Wenn Patientinnen oder Patienten über starke Hals- und Nackenschmerzen klagen, sollte auch an eine subakute Thyreoiditis de Quervain (SAT) gedacht werden. Die Schilddrüsenentzündung tritt typischerweise im Anschluss an virale Atemwegsinfektionen auf. Aber auch das SARS-CoV-2-Virus kann sie begünstigen, wie eine italienische Fallstudie kurz nach Beginn der Corona-Epidemie gezeigt hat [1]. Darauf hat der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN) hingewiesen.
Die SAT gilt als selbstlimitierende granulomatöse Entzündung der Schilddrüse mit systemischer Beteiligung. Zwar werden mit Blick auf die Pathoge-nese autoimmune Reaktionen diskutiert, doch sind die genauen Entstehungsmechanismen unbekannt.
Die Erkrankung ist in der Regel sehr schmerzhaft. Dr. Norbert Czech vom BDN beschreibt als ein sehr typisches Anzeichen: "Es tut dem Patienten schon weh, sobald man leicht von außen gegen die Schilddrüse drückt." Auch Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen sowie Müdigkeit treten auf. Das könne insgesamt zu einem schweren Krankheitsgefühl führen, so Czech. Frauen sind fünfmal häufiger betroffen als Männer. In der Regel dauert die subakute Thyreoiditis 3-6 Wochen an. Viele Patienten klagen jedoch monatelang über Schmerzen.
Zur Erhärtung der Verdachtsdiagnose kann eine Schilddrüsen-Sonografie bei gleichzeitiger Bestimmung charakteristischer Entzündungs- und Schilddrüsenhormonwerte und in seltenen Fällen auch eine Feinnadelbiopsie unumgänglich werden. Zur Linderung der Schmerzen kommen nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) und hier insbesondere Acetylsalicylsäure und Ibuprofen, ggf. auch systemische Glukokortikoide, und hier in erster Linie Prednisolon zum Einsatz.
Die Medikamente sollten nicht zu früh abgesetzt werden, da es sonst laut Czech zu Rezidiven kommen kann. Wichtig sei die engmaschige Kontrolle der Schilddrüsenwerte. Denn die SAT verläuft zumeist in Phasen: Es kommt zunächst zu einer Schilddrüsenüberfunktion, an die sich eine kurz andauernde normale Schilddrüsenfunktion anschließt, bevor sich eine Schilddrüsenunterfunktion einstellen kann. Auch diese, so Czech, wird sich in den meisten Fällen wieder normalisieren. Wenn nicht, könne die lebenslange Substitution von Schilddrüsenhormonen notwendig werden.
Quelle: Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN); https://bit.ly/3xYeEPM
Fazit für die Praxis.
Starke, anhaltende Hals- und Nackenschmerzen können durch eine Schilddrüsenentzündung (SAT) verursacht sein.
SAT-Auslöser können Adeno- und Rhinoviren, aber auch SARS-CoV-2-Viren sein.
Typisches Krankheitszeichen ist ein heftiger Schmerz bei leichtem Druck von außen gegen die Schilddrüse.
Diagnosemöglichkeiten: Schilddrüsensonografie oder -szintigrafie, Laborbestimmung der Entzündungs- und Schilddrüsenwerte, Feinnnadelbiopsie (selten).
Literatur:
- 1.Brancatella A et al. J Clin Endocrinol Metab. 2020;105(7), online first; doi: 10.1210/clinem/dgaa276 [DOI] [PMC free article] [PubMed]