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. 2021 Jul 16;69(7):548–553. [Article in German] doi: 10.1007/s15011-021-4662-7

"Ich werde das in mich gesetzte Vertrauen rechtfertigen"

BVDD-Delegiertenversammlung wählt neuen Vorstand

Wolfgang Hardt 1,
PMCID: PMC8272964

BERLIN - Das erste Mal nach zweijähriger coronabedingter Pause trat der oberste Souverän des BVDD, die Delegiertenversammlung, am 5. Juni wieder in Präsenz zusammen. Im Mittelpunkt der Tagung standen die richtungsweisende Neuwahl des BVDD-Vorstandes sowie zahlreiche Ehrungen verdienter Mitglieder und Verabschiedungen hauptamtlicher Mitarbeiter.

Liebe Delegierte, ich nehme die Wahl an, ich bin wirklich berührt und glaube, dass ich das in mich gesetzte Vertrau- en rechtfertigen werde, vielen Dank" - mit diesen Worten richtete sich der sichtlich bewegte neue Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen, Dr. Ralph von Kiedrowski, an die Delegierten, die ihn kurz zuvor per Handzeichen einstimmig, ohne Enthaltungen, ohne Gegenstimmen und ohne Gegenkandidaten gewählt hatten.

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Auch im weiteren Verlauf hatte der souverän agierende Wahlleiter Dr. Martin Schlaeger wenig zu tun: Streng nach Protokoll, in Anwesenheit der Verbandsjustiziarin und mit dem jeweils identischen Ergebnis wie beim Präsidenten, erfolgte die Wahl der weiteren Vorstandsmitglieder (s. Seite 542). Auch dabei gab es keine Gegenkandidaten zu den vom neuen Präsidenten vorgeschlagenen. Damit besteht der Vorstand nun aus drei bereits im alten Vorstand in anderen Ämtern vertretenen - neben von Kiedrowski sind dies Dr. Thomas Stavermann als neuer Vize und Dr. Thyra Caroline Bandholz als neue Generalsekretärin - und drei neuen Mitgliedern.

Die erstmals in den Bundesvorstand gewählten Amtsträger Dr. Cora Lu Over- beck (Beisitzerin), Dr. Jan Ter-Nedden (Schatzmeister) und Dr. Uwe Schwichtenberg (Referent für Presse- und Öffent- lichkeitsarbeit) stellten sich vor ihrer Wahl auf Wunsch der baden-württembergischen Delegierten Dr. Anja Schäfers näher vor.

Sie sind keine unbeschriebenen Blätter in Sachen Berufspolitik. Overbeck ist niedergelassen in einer Gemeinschafts- praxis in Hannoversch Münden, stellvertretende BVDD-Landesvorsitzende in Niedersachsen und hat bereits zeit- intensive Gremienarbeit beim Thema Weiterbildungsordnung geleistet. Zudem ist sie Mitglied der zu Beginn der Pandemie gemeinsam von BVDD und DDG gegründeten "Corona Taskforce". Dieser gehört auch Ter-Nedden an, der als angestellter Hautarzt in der Hamburger Praxis des ehemaligen BVDD-Präsidenten Dr. Michael Reusch arbeitet und dort die Bedeutung der Interessenvertretung für die Fachgruppe früh erkannt hat. So sitzt er im beratenden Fachausschuss Angestellte Ärzte und Psychotherapeuten der KV Hamburg und ist zudem stellvertretender BVDD-Landesvorsitzender in der Hansestadt. Schwichtenberg ist von den Neuen der erfahrenste. Der in Bremen an zwei Praxisstandorten niedergelassene Dermatologe ist zwar neu im Bundesvorstand, aber seit zehn Jahren BVDD-Landesvorsitzender in Bremen und ein erfahrener Medienprofi.

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Zudem hatte Schwichtenberg eine stattliche Anzahl an Schnelltests mit ins Tagungshotel am Flughafen BER gebracht und allen Teilnehmern der Delegiertenversammlung die Gelegenheit für einen Check auf SARS-CoV-2 angeboten − nicht zuletzt, um am gut besuchten Get-together im Hotelrestaurant am Vorabend teilnehmen zu können. Wie Alt-Präsident Dr. Klaus Strömer zu Beginn der Versammlung am nächsten Morgen in einer Blitzumfrage klärte, war dies aber nur bei wenigen notwendig. Die allermeisten der anwesenden Dermatologen hatten bereits den vollen Impfschutz - und ihren Impfausweis immer schnell zur Hand.

