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. 2021 Oct 12;11(5):52–53. [Article in German] doi: 10.1007/s41785-021-2926-9

Zwischen Corona, Sportmedizin und Olympia in Tokio

Martin Engelhardt 1,
PMCID: PMC8492087

Seit Anfang 2020 hat das Corona-Virus Sars-CoV-2 unser Leben im Griff. Ursprünglich als Atemwegserkrankung eingeordnet, ist jetzt klar, dass die Krankheit mit Multiorganbeteiligung einhergeht. Diese postakuten und chronischen Schädigungen, die auch nach mehr als drei Monaten bei mindestens 10 % der Patienten - auch Sportlern - zu beobachten sind, werden als Long-COVID bezeichnet. Damit stellt COVID-19 besondere Anforderungen sowohl an die medizinische Betreuung im Leistungs- und Breitensport als auch im Gesundheitssport. Zum einen müssen Patienten an die körperliche Belastung und in den Sport zurückgebracht werden, ohne dass dabei ein gesundheitliches Risiko entsteht.

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Zum anderen stellt Long-COVID neue Herausforderungen an die Rehabilitation und Sporttherapie, da die Erkrankungssymptome vielfältig sind, unterschiedliche Organsysteme betreffen und teilweise unspezifische Symptomkomplexe, wie etwa die häufig auftretende Fatigue, gesehen werden. Patienten mit Long-COVID zeigen teilweise auch erhebliche Einschränkungen körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit.

Schließlich geht es nicht nur um die Erkrankung selbst. Die COVID-19-Pandemie hat auch zu erheblichen Eingrenzungen in der Versorgung von Patienten mit anderen Krankheitsbildern geführt. Auch die Betreuung von Sportlern mit und ohne Infektion ist durch COVID-19 und dadurch bedingte Veränderungen der Trainings- sowie Wettkampfbelastung erschwert und stellt die betreuenden Sportärzte vor Herausforderungen. Dazu kommt der Freizeitsport: Ob in den Schulen oder in den Vereinen, viele Kinder und Jugendliche mussten (und müssen) auf adäquaten Sport verzichten. Das wirkt sich bereits jetzt auf Fitness, Leistung und Gesundheit extrem negativ aus.

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In der Arbeit der GOTS (Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin), in Workshops, Webinaren und Publikationen dreht sich auch 2021 ein wesentlicher Schwerpunkt um all diese Themen. Es beginnt bei pathophysiologischen Grundlagen unter Berücksichtigung von Long-COVID, geht zum "Return to Sport"-Management nach einer COVID-19-Infektion über die Rehabilitation bis hin zu den Auswirkungen auf die körperliche Leistungsfähigkeit. Darüber hinaus werden die Anforderungen an Mannschaftsärzte immer wieder diskutiert, Lösungen und neue Ansätze gefunden.

Olympia

Größte Herausforderung in der Praxis waren wohl die olympischen Spiele und die Paralympics in Tokio. Viele Mitglieder der GOTS sind gerade erst aus Tokio zurückgekehrt. PD Dr. Casper Grim war als Leitender Orthopäde und Unfallchirurg der Deutschen Olympiamannschaft vor Ort. Als erfahrener Olympiaarzt brachte er entscheidende Expertise rund um den Bewegungsapparat für die Athleten mit. Sportler, Ärzte und Teambetreuer mussten sich an Hitze, Luftfeuchte und an die stringenten Sicherheitsmaßnahmen im olympischen Dorf gewöhnen, um dann erstklassig ihre Arbeit machen zu können. Davor galt es außerdem, die Behandlungseinrichtung, eine richtige kleine Praxis, für das deutsche Team aufzubauen. Nach Verzögerungen beim Zoll war noch alles pünktlich fertig. Erste Einsätze gab es anschließend beim Gewichtheben und Triathlon.

Nicht nur deutsche GOTS-Mitglieder waren in Tokio im Einsatz: So arbeitete Dr. Christian Nührenbörger vor Ort für die Mannschaft aus Luxemburg, Dr. Karl-Heinz Kristen für Österreich und Dr. Robert Smigielski für das polnische Team. Dr. Antonius Kass war als Mannschaftsarzt für die Athleten im Tischtennis im Einsatz, weitere GOTS-Mitglieder für die Ruderer.

GOTS-Kongress

Auch auf dem diesjährigen GOTS-Kongress war der Austausch zu den Themen Mannschaftsarzt, Sportbetreuung bei Turnieren wieder hochkarätig und gut besucht.

GOTS-Sportärztin des Jahres 2021, Prof. Dr. Anja Hirschmüller, war im Übrigen ebenfalls als Teamärztin für die deutschen Paralympics in Tokio, nach bereits vier Olympischen Spielen mit riesigem Wissensschatz nun schon zum fünften Mal! Ihre Erfahrungen werden für andere, vor allem junge Kolleginnen und Kollegen in der Branche von unschätzbarem Wert sein.

Prof. Dr. Martin Engelhardt.

Osnabrück

Schriftführer GOTS


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