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. 2020 Nov 30;42(11-12):12–13. [Article in German] doi: 10.1007/s35139-020-0541-y

Banken müssen mit den Folgen zurechtkommen

Tobias Hohberger 1,
PMCID: PMC7700810

Seit Beginn des Jahres 2020 beschäftigt Covid-19 Deutschland und die ganze Welt. Die Virus-Pandemie verlangt Geldhäusern und Kunden einiges ab, bringt aber auch Chancen auf Veränderungen mit sich. Bankfachklasse schaut zurück auf ein Jahr mit besonderen Herausforderungen.

Die anhaltende Corona-Pandemie bringt Einschränkungen in zahlreichen Bereichen des täglichen Lebens mit sich. Mit dem ersten Lockdown hierzulande im März 2020 konnten viele Unternehmen, darunter auch Banken und Sparkassen, ihre Produkte und Dienstleistungen im Kundenkontakt vor Ort nur noch eingeschränkt anbieten. Ein Großteil des Einzelhandels war gezwungen, seinen Service in die digitale Welt zu verlagern. Auch wenn sich die Situation für viele Unternehmen im Laufe des Sommers verbessert hat, sind einige Schutzmaßnahmen, wie das Tragen von Masken sowie Trennscheiben zwischen Mitarbeitern und Kunden an den Kontaktpunkten, geblieben und gehören inzwischen zum Alltag. Sie gelten auch während des zweiten Lockdowns, der nun stattfindet.

Die Schließung der Geschäftsräume führte dazu, dass Banken und Sparkassen einen großen Teil ihrer Belegschaft ins Homeoffice schicken mussten. Um jedoch von zu Hause aus uneingeschränkt arbeiten zu können, mussten die Beschäftigten innerhalb kurzer Zeit mit zusätzlicher Hardware ausgestattet werden. Die hohe Nachfrage unter anderem nach Notebooks führte zu Lieferengpässen bei den Dienstleistern, wie zum Beispiel die KFK GmbH berichtet. Eine wichtige Aufgabe bestand auch darin, die Performance der IT im Homeoffice sicherzustellen. Insgesamt nahmen die Anmeldungen auf den Bankservern von zu Hause aus laut Bitkom um mehrere 100 Prozent zu, was wiederum Hardware-Aufrüstungen in einem größeren Umfang bei den Rechenzentralen erforderte.

Auch die Personaleinsatzplanung stellte eine Herausforderung dar. Eltern hatten aufgrund von geschlossenen Kindertagesstätten und Schulen die ganztägige Betreuung ihres Nachwuchses inklusive Homeschooling zu bewältigen. Andere Mitarbeiter wiederum mussten sich wegen Corona-Verdachts zeitweise in Quarantäne begeben.

Nicht nur der betriebliche Bereich hat noch immer mit den Folgen von Covid-19 zu kämpfen. Auch Veranstaltungen und Schulungen in Präsenzform, etwa in den Weiterbildungsinstituten der Banken und Sparkassen, konnten nicht wie geplant stattfinden. Wo es möglich war, wurden Termine verschoben, viele Veranstaltungen mussten jedoch auch abgesagt werden. Die Akademien der Geldhäuser waren aufgefordert, kurzfristig Konzepte zu erstellen, um geplante Schulungen als digitale Formate stattfinden zu lassen. Unter Berücksichtigung der geltenden Hygiene- und Abstandsregeln konnten die Türen der Weiterbildungsinstitute teilweise für die Teilnehmer an Fortbildungsprogrammen ab dem Sommer wieder geöffnet werden. Zu Beginn des zweiten Lockdowns Anfang November wurden bereits gebuchte Präsenzseminare in Webinare umgewandelt. Große Veranstaltungen und Messen werden bis in das kommende Jahr hinein ausschließlich digital stattfinden.

Kunden müssen umdenken

Die Konsumenten mussten sich ebenfalls kurzfristig auf Veränderungen einstellen. Für Bankkunden etwa waren Bartransaktionen am Schalter zeitweise nicht mehr möglich. Sie mussten dafür auf Selbstbedienungsgeräte wie Geldautomaten oder Serviceterminals zurückgreifen. In der Folge wiesen die Geräte aufgrund der vermehrten Nutzung mitunter eine höhere Fehleranfälligkeit auf. In Einzahlungsautomaten wurden zum Beispiel häufiger als sonst Fremdkörper wie Büroklammern gefunden, die das Gerät bis zur Fehlerbehebung außer Betrieb setzten.

