Einige COVID-19-Patienten entwickeln Vorhofflimmern. Doch ist das Risiko dafür höher als bei einer Influenza und wie wird dadurch das Sterberisiko beeinflusst? Dazu gibt es jetzt neue Daten.
COVID-19 führt zu einer erhöhten Konzentration von Entzündungsmarkern im Körper. Von anderen Erkrankungen ist bekannt, dass Vorhofflimmern und -flattern mit Entzündungsreaktionen assoziiert sein können. Zum Auftreten der Arrhythmien und ihren Folgen bei COVID-19-Patienten gibt es jedoch noch wenig Daten. Forscher untersuchten jetzt die Inzidenz von Vorhofflimmern/-flattern bei an COVID-19 Erkrankten, mögliche Prädiktoren dafür sowie die Auswirkungen auf die Prognose und stellten fest, dass die Ergebnisse denen von Influenza-Patienten ähneln.
Für die retrospektive Studie analysierten Dr. Daniel Musikantow von der Mount Sinai School of Medicine und sein Team Daten von fast 4.000 Patienten, die im Frühling 2020 aufgrund von COVID-19 in eine Klinik eingeliefert wurden. Der Vergleichsarm umfasste mehr als 1.400 Influenza-Patienten, die zwischen 2017 und 2020 hospitalisiert wurden. Die Daten stammten aus fünf New Yorker Krankenhäusern und es handelte sich um schwer erkrankte Patienten.
10 bis 13 % der COVID-19-Patienten haben Vorhofflimmern
Bei den COVID-19-Patienten lag die Inzidenz von Vorhofflimmern/-flattern bei 10 %, während sie in einer manuell erfassten Subgruppe, in der Personen ausgeschlossen wurden, die erst eine Woche nach der Hospitalisierung positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, 13 % betrug. Bei Patienten ohne atriale Arrhythmien in der Vorgeschichte lag sie bei 4 %. Diejenigen, bei denen erstmals Vorhofflimmern oder -flattern aufgetreten war, waren älter und hatten erhöhte Entzündungsmarker, etwa lag der Interleukin-6-Wert bei median 93 vs. 68 pg/ml. Ihre Troponin-I-Werte waren mit 0,2 vs. 0,06 ng/ml ebenfalls höher verglichen mit der gesamten Kohorte. Das Auftreten von Vorhofflimmern/-flattern ging mit einer erhöhten Mortalität einher (46 vs. 26 %).
Im Vergleich zu den COVID-19-Patienten zeigten sich bei den hospitalisierten Influenza-Patienten ähnliche Raten von Vorhofflimmern/-flattern: Die Inzidenz lag bei 12 % und war bei Personen ohne atriale Arrhythmien in der Vorgeschichte entsprechend niedriger. Die Mortalität war in der gesamten Influenza-Kohorte geringer als in der COVID-19-Gruppe. Das Auftreten von Vorhofflimmern oder -flattern korrelierte jedoch mit einem ähnlich erhöhten Sterberisiko: Die atrialen Arrhythmien gingen bei den COVID-19-Patienten mit einer um 77 % und bei den an Influenza Erkrankten mit einem um 78 % relativ erhöhten Mortalitätsrisiko einher.
Vorhofflimmern mit schweren Verläufen assoziiert
Sowohl bei Patienten mit Influenza als auch mit COVID-19 war Vorhofflimmern oder -flattern mit Entzündungsprozessen und schweren Verläufen assoziiert. "Die Inzidenz und der damit einhergehende Anstieg der Mortalitätsraten in beiden Gruppen legen nahe, dass Vorhofflimmern/-flattern nicht spezifisch für COVID-19 ist, sondern eine allgemeine Reaktion auf die systemische Entzündung schwerer Viruserkrankungen darstellt", fassen Musikantow und Kollegen zusammen.
Die Mediziner betonen, dass es sich nur um Daten hospitalisierter Patienten handele. "Möglicherweise haben Personen, die weniger schwer erkranken, andere Prädiktoren für Vorhofflimmern/ -flattern und andere Prognosen", ergänzen sie.
Musikantow D et al. Atrial Fibrillation in Patients Hospitalized with COVID-19: Incidence, Predictors, Outcomes and Comparison to Influenza. JACC Clin Electrophysiol. 2021; https://doi.org/10.1016/j.jacep.2021.02.009
