Diskussionen um die Priorisierung und Wirksamkeit der COVID-19-Impfung bei Krebspatienten haben für Wochen die Gemüter erhitzt. Zumindest der aktuelle Stufenplan der STIKO bringt nun in puncto Priorisierung Klarheit.
Die SARS-CoV-2-Pandemie verläuft nach wie vor sehr dynamisch, die Entwicklung der Infektionszahlen ist in Deutschland Anfang März 2021 nicht leicht einzuschätzen. Grund dafür sind auch die neuen Virusmutanten ("variants of concern", VOC). Umso wichtiger wird damit die schnelle Impfung der Bevölkerung, besonders der Risikopatienten. So konnte in Metaanalysen etwa gezeigt werden, dass die Mortalität bei Leukämiepatienten mit COVID-19-Erkrankung mit 20,5 % höher ausfällt als bei Nichtkrebspatienten mit 12,1 % [Rüthrich MM et al. Ann Hematol. 2021;100(2):383-93].
Der aktuelle Stufenplan der ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut zur COVID-19-Impfpriorisierung vom 4. Februar 2021 sieht vor, dass Patienten mit einer aktiven hämatologischen Erkrankung oder fortgeschrittenen soliden Tumorerkrankungen, die nicht in Remission sind, sowie Patienten unter aktueller systemischer Therapie mit hoher Priorität Anspruch auf eine Schutzimpfung haben - und somit in Gruppe 3 (von 6) eingruppiert sind [https://bit.ly/3jLj5EG].
"Es wird explizit empfohlen, Krebspatienten vor, unter oder nach einer Chemotherapie, einer gezielten Therapie und/oder unter einer Therapie mit Immuncheckpointinhibitoren zu impfen", erklärte Clemens Wendtner, München. Ebenso wies er darauf hin, dass eine hämatopoetische Stammzelltransplantation oder eine Anti-CD20-Antikörpertherapie mit z. B. Rituximab oder Obinutuzumab (die zu einer B-Zell-Depletion führen können) bei Krebspatienten keine Kontraindikation für die Impfung darstellen. In einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) wird ein zeitlicher Abstand von > 3 bzw. > 6 Monaten zur letzten Therapie empfohlen, um einen wirksamen Schutz aufzubauen. Auf keinen Fall sollte aber auf eine Therapie mit Anti-CD20-Antikörpern bei Lymphomen verzichtet werden, plädierte Wendtner. Außerdem könnten nach stattgehabter Impfung Patienten mit ausgeprägter Immunsuppression nach der Regeneration erneut geimpft werden. Zur Steuerung einer etwaigen Nachimpfung kann ein Test auf neutralisierende SARS-CoV-2-Antikörper hinzugezogen werden. Für das genaue Vorgehen werden aber noch weitere Daten benötigt.
Bericht von den virtuellen TZM Essentials 2021 am 26. und 27. Februar 2021