Wie haben sich die Herausforderungen für niedergelassene Ärzte in der ersten Welle der Corona-Pandemie auf das Arbeitsklima und die Patientenversorgung ausgewirkt? Antworten aus dem Kölner Forschungsprojekt COVID-GAMS.
Mit Ankunft der ersten Corona-Welle in Deutschland im März und April 2020 wurden die eingeübten Abläufe in den Praxen von Hausärztinnen und Hausärzten gründlich durcheinandergewirbelt: Plötzlich waren sie die erste Anlaufstelle für die große Zahl von Menschen mit COVID-19(-Verdacht), gleichzeitig führte die Angst vor Ansteckung dazu, dass viele andere Patienten den Praxen fernblieben. Als Reaktion auf die Pandemie wurden Abstandsmarkierungen, Plexiglasscheiben, getrennte Warteräume und telemedizinische Konsultationen eingeführt. Diese zusätzlichen Belastungen sind nicht ohne Folgen geblieben. Laut ersten Ergebnissen aus dem Projekt COVID-GAMS der Universität zu Köln erlebten mehr als ein Fünftel (22,2%) der Hausärzte eine Verschlechterung des Arbeitsklimas in ihrer Praxis. In der Onlinebefragung (1.703 niedergelassene Ärzte, davon 535 hausärztlich Tätige) gaben 71,9% der Hausärztinnen und -ärzten den Eindruck wider, dass sie ihre Patienten trotz der Corona-bedingten Umstellungen adäquat versorgen konnten. Bei anderen Fachärzten lag die Quote mit 80,5% etwas höher. In Hausarztpraxen, in denen das Arbeitsklima gelitten hatte, wurde tendenziell auch die Versorgungslage etwas schlechter bewertet, der Unterschied zu den anderen Praxen war aber statistisch nicht signifikant.
Die Schutzausrüstung fehlte häufig
Gefragt nach den speziellen Umständen, die für den Praxisbetrieb belastend waren, nannten Ärzte aus allen Disziplinen an erster Stelle das Fehlen von Schutzausrüstung. Bei den Hausärzten folgten auf den Plätzen 2 und 3 der Belastungen die Veränderungen im Praxismanagement und die möglichen ökonomischen Auswirkungen für ihre Praxis. Den Fachärzten bereiteten vor allem der Rückgang der Patientenzahlen und ebenfalls die wirtschaftlichen Konsequenzen Sorge.
In Praxen mit verschlechtertem Arbeitsklima wurden im Vergleich zu nicht betroffenen Praxen vor allem die Kommunikation neuer Leitlinien und die Veränderungen für die Angestellten und im Praxismanagement als Belastung wahrgenommen. Man müsse sich bewusst sein, dass solche Veränderungen negative Auswirkungen auf das Arbeitsklima haben könnten, schreiben die Forscherinnen und Forscher um Laura Mause. Um solchen Effekten entgegenzuwirken, empfehlen sie, sich Zeit für gründliche Kommunikation innerhalb des Praxis-teams zu nehmen: "Das lohnt sich auch in Zeiten mit hoher Arbeitsbelastung."
Literatur: Mause L et al. Family Practice 2021; doi: 10.1093/fampra/cmab085