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. 2021 Sep 7;14(3):18–19. [Article in German] doi: 10.1007/s16022-021-0205-3

Wann die Hand-Fuß-Mund-Krankheit gefährlich ist

Elke Oberhofer 1,
PMCID: PMC8412973

Die durch Viren verursachte Hand-Fuß-Mund-Krankheit macht zwar vor allem kleinen Patienten Probleme. Aber auch Erwachsene können sich anstecken, den Erreger an andere Familienmitglieder mit hohem Krankheitsrisiko, vor allem Babys, übertragen und unter Umständen auch selbst schwer erkranken.

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Wenn ein Kindergartenkind fiebert, keinen Appetit mehr hat und über Halsweh klagt, steckt oft ein grippaler Infekt dahinter. Kommen jedoch rote Flecken und Bläschen an den Innenflächen der Hand, an den Fußsohlen und am Mund dazu, muss man unter Umständen an eine ganz andere Erkrankung denken.

Hochsaison im Spätsommer

Gerade wenn die Symptome im Spätsommer oder Herbst auftreten, besteht der Verdacht, dass das Kind an einer Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK) leiden könnte. In dieser Jahreszeit haben nämlich die auslösenden Erreger, Enteroviren und Coxsackie-Viren der Gruppe A, Hochsaison. Sie verursachen die flüssigkeitsgefüllten Bläschen und Geschwüre, die nicht nur jucken, sondern auch richtig schmerzhaft sein können, vor allem, wenn sie als Aphthen an der Mundschleimhaut auftreten.

Von Spielkameraden und Geschwistern fernhalten

Die HFMK befällt vorzugsweise Kinder unter zehn Jahren. Sie ist nicht nur lästig, sondern auch hochansteckend - und es gibt keine Therapie, mit der man den Erreger direkt bekämpfen kann. Die gute Nachricht ist jedoch: In den meisten Fällen erholen sich die kleinen Patienten nach sieben bis zehn Tagen von selbst wieder.

Was Eltern beim Verdacht tun sollten, ist zweierlei: Sie sollten ihr Kind nicht in den Kindergarten schicken und von Spielkameraden und Geschwistern fernhalten, damit diese sich nicht anstecken. Das gilt vor allem, wenn sich ein Baby im Haushalt befindet. Und sie sollten in jedem Fall mit dem kleinen Patienten zum Arzt gehen, damit dieser den Verdacht abklären kann. Gegen die Schmerzen helfen Tinkturen und Salben, eventuell mit einem schmerzlindernden Wirkstoff wie Lidocain. Heiße oder säurehaltige Getränke sollte man vermeiden, das Essen sollte kühl und möglichst weich sein (z.B. Pudding, Joghurt, Nudeln, Brei). Bröselige Nahrung wie Kekse oder Zwieback können die wunden Stellen im Mund reizen und sollte daher nicht gegeben werden.

Vorsicht bei Babys im Haus!

Gefährlich ist die Hand-Fuß-Mund-Krankheit in den meisten Fällen nicht. Es gibt allerdings Ausnahmen: Wenn eine Schwangere sich um den Geburtstermin herum infiziert, kann sie das Virus theoretisch an das Baby weitergeben. Dabei kann es in Einzelfällen zu schweren Verläufen bis hin zum Tod des Säuglings kommen. Aber auch bei älteren Kindern gibt es "komplizierte" Verläufe, zum Beispiel mit einer Entzündung des Gehirns oder der Hirnhaut (Meningitis). Als Folge können unter anderem Lähmungen auftreten, die an eine Polio (Kinderlähmung) erinnern.

Bei Erwachsenen ist die HFMK zwar eher selten, und wenn sie sich anstecken, ist der Verlauf oft sehr mild oder sogar ganz ohne Symptome. Dennoch sollten sich vor allem Eltern von Säuglingen möglichst gut vor einer Infektion schützen, um nicht ihrerseits zu Überträgern zu werden.

