Der Wettbewerb unter den Unternehmen um die besten KI-Technologien nimmt immer mehr zu. Aber auch bei der Geldanlage wird Künstliche Intelligenz vermehrt eingesetzt. Für Anleger gibt es daher zwei Optionen, um von diesem Megatrend zu profitieren.
Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) beziehungsweise Artificial Intelligence dringt immer mehr in den Alltag der Menschen ein. Die Nutzung digitaler Sprachassistenten, personalisierte Behandlungsmethoden und Smart Home sind bereits fest in das Leben der Menschen integriert, und die Nachfrage nach noch mehr intelligenten Methoden und Maschinen wächst kontinuierlich. Daneben nimmt das autonome Fahren immer mehr Kontur an. Im Februar 2021 hat die Bundesregierung einen diesbezüglichen Referentenentwurf gebilligt und als Gesetz auf den Weg gebracht. Dieses Gesetz soll den Weg für so genannte People Mover und Goods Mover ebnen und das Fahren ohne Fahrzeugführer für bestimmte Einsatzszenarien erlauben.
Vor diesem Hintergrund ist unter den Unternehmen ein intensiver Konkurrenzkampf um die besten KI-Technologien entbrannt, denn die Gewinne, die sich damit erzielen lassen, sind gigantisch. Laut einer Schätzung des Marktforschungsunternehmens Tractica sollen Anwendungen für Künstliche Intelligenz im Jahr 2020 einen Umsatz von rund 22,6 Milliarden US-Dollar generiert haben. Bis 2025 soll der KI-Umsatz auf 118,6 Milliarden US-Dollar steigen. Den Großteil davon haben derzeit nordamerikanische Firmen generiert. Europäische und asiatische Firmen mischen aber auch mit und investieren stark in KI-bezogene Forschung und Entwicklung.
US-amerikanische Unternehmen führend
Aktuell haben im Bereich KI-Innovationen in der IT-Branche die Technologieriesen Google, IBM, Microsoft und Samsung die Nase vorn. Allein im Jahr 2019 haben sie Tausende KI-Patentanmeldungen eingereicht. Die Covid-19-Pandemie dürfte die Einführung von KI in fast allen Branchen nochmals deutlich verstärken. Für Anleger, die in Weltklassepatente investieren wollen, sind folglich US-Unternehmen die erste Wahl. Die Google-Mutter Alphabet (ISIN: US02079K1079) ist das wohl bekannteste Unternehmen, das im KI-Bereich sehr aktiv und erfolgreich ist. Allein die Online-Suchmaschine von Google wird in 130 verschiedenen Sprachen angeboten und damit weltweit am häufigsten genutzt. Daneben stehen die zahlreichen Applikationen von Google wie Google Mail, die Social-Network-Plattform Google+, der Kartendienst Google Maps, der Locationdienst Google Local Search und die Satellitenkarten von Google Earth, für die der Konzern gezielt Reiseratgeber aufkauft, bei den Anwendern hoch im Kurs.
Auch die allseits bekannte Video-Plattform Youtube zählt zu Alphabet, ebenso die Anwendung Indoor-Maps, über die Innenraumkarten für Flughäfen, Museen, Einkaufszentren und Veranstaltungshallen eingesehen werden können. Zur Alphabet-Holding gehören außerdem das Biotech-Unternehmen Calico und das Technologieunternehmen NestLabs. Im Jahr 2020 hat Alphabet einen Gewinn in Höhe von 40,27 Milliarden US-Dollar erzielt. Im Vorjahr belief sich der Gewinn noch auf 34,34 Milliarden US-Dollar. Die Fünf-Jahres-Performance der Alphabet-Aktie betrug mit Stand vom 3. Mai 2021 rund 217 Prozent.
Das ebenfalls im Nasdaq-Index notierte Unternehmen Microsoft (ISIN: US5949181045) bietet ein breites Spek-trum an Software-Produkten und Dienstleistungen für verschiedene Nutzergeräte an. Zusammen mit dem weltweit meistverwendeten Betriebssystem Windows machen die Büroprogramme der Marke Office den größten Teil des Unternehmens aus.
Microsoft mit höherem Gewinn als Alphabet
Im Online-Bereich betreibt der Konzern zudem die Internet-Suchmaschine Bing, und über den Internet-Telefondienst Skype stellt das Unternehmen seinen Kunden sowohl Sprach- als auch Videotelefonie zur Verfügung. Die äußerst beliebten Videospielkonsolen Xbox 360 und Xbox One runden das Angebot ab. Für das Jahr 2020 hat Microsoft einen Gewinn von 44,28 Milliarden US-Dollar ausgewiesen, im Vorjahr lag dieser bei 39,24 Milliarden US-Dollar und damit geringfügig höher als bei Alphabet.
Im Gegensatz zu Google, IBM und Microsoft, die in der IT-Branche aktiv sind, investieren Amazon (ISIN: US 0231351067) und Ebay (ISIN: US27864 21030) vornehmlich in Künstliche Intelligenz, um ihre Online-Plattform zu verbessern und zu optimieren. Amazon ist aber noch weit mehr als ein Online-Versandhändler, bei dem Kunden nahezu alles von der kompletten Werkstatteinrichtung bis zum Hundekeks finden. Zu den weiteren Produkten zählen der portable Reader Kindle sowie das Video-on-Demand-Angebot über Amazon Prime Video und der Streaming-Service Fire TV. Außerdem führt das Unternehmen die Cloud-Plattform Amazon Web Services, das Spracherkennungssystem Echo oder die Tablet-Reihe Fire. Über Amazon Fresh können Kunden frische Lebensmittel online bestellen.
