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editorial
. 2020 Jun 23;68(6):395. [Article in German] doi: 10.1007/s15011-020-3191-0

Wie essenziell ist die Dermatologie?

Peter Elsner 1,
PMCID: PMC7287284

Die COVID-19-Pandemie hat Deutschland erfasst - Schulen und Universi- täten geschlossen, Veranstaltungen verboten und das öffentliche Leben weitgehend zum Stillstand gekommen: Szenarien wie in Kriegszeiten, die nur noch Ältere aus eigenem Erleben kennen. Wenn die Fobi als Präsenzveranstaltung und das Oktoberfest abgesagt werden, muss schon eine Katastrophe passiert sein.

In dieser Ausnahmesituation erscheinen viele nicht akut lebensbedrohliche dermatologische Erkrankungen zweitrangig. Je länger aber der "Shutdown" dauert, desto deutlicher wird, dass nicht nur COVID-Infizierte ein Recht auf eine fachgerechte medizinische Versorgung haben. Kliniken reduzieren ihre elektiven Operationen, um Kapazitäten für Coronapatienten zu schaffen; die "elektiven" Patienten sind aber auch krank. In den Praxen gehen die Patientenzahlen dramatisch zurück. Die Nichtbehandlung von Patienten angesichts teilweise erfreulich leerer Coronastationen wirft ernste Fragen der Gerechtigkeit im Gesundheitswesen auf, denn diese Nichtbehandelten dürften kaum wundersam genesen sein.

Gerade für uns Dermatologen stellt sich die Frage nach der medizinischen Bedeutung unseres Fachgebietes. Welche dermatologischen Behandlungen sind essenziell?

Hier hilft ein Blick nach Genf zur WHO-Leitlinie "COVID-19: Operational guidance for maintaining essential health services during an outbreak". Essenzielle Gesundheitsversorgung, das ist laut WHO unter anderem die Versorgung gefährdeter Bevölkerungsgruppen wie Säuglinge und ältere Erwachsene, die laufende Behandlung chronischer Krankheiten und das Management von Notfällen und akuten Patientenvorstellungen.

Die Schweizer Kollegen haben eine Liste dermatologischer Prozeduren zusammengestellt, die die WHO-Kriterien für eine "essenzielle Gesundheitsversorgung" erfüllen. Dazu gehören selbstverständlich die operative und konservative Behandlung von Hauttumoren, aber auch die exazerbierten beziehungsweise schwer verlaufenden chronisch-entzündlichen Haut- erkrankungen wie Neurodermitis und Psoriasis oder die Autoimmundermatosen und die Weiterführung von systemischen Therapien. Auch das Management infektiöser Hauterkrankungen und von schweren allergologischen Erkrankungen wie Arzneimittelexanthemen, Urtikaria und Angioödemen sowie die Behand- lung von Patienten mit Hyposensibilisierungen und chronischen Wunden gehören dazu.

Es ist an uns Dermatologen, Entscheidungsträgern klarzumachen, dass wir essenzielle Versorgungsleistungen erbringen, die auch in Pandemiezeiten aufrechtzuerhalten sind. Gleichzeitig sollten wir unseren Patienten kommunizieren, dass wir weiterhin für sie da sind, notfalls auch mittels der Teledermatologie, die wir in Deutschland ja erfreulich vorangetrieben haben.

Ihr

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Articles from Der Deutsche Dermatologe are provided here courtesy of Nature Publishing Group

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