Unter dem Motto "Innovationen in Therapie und Prophylaxe der HIV-Infektion" wurden in diesem Jahr die Themen dieses MMW-Sonderheftes ausgewählt. Auch wenn die HIV-Pandemie nicht mehr so im Fokus steht wie vor 40 Jahren, auch wenn die Zulassung des ersten Nukleosidanalogons Azidothymidin (AZT, Retrovir®) schon vor 35 Jahren erfolgte und auch wenn wir bereits über hoch effektive Therapien verfügen: Mit erstaunlicher Macht wird weiter geforscht und entwickelt, und das Ziel, diese Infektion zurückzudrängen und bis 2030 zu beherrschen, ist Richtschnur für Wissenschaft und Industrie.
Neue HIV-Infektionen zu verhindern - darum geht es gleich im ersten Beitrag über die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) (Postel, ab S. 20) und davon handeln auch die Beiträge zu Postexpositionsprophylaxe (PEP) (Seybold, ab S. 24) und zur Impfstoffentwicklung (Wagner, ab S. 30). Die Schnittstelle zur SARS-CoV-2-Pandemie ergibt sich beim Thema der Impfeffektivität gegen COVID-19 bei HIV-Infizierten (Triebelhorn/Spinner, ab S. 34).
Auch wenn mit modernen Medikamenten bei über 95% aller Patienten eine Virusmenge < 50/µl erreicht wird, gibt es eine spannende Entwicklung von Therapeutika, die neue Wege eröffnen. Hiervon ist in weiteren vier Beiträgen die Rede: 2er-Kombinationstherapien (Vogelmann, ab S. 40), Injektionstherapien mit Depotwirkung (Jonsson-Oldenbuettel/Wolf, ab S. 44), neue Therapeutika bei Kreuzresistenz (Oette, ab S. 52) und ein Blick in die Pipeline der Entwicklung (van Bremen/Boesecke, ab S. 56). Und damit die Therapie nicht zu spät kommt: Anhand einer Kasuistik wird die "late presentation" beleuchtet (Ober/Angstwurm, ab S. 63). Allen Autorinnen und Autoren sei wieder gedankt für die spannenden Beiträge.