D1 variant (R125W) was earlier identified as a risk gene for an extreme form of familial obesity. TBC1D1 is mainly expressed in skeletal muscle, lower levels can be detected also in heart, pancreas and hypothalamus. In order to investigate the role of TBC1D1 in energy homeostasis, we analyzed the impact of Tbc1d1 deletion in an established obese mouse model.

Methods

The mutated Tbc1d1-allele from the lean SJL-strain was intro-gressed into an obese B6.V-Lepob/J background, a monogenic mouse model for obesity. Body weight and body composition (NMR) were analysed for 15 weeks. The respiratory quotient (RQ) and energy expenditure were measured by indirect calorimetry, food intake and voluntary physical activity (IRmot) was also determined. Carbohydrate- and fatty-acid metabolism were analyzed by measuring 2-desoxy-[1,2-3H]glucose uptake and [1-14C]palmitate oxidation in intact isolated skeletal muscle (EDL, Soleus).

Results

TBC1D1-deficient B6.SJL-Nob1.10-Lepob-mice had a significantly decreased body weight (45.7±0.87 g vs. 49.4±0.68 g; p=0.00008) at week 15. The body weight difference mainly resulted from reduced fat mass. TBC1D1-deficiency led to a decreased RQ (dark phase: 1.022±0.009 vs. 0.994±0.01; p=0.0005) which indicates a higher fat utilisation. TBC1D1-deficient mice also displayed increased energy expenditure in the dark phase (2.63±0.03 vs 2.79±0.03 kJ/g lean mass; p= 0.01). Isolated skeletal muscle of TBC1D1-deficient mice showed reduced insulin-stimulated glucose uptake in glycolytic EDL muscle (4.63±0.40 vs. 3.26±0.19 nmol/mg/20 min; p=0.002) while palmitate oxidation in oxidative soleus muscle was increased (2.3±0.25 vs. 3.03±0.33 pmol/mg/min; p=0.046). TBC1D1-deficient mice showed no difference in food intake at 16 weeks of age (0.116±0.004 vs. 0.112±0.007 g/g body weight) and voluntary physical activity (132187±23875 vs. 158226±41128 beam breaks/24h) compared to the controls.

Conclusions

TBC1D1 has an important function in the control of muscle metabolism by regulating the substrate flux of glucose and fatty acids. Our data exclude a role of TBC1D1 in the neuronal control of food intake. Therefore, an increased fat oxidation in skeletal muscle is likely causal for the obesity-suppressive effect of Tbc1d1 deletion. A detailed understanding of the function of TBC1D1 can provide a new approach for a successful therapy of obesity.

Supported by DFG (GRK1208) and DDG (Menarini).

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):20.

P 85 Functional characterization of TBC1D1 in vitro

F Neumann 1, J Kern 1, M Gompert 2, HW Klein 2, K Leicht 1, Simone A De 1, A Chadt 1, J Dokas 1, H Al-Hasani 1

Hypothesis

TBC1D1 is a close relative of the insulin signal protein AS160 and is involved in the regulation of both glucose and fatty acid metabolism in skeletal muscle. In fact, variants of TBC1D1 have been recently linked to obesity in humans and mice. The biological activity of TBC1D1 strictly depends on its intrinsic Rab-GTPase activating protein (GAP) activity and involves phosphorylation on multiple serine/threonine residues. The aim of this study is to investigate the molecular mechanism for regulating TBC1D1's GAP activity. Therefore, we established an in vitro test procedure to functionally characterize the enzymatic specificity and Rab-GAP activity of purified recombinant TBC1D1.

