Das Wichtigste in Kürze
Eine Anaphylaxie ist immer ein Notfall, daher ist schnelles Handeln angezeigt.
Die Medikamente zur Soforthilfe sind immer mitzuführen.
Lassen Sie sich einen Anaphylaxie-Pass/Anaphylaxie-Notfallplan ausstellen.
Eine Anaphylaxie erkennen: Machen Sie sich mit beginnenden Symptomen vertraut und damit wie anaphylaktische Reaktionen sich äußern können (s. Anaphylaxie-Pass/Anaphylaxie-Notfallplan).
Adrenalin ist das Notfallmedikament der Wahl: Wenn man unsicher ist, im Zweifelsfall den Adrenalin-Autoinjektor anwenden.
Wenn der Adrenalin-Autoinjektor angewendet worden ist, rufen Sie immer 112.
Üben Sie die Handhabung des Adrenalin-Autoinjektors mit dem Trainings-Pen.
Informieren Sie Ihr persönliches und soziales Umfeld über die Anaphylaxie: Nahestehende und Betreuungspersonen sollten ebenfalls im Umgang mit den Notfallmedikamenten vertraut sein.
Sie brauchen Ihre Erkrankung nicht zu verbergen: Gehen Sie offen mit Ihrer Allergie und dem Anaphylaxierisiko um. Fragen Sie beim Restaurantbesuch oder bei Einladungen nach relevanten Allergenen.
Sie stehen nicht allein da; es gibt immer mehr Menschen mit Anaphylaxie.
Holen Sie sich Unterstützung und weitere Informationen über die AGATE-Anaphylaxie-Schulung (www.anaphylaxieschulung.de) und den Deutschen Allergie- und Asthmabund (www.daab.de).
Zitierweise: Ring J, Beyer K, Biedermann T, Bircher A, Fischer M, Fuchs T, Heller AR, Hoffmann F, Huttegger I, Jakob T, Klimek L, Kopp MV, Kugler C, Lange L, Pfaar O, Rietschel E, Ruëff F, Schnadt S, Seifert R, Stöcker B, Treudler R, Vogelberg C, Werfel T, Worm M, Sitter H, Brockow K. Messages for patients and relatives from the 2021 update of the guideline on acute therapy and management of anaphylaxis. Allergo J Int 2021;30:243-8
Entstehung der Leitlinie
Nachdem auf Vorstandsbeschluss der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) von 2017 die Arbeitsgruppe "Anaphylaxie" beauftragt worden war, die bestehende Leitlinie zur akuten Behandlung der Anaphylaxie zu aktualisieren, war die erste Aufgabe, Experten aus Geschwistergesellschaften sowie von benachbarten Disziplinen, aber auch aus Nachbarländern und von Patientenorganisationen zu gewinnen. Es gelang, neben der Allergologie auch die Bereiche Anästhesiologie und Intensivmedizin, Dermatologie, Pädiatrie, Innere Medizin, Oto-Rhino-Laryngologie, Notfallmedizin, Pharmakologie, Pneumologie und theoretische Chirurgie (für die Methodik der Leitlinienerstellung) einzubinden. Die allergologischen Gesellschaften aus Österreich und der Schweiz sind ebenso vertreten wie die Patientenorganisation Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB). Im kontinuierlichen E-Mail-Austausch, aber auch in nahezu zweimal jährlichen physischen Treffen im Rahmen von Tagungen an verschiedenen Orten in Deutschland, wurde der Konsensus erreicht, der sich in der nun verabschiedeten Leitlinie niedergeschlagen hat. Zuletzt wurde noch ein Absatz über die Problematik zum Problemfeld Allergie und COVID-19 eingefügt. Im Januar 2021 wurde die Leitlinie auf Deutsch und Englisch den beiden Zeitschriften Allergo Journal/Allergo Journal International sowie Allergologie/Allergologie select zur Verfügung gestellt und bei der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Medizinische Fachgesellschaften (AWMF) eingereicht.
An wen wendet sich die Leitlinie?
Die Leitlinie - als Kurzfassung der medizinischen Leitlinie "Akuttherapie und Management der Anaphylaxie - Update 2021" - wendet sich in erster Linie an Patienten und Patientinnen mit Risiko für eine Anaphylaxie sowie deren Angehörige und Personen, die Betroffene mit Anaphylaxierisiko versorgen und betreuen.