Wie etwa die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, nutzen die Konsumenten seit dem Ausbruch der Pandemie in Supermärkten und Geschäften vermehrt die Möglichkeit des kontaktlosen Bezahlens per Karte oder Smartphone oder greifen zumindest zu Girocard oder Kreditkarte. Für Banken hat das den positiven Nebeneffekt, dass sie das aufwendige Handling von Bargeld etwas reduzieren können.

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Gleichzeitig wurde das Corona- Virus frequenzschwachen Filialen von Instituten zum Verhängnis. Hier schlugen Ausgaben für Miete, Personal, Instandhaltung und Reinigung zu Buche, ohne über entsprechende Erträge gegenfinanziert zu sein. Die zunehmende Regulatorik mit Vorschriften zur Zweigstellenbesetzung sowie die andauernde Niedrigzinsphase hatten bereits vor der Krise zu einem Umdenken innerhalb der Führungsetagen von Kreditinstituten geführt. Nachdem mit der Pandemie in vielen Standorten die Kundenfrequenz weiter gesunken war, hatte das letztlich für einige Geschäftsstellen die Schließung zur Folge, meldet das "Handelsblatt".

Bereits wenige Wochen nach dem Ausbruch von Covid-19 hierzulande hat die Bundesregierung Regelungen etwa für das so genannte Kurzarbeitergeld getroffen. Viele Betriebe können nur mit der staatlichen Unterstützung verhindern, dass sie Personal entlassen müssen. Trotzdem bringt die Kurzarbeit für viele Beschäftigte einen finanziellen Einschnitt mit sich. Und auch für bereits vor der Pandemie finanziell klamme Unternehmen hat sich die Situation weiter zugespitzt. Doch nicht nur von ihnen erreichte die Institute in den vergangenen Monaten eine Vielzahl von Stundungsanfragen zu Darlehen. Zudem nehmen etliche Unternehmen die staatliche Corona-Hilfe über die KfW Bankengruppe in Anspruch. Firmenkundenberater und die nachgelagerte Kreditabteilung müssen also innerhalb kurzer Zeit passende Finanzierungskonzepte ausarbeiten. Für Banken wie für andere Investoren bleibt es auf längere Sicht schwierig abzuschätzen, ob und in welcher Höhe sie mit Ausfällen zu rechnen haben.

Erträge bleiben aus

Corona hat nicht nur in diesem Zusammenhang Auswirkungen auf die Ertragsseite der Banken. Geplante Ziele für 2020 gerieten in den ersten Monaten des Geschäftsjahres häufig kurzfristig aus dem Blickfeld oder mussten zurückgestellt werden. Letztlich steht das gesundheitliche Wohl der Mitarbeiter und Kunden an vorderster Stelle. Kundentermine wurden daher zunächst verschoben oder abgesagt. Daraus folgten unter anderem Einschnitte in den Provisionserträgen, die Banken von Bausparkassen sowie von Fonds- und Versicherungsgesellschaften erhalten. In Anbetracht der andauernden Niedrigzinsphase stellt das Provisionsergebnis jedoch einen erheblichen Teil des Betriebsergebnisses dar. Einige Banken planen zum Ausgleich der Ertragseinbußen, ihre Kontoführungsgebühren zu erhöhen oder mit personellen Einsparungen die Kostenseite zu drücken. So werden beispielsweise finanzielle Zulagen für Beschäftigte infrage gestellt oder es gibt Bestrebungen, die Arbeitszeiten im Zuge der Digitalisierung zu verkürzen.

In jeder Krise steckt jedoch auch eine Chance. Sicherlich hat das Corona- Virus alle Bürger sehr beschäftigt und wird es mindestens noch monatelang tun. Für viele Unternehmen brachte die Pandemie zwangsweise jedoch einen Digitalisierungsschub. Um ihre Geschäfte fortzuführen, mussten sie neue Vertriebswege und Kontaktmöglichkeiten zu ihren Kunden finden. Oft bedeutete das auch eine Ansprache neuer Kunden auf neuen Wegen. Nun erkennen viele Unternehmer, welche Chancen sie bisher vernachlässigt haben.


Articles from Bankfachklasse are provided here courtesy of Nature Publishing Group

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