Methods

For establishment of an in vitro test procedure, several Rab-GTPases and the 48 kDa GAP domain of TBC1D1 were cloned and expressed as glutathione-S-transferase (GST)-fusion proteins in E. coli and purified by glutathione affinity chromatography. In addition, full length hexahistidine-tagged TBC1D1 (1255 aa; SP-Acc:Q60949) and an inactive mutant (His6-R941K) were produced by baculovirus-mediated expression in Sf9 insect cells. His6-TBC1D1 proteins were purified via Ni-NTA-affinity chromatography. The GAP activity of TBC1D1 was determined by measuring GTP turnover using isotope techniques.

Results

Soluble forms of the GST-Rabs and GST-GAP domain were purified from bacterial lysats with yield of about 0.1 mg/l of culture. The recombinant TBC1D1-GAP domain showed highest specific activity to Rab10, which represents the most abundant Rab isoform in skeletal muscle. The GTPase activity of Rab10 was stimulated >10-fold in the presence of the GAP domain. The His6-tagged 160 kDa TBC1D1 protein was expressed in baculovirus-infected Sf9 cells and subsequently purified with high yield (0.3 mg/l of culture). First experiments proved a catalytic GAP activity of His6-TBC1D1 towards GST-Rab10 in vitro. Nevertheless, purification and reaction conditions have to be optimised further to enhance the stability of His6-TBC1D1 and to improve the robustness of the test procedure.

Conclusion

The Rab10 isoform is a likely downstream target of TBC1D1 in skeletal muscle. Our assay now allows functional in vitro characterization of TBC1D1 and its variants, and the development of novel pharmacological modulators of TBC1D1 that might be suitable for the treatment of obesity.

Supported in part by DFG and DDG.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):20.

P 86 Myostatinexpression und -sekretion in humanen primären Adipozyten: ein neuer Akteur im Fett-Muskel-Crosstalk?

K Eckardt 1, SW Görgens 1, A Taube 1, J Eckel 1

Fragestellung

Myostatin (Mstn) ist ein negativer Regulator des Muskelwachstums, der u.a. die Proliferation und Differenzierung von Myoblasten hemmt. Obwohl hauptsächlich in der Skelettmuskulatur exprimiert, ist die Expression von Mstn auch im Fettgewebe beschrieben worden. Aktuelle Studien konnten zeigen, dass bei adipösen Patienten die Plasmakonzentration von Mstn sowie dessen Expression stark erhöht ist und durch Gewichtsreduktion gesenkt wird. Diese Ergebnisse legen nahe, dass im Fettgewebe produziertes Mstn eine größere Rolle für die systemische Mstn Konzentration spielen könnte als bisher angenommen. In diesem Projekt haben wir die Expression und Sekretion von Mstn sowie die Expression des Mstn Rezeptors Activin type IIB receptor (ActRIIB) in humanen primären Adipozyten in Abhängigkeit von der Differenzierung untersucht.

Methodik

Humane primäre Präadipozyten wurden aus subkutanem Fettgewebe von 4 Spendern isoliert und in vitro differenziert. Während der Differenzierung wurden Überstände und RNA von den Zellen gewonnen. Die Expression von Mstn und ActRIIB wurde mittels quantitativer RT-PCR untersucht. Mit Hilfe eines ELISAs wurde die Mstn Konzentration in den Überständen bestimmt. Zum Vergleich wurden Überstände humaner Makrophagen in die Analyse einbezogen. Zusätzlich wurden humane primäre Skelettmuskelzellen (SkMc) mit den Adipozytenüberständen inkubiert, um die Aktivierung des ActRIIB-Smad2-Signalweges in SkMc zu untersuchen.

Ergebnis

Im Verlauf der Differenzierung von Präadipozyten zu reifen Adipozyten zeigte sich keine signifikante Regulation der Mstn und ActRIIB Expression. Allerdings kam es zu einer deutlichen Reduktion der Mstn Sekretion. Während Präadipozyten 37,55 ± 5,76 ng/ml Mstn sekretierten, reduzierte sich die Sekretion während der Differenzierung auf etwa ein Drittel. Im Überstand reifer Adipozyten konnten wir 13,86 ± 3,39 ng/ml Mstn messen. Makrophagen sekretierten mit 0,26 ± 0,25 ng/ml deutlich weniger Mstn. Die Inkubation von SkMc mit den Überständen reifer Adipozyten führte zu einer deutlichen Phosphorylierung von Smad2 vergleichbar mit dem Effekt von rekombinantem humanen Mstn.