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Trotzdem fand die Versammlung unter den üblichen strengen Hygieneauf- lagen statt, was aufgrund der weiten Abstände und der Größe des Raumes mitunter zu langen Wegen ans Mikro- fon führte. Die Einschränkungen wurden allerdings hingenommen - im Vordergrund stand die Freude über das persönliche Treffen, das in dieser Form am ursprünglich festgelegten Termin Ende April nicht möglich gewesen wäre. Zwar konnte auch jetzt online teilgenommen werden, davon machte aber nur eine Handvoll der Delegierten Gebrauch.

Sie verpassten die Ehrungen und Verabschiedungen live, die neben der Vorstandswahl einen Großteil der Delegiertenversammlung in Anspruch nahmen. So wurde der ehemalige BVDD-Präsident Dr. Michael Reusch zum Ehren- präsidenten gewählt, Prof. Rudolf Stadler erhielt die Ehrenmitgliedschaft im BVDD.

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Große Verdienste für den Verband

Darüber hinaus hat Dr. Klaus Holzegel sein Amt als Vorsitzender des Ehrenrates des BVDD niedergelegt und Dr. Peter Pierchalla, lange Jahre Vorsitzender des BVDD-Landesverbandes Westfalen-Lippe, rückte in dieses Gremium nach. Verabschiedet wurde Holzegel von seinem langjährigen Wegbegleiter, dem ehemaligen Verbandsjustiziar Dr. Gerd Krieger, der keine Mühe gescheut hatte und aus Freiburg angereist war. Er stellte noch einmal Holzegels große Verdienste für den BVDD heraus. Dazu zählen zehn Jahre als Vorsitzender des Landesverbandes Niedersachsen, sechs Jahre als Schatzmeister und vier Jahre als Beisitzer im Bundesvorstand, zwei Jahre als Sonderreferent für die neuen Länder sowie acht Jahre als Hauptschriftleiter des Deutschen Dermatologen. Hinzu kommen 17 Jahre als Kassenprüfer und nicht zuletzt 23 Jahre als Mitglied des Ehrenrates.

In seiner Dankesrede rechnete Holz- egel vor, dass dies insgesamt 70 Jahre seien - in der Realität aber "nur" 40, da mitunter zwei Funktionen gleichzeitig ausgeübt worden seien. Im Übrigen sei er davon überzeugt, dass der innerverbandliche Frieden weiterhin anhalten werde. Der letzte der insgesamt drei vor dem Ehrenrat verhandelten Fälle liege inzwischen 19 Jahre zurück.

Ursprünglich sollte auch der lang- jährige erste Beisitzer des Ehrenrates, Dr. Rüdiger Fritz, während der Delegiertenversammlung verabschiedet werden. Dazu kam es leider nicht mehr, Fritz verstarb am 24. April dieses Jahres. Krieger nutzte die Gelegenheit, vor Ort zu sein, und ehrte ihn in einem Nachruf, der auch im Juni-Heft des "Deutschen Dermatologen" nachzulesen ist.

Auch auf Seiten der hauptamtlich für den BVDD Engagierten haben sich in den vergangenen zwei Jahren personelle Veränderungen ergeben. Ralf Blumen- thal, der die Pressestelle und das Projektmanagement in Euskirchen maßgeblich aufgebaut und 20 Jahre geleitet hat, ist 2020 in den Ruhestand gegangen, ebenso wie Angelika Bueno Román, die zwölf Jahre lang als Leiterin der Geschäftsstelle in Berlin erste Ansprechpartnerin für die Mitglieder und ihre vielfältigen Belange war.

Ganz aktuell ist zudem Karola Mayer in den Ruhestand getreten. Sie hat rund 40 Jahre die Buchhaltung des Verbandes verantwortet und mehrere Schatzmeister mit stets präzisen Finanzaufstellungen unterstützt. Alle drei hatten bislang - coronabedingt - noch keine offizielle Würdigung ihrer Tätigkeiten erfahren. Dies holten im Rahmen der Delegiertenversammlung Dr. Klaus Strömer für Ralf Blumenthal, Dr. Thyra Caroline Bandholz für Angelika Bueno Román und Dr. Andreas Timmel für Karola Mayer nach.

"Du bist der Architekt, der dieses Haus gebaut hat".