Was bedeutet "Anaphylaxie"?
Unter einer Anaphylaxie versteht man die schwerste Form einer akuten allergischen Sofortreaktion, die potenziell lebensbedrohlich sein kann.
Sie äußert sich an verschiedenen Organsystemen, am häufigsten an der Haut, den Atemwegen, dem Magen-Darm-Trakt und dem Herz-Kreislauf-System. Die Symptome setzen meist akut ein und können rasch fortschreiten. Eine anaphylaktische Reaktion ist als Notfall einzustufen und muss umgehend behandelt werden.
Abhängig von den betroffenen Organen und der Intensität der Reaktion erfolgt das Vorgehen in der Behandlung, sei es durch den Patienten selbst, durch Betreuer oder durch hinzugerufenes medizinisches Personal.
Wie äußert sich eine anaphylaktische Reaktion? Welche Symptome gibt es?
Man unterscheidet zwischen objektiven, das heißt sicht- beziehungsweise messbaren Symptomen, wie Nesselsucht, Erbrechen oder Blutdruckabfall und subjektiven, das heißt ausschließlich vom Patienten wahrgenommenen Beschwerden, wie Juckreiz an Handflächen und Fußsohlen oder im Genitalbereich, metallischer Geschmack, Jucken oder Brennen im Mundbereich oder Übelkeit. Häufig können sich zu Beginn einer anaphylaktischen Reaktion diese subjektiven Allgemeinsymptome als leichtere Beschwerden äußern und mit Angstgefühlen oder Desorientierung einhergehen. Bei Kindern macht sich das als Unruhe, Schläfrigkeit oder Rückzugsverhalten bemerkbar.
Haut
An der Haut sieht man häufig Rötungen, Quaddeln (Nesselsucht) oder Gewebsschwellungen, besonders der Lippen oder Augen (sogenanntes "Angioödem"), auch an Hautarealen, die keinen direkten Kontakt mit dem Auslöser hatten (z. B. nach Insektenstich oder Verzehr von Lebensmitteln).
Magen-Darm-Trakt
Hier kann es zu Übelkeit, krampfartigen Bauchschmerzen, Erbrechen oder Durchfall kommen und ein unwillkürlicher Harn- oder Stuhldrang kann eintreten.
Atemwege
Typische Zeichen an den oberen Atemwegen sind, neben Fließschnupfen, eine Schwellung des Gaumenzäpfchens und der Zunge sowie Kribbeln und Brennen im Rachen oder am Gaumen, was sich manchmal als kloßige Sprache, Schluckbeschwerden oder pfeifende Geräusche beim Einatmen äußern kann. An der Lunge kann es zu einer Verengung der Bronchien mit Husten, Atemnot und mit pfeifenden Geräuschen (sogenanntes "Giemen") bis hin zum Atemstillstand kommen.
Herz-Kreislauf-System
Durch eine Erweiterung und vermehrte Durchlässigkeit der Gefäße kann innerhalb kurzer Zeit eine Menge Flüssigkeit aus dem Blutkreislauf ins Gewebe versacken, was zu Schwindel, Bewusstseinseintrübung, Blutdruckabfall, Anstieg der Herzfrequenz (Puls) und Bewusstlosigkeit bis hin zum Kollaps oder Schock führen kann. Auch direkte Symptome am Herzen wie Rhythmusstörungen sind möglich.
Wie verlaufen anaphylaktische Reaktionen?
Eine anaphylaktische Reaktion kann innerhalb von Minuten auftreten und es kann sehr schnell zu einer Verstärkung der Symptome kommen. Es gibt jedoch auch anaphylaktische Reaktionen, die sich über den Zeitraum von einer Stunde aufbauen und langsam fortschreiten. Eine Reaktion kann aber auch spontan zum Stillstand und Rückgang kommen.
Das Risiko und der Ablauf erneuter Reaktionen in der Zukunft ist nicht sicher vorhersehbar. Symptome können bei jeder Reaktion in ihrer Art, Ausprägung und Schwere variieren.
Die Schwere einer Reaktion hängt davon ab, wie viel und über welchen Zufuhrweg das Allergen aufgenommen wurde, kann aber auch durch unspezifische Faktoren beeinflusst werden, zum Beispiel gleichzeitige körperliche Belastung, psychischer Stress, akute Infekte, Alkohol oder bestimmte Medikamente (sogenannte Augmentations- oder Summationsfaktoren).
