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. 2020 May 19;73(6):24–25. [Article in German] doi: 10.1007/s41906-020-0715-x

Ophthalmologie in fünf Minuten

PMCID: PMC7206211  PMID: 32395021

Mehr Augenärzte, aber weniger Kapazitäten.

Die bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit medizinischen Leistungen ist zunehmend eine Herausforderung für die Augenheilkunde. Besonders oft treten die altersabhängige Makuladegeneration, das Glaukom, die diabetische Retinopathie und die Katarakt auf. In den letzten 15 Jahren nahmen altersbedingte Augenerkrankungen um 15-34% im Zuge des demografischen Wandels zu. Die Zahl der Augenärzte stieg in dieser Zeit um 19%. Da jedoch ein immer größer werdender Teil nicht Vollzeit arbeitet, stieg die augenärztliche Versorgungszeit 2019 lediglich um 1%. Insbesondere im niedergelassenen, angestellten Arbeitsverhältnis sind heute mehr Augenärzte tätig als vor 15 Jahren, größtenteils in Teilzeitanstellung, während die Zahl der selbstständigen Augenärzte abgenommen hat. Für die zukünftige augenärztliche Versorgungsplanung ist es deshalb wichtig, nicht nur die altersbedingte Zunahme der Erkrankten zu berücksichtigen, sondern auch die Veränderung der Versorgungskapazitäten.

Der Ophthalmologe 9 (2019) 829. https://doi.org/10.1007/s00347-019-0894-2

Ist Tränenflüssigkeit ansteckend?

Es liegen erste Untersuchungen vor, die sich der Frage widmen, ob die Tränenflüssigkeit von Covid-19-Patienten Viren enthält und damit ansteckend sein könnte. So konnten darin bei Covid-19- Patienten bislang nur Viren nachgewiesen werden, wenn gleichzeitig die Bindehaut entzündet war. Demnach ergab eine kleine Studie aus Singapur an 17 Covid-19-Patienten mit Atemwegsproblemen, dass die Ansteckungsgefahr durch Tränenflüssigkeit gering ist. Chinesische Wissenschaftler fanden Viren in der Tränenflüssigkeit eines Covid-19- Patienten, der gleichzeitig unter einer Bindehautentzündung litt. Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) berichten, dass eine Konjunktivitis nur in etwa 1% der Fälle aufträte. Sie empfehlen dennoch, dass Tränen als potenziell infektiöses Material behandelt werden sollten.

dog.org

Augenerkrankungen in Deutschland.

Die Gutenberg Health Study ist ein international renommiertes Forschungsprojekt der Universitätsmedizin Mainz, an der seit 2007 mehr als 15.000 Personen als Probanden teilgenommen haben. Im Jahr 2015 wurden die ersten Zahlen zu Augenerkrankungen aus dieser Reihenuntersuchung veröffentlicht. Inzwischen liegen Daten zur Häufigkeit der drei größten Augenerkrankungen Altersabhängige Makula-Degeneration, Glaukom (Grüner Star) und Diabetische Retinopathie vor.

woche-des-sehens.de

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Nicht ohne Sonnenbrille.

Übermäßiges Sonnenlicht ist ein relevanter Risikofaktor für die Augengesundheit nicht nur in der Freizeit, sondern auch im Berufsleben. Aus diesem Grund haben Wissenschaftler des Instituts für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin der Medizinischen Fakultät Mannheim sowie der Universität Heidelberg bundesweit Daten zur Nutzung von Sonnenbrillen an sonnigen Sommertagen in Freizeit und Beruf erhoben. Dabei haben sie diejenigen Bevölkerungs- und Berufsgruppen identifiziert, bei denen das Tragen von Sonnenbrillen als Präventionsmaßnahme gegen sonnenbedingte Augenschäden besonders defizitär ist: Gärtner, Landwirte und Maurer.

Tragt mehr Sonnenbrille: Es stellte sich heraus, dass mehr als die Hälfte der Normalbevölkerung an einem sonnigen Sommertag oft oder immer eine Sonnenbrille trägt, dies hingegen aber nur rund ein Drittel der Außenarbeiter tut. Während etwa jeder siebte Befragte in seiner Freizeit nie eine Sonnenbrille trägt, ist es unter Außenbeschäftigten sogar jeder Dritte. Im Übrigen steigt die Nutzung in der Freizeit mit zunehmendem Alter. Die Forderung: Bei den durch Sonnenlicht besonders gefährdeten Berufsgruppen muss deshalb noch mehr Aufklärungsarbeit durch Augen- und Betriebsärzte mit Unterstützung der Unfallversicherungsträger und der Arbeitgeber geleistet werden.

Der Ophthalmologe 9 (2019) 865. https://doi.org/10.1007/s00347-019-0850-1

Smartphones ver-schlechtern das Sehen.

Nach Angaben des Allensbach Instituts brauchen zwei Drittel der Menschen in Deutschland eine Brille. In den letzten fünf Jahren wuchs der Anteil der Brillenträger in der Gruppe der 20- bis 29-Jährigen um vier Prozentpunkte, unter den 30- bis 44-Jährigen gab es einen Zuwachs um sechs Prozentpunkte. Die Autoren der Untersuchung führen besonders die Zunahme der Kurzsichtigkeit auf die vermehrte Nutzung von Bildschirmen und Smartphones zurück. Das ständige "Nahsehen" und künstliches Licht würden die Augen besonders belasten. Blickwechsel zwischen Nah- und Weitsicht sowie Tageslicht seien wichtig für die Augengesundheit.

