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. 2022 Feb 21;24(2):29. [Article in German] doi: 10.1007/s15005-022-2239-y

Häufigkeit impfinduzierter Sinusvenenthrombosen

Hans-Christoph Diener 1,
PMCID: PMC8858660

Fragestellung: Wie häufig sind zerebrale Sinusvenenthrombosen (SVT) nach einer COVID-19-Impfung mit Vektorimpfstoffen?

Hintergrund: Es gibt Belege für einen Zusammenhang zwischen dem Thrombose- und Thrombozytopeniesyndrom (TTS) und vektorbasierten Adenovirus-Impfstoffen gegen das schwere akute respiratorische Syndrom durch das Coronavirus 2 (SARS-CoV-2). Dazu gehört die TTS-assoziierte zerebrale Sinusvenenthrombose (SVT). Ziel der Studie war eine systematische Erfassung der Häufigkeit von SVT unter den TTS-Fällen.

Patienten und Methodik: Die Autoren führten eine systematische Literaturrecherche und Metaanalyse von klinischen Studien, Kohorten, Fallserien und Register-basierten Studien durch. Das Ziel war 1) die gepoolte Sterblichkeitsrate von SVT, TTS-assoziierten SVT und TTS und 2) den Anteil von Patienten mit SVT unter Patienten mit einem thrombotischen Ereignis und TTS zu bestimmen. Sekundär wurden klinische Merkmale von Patienten mit thrombotischen Ereignissen nach der Impfung erfasst.

Ergebnisse: 69 Studien wurden in die Analyse einbezogen. Die Studie erfasste 370 Patienten mit SVT in einer Population von 4.182 Patienten mit einem thrombotischen Ereignis im Zusammenhang mit der Verabreichung eines SARS-CoV-2-Vektorimpfstoffs. 23 Studien wurden in die Metaanalyse einbezogen. Unter den TTS-Fällen lag der Anteil von SVT bei 51 %. TTS war mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für SVT assoziiert im Vergleich zu Patienten ohne TTS mit thrombotischen Ereignissen nach der Impfung. Die Mortalitätsraten von TTS und TTS-assoziierter SVT betrugen 28 % bzw. 38 %. Thrombotische Komplikationen entwickelten sich innerhalb von zwei Wochen nach der Exposition mit vektorbasierten SARS-CoV-2-Impfstoffen (mittleres Intervall: 10 Tage) und betrafen überwiegend Frauen (69 %) unter 45 Jahren, selbst wenn keine prothrombotischen Risikofaktoren vorlagen.

Schlussfolgerungen: Etwa die Hälfte der Patienten mit TTS weist eine SVT auf. Fast ein Drittel der Patienten mit TTS überlebt nicht.

Palaiodimou L, Stefanou MI, Katsanos AH et al. Cerebral venous sinus thrombosis and thrombotic events after vector-based COVID-19 vaccines. A systematic review and Meta-analysis. Neurology 2021;97:e2136-47

Kommentar von Hans-Christoph Diener, Essen.

COVID-19-Vektorimpfstoffe auf dem Rückzug

Diese Übersichtsarbeit ist die bisher größte Studie zur impfinduzierten thrombotischen Thrombozytopenie nach COVID-19-Impfung. Die für Neurologinnen und Neurologen wichtigste Komplikation ist die impfinduzierte zerebrale Sinusvenenthrombose. Die Übersichtsarbeit und Metaanalyse zeigt, dass fast alle Fälle einer impfinduzierten Sinusvenenthrombose nach einer Impfung mit Vektorimpfstoffen aufgetreten sind. Differenzialdiagnostisch müssen spontane Sinusvenenthrombosen von impfinduzierten Sinusvenenthrombosen unterschieden werden. Zur Differenzierung wurden hier der Nachweis einer Thrombozytopenie und Antikörper gegen Plättchenfaktor 4 verwendet. Da in Deutschland praktisch keine vektorbasierten COVID-19-Impfstoffe mehr zur Anwendung kommen, dürfte auch die Häufigkeit von impfinduzierten Sinusvenenthrombosen deutlich zurückgehen.


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