Zudem können Grundkrankheiten wie schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bestehendes und schlecht behandeltes Asthma, Mastozytose (Vermehrung von Mastzellen in verschiedenen Organen des Körpers) sowie hohes Lebensalter Risikofaktoren für schwere Reaktionen darstellen. Medikamente, welche ein erhöhtes Risiko einer Anaphylaxie bedingen, sind Betablocker (oft gegen hohen Blutdruck oder Herzrhythmusstörungen verordnet), ACE-Hemmer (gegen hohen Blutdruck) oder bestimmte Schmerz- und Rheumamittel (nicht steroidale Antirheumatika, NSAR).
Was sind häufige Auslöser einer anaphylaktischen Reaktion?
Die häufigsten Auslöser einer Anaphylaxie sind im Erwachsenenalter Insektengifte (z. B. Wespe oder Biene), Arzneimittel (z. B. Schmerzmittel, Antibiotika) und Nahrungsmittel (z. B. Erdnüsse, Haselnüsse, Weizen, Gewürze oder Shrimps); bei Kindern stehen Nahrungsmittel, beispielsweise Erdnüsse, Haselnüsse, Cashew, Kuhmilch oder Ei an erster Stelle.
Wie wird eine Anaphylaxie behandelt?
Die Behandlung richtet sich danach, ob die Reaktion das erste Mal auftritt oder das Risiko einer Anaphylaxie bekannt ist und bereits ein Notfallset zur Verfügung steht.
Ist ein Notfallset vorhanden, entscheidet sich das Vorgehen nach den betroffenen Organen und der Schwere der Reaktion. Grob unterscheiden wir eine beginnende Anaphylaxie (im Pass "gelb") von einer schweren Reaktion (im Pass "rot").
Welche Medikamente zur Soforthilfe gibt es?
In der Regel werden für das Notfallset zur Soforthilfe drei oder vier verschiedene Medikamente einzeln verordnet, die zusammen mit dem Anaphylaxie-Pass als Notfallset mitgeführt werden sollten (Tab. 1).
Wie erkenne ich eine schwere anaphylaktische Reaktion?
Eine schwere Reaktion ist dadurch definiert, dass die Lunge oder das Herz-Kreislauf-System beteiligt sind (z. B. bei Atemnot oder Bewusstlosigkeit) oder aber zwei Organsysteme betroffen sind (z. B. Haut mit Nesselsucht und Magen-Darm-Trakt mit Erbrechen). Weitere Symptome finden sich im Anaphylaxie-Pass und im Anaphylaxie-Notfallplan.
Was tun bei schwerer Reaktion und vorhandenem Notfallset?
Adrenalin: Bei einer schweren Reaktion ist es am wichtigsten, dass unverzüglich der Adrenalin-Autoinjektor von den Betroffenen selbst oder von Umstehenden beziehungsweise Begleitpersonen angewendet wird. Mit dem Adrenalin-Autoinjektor wird über Druck automatisch eine vordosierte Menge Adrenalin in die Außenseite des Oberschenkels verabreicht.
-
Lagerung: Die Lagerung sollte entsprechend der Symptome erfolgen, das heißt,
- bei Kreislaufbeschwerden: hinlegen oder Beine hoch,
- bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage,
- bei vorwiegender Atemwegssymptomatik: Oberkörper aufrecht.
Asthma-Notfallspray (soweit vorhanden): Bei Atemnot sollte, wenn vorhanden, das bronchialerweiternde Asthma-Notfallspray (z. B. Salbutamol, Fenoterol) gegeben werden.
Notruf (112): Hiernach sollte sofort der Notruf 112 angerufen werden, um professionelle Hilfe zu bekommen.
Sind zwei oder mehrere Personen vor Ort sollte die Gabe der Notfallmedikamente und das Absetzten des Notrufs parallel erfolgen.
-
5.
Antihistaminikum und Kortison: Nachdem diese Notfallmaßnahmen durchgeführt worden sind, sollten zusätzlich das Antihistaminikum (Antiallergikum) sowie das Kortison verabreicht werden.
Die weitere Betreuung wird dann durch die notärztliche Versorgung erfolgen, mit zum Beispiel einem intravenösen Zugang zur Flüssigkeitszufuhr sowie Sauerstoff.