Schlussfolgerung

Unsere Daten zeigen, dass das Fettgewebe neben der Skelettmuskulatur als Produzent von Mstn eine wichtige Rolle spielen könnte. Dabei sind es vor allem Präadipozyten und Adipozyten, die Mstn freisetzen, während Makrophagen eine eher untergeordnete Rolle spielen dürften. Besonders im Zusammenhang mit Adipositas, die gekennzeichnet ist durch einen starken Zuwachs des Fettgewebes, könnte die vermehrte Freisetzung von Mstn durch Prä/Adipozyten mitverantwortlich sein für die erhöhte Mstn Konzentration im Serum adipöser Patienten. Mstn könnte somit ein neuer Akteur im Crosstalk zwischen Fett und Skelettmuskulatur sein, dessen Implikation für die Physiologie des Muskels im Zusammenhang mit Insulinresistenz und Typ2 Diabetes allerdings noch näher untersucht werden muss.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):20.

P 87 Regulation der Adipositas-assoziierten chronischen Inflammation im Fettgewebe

S Schmidt 1, M Blüher 2, H Hauner 1, D Haller 3, T Skurk 1

Einleitung

In Zusammenhang mit Adipositas liegen eine niedriggradige Entzündung sowie ein endoplasmatischer Retikulum-Stress im Fettgewebe vor. Besonders bei adipösen Typ 2 Diabetikern liegt ein höheres Risiko für gesteigerten ER-Stress vor. Zudem ist bekannt, dass hypertrophierte Zellen ein dysreguliertes Sekretionsmuster von Adipokinen aufweisen.

In dieser Arbeit soll untersucht werden in wie weit die Entwicklung eines ER-Stress mit dem beobachteten dysregulierten Sekretionsmuster von Adipokinen in Zusammenhang steht.

Material und Methoden

In humanen SGBS Zellen sowie in murinen 3T3-L1 Zellen wurde mittels ELISA die Sekretion von Adiponektin, Leptin, IL-6 sowie TNFa während verschiedener Tage der Differenzierung bestimmt. ER-Stress-Markerproteine wurden mit Hilfe von Western Blot-Analysen nachgewiesen. Die Expression von grp78 wurde neben 3T3-L1 und SGBS-Zellen auch in dem Modell der TNFΔare Maus (mit erhöhter inflammatorischer Last) mittels PCR Analysen untersucht. Mit Proben primären Fettgewebes gesunder Adipöser sowie adipöser, insulinresistenter Patienten wurden Western Blots von ER-Stress-und Inflammations-Markerproteinen durchgeführt.

Ergebnisse: Adipokine wie Leptin und Adiponektin steigen erwartungsgemäß in der Zellkulturlinie an, Präadipozyten zeigen jedoch erhöhte Sekretion von IL-6. p-cJun steigt in murinen Zellen differenzierungsabhängig an, während es in humanen Zellen ein heterogenes Muster zeigt. JNK1/3 wird durch die Differenzierung muriner und humaner Präadipozyten nicht beeinflusst. TNFΔare Mäuse, welche erhöhte TNFα Spiegel aufweisen, entwickeln im Laufe der Zeit eine höhere Expression von grp78. In Gewebeproben von Gesunden und Patienten mit T2DM zeigen sich höhere Spiegel von Grp78 in der Gruppe der Diabetiker. Auch bei JNK1/3 lässt sich diese Tendenz erkennen.

