Stress auf der Arbeit begünstigt PAVK.
Londoner Forscher haben herausgefunden, dass ein stressiger Job die Gefahr einer Klinikeinweisung wegen peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) erhöht. Untersucht wurden in elf Studien 139.132 Personen. 23,4% davon berichteten zu Beginn über negativen Arbeitsstress. Innerhalb einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 12 Jahren waren 667 (0,2-1,8% der Teilnehmer) Arbeitnehmer wegen einer PAVK in stationärer Behandlung. Das Risiko von belasteten Personen war in der multivariaten Analyse aller Studien 1,4-mal höher als das von Arbeitnehmern, die keinen Stress im Job empfanden.
doi/10.1161/JAHA.119.013538
Beobachtung bei stationären Patienten in den USA.
COVID-19 schlägt oft auf Magen und Darm
Fast zwei Drittel der COVID-19-Patienten haben Magen-Darm-Beschwerden.
Respiratorische Symptome stehen bei COVID-19 zwar im Vordergrund, die Krankheit kann aber auch andere Organe betreffen. Laut einer Studie des Brigham and Women's Hospital in Boston haben über 60% der hospitalisierten Patienten (auch) gastrointestinale Beschwerden. Ausgewertet wurden Daten von 318 COVID-19-Patienten. 61% gaben mindestens ein gastrointestinales Symptom an. Inappetenz und Diarrhö wurden von jeweils einem Drittel der Patienten genannt; über Übelkeit klagte jeder Vierte. Bei 20% dominierten die Magen-Darm-Symptome das Beschwerdebild, bei jedem siebten Patienten waren sie die erste Manifestation der Erkrankung. Die Patienten mit Magen-Darm-Symptomatik berichteten deutlich häufiger über einen Verlust des Geschmacks- oder Geruchssinns (17% vs. 7%). Auch von Fatigue, Myalgien und Halsschmerzen waren sie öfter betroffen. Bei Laborwerten und Entzündungsmarkern machte sich die An- oder Abwesenheit solcher Beschwerden dagegen nicht bemerkbar. Im Gegensatz zu einer Studie aus China hatten die Betroffenen auch keine schlechtere Prognose: Klinische Verschlechterung, Beatmungspflicht und Tod traten nicht häufiger auf als bei Patienten ohne gastrointestinale Symptome. Ob Tests auf gastrointestinale Symptome die COVID-19-Diagnostik verbessern können, muss nun weiter untersucht werden.
doi.org/10.1053/j.gastro.2020.04.045
Erst Rheuma, dann Krebs .
Prostata-, Mammakarzinome und maligne Melanome treten bei Rheuma-Patienten früher als üblich auf. So die Ergebnisse des Heidelberger MalheuR-Registers. Bisher wurden Daten von 355 Teilnehmern erfasst. Ein Datenvergleich mit dem deutschen Krebsregister ergab, dass Brustkrebs (29 Patientinnen) sechs Jahre, Prostatakrebs (14 Patienten) vier Jahre und maligne Melanome (7 Patientinnen) 3,5 Jahre früher als in der Referenzpopulation auftraten. Mögliche Gründe: die rheumatische Erkrankung selbst oder die immunmodulatorische Medikation fördern die Karzinogenese.
Diekmann L et al. 126. DGIM-Kongress 2020
Bakterien als Hoffnungsträger .
Mit Probiotika gegen Akne
Probiotika gelten als hilfreich bei Akne, große Studien sind jedoch rar.

Die Eine-für-alle-Therapie der Akne gibt es nicht. Topische und orale Antibiotika sind im Einsatz, gängig ist auch die Kombination topischer Retinoide. In der adjuvanten Behandlung spielen Probiotika eine nicht unwesentliche Rolle. Zumindest theoretisch könnten probiotische Präparate das Wachstum des Aknekeims Propionibacterium acnes unter Kontrolle bringen. Bakterien wie Lactobacillus acidophilus sind getestet worden, die meisten der Studien sind jedoch recht klein. In einer Studie mit 300 Teilnehmern, die Tabletten mit Laktobazillen erhielten, zeigten 80% klinische Verbesserungen, vor allem solche mit dominanten Entzündungszeichen. Auch in In-Vivo-Experimenten mit wässrigen Lotionen etwa von Enterococcus faecalis war eine Reduktion von Läsionen festzustellen. Wie der Name vermuten lässt, wurden die Bakterien aus menschlichen Fäzes gewonnen; damit ist wohl auch schon einer der Gründe genannt, weshalb sich die Behandlung nicht schlagend durchgesetzt hat. Bessere Aussichten haben womöglich Lotionen mit Lactobacillus plantarum, die in einer 5%-Konzentration gegen milde Läsionen wirksam waren. Probiotika könnten durchaus Hoffnungsträger bei Akne sein. Sie wirken z.B. immunmodulatorisch auf Keratinozyten und Epithelzellen. Wünschenswert wäre es, den Effekt von Probiotika bei Akne in groß und langfristig angelegten Studien zu untersuchen. rb
doi.org/10.1111/dth.13279
Kein Trauma, keine ungewöhnlichen Sexualpraktiken.
Was verursachte die schmerzenden Erektionen?
Eine penile Thrombophlebitis führt gelegentlich bei Männern zu schmerzhaften Erektionen. Meist ist die Erkrankung selbstlimitierend, unterstützend eignen sich Antikoagulanzien.

