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. 2021 Aug 24;19(7-8):24–27. [Article in German] doi: 10.1007/s11298-022-2450-7

COPD-Therapie: weg vom Gießkannenprinzip

Thomas Meißner 1,
PMCID: PMC9385232  PMID: 35996610

Jenseits inhalativer Therapien wird die Behandlung von COPD-Patienten in Zukunft eine individuelle und zielgerichtete sein. Ein kurzer Blick voraus.

Die COPD-Behandlung wird in Zukunft dem Phäno- und dem Endotyp der individuellen Erkrankung angepasst werden. Davon ist Privatdozentin Dr. Natascha Sommer, Wissenschaftlerin am Lungenforschungszentrum der Universitäten Gießen und Marburg (UGMLC), überzeugt. "Die Therapie muss möglichst frühzeitig stattfinden, um den Circulus vitiosus aus Inflammation, Zellschädigung und fehlgeleiteten Reparaturmechanismen zu unterbrechen", sagte Sommer beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Leipzig. Dabei gehe der Trend in Richtung zielgerichteter antientzündlicher und antioxidativer Therapien.

Der COPD gehen bestimmte Umweltnoxen wie Zigarettenrauchen voraus, die Krankheit wird aber auch durch genetische und epigenetische Prädispositionen sowie pränatale und frühkindliche Entwicklungsstörungen bestimmt. Das hat Folgen für die Ausgangslage der Lungenfunktion und deren Entwicklung mit zunehmendem Alter. All dies resultiert in verschiedenen COPD-Phänotypen.

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Verschiedene COPD-Phänotypen

Die Dichotomie von chronischer Bronchitis einerseits und dem Emphysem-Patienten andererseits ist überholt. Es gibt Patienten, die häufig exazerbieren, solche mit Hyperinflammation, pulmonal-vaskuläre Phänotypen, Asthma-COPD-Überlappungen, ganz zu schweigen von individuell verschiedenen systemischen Komorbiditäten wie kardiovaskulären Krankheiten, die auf die COPD rückwirken. Ist man in Bezug auf COPD-Endotypen derzeit noch nicht so weit, individuelle Behandlungsstrategien umzusetzen, wird mit Blick auf den Phänotyp bereits heute versucht, jenseits von medikamentöser Bronchodilatation und inhalierbaren Kortikosteroiden zu variieren, etwa mit mukolytischer Therapie.

Nicht nur den Phänotyp beachten!

Man dürfe jedoch nicht nur den Phänotyp sehen, erklärte Sommer. COPD sei auch eine in den Organkompartimenten verschieden ablaufende Erkrankung. Neue Therapieoptionen setzen daher an den Pathomechanismen der chronischen Bronchitis an, an der Erkrankung der kleinen Atemwege, dem Emphysem und vaskulären Umbauprozessen. Außer Kontrolle geratene Verteidigungsmechanismen des Körpers mit Seneszenz und Apoptose von Lungengewebezellen werden versucht zu hemmen, Reparaturmechanismen, etwa zur Resolution der Entzündung, könnten gefördert werden.

Neuerdings sind T- und B-Zell-Veränderungen bei COPD-Patienten festgestellt worden mit Antikörperbildung gegen Elastin und gegen Epithel- und Endothelzellen oder mit der Abgabe von Enzymen, die zur Apoptose führen. Mit einer ganzen Reihe von Zytokin- und Chemokinrezeptor-Inhibitoren ist in den vergangenen Jahren versucht worden, die Entzündungskaskaden zu unterbrechen. Allerdings ist man mit diesem Ansatz bislang nicht weitergekommen. Möglicherweise müsse man lernen, die Patienten besser zu charakterisieren, um Subpopulationen zu identifizieren, die auf einzelne therapeutische Antikörper ansprechen.

Manche COPD-Patienten weisen eine Eosinophilie auf. So konnten mit dem Anti-IgE-Antikörper Omalizumab in kleinen Fallserien bei Patienten mit Asthma-COPD-Overlap günstige Effekte erzielt werden. Erfolgreich war auch eine klinische Pilotstudie mit dem Anti-IL-33-Antikörper Itepekimab, mit dem bei Ex-Rauchern mit COPD die Einsekundenkapazität verbessert und die Exazerbationsrate reduziert werden konnte. Bei Rauchern war dagegen kein Effekt zu sehen. Andere Studien beschäftigen sich mit der Inhibition des lymphoiden Gewebes der Bronchien mit einem Fusionsprotein, das die Emphysementstehung hemmen und die Regeneration des Lungengewebes fördern kann.

Verteidigung des Körpers im Visier

Als weiteren Therapiehebel nannte Sommer oxidativen Stress, ein zentraler Pathomechanismus, der verschiedene Arten von Zelltod bewirken kann. Hierbei werde versucht, allgemein Verteidigungsmechanismen des Körpers zu verstärken oder sehr spezifisch in Mechanismen der Emphysementstehung einzugreifen, etwa mit Inhibitoren einer induzierbaren Stickoxid (NO)-Synthase. Im Tierversuch war es gelungen, das Lungenemphysem als auch die vaskulären Veränderungen rückgängig zu machen, berichtete Sommer.

www.aerztezeitung.de

ÜBRIGENS.

... haben Asthmakranke mit COVID 19 kein erhöhtes Risiko für stationäre Behandlung, Beatmung oder Tod. Sie scheinen sich zudem seltener mit SARS-CoV-2 zu infizieren als Menschen ohne Asthma.

Eur Respir J 2022; online 31. März

... verbessern die IL-5-Antikörper Mepolizumab, Reslizumab und Benralizumab bei schwerem eosinophilem Asthma auch unter Alltagsbedingungen Asthmakontrolle, Exazerbationen und Lungenfunktion.

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Clin Exp Allergy 2022; 52:616-627

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