Zusammenfassung

In 3T3-L1-Zellen scheint die p-cJun-abhängige Inflammation nicht durch der JNK pathway der unfolded protein response (UPR) des ER vermittelt zu sein. Bei humanen SGBS-Zellen kommt es nur in den Präadipozyten zu einer erhöhten Ausschüttung von Inflammationsmarkern, was lediglich eine Anpassung an den Differenzierungsprozess vermuten lässt. In vivo ist allerdings ein Zusammenhang zwischen ER-Stress und einer vom Fettgewebe ausgehenden Entzündung zu erkennen. Die Adipositas-assoziierte Inflammation scheint somit in vitro möglicherweise nicht durch den ER-Stress vermittelt zu sein. Dieses Projekt wurde vom BMBF unterstützt und gehört zum Teilprojekt 4 (TP4) des adipose-TARGET-Verbundes des Kompetenznetz-Adipositas (Projektnr/FKZ: 01GI0832).

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):21.

P 88 Enhanced microdialysis in human peripheral tissues

M May 1, S Batkai 1, AA Zörner 1, S Engeli 1, D Tsikas 1, J Jordan 1

Introduction

Microdialysis is a useful approach to monitor changes in extracellular fluid composition. In the obesity field, this method typically is employed to study metabolite concentrations in adipose tissue or skeletal muscle. However, the use of microdialysis could in principal be expanded to study local drug concentrations, and endogenous molecules other than glucose, lactate, pyruvate, and glycerol. Yet, sampling of lipophilic substances through microdialysis remains difficult. Cyclodextrins, such as hydroxypropyl-ß-cyclodextrin (HP-ß-CD), are water soluble oligosaccharides forming complexes with hydrophobic molecules that have been applied to improve recovery of lipophilic substances across microdialysis probes in vitro and in rodents. We evaluated the routine use of HP-ß-CD as a supplement in the perfusion fluid in human microdialysis experiments.

Methods

In 20 healthy volunteers (age 27±2 years; BMI 25.0±0.6 kg/m2), we placed 20 kDa or 100 kDa microdialysis probes in abdominal adipose and vastus lateralis muscle and perfused probes with isotonic perfusion fluid (T1) or T1 plus 10% HP-ß-CD at flow rates of 0.3 − 2.0 μl/min for 6 hours. Tissue metabolite concentrations were determined. We also assessed the occurrence of ultrafiltration and changes in tissue blood flow.

Results

Interstitial metabolite concentrations and tissue blood flow were stable throughout the experiments. In adipose tissue, metabolite concentrations in T1+HP-ß-CD perfusate were equal or higher compared to T1 alone: glucose 1.9±0.1 vs. 1.5±0.1 mmol/l; lactate 1.0±0.1 vs. 1.3±0.1 mmol/l; pyruvate 42±3 vs. 23±2 μmol/l; glycerol 161±15 vs.108±7 μmol/l. Blood flow was monitored by adipose tissue urea concentration. No differences was observed between both perfusion fluids (T1+HP-ß-CD: 4,0±0,2 vs. T1: 3,5±0,2 mmol/l). Similar properties of T1+HP-ß-CD were observed in skeletal muscle. Importantly, HP-ß-CD had no ultrafiltration effect. We did not observe adverse local or systemic reactions to HP-ß-CD.

Conclusion

HP-ß-CD as a supplement in clinical microdialysis perfusion fluids does not influence tissue blood flow or metabolite measurements and is, therefore, suitable to enhance recovery of lipophilic drugs or endogenous molecules.

Obes Facts. 2010 Oct 21;3(Suppl 1):21.

