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. 2020 Sep 1;12(5):49–50. [Article in German] doi: 10.1007/s15033-020-1900-8

Wie viele Intensivpatienten mit COVID-19 überleben?

Elke Oberhofer 1,
PMCID: PMC7445392  PMID: 32863977

Die erste umfassende Metaanalyse zur Sterblichkeit intensivpflichtiger COVID-19-Patienten deutet darauf hin, dass die Überlebenschancen besser sind als ursprünglich gedacht. Dennoch starben infolge von Corona weltweit deutlich mehr Intensivpatienten als durch andere virusbedingte Pneumonien.

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Patienten, die im bisherigen Pandemieverlauf wegen einer SARS-CoV-2-Infektion intensivpflichtig wurden, hatten im Mittel eine Chance von nicht ganz 60 %, den Aufenthalt auf der Intensivstation (ICU) zu überleben. Das berichtet ein britisches Team nach Auswertung von 24 Studien aus Asien, Europa und Nordamerika. Von den insgesamt 10.150 berücksichtigten Intensivpatienten mit COVID-19 starben im Mittel 41,6 %.

In die erste umfassende Metaanalyse zum Thema waren ausschließlich Daten von erwachsenen Corona-Patienten eingeflossen, die über ihren gesamten ICU-Aufenthalt, von der Einweisung bis zur Entlassung aus der Intensivstation bzw. bis zumTod, beobachtet wurden.

Mortalitätsraten bei Intensivpatienten rückläufig

Nach Tim Cook vom Royal United Hospitals Bath NHS Foundation Trust und seinem Team war im Verlauf der Corona-Pandemie weltweit ein klarer Abwärtstrend zu beobachten: So gingen die Mortalitätsraten zwischen März und Ende Mai 2020 im Mittel von 50 % auf rund 40 % zurück, und zwar unabhängig von der geografischen Herkunft der Studien.

Die Forscher vermuten unter anderem einen weltweiten Lerneffekt mit effektiverem Vorgehen. Die Zahlen, so Cook et al., unterschieden sich deutlich von früheren Angaben, die allerdings oft auf Rohdaten beruhten. Vor allem in Studien mit geringen Patientenzahlen habe man die Sterblichkeit offenbar überschätzt, so Cook et al. Zu Beginn der Pandemie hätten die Angaben zur ICU-Mortalität von COVID-19-Patienten teilweise über 90 % gelegen. Die ersten Berichte stammten, dem Verlauf der Corona-Pandemie folgend, aus China, gefolgt von Europa und später Nordamerika.

Sterblichkeit höher als bei anderen Viruspneumonien

Wie die Forscher betonen, ist die Sterblichkeit unter den intensiv behandelten COVID-19-Patienten deutlich höher als die von anderen ICU-Patienten mit viralen Pneumonien (22 %). Dies könne am Krankheitsprozess selbst liegen, aber auch an überlasteten Gesundheitssystemen, die es schwer machten, adäquat auf das Pandemiegeschehen zu reagieren.

Die Mortalitätsraten könnten teilweise aber auch verzerrt sein: So haben man in Regionen mit knappen intensivmedizinischen Kapazitäten beatmungspflichtige Patienten oft außerhalb der ICU behandeln müssen; damit seien diejenigen, die man tatsächlich dort aufgenommen habe, im Schnitt möglicherweise schwerer krank gewesen. Zudem lägen aus vielen Ländern, gerade auch solchen mit hohen Infektionszahlen wie Brasilien, keine entsprechenden Daten vor.

Die Intensivmediziner fanden jedenfalls keinerlei Hinweis darauf, dass irgendeine Therapie die Sterberaten auf Intensivstationen gesenkt hätte. Allerdings hatte man Angaben zur Medikation in den zugrundeliegenden Studien nicht systematisch erhoben. Sofern verfügbar, deuteten diese darauf hin, dass in chinesischen Kohorten antivirale Medikamente, Kortikosteroide oder immunmodulierende Therapien relativ verbreitet waren, mehr als z. B. in Europa oder Nordamerika. Die Mortalität hatte dies offensichtlich nicht beeinflusst. Für zukünftige Studien sei es wichtig, so Cook et al., systematisch Patientendaten zu erheben. Dazu gehörten die Einweisungskriterien, der Patientenstatus bei Aufnahme in die Intensivstation und nicht zuletzt auch die angewandte Therapie.

Quelle: Springermedizin online 23.7.2020


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