Dr. Michael Reusch, BVDD-Präsident 2005−2013, wurde von den Delegierten zum Ehrenpräsidenten des Berufsverbandes gewählt. In seiner Laudatio verwies Dr. Klaus Strömer unter anderem auf die Grundstruktur des Verbandes, mit der man in den vergangenen Jahren so erfolgreich habe arbeiten können. "Du darfst mit Fug und Recht als der Architekt bezeichnet werden, der dieses Haus gebaut hat", wandte sich Strömer an den Geehrten.

Unter seiner Leitung habe der Verband IGe-Leistungen ebenso etabliert wie die gemeinsame Geschäftsstelle mit der DDG in Berlin. Er habe für die Professionalisierung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gesorgt. Auch der Aufbau einer starken Versorgungsforschung gehe auf Reuschs Initiative zurück, betonte Strömer. Zudem erinnerte er an die finanzielle Unterstützung des Verbandes unter Reuschs Leitung für eine Studie, um die Balneophototherapie als GKV-Leistung einzuführen. Außerdem gingen die vielen Zusatzverträge zum Hautkrebsscreening auf ihn zurück. An dieser Stelle habe er mit "unglaublicher Beharrlichkeit und unwiderstehlichen Zahlen aus der Versorgungsforschung unseren Platz am Tisch der ambulanten Operateure erstritten".

Heute sei vieles, was Reusch ermöglicht habe, Routine geworden und selbstverständlich. "Aber ohne einen Berufsverband, der von einem Strategen dieses Kalibers geführt worden ist, wäre das alles nicht erreicht worden". Darüber hinaus erwähnte Strömer Reuschs Schaffen auf europäischer Ebene als Generalsekretär der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie (EADV).

Reusch habe mit einem hohen persönlichen Aufwand das Gesicht des Faches geprägt. Sein Spirit lebe bis heute in den Entscheidungen des Vorstandes mit. Gleichzeitig verwies Strömer darauf, dass Reusch Auszeichnungen immer suspekt gewesen seien. Heute aber sei es soweit, er freue sich sehr, so Strömer, dass "wir Dich neben Erich Schubert und Rüdiger Fritz als Ehrenpräsident haben".

Ein Leben rund um die Dermatologie.

Prof. Rudolf Stadler, frisch in den Ruhestand eingetretener Chefarzt der Hautklinik Minden und ehemaliger Präsident der DDG (2011−2013), erhielt die Ehrenmitgliedschaft im BVDD. Die Laudatio hielt Dr. Michael Reusch, lange Zeit Stadlers Wegbegleiter auf der Seite des BVDD. Reusch betonte unter anderem die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von Fachgesellschaft und Berufsverband. Sie beide seien die erste Generation gewesen, die auf Augenhöhe miteinander umgehen konnte. Auch die nachfolgenden Führungsgenerationen müssten immer wieder aufs Neue zusammenfinden.

Auf Dauer könne die Versorgung der Patienten nur gemeinsam gelingen, appellierte Reusch, bevor er herausragende Aspekte des an Höhepunkten reichen Lebenslaufs des Geehrten vorstellte. So wurde Stadler schon mit 36 Jahren Chef der Hautklinik in Minden, in der es zu diesem Zeitpunkt lediglich die Phlebologie gab. "Er hat diese Stelle aufgebohrt zu einer Hautklinik, die heute auch Universität ist und eines der breitesten Spektren, das in dermatologischen Kliniken gepflegt wird, aufweist", unterstrich Reusch. Bis auf die Immunologie führe Stadler alle Zusatzbezeichnungen, die er auch inhaltlich bis zum Ende seiner Tätigkeit gefüllt habe. Gleichzeitig sei er in der Forschung tief involviert geblieben und habe unzählige Tagungen mit enormem persönlichen Einsatz organisiert. "Es ist ein Leben rund um die Dermatologie und mit der Dermatologie", so Reusch.

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Die gemeinsame Zeit, in der Stadler im Präsidium der DDG als Schatzmeister, Generalsekretär und schließlich Präsident tätig war und er, Reusch, im Präsidium des BVDD, sei eine Phase "der intensiven Begegnung" gewesen. "Es war eine Freude gemeinsam für das Fach anzutreten, weil man sich instinktiv vertrauen konnte", berichtete Reusch. Darüber hinaus verwies er auf Stadlers exzellentes Kunstverständnis, das die DDG-Tagungen in Dresden in Form von begleitenden Ausstellungen regelmäßig bereichert habe.


Articles from Der Deutsche Dermatologe are provided here courtesy of Nature Publishing Group

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