Bei schweren Reaktionen empfiehlt sich die stationäre Beobachtung über 24 Stunden, da es manchmal nach sechs bis acht Stunden erneut zum Auftreten von Symptomen kommen kann (sogenannte "biphasische Reaktion").
Was tun bei beginnender Reaktion und vorhandenem Notfallset?
Kommt es "nur" zu allergischen Reaktionen an der Haut, wie Nesselsucht, Rötung, Quaddeln oder am Magen-Darm-Trakt, wie Übelkeit oder Erbrechen, kann zuerst auch "nur" der Notruf abgesetzt und das Antihistaminikum sowie das Kortison gegeben werden, insbesondere wenn unklar ist, ob es wirklich zu einer Allergenaufnahme gekommen ist. Wenn sich die Symptome verschlechtern, sollte jedoch umgehend der Adrenalin-Autoinjektor angewendet und wie oben beschrieben (schwere Reaktion) vorgegangen werden.
Was tun bei erster anaphylaktischer Reaktion, wenn noch kein Notfallset zur Soforthilfe vorhanden ist?
Wenn noch keine Notfallmedikamente zur Selbsthilfe zur Verfügung stehen, muss bei Verdacht auf eine anaphylaktische Reaktion umgehend der Notruf abgesetzt werden, sodass die Behandlung schnellstmöglich durch das hinzugezogene medizinische Personal erfolgen kann.
Was kann man prophylaktisch tun?
Nach erfolgreicher Behandlung der Anaphylaxie ist es wichtig, die Betroffenen über das Krankheitsbild aufzuklären und eine Identifikation des Auslösers durch Allergiediagnostik anzustreben (möglichst Überweisung an einen Arzt mit der Zusatzbezeichnung Allergologie). Daneben sollte das oben genannte "Notfallset zur Soforthilfe" verschrieben werden; die Anwendung der einzelnen Medikamente muss ausführlich erläutert und geübt werden. Weiter sind Empfehlungen zur Verhinderung erneuter Reaktionen wichtig und insbesondere bei Nahrungsmittelallergie eine individuell angepasste therapeutische Eliminationsdiät. Hier sollte eine Beratung durch eine spezialisierte Ernährungsfachkraft erfolgen. Bei Insektengiftallergie sollte, wenn möglich, die kausale Behandlung mittels allergenspezifischer Immuntherapie (AIT) angestrebt werden. Bei Arzneimittelallergie ist es wichtig, nicht nur die auslösenden Medikamente zu meiden, sondern auch alternative Ausweichmedikamente zu testen, was nur unter stationären Bedingungen im Provokationstest gelingt.
Neben dem Notfallset zur Selbsthilfe wird für das Management möglicher neuer Reaktionen ein schriftlicher Plan "Anaphylaxie-Pass/Anaphylaxie-Notfallplan" mitgegeben. Darin werden ärztlicherseits die verordneten Medikamente in der gewichtsadaptierten Dosis eingetragen.
Wann wird ein zweiter Adrenalin-Autoinjektor verschrieben?
Die Verordnung eines zweiten zusätzlichen Adrenalin-Autoinjektors wird empfohlen bei:
besonders schwerer Anaphylaxie in der Vergangenheit
hohem Körpergewicht (über 100 kg)
unkontrolliertem Asthma bronchiale
schlechter Erreichbarkeit der nächsten Notfallversorgung
besonders hohem Risiko für schwere Anaphylaxie (z. B. Mastozytose)
organisatorischen Gründen, zum Beispiel Kinderbetreuungsstätte, Schule oder gemäß familiärer Situation.
Was ist bezüglich Adrenalin-Autoinjektoren noch zu beachten?
Die derzeit in Deutschland verfügbaren Adrenalin-Autoinjektoren unterscheiden sich nicht in der Substanz (Adrenalin), wohl aber in Dosis, Haltbarkeit, Nadellänge und Handhabung. Deshalb sollten die Präparate, auf deren Handhabung ein/e Patient/in trainiert wurde, möglichst nicht ausgetauscht werden (z. B. aus wirtschaftlichen Gründen durch die Apothekerin oder den Apotheker); Patienten sollten bei der Verschreibung darauf achten und gegebenenfalls daran erinnern, dass unbedingt das "Aut-idem-Kreuz" auf dem Rezept angekreuzt wird.