Gesetzlicher Anspruch: Spezielle Bildschirmbrillen können Abhilfe schaffen, so die Wissenschaftler. Seit 2002 sei der Anteil derer, die die optimierten Gläser nutzten, deutlich gestiegen, von 4 auf nun 13%. Die überwiegende Mehrheit der Brillenträger besäße jedoch weiterhin keine solche Arbeitsplatzbrille. Arbeitnehmer haben einen gesetzlichen Anspruch auf eine betriebliche ärztliche Untersuchung. Wird bei dieser festgestellt, dass eine solche Spezialbrille benötigt wird, muss sie vom Arbeitgeber bezahlt werden.

aerzteblatt.de

Mit dem Smartphone das Augenlicht retten .

Forscher der Universitätsklinik Bonn haben in einer in Indien durchgeführten Pilotstudie einen innovativen Lösungsansatz gefunden, mit speziellen Kamera-Adaptern für Smartphones, den Augenhintergrund von Patienten zu untersuchen und Sehnervschädigungen frühzeitig zu erkennen. Auch augenärztliches Assistenzpersonal kann diese Art der digitalen Fundus-Untersuchung durchführen und dann via Internet zur weiteren Diagnose in Praxen und Kliniken an Ärzte übermitteln. Sie bieten damit eine kostengünstige und vor allem mobile Untersuchungsmöglichkeit für Menschen an, die nicht ohne weiteres zum Augenarzt gehen können.

dog.org

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AMD und Ernährung.

Forscher der Universität Buffalo kamen zu dem Ergebnis, dass auch die Ernährung für die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) eine wesentliche Rolle spiele. So haben Menschen, die sich ungesund ernähren, ein deutlich höheres Risiko, eine Spätform der AMD zu entwickeln, als Personen mit einer bewussten Ernährungsweise. Die Wissenschaftler untersuchten das Auftreten von Früh- und Spätformen der AMD. Über einen Zeitraum von rund 18 Jahren und auf Basis von 66 Lebensmitteln teilten sie die Personen in zwei Gruppen, je nachdem ob sie sich gesund oder ungesund ernährten. Ihr Ergebnis: Menschen, die zu Beginn der Studie gesund waren, sich aber ungesund ernährten, hatten ein dreimal so hohes Risiko, 18 Jahre später eine Spätform der AMD zu entwickeln, als diejenigen, die gesündere Lebensmittel bevorzugten. Deshalb sei eine bewusste Ernährung wichtig, um bei Personen mit AMD im Frühstadium das Sehvermögen zu erhalten. Konkret bedeute das, verarbeitetes Fleisch, Frittiertes, raffiniertes Getreide und fettreiche Milchprodukte zu meiden, so die Wissenschaftler.

Geriatrie-Report 2020, 15(1). http://dx.doi.org/10.1136/bjophthalmol-2019-314813

Ein einminütiger Film fast ohne Bilder, aber mit Audiodeskription versehen, versetzt seine Zuschauer, einen Moment lang in die Lage eines blinden Menschen (Quelle: Woche des Sehens).

Glaukom und Schlaf-qualität bedingen sich.

Menschen, die an der Augenerkrankung grüner Star (Glaukom) leiden, sind häufig auch von Schlafstörungen betroffen. Eine aktuelle Studie aus den USA zeigt, dass verschiedene Probleme beim Ein- oder Durchschlafen mit Glaukom verbunden sind. Über zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an einem Glaukom. Die Erkrankung schädigt den Sehnerv: Die Betroffenen sehen im Verlauf immer schlechter und können letztendlich sogar erblinden.

Augendruck messen lassen: Wie schnell der Sehverlust voranschreitet, wird von mehreren Einflüssen bestimmt, das größte Risiko ist der erhöhte Augendruck. Die Studie zeigt, dass Schlafstörungen mit dem Glaukom in einem direkten Zusammenhang stehen: Menschen, die weniger als drei oder mehr als zehn Stunden pro Nacht schliefen, zeigten dreimal häufiger Sehnervenschäden durch einen grünen Star als Probanden mit sieben Stunden Nachtruhe. Teilnehmer, die sich tagsüber häufig schläfrig fühlten, hatten zudem ein erhöhtes Risiko, einen Teil ihres Gesichtsfelds zu verlieren. Schlafstörungen könnten demnach ein Risikofaktor sein, der die Entstehung eines Glaukoms begünstigt. Sie könnten aber auch als Folge beispielsweise von Stress auftreten, der im Rahmen der Erkrankung entsteht. Das Fortschreiten der Erkrankung, der Sehverlust und die Angst zu erblinden, beschleunigten sich gegenseitig. Spezielle Entspannungsmethoden können helfen, die Ängste der Betroffenen abzubauen und die augendrucksenkende Behandlung zu ergänzen. Die beste Voraussetzung, um Erblindung und Sehbehinderung durch ein Glaukom zu vermeiden, ist eine frühe Diagnose durch den Augenarzt und sollte bereits ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig stattfinden.

dog.org

Birke Dikken


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