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Footnotes
Der Verfasser ist Richter am Hessischen Landessozialgericht in Darmstadt. Der Beitrag ist auch in Heft 142 (Juni 2020) der Zeitschrift „Betrifft JUSTIZ“ erschienen.
Literatur
- 1.Vgl. bereits Seibel, AO-StB 2001, 147; Schaumburg, ZRP 2002, 313; zum Stand aus der Sicht der Finanzverwaltung in Hessen seit 2017 siehe Verfügung der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main, 10.7.2017, FG 2026 A-006-St 21, FMNR3f7310017, in juris im Volltext vorhanden. Zu Brandenburg siehe BeckOK-ZPO/von Selle (Stand 1.3.2020), § 128a Rn 2.1.
- 2.Siehe bereits das Projekt „Virtuelles Verwaltungsgericht Sigmaringen“, Heckel, VBlBW 2001, 1; vgl. auch den Erfahrungsbericht aus dem Januar 2019 (https://www.zpoblog.de/gerichts-verhandlung-skype-erfahrungsbericht-muendliche-verhandlung-im-wege-der-bild-und-tonuebertragung-%c2%a7-128a-zpo/), wonach die dortige Vorsitzende damals schon 45 Verhandlungen per Videokonferenz geführt hat. Das AG Frankfurt am Main verhandelt per Videokonferenzanlage seit 2019 verstärkt Verfahren, bei denen Passagiere ihre Ansprüche nach der EU-Fluggastrechte-Verordnung gegen Fluggesellschaften geltend machen.
- 3.In Hessen haben (Stand 2017) die Steuerberaterkammer Frankfurt, das Finanzamt Frankfurt am Main II, das Finanzamt Darmstadt, das Finanzamt Fulda, das Finanzamt Gießen und das Finanzamt Wiesbaden II Videokonferenzanlagen, die meisten davon bereits vor 2014. Das Hessische Finanzgericht verfügt seit ca. 2014 in allen Sitzungssälen über die Technik (siehe Fn. 1).
- 4.BT-Drs. 14/6036, S. 116, 119; BT-Drs. 17/1224, S. 1; MüKo-ZPO/Fritsche, 5. Aufl. 2016, 8 128a Rn. 1 und 10.
- 5.BT-Drs. 17/1224, S. 1
- 6.Vgl. BT-Drs. 17/1224, S. 3.
- 7.BT-Drs. 17/12418, S. 17.
- 8.BeckOK-ZPO/von Selle (Stand 1.3.2020), 8 128a Rn 2.2.
- 9.So wohl auch Anders in: Baumbach/Lauterbach/Hartmann/Anders/Gehle, ZPO, 78. Aufl., 8 128a Rn. 8.; vgl. auch das Beispiel zu 8 91a FGO a.F. bei Schaumburg, ZRP 2002, 313 (314).
- 10.Zöller/Greger, ZPO, 33. Aufl. 2020, 8 128a Rn. 3.
- 11.Die Probleme liegen im Faktischen, nicht im Prozessrecht. Dazu unten III.1.
- 12.Zschieschack, in: Schmidt, COVID-19, Rechtsfragen zur Corona-Krise, 2020, 8 13 Rn.83.
- 13.Zu diesen Grenzen und den erheblichen Erleichterungen innerhalb der Europäischen Union siehe BeckOK-ZPO/von Selle (Stand 1.3.2020), 8 128a Rn 16 m.w.N.; zum EU-Prozessrecht (Art. 10 und 17 EUBeweisVO) siehe von Hein in: Rauscher, Europäisches Zivilprozess- und Kollisionsrecht, 4. Aufl. 2015, Artikel 1: EG-BewVO Rn. 22; Sturm/Schulz, ZRP 2019, 71. Zur Rechtslage in den öffentlich-rechtlichen Fachgerichtsbarkeiten siehe Leopold, NZS 2013, 847 (849).
- 14.Schultzky, NJW 2003, 313 (314); Sodan/Ziekow/Dolderer, VwGO, 5. Aufl. 2018, 8 102a Rn. 18; vgl. Musielak/Stadler, ZPO, 17. Aufl. 2020, 8 128a Rn. 2.