Bei den Notfallmedikamenten muss das Haltbarkeitsdatum beachtet und rechtzeitig für Ersatz gesorgt werden. Wichtig für die Praxis: Verfallene Produkte erst dann wegwerfen, wenn das neue Präparat zur Verfügung steht und mitgeführt wird. Es besteht aber die Möglichkeit einer schwächeren Wirkung durch abgelaufene Produkte.
Wo gibt es weitere Information, Schulung, Ansprechpartner?
AGATE-Anaphylaxie-Schulung
Über die "Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie - Training und Edukation" (AGATE) werden standardisierte und qualitätskontrollierte Schulungsprogramme angeboten. Die Schwerpunkte der Schulung liegen auf den praktischen Aspekten der Selbstbehandlung, mit Rollenspielen, einschließlich Anwendung des Adrenalin-Autoinjektors, auf Allergenvermeidungsstrategien und Bewältigung von Angst vor erneutem Allergenkontakt. Altersentsprechend werden die Patienten selbst, aber auch deren Eltern und Betreuer geschult.
Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB)
Als Patientenverband ist der DAAB Ansprechpartner für Fragen des Alltagsmanagements mit Anaphylaxie (Allergenvermeidung, Kita, Schule, Reisen etc.) Neben dem standardisierten Anaphylaxie-Pass/Anaphylaxie-Notfallplan (s. u.) können weitere Informationsmaterialien (Broschüren, Einkaufsratgeber, Restaurantkarten, Atteste für Flugreisen etc.) und Hilfsmittel (s. u.) über den DAAB bezogen werden. Es werden Online-Seminare zum Alltags- und Notfallmanagement von Anaphylaxie für Patienten, Eltern sowie Kitas und Schulen angeboten und Ansprechpartner, wie allergologisch spezialisierte Ernährungsfachkräfte vermittelt.
Hilfsmittel
Autoinjektor-Trainer (Trainings-Pen)
Es handelt sich um einen Adrenalin-Autoinjektor ohne Medikament und Nadel, mit dessen Hilfe die Anwendung und Handhabung eingeübt werden können. Sie sind von allen Herstellern der Adrenalin-Autoinjektoren erhältlich und können sowohl über diese als auch über Apotheken oder den DAAB kostenfrei bezogen werden.
Anaphylaxie-Pass
Ärztlich ausgestelltes Dokument mit Informationen zur betroffenen Person, den verordneten Medikamenten sowie zum Erkennen anaphylaktischer Reaktionen und den Maßnahmen im Notfall. Er wird zusammen mit den Medikamenten aufbewahrt und immer mitgeführt.
Anaphylaxie-Notfallplan
Dokument mit den gleichen Informationen wie im Anaphylaxie-Pass im DIN-A4-Format zur Weitergabe an Dritte (z. B. Kita, Schule, Arbeitgeber) oder das sonstige Umfeld.
Aufbewahrungstaschen
Sie sind über einige Adrenalin-Autoinjektor-Hersteller, den DAAB oder über das Internet erhältlich.
Ergänzung: ein paar Worte zu COVID-19-Impfung und Allergie
Anaphylaktische Reaktionen nach Impfungen sind möglich, aber sehr selten, für COVID-19-Impfungen liegt die Häufigkeit bei 1-10 pro einer Million.
Bei bekannter Anaphylaxie gegen Impfstoffe, Medikamente - insbesondere injizierte Stoffe - sowie bei Mastozytose oder bei unklarem Auslöser wird eine vorherige allergologische Abklärung empfohlen.
Nicht geimpft werden dürfen Personen mit Anaphylaxie auf Bestandteile des vorgesehenen Impfstoffs, zum Beispiel Polyethylenglykol oder Tromethamin.
Für die meisten Allergiker ist die COVID-19-Impfung unbedenklich.
Prof. Dr. Dr. Johannes Ring.