P 89 Reduzierter Proteingehalt an aAMPK und phosphorylierter aAMPK (Thr 172) in Leberproben von Typ 2 Diabetikern im Vergleich zu Patienten mit gesundem Glukosemetabolismus

S Döcke 1, Loeffelholz C von 1,2,3, J Lock 4, M Möhlig 1,2, C Bumke-Vogt 1,2, S Hoppe 4, S Florian 5, L Morawietz 6, S Ringe 1,2, A Birkenfeld 1,2, F Isken 1,2, M Osterhoff 1,2, M Kruse 1,2, F Mueller 1,2, K Reinhart 3, P Neuhaus 4, MO Weickert 1,7,8, M Stockmann 4, AFH Pfeiffer 1,2

Fragestellung

Die ubiquitär in eukaryotischen Zellen vorkommende AMP-aktivierte Proteinkinase (AMPK) wirkt als Sensor des Energiestatus und reguliert wichtige metabolische Signalwege. Dennoch stand die hepatische AMPK bisher kaum im Fokus humaner Untersuchungen.

Methodik

30 gut charakterisierte Probanden, n=11 mit physiologischem- und n=19 mit pathologischem Glukosemetabolismus [Eingeschränkte Nüchternglukose (IFG), n=6; Metabolisches Syndrom (MeSy), n=7; Typ 2 Diabetiker (T2D), n=6], bei denen aufgrund verschiedener Indikationen eine partielle Hepatektomie indiziert war, wurden in eine Querschnittsstudie eingeschlossen. Intraoperativ gewonnenes perfundiertes Lebergewebe wurde unmittelbar in flüssigem Stickstoff schock gefroren oder in eine standardisierte Pufferlösung überführt. Zytosolische Fraktionen wurden gewonnen und aAMPK- sowie phosphorylierte (ph) aAMPK (Thr172)-Proteinlevel wurden mittels Immunoblot in gemachten Subgruppen analysiert. Ausgewählte Gene wurden mit Hilfe der quantitativen real-time PCR untersucht. Das Stadium der Leberverfettung wurde durch einen Pathologen bestimmt und der Leberfettgehalt darüber hinaus enzymatisch gemessen.

Ergebnisse

Metabolisch Gesunde wiesen im Vergleich zu Patienten mit gestörtem Glukosemetabolismus einen signifikant höheren BMI (P< 0,001), höheres Körperfett (P=0,005) und einen höheren Taillenumfang (P< 0,027) auf. Dies korrelierte mit höherem HOMA-IR (P< 0,001), erhöhtem HbA1c (P=0,011) und Plasmatriglyceriden (P< 0,001). Die hepatischen aAMPK- und ph-aAMPK (Thr172)-Proteingehalte waren bei T2D signifikant niedriger als bei metabolisch Gesunden (P=0,002 und P=0,004). Das ph-aAMPK (Thr172)-zu-aAMPK-Verhältnis, Merkmal für den Aktivierungsgrad der aAMPK, war hingegen nicht signifikant verschieden (P=0,485). In einem Subgruppenvergleich zwischen Patienten mit und ohne hepatische Steatose zeigten sich hinsichtlich des Aktivierungsgrades der aAMPK ähnliche Ergebnisse. Auf Genexpressionsebene zeigte die kombinierte Gruppe aus T2D und MeSy-Patienten im Vergleich zu Personen mit normalem Glukosemetabolismus oder IFG für folgende Schlüsselenzyme der Glukoneogenese und des Fettstoffwechsel signifikant erhöhte Werte: PEPCK (P=0.035), L-PK (P=0.015), SCD1 (P=0.048), FASN (P=0.017) und CPT1 (P=0.028).

Schlussfolgerung

Unsere Daten deuten beim Vergleich von Patienten mit normalem und gestörtem Glukosemetabolismus, bzw. für Patienten mit oder ohne hepatische Steatose auf fehlende Aktivitätsunterschiede der hepatischen aAMPK hin, machen aber eine Verringerung des Gesamtgehalts an hepatischer aAMPK und ph-aAMPK (Thr172) deutlich. Diese könnte einen wichtigen Teilaspekt bezüglich der Ausprägung eines gestörten zellulären Energiehaushalts bei T2D, MeSy und hepatischer Steatose darstellen.


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