- 15.So aber Ulrich, in: Schoch/Schneider/Bier, 8 102a VwGO Rn. 29; Stäbler in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGG (Stand 21.3.2019), 8 110a Rn. 16; ebenfalls zu eng, aber das Problem zutreffend auf der Ermessensseite verortend: Böttiger, WzS 2013, 263 (266).
- 16.Vorsicht Homonym!
- 17.BeckOK-ZPO/von Selle (Stand 1.3.2020), 8 128a Rn. 9.
- 18.Nach BeckOK-ZPO/von Selle (Stand 1.3.2020), 8 128a Rn. 6 ist im gestattenden Beschluss immer auch der andere Ort zu bestimmen; offener Zöller/Greger, ZPO, 33. Aufl. 2020, 8 128a Rn. 4: „mitteilen“.
- 19.So aber Schmidt in: Meyer-Ladewig/Keller/Leitherer/Schmidt, SGG, 12. Aufl. 2017, 8 110a Rn. 7; tendenziell auch Stäbler in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGG (Stand 21.3.2019), 8 110a Rn. 16; Zöller/Greger, ZPO, 33. Aufl. 2020, 8 128a Rn. 4.
- 20.So ausdrücklich Zöller/Greger, ZPO, 33. Aufl. 2020, 8 128a Rn. 4.
- 21.BGH, NJW 2004, 2311 (2312).
- 22.MüKo-ZPO/Fritsche, 5. Aufl. 2016, 8 128a Rn. 4; Stäbler in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGG (Stand 21.3.2019), 8 110a Rn. 17. Leopold, NZS 2013, 847 (849) m.w.N.
- 23.Leopold, NZS 2013, 847 (848); krit. wohl Zöller/Greger, ZPO, 33. Aufl. 2020, 8 128a Rn. 4.
- 24.Zu den Grenzen der Verlagerung des Terminsortes siehe Lorenz, MDR 2016, 956 (958).
- 25.BGBl. I, S. 1055 vom 28. Mai 2020, in Kraft seit 29. Mai 2020; siehe auch zur Entstehungsgeschichte Art. 2 ff. des Entwurfs eines Gesetzes zu sozialen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie (Sozialschutz-Paket II), BT-Drs. 19/18966 vom 5. Mai 2020.
- 26.Schultzky, NJW 2003, 313 (317); Zöller/Greger, ZPO, 33. Aufl. 2020, § 128a Rn. 6.
- 27.Zöller/Greger, ZPO, 33. Aufl. 2020, § 128a Rn. 6; Musielak/Stadler, ZPO, 17. Aufl. 2020, § 128a Rn. 2a; a.A. Glunz, Psychologische Effekte beim gerichtlichen Einsatz von Videotechnik, 2012, S. 326.
- 28.Allgemein Kissel/Mayer, GVG, 9. Auflage 2018, § 169 Rn. 52.
- 29.BeckOK-VwGO/Schild, § 102 Rn. 10 stellt hier strenge Anforderungen an die Ermessensausübung. Als Verfahrensfehler dürfte eine datenschutzwidrige Durchführung kaum mit Erfolg zu rügen sein. Dies gilt insbesondere für die Beweisaufnahme: Bei einer rein technisch einwandfreien Beweisaufnahme im Wege der datenschutzrechtswidrigen Videoübertragung beruht das Urteil nicht auf dem Datenschutzverstoß, weil die Beweisaufnahme im Sitzungssaal genauso verlaufen wäre. Unabhängig davon ist das Sanktionsinstrumentarium der DSGVO anwendbar.
- 30.Die folgenden Ausführungen zum richterlichen Ermessen meinen hier die Handlungsnormperspektive, nicht die Kontrollperspektive des Revisionsgerichts; vgl. Schreiber, Steuerungsund governancetheoretisch inspirierte Prozessrechtswissenschaft.LOEWE-Schwerpunkt »Außergerichtliche und gerichtliche Konfliktlösung« — working paper Nr. 19, 2015. https://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/33416.
- 31.Prütting, AnwBl. 2013, 330 (332).
