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. 2021 Apr 20;24(2):13–14. [Article in German] doi: 10.1007/s15015-021-3434-2

Anti-CD20-Antikörpertherapie ist keine Kontraindikation für COVID-19-Impfung!

Clemens-Martin Wendtner 1,
PMCID: PMC8047585

Diskussionen um die Priorisierung und Wirksamkeit der COVID-19-Impfung bei Krebspatienten haben für Wochen die Gemüter erhitzt. Clemens-Martin Wendtner, Chefarzt der München Klinik Schwabing, nimmt zum aktuellen Stufenplan der STIKO Stellung.

Die SARS-CoV-2-Pandemie verläuft nach wie vor sehr dynamisch, die Entwicklung der Infektionszahlen ist in Deutschland im Moment wieder steigend. Grund dafür sind auch die neuen Virusmutanten ("variants of concern", VOC). Vor allem der Anteil der britischen VOC B.1.1.7 stieg kontinuierlich von 2,5 % in Kalenderwoche (KW) 01 auf 71,7 % in KW 11 an [RKI-Bericht vom 31.3.2021; https://tinyurl.com/3mmksbfs]. Vor dem Hintergrund, dass die britische VOC ca. 40 % infektiöser ist als andere Virusvarianten, wird die Wachstumskurve der 7-Tages-Inzidenz in Deutschland den nächsten Wochen wieder exponenziell ansteigen. Umso wichtiger wird damit die schnelle Impfung der Bevölkerung, besonders der Risikopatienten. In Metaanalysen etwa konnte gezeigt werden, dass die Mortalität bei Leukämiepatienten mit COVID-19 mit 20,5 % höher ausfällt als bei Nichtkrebspatienten mit 12,1 % [Rüthrich MM et al. Ann Hematol. 2021;100(2):383-93].

Ebenso gehen wir davon aus, dass Tumorpatienten mit einer COVID-19 länger infektiös sind als andere Patienten, die in der Regeln nach 14 Tagen keine weiteren Personen merh anstecken. In einzelnen Fallstudien konnten bei Tumorpatienten unter Therapie bis zu 70 Tage nach der Infektion mit SARS-CoV-2 immer noch infektiöse Viruspartikel isoliert werden [Avanzato et al. Cell. 2020;183:1901-12].

Der aktuelle Stufenplan der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut zur COVID-19-Impfpriorisierung vom 4. Februar 2021 sieht vor, dass Patienten mit einer aktiven hämatologischen Erkrankung oder fortgeschrittenen soliden Tumorerkrankungen, die nicht in Remission sind, sowie Patienten unter aktueller systemischer Therapie mit hoher Priorität Anspruch auf eine Schutzimpfung haben. Patienten in behandlungsfreien Remissionen, wenn die Remissionsdauer mehr als 5 Jahre beträgt, haben mit erhöhter Priorität Anspruch [https://bit.ly/3jLj5EG]. Die STIKO empfiehlt auch explizit, Krebspatienten vor, unter oder nach einer Chemotherapie, einer gezielten Therapie und/oder unter einer Therapie mit Immuncheckpointinhibitoren zu impfen.

Eine hämatopoetische Stammzelltransplantation oder eine Anti-CD20-Antikörpertherapie mit z. B. Rituximab oder Obinutuzumab, die zu einer B-Zell-Depletion führen kann, stellen bei Krebspatienten keine Kontraindikation für die Impfung dar. In einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) wird ein zeitlicher Abstand von > 3 bzw. > 6 Monaten zur letzten Therapie empfohlen, um einen wirksamen Schutz aufzubauen. Auf keinen Fall sollte aber auf eine Therapie mit Anti-CD20-Antikörpern bei Lymphomen verzichtet werden. Außerdem könnten nach stattgehabter Impfung Patienten mit ausgeprägter Immunsuppression nach der Regeneration erneut geimpft ("geboostet") werden. Dafür kann ein Test auf neutralisierende SARS-CoV-2-Antikörper hinzugezogen werden. Für das genaue Vorgehen warten wir derzeit noch auf weitere Daten.

Prof. Dr. med. Clemens-Martin Wendtner.

Klinik für Hämatologie, Onkologie, Immunologie, Palliativmedizin, Infektiologie und Tropenmedizin, München Klinik Schwabing,

clemens.wendtner@muenchen-klinik.de

Prof. Dr. med. Clemens-Martin Wendtner.

Chefarzt der München Klinik Schwabing


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