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein
Technische Universität München
Biedersteiner Straße 29
80802 München, Deutschland
E-Mail: johannes.ring@tum.de
Weiterführende Literatur
Ring J, Beyer K, Biedermann T, Bircher A, Fischer M, Fuchs T et al. Guideline (S2k) on acute therapy and management of anaphylaxis: 2021 update. S2k-Guideline of the German Society for Allergology and Clinical Immunology (DGAKI), the Medical Association of German Allergologists (AeDA), the Society of Pediatric Allergology and Environmental Medicine (GPA), the German Academy of Allergology and Environmental Medicine (DAAU), the German Professional Association of Pediatricians (BVKJ), the Society for Neonatology and Pediatric Intensive Care (GNPI), the German Society of Dermatology (DDG), the Austrian Society for Allergology and Immunology (ÖGAI), the Swiss Society for Allergy and Immunology (SGAI), the German Society of Anaesthesiology and Intensive Care Medicine (DGAI), the German Society of Pharmacology (DGP), the German Respiratory Society (DGP), the patient organization German Allergy and Asthma Association (DAAB), the German Working Group of Anaphylaxis Training and Education (AGATE). Allergo J Int 2021;30:1-25
Worm M, Ring J, Klimek L, Jakob T, Lange L, Treudler R et al. Anaphylaxie-Risiko bei der COVID-19-Impfung: Empfehlungen für das praktische Management. MMW Fortschr Med 2021;163:48-51
Abkürzungen.
ACE-Hemmer Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer (Medikamente gegen Bluthochdruck und Herzinsuffizienz)
AGATE "Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie - Training und Edukation" e. V.
AIT Allergenimmuntherapie
AWMF Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Medizinische Fachgesellschaften
COVID-19 Coronavirus disease 2019 (Coronavirus-Krankheit-2019)
DAAB Deutscher Allergie- und Asthmabund
DGAKI Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie
NSAR Nicht steroidale Antirheumatika
CME-Fragebogen.
Kurzfassung der Leitlinie "Akuttherapie und Management der Anaphylaxie - Update 2021" für Patienten und Angehörige
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Dieser CME-Kurs wurde von der Bayerischen Landesärztekammer mit zwei Punkten in der Kategorie I (tutoriell unterstützte Online- Maßnahme) zur zertifizierten Fortbildung freigegeben und ist damit auch für andere Ärztekammern anerkennungsfähig.
Für eine erfolgreiche Teilnahme müssen 70 % der Fragen richtig beantwortet werden. Pro Frage ist jeweils nur eine Antwortmöglichkeit zutreffend. Bitte beachten Sie, dass Fragen wie auch Antwortoptionen online abweichend vom Heft in zufälliger Reihenfolge ausgespielt werden.
Bei inhaltlichen Fragen erhalten Sie beim Kurs auf SpringerMedizin.de/CME tutorielle Unterstützung. Bei technischen Problemen erreichen Sie unseren Kundenservice kostenfrei unter der Nummer 0800 7780777 oder per Mail unter kundenservice@springermedizin.de.
Was zählt zu den häufigen Auslösern von Anaphylaxie?
Blütenpollen
Hausstaubmilben
Insektengifte, Nahrungsmittel und/oder Arzneimittel
Maler- und Lackfarben
Nickel und Metallsalze
Wie erfolgt die richtige Lagerung bei Anaphylaxie?
bei Kreislaufbeschwerden: flach, Beine hoch
bei Bewusstlosigkeit: strikt am Rücken
bei vorwiegender Atemwegssymptomatik: stabile Seitenlage
bei nur subjektiven Beschwerden: gebückt
bei Kreislaufbeschwerden: stabile Seitenlage
Welches ist das wichtigste Medikament in der Akutbehandlung der Anaphylaxie?
Adrenalin
Kortison
Antihistaminikum
Asthma-Notfallspray
Sauerstoff
Was ist nach der erfolgreichen Behandlung einer anaphylaktischen Reaktion wichtig?
Allergiediagnostik zur Identifikation des Auslösers
allgemeine Allergiediagnostik wegen Atemwegsallergie
Untersuchung auf Pollen- oder Hausstaubmilbenallergie zur eventuellen allergenspezifischen Immuntherapie
psychosomatische Betreuung
Asthma-Schulung
Was gilt für in Deutschland verfügbare Adrenalin-Autoinjektoren?
Es gibt lediglich ein verfügbares Präparat.
Alle verfügbaren Präparate sind gleich.
Die verfügbaren Präparate unterscheiden sich in Handhabung, Nadellänge und Haltbarkeit.
Die verfügbaren Präparate enthalten neben Adrenalin noch andere Wirkstoffe.
Die verfügbaren Präparate sind austauschbar.
Welche der folgenden Aussagen zu Adrenalin-Autoinjektoren ist richtig?
Wenn der Adrenalin-Autoinjektor verfallen ist, dann muss er unbedingt weggeworfen werden.