- 32.Dieser Gesichtspunkt wird gegenwärtig bei der familiengerichtlichen Diskussion um Erörterungstermine in Kindschaftssachen und notwendige persönliche Anhörungen nicht immer hinreichend berücksichtigt. Zu dieser Diskussion siehe Lack, NJW 2020, 1255 (1256), die allzu kategorisch Videotelefonie als „nicht angemessen“ ablehnt, vgl. die gegensätzlichen Beiträge von Grotkopp, Socha und Köbler in den FamRZ-Newslettern zum Thema „Corona-Krise und persönliche Anhörungen“ https://www.famrz.de/redaktionsmeldungen/corona-krise-und-pers%C3%B6nliche-anh%C3%B6rungen.html. Klärungsbedürftig erscheint allerdings die umstrittene Frage, ob es am Maßstab von §§ 319 Abs. 3, 34 FamFG an einer Rechtsgrundlage zur persönliche Anhörung per Videokonferenz fehlt, so LG Freiburg (Breisgau) 4. Zivilkammer, 30. April 2020, 4 T 82/20; a.A. LG Darmstadt, Beschl. v. 22. April 2020 — 5 T 229/20 -, juris Rn. 14.
- 33.So ist bei einem behinderten Menschen Art. 3 Abs. 3 Satz 2 GG in die Abwägung einzustellen, regelmäßig hieraus folgt aber keine Ermessensreduzierung auf Null im Sinne eines Anspruchs auf Teilnahme per Videokonferenz, vgl. BVerfG, Beschl. v. 27.11.2018 — 1 BvR 957/18 -.
- 34.BPatG, Beschl. v. 16.7.2002 — 23 W (pat) 32/98.
- 35.https://www.lg-duesseldorf.nrw.de/behoerde/presse/Pressemitteilungen-2020/index.php.
- 36.Zum Stand der Technik zu Beginn des Jahrtausends Borchert, CR 2002, 854; Seibel, AO-StB 2001, 147; solche Anlagen sind immer noch im Einsatz.
- 37.Siehe den Erfahrungsbericht von Rechtsanwalt Nikolaus Rehart auf twitter https://twitter.com/RA_Rehart/status/1258334813544755201.
- 38.Insgesamt zum aktuellen Stand in den Bundesländern https://www.zpoblog.de/verhandlungen-im-wege-der-bild-und-tonuebertragung-gem-%c2%a7-128a-zpo-skype-webex-polycom/.
- 39.Bacher, https://blog.otto-schmidt.de/mdr/2020/04/24/montagsblog-174/.
- 40.https://hzd.hessen.de/hessenconnect.
- 41.Für die nachfolgenden Hinweise zu Baden-Württemberg dankt der Verfasser RiLG Jan Spoenle. Vgl. auch Mantz/Spoenle, MDR 2020, 637 (640 f.).
- 42.Im Ergebnis wie hier: Böttiger, WzS 2013, 263 (268). Lorenz, MDR 2016, 956 (957); Oltmanns/Fuhlrott, DB 2020, 841 (842).
- 43.Offenbar a.A. Oltmanns/Fuhlrott, DB 2020, 841 (842).
- 44.Zum Maßstab siehe Kühnen, EFG 2014, 2062.
- 45.Hinsichtlich des Smartphones befürwortend: Zschieschack, in: Schmidt, COVID-19, Rechtsfragen zur Corona-Krise, 2020, 8 13 Rn.83.
- 46.Vgl. zur Rechtslage vor Inkrafttreten der DSGVO: EuGH, Urt.. v. 5. Juni 2018 — Rs. C-210/16 — Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein, zur Problematik einer Facebook-Seite.
- 47.Insbesondere: Susskind, Online Courts And The Future Of Justice, 2019, (passim); Voß, RabelsZ 84 (2020), 62; zur wissenschaftlichen Diskussion in Deutschland: Paschke, MMR 2019, 563.
- 48.Vgl. die Buchpräsentation und Diskussionsveranstaltung der Harvard Law School vom 23. April 2020 https://www.youtube.com/watch?v=QOS4LRf-zes&feature=youtu.be; siehe auch https://remotecourts.org.
- 49.Susskind, Online Courts And The Future Of Justice, 2019, p. 95 ff. Vgl. auch die Überlegungen eines anonym schreibenden neuseeländischen Richters: https://theitcountreyjustice.wordpress.com/2020/04/06/justice-in-the-rear-view-mirror/.