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. 2021 Dec 17;23(12):10. [Article in German] doi: 10.1007/s15005-021-2127-x

Kopfschmerzen sind eine Nebenwirkung der COVID-19-Impfung

Hans-Christoph Diener 1,
PMCID: PMC8677336

Fragestellung: Gehören Kopfschmerzen zum Nebenwirkungsspektrum des COVID-19-mRNA-Impfstoffs von BioNTech/Pfizer?

Hintergrund: In Deutschland gibt es zurzeit vier Impfstoffe gegen die COVID-19-Erkrankung. Kopfschmerzen sind das häufigste neurologische Symptom nach der Impfung. Insgesamt berichten mehr als 50 % der Personen über das Auftreten von Kopfschmerzen in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung. Bisher fehlten allerdings Informationen über den Phänotyp und die Dauer der Kopfschmerzen.

Patienten und Methodik: Das Ziel dieser Registerstudie war es, detaillierte Erkenntnisse zu den klinischen Merkmalen von Kopfschmerzen zu erhalten, die nach einer Impfung gegen COVID-19 mit dem BNT162b2 mRNA COVID-19-Impfstoff von BioNTech/Pfizer auftreten. Dazu wurden im Rahmen einer multizentrischen Beobachtungsstudie Daten zu den klinischen Merkmalen über einen standardisierten Online-Fragebogen erfasst. Der Fragebogen wurde an 12.000 Alten- und Pflegeheime sowie an Universitätskliniken in Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) verschickt. Neben den Kopfschmerzen wurden Komorbiditäten, medikamentöse Behandlungen und soziodemografische Variablen erfragt.

Ergebnisse: Insgesamt 2.349 Studienteilnehmer berichteten über Kopfschmerzen nach der Impfung mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer. Die Kopfschmerzen traten im Allgemeinen 18 Stunden nach der Impfung auf und hielten durchschnittlich 14 Stunden lang an. Bei 67 % der Teilnehmer traten die Kopfschmerzen einmalig auf.

Eine bilaterale Schmerzlokalisation wurde von 73,1 % der Studienteilnehmer angegeben. Am häufigsten traten die Kopfschmerzen an der Stirn (38,0 %) und an den Schläfen (32,1 %) auf. Ein drückender Schmerzcharakter wurde von 49,2 % der Betroffenen angegeben und 40,7 % berichteten von einem dumpfen Schmerzcharakter. Die Schmerzintensität war meist mäßig (46,2 %), weniger häufig stark (32,1 %) oder sehr stark (8,2 %) ausgeprägt.

Die häufigsten Begleitsymptome waren Müdigkeit (38,8 %), Erschöpfung (25,7 %) und Muskelschmerzen (23,4 %).

Schlussfolgerungen: Kopfschmerzen nach einer COVID-19-Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer sind häufig. Die Konstellation der Begleitsymptome zusammen mit den zeitlichen und räumlichen Kopfschmerzcharakteristika wurden in dieser Arbeit beschrieben. Die Kopfschmerzen hielten nur kurz an.

Göbel CH, Heinze A, Karstedt S et al. Clinical characteristics of headache after vaccination against COVID-19 (coronavirus SARS-CoV-2) with the BNT162b2 mRNA vaccine: a multicentre observational cohort study. Brain Commun 2021; 3: fcab169

Kommentar von Hans-Christoph Diener, Essen.

Bei jedem zweiten Geimpften treten Kopfschmerzen auf

Die große Registerstudie zeigt, dass es nach der Impfung mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer bei etwa der Hälfte der Personen zu kurz anhaltenden Kopfschmerzen kommt. In der Zulassungsstudie zu diesem Impfstoff berichteten 52 % der Geimpften über Kopfschmerzen als Nebenwirkung der Impfung [1]. Kopfschmerzen nach einer COVID-19-Impfung sind allerdings ein potenzielles Warnsignal nach Gabe eines Vektorimpfstoffs, wenn diese einige Tage nach der Impfung auftreten und rasch zunehmen. In diesen Fällen muss dann die Thrombozytenzahl bestimmt werden. Sind die Kopfschmerzen bei normaler Thrombozytenzahl progredient, sollte auch eine CT-Venografie oder eine MR-Venografie zum Ausschluss einer Sinusvenenthrombose durchgeführt werden.

Ein weiteres Phänomen, das bisher nicht publiziert wurde, ist die Beobachtung, dass es bei einigen Personen mit vorbestehender Migräne nach einer Impfung mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer zu einem "new daily persistent headache" kommen kann, der mit Kopfschmerzen unterschiedlicher Lokalisation und Intensität einhergeht. Wie lange diese Kopfschmerzen anhalten und wie sie am besten behandelt werden können, ist bisher nicht bekannt.

Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen.

Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen

E-Mail: h.diener@uni-essen.de

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