Wenn der Adrenalin-Autoinjektor verfallen ist, dann kann es bei Applikation zu Vergiftungen kommen.
Wenn der Adrenalin-Autoinjektor verfallen ist, dann spielt das keine Rolle.
Wenn der Adrenalin-Autoinjektor verfallen ist, dann soll man ihn mit sich führen, bis ein Ersatz beschafft ist.
Wenn der Adrenalin-Autoinjektor verfallen ist, dann kommt es zur Verfärbung der Lösung.
Was muss ein Notfallset zur Soforthilfe fürPatient*innen alles enthalten.
nur einen Adrenalin-Autoinjektor
ein Antihistaminikum und ein Mittel gegen Übelkeit
nur ein flüssiges Kortisonpräparat
Mittel gegen Übelkeit und einen Adrenalin-Autoinjektor
Adrenalin-Autoinjektor, Antihistaminikum und ein flüssiges Kortisonpräparat
Was ist ein Anaphylaxie-Pass?
Der Anaphylaxie-Pass ist ein ärztlich ausgestelltes Dokument mit Informationen zur Person, den verordneten Medikamenten sowie zum Erkennen anaphylaktischer Reaktionen und Maßnahmen im Notfall.
Der Anaphylaxie-Pass ist ein Einlageblatt in den Pass mit der Diagnose "Anaphylaxie".
Der Anaphylaxie-Pass ist ein Ausweis, der auf die lebensbedrohliche Situation verweist.
Der Anaphylaxie-Pass ist ein Erinnerungsdokument, damit der/die Patient*in an seine/ihre Allergie erinnert wird.
Der Anaphylaxie-Pass ist sicher verschlossen zu Hause aufzubewahren.
Welche Aussage zu Anaphylaxie und COVID 19-Impfung ist richtig?
Auf die COVID-19-Impfung kann es keine anaphylaktischen Reaktionen geben.
Allergiker*innen sind durch die COVID-19-Impfung extrem gefährdet.
Bei bekannter Anaphylaxie gegen Inhaltsstoffe eines COVID-19-Impfstoffs besteht Kontraindikation.
Mastozytosepatient*innen auf keinen Fall impfen.
Zu den möglicherweise gefährlichen Inhaltsstoffen zählen Aluminiumhydroxid und Lösungsmittel.
Wann wird ein zweiter Adrenalin-Autoinjektor für eine Person verschrieben?
Wenn die Anaphylaxie mit schweren Magen-Darm-Beschwerden einherging.
bei besonders schwerer Anaphylaxie in der Vergangenheit
bei gleichzeitig vorliegendem Heuschnupfen
bei schlechter ärztlicher Versorgung
bei hohem Körpergewicht (> 100 kg)
Interessenkonflikt
Interessenkonflikterklärungen sind tabellarisch - neben dem Leitlinienreport - auf der entsprechenden Internetseite der AWMF zur S2-Leitlinie zu "Akuttherapie und Management der Anaphylaxie - Update 2020" hinterlegt und dort abrufbar (www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/061-025.html).
Der Verlag erklärt, dass die inhaltliche Qualität des Beitrags durch zwei unabhängige Gutachten geprüft wurde. Werbung in dieser Zeitschriftenausgabe hat keinen Bezug zur CME-Fortbildung. Der Verlag garantiert, dass die CME-Fortbildung sowie die CME-Fragen frei sind von werblichen Aussagen und keinerlei Produktempfehlungen enthalten. Dies gilt insbesondere für Präparate, die zur Therapie des dargestellten Krankheitsbildes geeignet sind.
Contributor Information
Johannes Ring, Email: johannesring@web.de.
Thomas Fuchs, Email: Fuchsth@med.uni-goettingen.de.
Thilo Jakob, Email: Thilo.Jakob@derma.med.uni-giessen.de.
Ludger Klimek, Email: ludger.klimek@allergiezentrum.org.
Lars Lange, Email: lars.lange@marien-hospital-bonn.de.
Regina Treudler, Email: regina.treudler@uniklinik-leipzig.de.
Christian Vogelberg, Email: info@uniklinikum-dresden.de.
Thomas Werfel, Email: werfel.thomas@mh-hannover.de.
Margitta Worm, Email: margitta.worm@charite.de.
Knut Brockow, Email: knut.brockow@tum.de.