Infizieren sich Patienten kurz nach Beginn oder während einer Krebstherapie mit SARS-CoV-2, ist ihre Prognose besonders ungünstig. Vor allem eine Chemotherapie geht mit einem erhöhten Risiko für schwere und tödliche Verläufe einher. Das zeigte eine Metaanalyse von 16 Studien mit 3.150 Krebspatienten.
Die Chemotherapierate war bei den Verstorbenen um 42 % höher als bei den Überlebenden. Allerdings war das Ergebnis nicht signifikant. Zielgerichtete, hormonelle und chirurgische Therapien waren bei den Verstorbenen ebenfalls häufiger anzutreffen, Immuntherapien und Bestrahlungen etwas seltener, die Unterschiede waren aber geringer als bei den Chemotherapien, und keines der Resultate erwies sich als statistisch signifikant.
Umgekehrt war die COVID-19-Sterberate von Infizierten mit Chemotherapie um 81 % höher als bei Infizierten ohne Chemotherapie, auch hier wurde das Signifikanzniveau knapp verfehlt. Wiederum waren die Unterschiede mit anderen Therapien geringer. Fassten die Onkologen sämtliche Krebstherapien zusammen, ergab sich eine signifikant um 55 % erhöhte Mortalität.
Patienten mit schweren COVID-19-Verläufen hatten zu 73 % häufiger zuvor eine Chemotherapie bekommen als solche mit leichten und moderaten Verläufen; dieser Unterschied war statistisch signifikant. Die Vermutung liegt nahe, dass Patienten infolge einer systemischen Krebstherapie, besonders einer Chemotherapie, ein geschwächtes Immunsystem haben und daher stärker gefährdet sind, einen schweren COVID-19-Verlauf zu entwickeln. Für Immuntherapien ist der Zusammenhang weniger klar.
Li P et al. Effect of antitumor therapy on cancer patients infected by SARS-CoV-2: A systematic review and meta-analysis. Cancer Med. 2021;10(5): 1644-55