Gründliches Händewaschen schützt

Sorgfältiges Händewaschen ist zum Schutz vor Ansteckung das A und O, vor allem, wenn das Kind noch gewickelt wird oder auf der Toilette Hilfe braucht. Bei den Enteroviren handelt es sich nämlich um Keime, die den Darm besiedeln und unter anderem über den Stuhl übertragen werden können. Andere Infektionswege sind die Ausscheidung über den Speichel oder über Nasensekrete des Kindes oder auch das Berühren von kontaminierten Oberflächen, auf denen sich solche Körperflüssigkeiten befinden. Experten vom Robert-Koch-Institut (RKI) gehen davon aus, dass ansteckungsfähige Viren auch noch Wochen nach Verschwinden der Symptome über den Stuhl ausgeschieden werden können.

Neue Variante kann auch Erwachsenen gefährlich werden

Manchmal kommt es aber auch bei Erwachsenen zu untypisch schweren Verläufen einer HFMK. Hinter solchen Fällen steckt möglicherweise ein Erreger, der von Experten als Coxsackie-Virus-A6-Variante bezeichnet wird. Die Patienten können dann zum Beispiel hohes Fieber entwickeln, oder auch Kopf- und Muskelschmerzen sowie Abgeschlagenheit. Die Hautsymptome sind in solchen Fällen eher untypisch für die Hand-Fuß-Mund-Krankheit: Sie spielen sich eher am Hand- oder Fußrücken ab, an den Unterschenkeln und -armen sowie am Rumpf. Dabei zeigen sich vor allem auch Geschwüre und Krusten an der Haut. Die Mundschleimhaut wiederum ist bei solchen atypischen Formen deutlich seltener befallen als bei der klassischen Form. Dafür haben die Patienten häufig hohes Fieber und fühlen sich auch subjektiv sehr schlecht.

In solchen Fällen heißt es auch für Erwachsene: unbedingt zum Arzt! Dieser weist das Virus idealerweise über einen PCR-Test nach. Der Dermatologe Thomas Kuntz von der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen weist darauf hin, dass die atypische Hand-Fuß-Mund-Krankheit häufig nicht erkannt oder fehldiagnostiziert wird, auch weil sie in der Fachliteratur noch nicht besonders oft aufgetaucht ist. Bei der Unterscheidung helfen kann auch das jahreszeitlich abhängige Auftreten: Eine atypische HFMK findet man im Gegensatz zur klassischen Form vermehrt in den Wintermonaten.

Schützen Corona-Regeln auch vor HFMK?

Die AHA-Regeln, die zum Schutz vor dem Corona-Virus (SARS-CoV-2) ergriffen wurden, könnten bei Kleinkindern einen erfreulichen Nebeneffekt zur Folge haben: Es gibt Hinweise, dass dadurch auch die Fälle von viral bedingter Hirnhautentzündung abgenommen haben. Ein besonders frappierendes Studienergebnis stammt aus der Schweiz: Hier beobachten Forscher seit etwa zehn Jahren, wie sich die Zahlen der durch Enteroviren (z.B. dem Erreger der Hand-Fuß-Mund-Krankheit) verursachten Hirnhautentzündungen entwickeln.

In der Kinderklinik im Universitätsspital Bern werden für gewöhnlich jeden Sommer etwa zwischen 10 und 25 kleine Patienten mit einer Enterovirus-Meningitis behandelt. Im Jahr 2020 jedoch, nach Beginn der Corona-Pandemie, tauchte hier kein einziger solcher Fall auf. Für die Klinikmitarbeiter war das besonders ungewöhnlich, weil die Zahlen seit 2010 tendenziell sogar gestiegen waren. Für das überraschende Ausbleiben der Fälle im Sommer des ersten Corona-Jahres gibt es für die Schweizer Forscher nur eine Erklärung, die wirklich plausibel ist: das von der Schweizer Regierung als einzige nicht pharmazeutische Maßnahme verordnete Kombipaket aus Handhygiene und Abstandhalten. Dies hätte wohl entscheidend dazu beigetragen, dass insgesamt deutlich weniger Enteroviren im Umlauf waren. Die Schulen waren in der Schweiz im Frühjahr 2020 nur kurz geschlossen, Kindertagesstätten hatten im Beobachtungszeitraum sogar durchgehend geöffnet und das Tragen von Alltagsmasken war erst später im Jahr verordnet worden.


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