Hautreaktionen nach einer Impfung gegen SARS-CoV-2 sind mitunter sehr vielseitig: Am häufigsten wird der "COVID-Arm" beobachtet, aber auch Herpes Zoster sorgt für Probleme.
Was genau den Patienten zu schaffen macht, haben Dermatologen um Dr. Carlos Muñoz-Santos, Barcelona, in einer landesweiten Querschnittsstudie evaluiert. Die spanische Dermatologengesellschaft rief ihre Mitglieder auf, Berichte über Hautreaktionen einzureichen, sofern diese in den ersten drei Wochen nach einer COVID-19-Impfung aufgetreten waren. Ausgeschlossen wurden milde Reaktionen an der Injektionsstelle mit einer Dauer von weniger als drei Tagen sowie Manifestationen, die sich über eine andere Ursache erklären lassen. Alle Patienten mussten von den Dermatologen persönlich untersucht worden sein, auch sollten möglichst Fotos der Läsionen vorliegen sowie standardisierte Angaben zu den Patienten. Die Daten wurden zwischen Februar und Mai im Jahr 2021 gesammelt, in dieser Zeit war zu 70% die Biontech-Vakzine und zu 24% der Astrazeneca-Impfstoff verimpft worden, auf Moderna entfielen die übrigen 6%. Die wichtigsten Ergebnisse:
Insgesamt gingen 405 brauchbare Meldungen zu 391 Patienten ein. 40% entfielen auf Patienten mit Biontech, 36% auf solche mit Moderna und 24% auf Patienten mit Astrazeneca. Die Moderna-Vakzine scheint danach überdurchschnittlich häufig zu Hautreaktionen zu führen, Biontech bezogen auf die weit häufigere Verwendung deutlich seltener.
Die Patienten waren zu 80% Frauen. Das kann daran liegen, dass anfangs mehr Frauen geimpft wurden, etwa Beschäftigte in Kranken- und Pflegeeinrichtungen.
Die meisten Betroffenen zeigten erstmals eine deutliche dermatologische Impfreaktion, nur neun waren schon einmal in der Vergangenheit nach einer Impfung betroffen.
Klare Risikofaktoren, außer dem Geschlecht, konnten die Ärzte nicht erkennen, die Prävalenz von Asthma und allergischen Erkrankungen lag niedriger als in der Allgemeinbevölkerung.
Etwa 11% hatten eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht - ein ähnlich hoher Anteil wie in der spanischen Bevölkerung. Die Infektion scheint kutane Impfreaktionen also weder zu verhindern noch zu provozieren.
Häufigste kutane Impfnebenwirkung in den Berichten war der "COVID-Arm", also eine um mehrere Tage verzögerte Reaktion an der Injektionsstelle mit meist gut abgrenzbarer Rötung und Schwellung, oft verbunden mit Schmerzen und Juckreiz. Dies betraf etwa ein Drittel der gemeldeten Patienten, die allermeisten waren mit Moderna geimpft worden.
Am zweithäufigsten wurde ein Urtikaria-artiger Ausschlag bzw. ein Angioödem beobachtet, darauf entfielen knapp 15% der Berichte insgesamt und 21% derjenigen bei Impflingen mit Astrazeneca.
Jeder zehnte Bericht dokumentierte eine Varizella-Zoster-Reaktivierung, darauf entfielen 17% der kutanen Probleme bei Biontech-Impflingen, überproportional betroffen waren Männer (20%). Seltener wurden eine Pityriasis rosea (5%) oder papulovesikuläre und morbilliforme Ausschläge dokumentiert (jeweils 6% und 9%).
Patienten mit mRNA-Vakzinen wiesen die Probleme ähnlich häufig nach der ersten wie nach der zweiten Impfung auf, bei jenen mit Astrazeneca kam es dagegen nur nach der ersten Impfung zu den kutanen Manifestationen.
20% zeigten eine Grad-3-Reaktion, fünf Patienten (1%) eine von Grad 4, darunter eine Erythrodermie, eine generalisierte exanthematische Pustulose sowie eine schwere Vaskulitis und Urtikaria.
80% aller Patienten mit gemeldeten kutanen Impfreaktionen hatten eine Behandlung benötigt, jeder siebte wurde krankgeschrieben.