Ein 36-jähriger Mann klagte über deutliche Schmerzen bei der Erektion, diese hätten vor etwa zwei Wochen begonnen und im Laufe der Zeit zugenommen, berichtete er Urologen um Dr. Jeremy Wild von der Klinik in Tauranga, Neuseeland. Im schlaffen Zustand spüre er jedoch keine Penisschmerzen, erläuterte der Patient. Auf Fragen der Ärzte verneinte er ein peniles Trauma oder ungewöhnliche Sexualpraktiken, auch gab er keine Beschwerden beim Pinkeln zu Protokoll und konnte sich nicht an eine Hämaturie erinnern. Die Anamnese ergab eine Polycythaemia vera bei einem Großonkel, die Hämoglobin- und Hämatokritwerte des Patienten waren unauffällig.
Äußerlich erschienen die Genitalien des Mannes normal, die Ärzte konnten jedoch eine dorsolaterale Verdickung des Penis tasten, ebenso die linksseitigen Inguinalknoten.
Ärzte erkannten eine fokale Thrombose der Vena dorsalis penis
Sie veranlassten eine umfangreiche Untersuchung auf sexuell übertragbare Erkrankungen, fanden aber nichts. Zur Diagnose führte schließlich die genitale Sonografie: Hier erkannten die Ärzte eine fokale Thrombose der Vena dorsalis penis superficialis. Der Thrombus erstreckte sich über eine Länge von 4-5 cm. Die Vene war in diesem Bereich nicht komprimierbar und zeigte keine Vaskularität, so die Urologen. Sie diagnostizierten schließlich einen penilen Morbus Mondor und verabreichten dem Patienten nach einigen Gesprächen mit Urologen und Hämatologen eine Heparinsalbe (0,3 mg/ml), die er zweimal täglich im Bereich der verengten Vene auftragen sollte. Ferner sollte er auf sexuelle Aktivitäten bis zur Remission verzichten. Bei einer Untersuchung nach sechs Wochen war die dorsale Verhärtung verschwunden und der Mann hatte keine Beschwerden mehr.
Sonografie wegweisend für Diagnose
Morbus Mondor bezeichnet in der Regel eine Thrombophlebitis thorakoepigastrischer Venen, eine oberflächliche Penisvenenthrombose wurde erstmals in den 1950er-Jahren beschrieben und einem Morbus Mondor zugeordnet, schreiben die Ärzte um Wild. Zur Pathologie und Prävalenz ist wenig bekannt. Als Trigger für die Thrombose gelten penile Traumata, bestimmte Sexualpraktiken und sexuell übertragbare Erkrankungen sowie eine generalisierte Phlebitis. In einer Studie aus dem Jahr 2005 mit knapp 1.300 Männern, die eine venerologische Klinik aufsuchten, hatten Ärzte einen penilen Morbus Mondor bei 1,4% festgestellt. Das Phänomen tritt damit wohl häufiger auf als gedacht.
Für die Diagnose wegweisend ist die Sonografie mit dem Nachweise einer Thrombose der oberflächlichen Penisvene. Als wichtige Differenzialdiagnosen nennen die Urologen eine sklerosierende Lymphangitis sowie die Peyronie-Krankheit. Bei der Lymphangitis stehen erweiterte und verdickte Lymphgefäße mit serpingiöser Morphologie im Vordergrund, Männer mit Peyronie-Krankheit haben aufgrund einer Fibrose der Tunica albuginea einen gekrümmten Penis. Der venöse Blutfluss ist jedoch bei beiden Erkrankungen nicht beeinträchtigt.
Männer mit penilem Morbus Mondor lassen sich in der Regel gut konservativ behandeln. Allerdings ist das optimale Vorgehen dabei umstritten, berichten die Urologen. Neben Plättchenhemmern, Antikoagulanzien, topischem Heparin und Verzicht auf sexuelle Aktivität könne bei ausgeprägten Thrombosen auch eine Thrombektomie erwogen werden. Thomas Müller
Wild J et al. Penile Mondor's disease- an understated entity. Urol Case Rep 2020; doi.org/10.1016/j.eucr.2020.101176
Vielversprechende Ergebnisse für die COVID-19-Prävention.
Totimpfstoff bewahrt Affen vor Coronavirus
Chinesische Forscher konnten Affen mit einem Totimpfstoff aus inaktivierten SARS-CoV-2 schützen.
Die chinesischen Wissenschaftler verwendeten elf SARS-CoV-2-Isolate. Die Viren wurden in humanen Vero-Zellen vermehrt und ein Stamm wegen seines guten Wachstums für einen Totimpfstoff ausgewählt. Nachdem sich der Totimpfstoff (PiCoVacc) bei Nagern als immunogen erwiesen hatte, impften die Forscher Affen (Macaca mulatta) damit. Je zehn Tiere erhielten intramuskulär dreimal im Abstand von sieben Tagen ein Placebo oder den Impfstoff. Dieser induzierte die Bildung neutralisierender Antikörper stark, so die Forscher. Die Tiere mit der höchsten Impfdosis waren zudem komplett vor experimentellen Infektionen mit den in der Studie verwendeten SARS-CoV-2-Stämmen geschützt. Schwere Nebenwirkungen wurden nicht registriert. Aufgrund der positiven Ergebnisse sollen jetzt klinische Studien starten. wg
doi.org/10.1101/2020.04.17.046375