Als einziges deutsches Unternehmen in den Top 10 der Weltmarktführer bei KI-Patenten findet sich Siemens (ISIN: DE0007236101). Das Unternehmen ist vor allem im Medizintechnikbereich aktiv, hinzu kommen Anwendungsfelder in den Sparten Energie und Industrie 4.0. Da die Nachfrage nach optimierten Gesundheitsleistungen kontinuierlich wächst, dürfte der Einsatz Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen in Zukunft ein lukrativer Wachstumsmarkt sein. Gut aufgestellt sollte daher auch das Unternehmen Intuitive Surgical (ISIN: US46120E6023) sein. Der Medizintechnikspezialist gilt nämlich als weltweit führend im Bereich der minimalin- vasiven roboterassistierten Chirurgie. Die Fünf-Jahres-Performance lag per 3. Mai 2021 bei über 290 Prozent.
Investment- oder Indexfonds sind oft die bessere Wahl
Auf Unternehmen in Form von Einzelaktien zu setzen, ist allerdings immer riskant, zumal die Technologieriesen mit einem nennenswerten KI-Anteil in der Corona-Pandemie einen regelrechten Höhenflug hingelegt haben. So ist etwa die Alphabet-Aktie innerhalb eines Jahres um rund 85 Prozent gestiegen. Bei Microsoft betrug die Ein-Jahres-Performance immerhin noch knapp 70 Prozent und bei Amazon waren es auch rund 84 Prozent. Aktive Investmentfonds oder börsengehandelte Indexfonds sind daher oft die bessere Wahl.
Im Bereich der aktiven Investmentfonds hat sich der AI Leaders Fonds (ISIN: DE000A2PF0M4) etabliert. Der global anlegende Aktienfonds investiert bevorzugt in Unternehmen, die führend in der Nutzung oder Entwicklung von Künstlicher Intelligenz sind, und enthält somit Titel wie Mongo DB, Zscaler und Twilio. Auch beim Allianz Global Artificial Intelligence (ISIN: LU1548497699) partizipieren Anleger an Unternehmen, die KI-Techniken nutzen oder entwickeln. Hier reicht die Titelauswahl von Apple, Amazon, Facebook und Tesla bis zum Streaming-Anbieter Roku, der aktuell die größte Position im Fonds ausmacht.
Es gibt auch einige ETFs, die KI-Aktien abbilden. Dazu zählt etwa der börsengehandelte Indexfonds L&G Artificial Intelligence UCITS ETF (ISIN: IE00BK 5BCD43), dessen Referenzindex der Robo Global Artificial Intelligence Index ist. Die Dividendenerträge im Fonds werden reinvestiert. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,49 Prozent im Jahr.
Ein weiterer börsengehandelter Indexfonds, der Zugang zu bis zu 100 Unternehmen bietet, die einen bestimmten Teil ihres Geschäfts und Umsatzes im Bereich der Künstlichen Intelligenz erwirtschaften, ist der Xtrackers Artificial Intelligence and Big Data UCITS ETF 1C (ISIN: IE00BGV5VN51). Benchmark ist der Nasdaq Yewno Global Artificial Intelligence and Big Data Index. Bei diesem passiven Fonds wird zudem KI zur Optimierung der Rendite eingesetzt, indem Patentdaten, die Marktgröße, das Handelsvolumen, die Marktnotierungen und Eigentumsbeschränkungen für ausländische Anleger analysiert werden. Auch bei diesem ETF werden die Dividendenerträge im Fonds reinvestiert. Die Gesamtkostenquote beträgt 0,35 Prozent per anno.
Robo Advisor bestimmen Kauf und Verkauf von Anlagen
Weiterhin findet KI in der Vermögensverwaltung Anwendung. So genannte Robo Advisor nutzen einen systematischen, größtenteils automatisierten Prozess, um Analysen zu erstellen und diese schließlich in Kauf- und Verkaufsentscheidungen umzuwandeln. Dadurch gelingt es, das Portfolio laufend zu überwachen und an aktuelle Gegebenheiten anzupassen. Der größte Vorteil der Automatisierung liegt dabei für den Anleger auf der Hand: Die digitale Vermögensverwaltung schützt ihn vor emotional getriebenen und damit verbundenen suboptimalen Anlageentscheidungen - ein Phänomen, das so machen Anleger schon in den Ruin getrieben hat. Laut Digital Market Outlooks wird sich das weltweit durch Robo Advisor verwaltete Vermögen im Jahr 2024 auf eine Summe von rund 2,2 Billionen Euro belaufen, in Deutschland auf knapp 30 Milliarden Euro.
Als Anbieter hierzulande haben sich Comdirect, Quirion, Liqid, Easyfolio und Growney etabliert. Sie unterscheiden sich nach den Mindestanlagesummen und den Servicegebühren, die zwischen 0,15 Prozent und über einem Prozent liegen. Zusätzlich zu diesen Gebühren fallen allerdings auch noch Produkt- oder Fondskosten an. Die meisten Anbieter bieten auch Sparplan-Produkte an, mit denen Anleger durch Zahlung kleiner Geldbeträge in regelmäßigen Intervallen langfristig Vermögen aufbauen können. Eine umfassende und persönliche Beratung gibt es bei der digitalen Vermögensverwaltung hingegen nicht.
Kompakt.
Anleger können von KI profitieren, indem sie Aktien von Unternehmen kaufen, deren Geschäftsmodell auf dem Einsatz Künstlicher Intelligenz beruht.
Für risikoscheuere Anleger sind auch aktive Investmentfonds und börsengehandelte Indexfonds eine gute Wahl, um beim KI-Trend mitzumischen.
In der digitalen Vermögensverwaltung sind Robo Advisor eine attraktive Alternative zur klassischen Vermögensverwaltung.
Carmen Mausbach
ist freie Wirtschaftsjournalistin in Niederkassel.



