Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freunde,
Sie glauben gar nicht, wie sehr ich mich freue, Sie alle hier zu haben. Eigentlich wollten wir ja schon im letzten Jahr hier tagen, was die Pandemie dann aber nicht erlaubt hat. Erlauben Sie mir bitte zunächst, einige von Ihnen auch namentlich zu erwähnen. Ich sende herzliche Grüße an die Deutsche Division der Internationalen Akademie für Pathologie, die in diesem Jahr mit 6 Kursen vertreten ist und heute Abend auch mit ihrem Präsidenten Prof. Erhard Bierhoff. Vier Kurse sind explizit unserem Nachwuchs gewidmet, was ich besonders begrüße. Des Weiteren grüße ich Herrn Prof. Bürrig und Frau Kääb-Sanyal vom Bundesverband Deutscher Pathologen. A special welcome also to our international speakers: Prof. Atsuschi Ochiai from the Japanese Society of Pathology, Prof. Xavier Matias-Guiu and Prof. Rodriguez Peralto from the Spanish Society of Pathology and Prof. Andras Kiss and collegues from the Hungarian Society of Pathology. Happy to have you here. Unser Gastredner heute Abend ist Prof. Bernhard Marschall, seines Zeichens Studiendekan der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität hier in Münster. Er wird uns quasi passend zu neuen Tagungsformaten hybrid zugeschaltet, da er leider nicht von der Pandemie verschont wurde. Er ist ein Meister der Studienorganisation, was ganz besonders in den letzten 2 Jahren äußerst hilfreich war, vor allem beim Einsatz neuer Medien. Er wird uns darüber berichten, ob wir angesichts des neuen NKLM zukünftig im Medizinstudium überhaupt noch vorkommen.
Die terminliche Verschiebung der Tagung in Münster von 2021 auf 2022 hat durchaus auch positive Seiten:
Der Hauptbahnhof ist wieder ein wenig weiter fertiggestellt worden. Der Hamburger Tunnel rechts vom Bahnhof ist die fußläufige Verbindung zur Halle Münsterland. Der Tunnel wurde gerade noch rechtzeitig für uns von vielen hundert Fahrrädern und Fahrradständern befreit und (noch wichtiger) intensiv gereinigt.
Das Tagungshotel Atlantic (Abb. 1), in dem morgen Abend das Presidential Dinner stattfindet, ist mittlerweile auch tatsächlich eröffnet. Im letzten Jahr hätte das dagegen trotz intensiver Beteuerungen durch den Direktor nicht mehr rechtzeitig geklappt.
Doch nun zu unserer Tagung: Was erwartet uns?
Das Tagungsmotto „Connective (tissue) pathology – Was uns verbindet!“ steht für unsere gemeinsame Matrix, für deren Struktur wir alle verantwortlich sind. Wenn Sie so wollen, dann sind dies unsere Gemeinsamkeiten und die Vielfalt unseres Wissens, das wir hier teilen und mehren wollen. Und das gilt nicht nur für das Bindegewebe, auch wenn dies eines der Hauptthemen der diesjährigen Tagung ist.
Die Frequenz der neuen Klassifikationen steigt kontinuierlich bedingt durch den exponentiellen Wissenszuwachs. Diesen Umstand haben wir ganz wesentlich den zunehmenden molekularen Erkenntnissen zu verdanken. Die WHO Blue Books versuchen dabei, aktuell zu bleiben, … und wir auch! Bei so viel Spezialwissen kommen wir oft nicht ohne Referenzpathologie aus, wobei die Fragen Wann und zu Wem in Deutschland bisher bemerkenswert wenig geregelt sind.
Unsere ohnehin komplizierte Sprache in unseren Befunden (Abb. 2) ist sowohl für unsere klinischen KollegInnen als auch für unseren Nachwuchs immer schwerer verstehbar.
Wir müssen uns besser verständlich machen und vielleicht auch Dinge vereinfachen, z. B. durch strukturierte Befunde, die – einmal entwickelt – leichter zu erstellen und anschaulicher sind. Internationale Anstrengungen, wie z. B. vom ICCR, sollten wir schnell adaptieren und einführen.
Kann uns künstliche Intelligenz in unserem Fach helfen und wenn ja, wie genau? Ich bin sehr gespannt, wie sehr uns dieses faszinierende Thema bei dieser Tagung beschäftigen wird. Und welche Chancen wir für unsere Entlastung durch Automation und Digitalisierung sehen. Der erfolgreiche Einsatz digitaler Verfahren wird uns von der Radiologie vorgelebt, die außer uns die letzten Generalisten in der Medizin sind. Ein guter Grund, in diesem Jahr die Deutsche Gesellschaft für Radiologie als Kooperationspartner zu unserer Tagung einzuladen. Wir werden dazu am Samstag über das Thema „Therapieansprechen“ und mögliche Kooperationen diskutieren.
Ebenfalls immer noch und immer wieder brandaktuell ist das Thema COVID-19, dem in diesem Jahr 2 Sitzungen gewidmet sind. Besonders freut es mich, dass unsere Freunde aus Ungarn eine dieser Sitzungen gestalten. Das sollten Sie auf keinen Fall verpassen. Die Sitzungen finden am Samstag um 10.30 Uhr und um 14.15 Uhr statt.
Und nun zu dem Thema, das mir und vermutlich den meisten von Ihnen ganz besonders unter den Nägeln brennt: unser Nachwuchs. Ist das ein neues Problem? Nein, ist es nicht. Schon 2004 äußerte Prof. Kreipe im Ärzteblatt Sorgen wegen des fehlenden Nachwuchses. „Wenn wir uns dann einmal anschauen, wie sich die Zahl der Pathologen im Laufe der kommenden Jahre verändern könnte, dann wird ganz klar, dass wir etwas tun müssen. Mit 60 bis 70 neuen Fachärzt*innen pro Jahr gleichen wir die in Rente gehenden Kollegen nicht aus.“ Was ist also zu tun?
Zunächst einmal haben wir nach wie vor ein Imageproblem, sowohl innerhalb der Medizin als auch und insbesondere außerhalb davon. Die Fehlwahrnehmung beginnt mit der unklaren Abgrenzung von den Rechtsmediziner*innen, die in Film und TV gerne als Patholog*innen bezeichnet werden. Manchmal verwischen sich allerdings auch in Münster die Grenzen wie bei diesem Tatortdreh im letzten Jahr im hiesigen Institut für Pathologie (Abb. 3).
Wir brauchen insgesamt mehr Präsenz in der Öffentlichkeit, z. B. durch Tage der offenen Tür, Teilnahme an Patient*innentagen und interdisziplinäre Veranstaltungen aller Art. Wir müssen unsere zentrale Rolle in der Medizin stärker sichtbar machen. Nur so können wir die Faszination für die Pathologie so früh wie möglich wecken, wenn wir dann im Medizinstudium in Erscheinung treten. An vielen Universitäten geschieht dies direkt nach dem Physikum in Form einer hochfrequenten klassischen Vorlesung zur allgemeinen Pathologie und einem Mikroskopierkurs: Zweifelsohne sind dies beides wichtige Formate, die allerdings nicht selten etwas angestaubt rüberkommen. Hier braucht es Innovation, Modernität und die Berücksichtigung neuer Medien. Jede Universität macht hier ihr eigenes Ding. Sollten wir hier nicht gemeinsam neue Konzepte entwickeln, bevor jede und jeder das Rad neu erfindet? Auf diese Weise könnte es einfacher gelingen, die jeweiligen Fakultäten zu überzeugen, zeitnah entsprechende Investitionen vorzunehmen. Wir treten zwar auch während des weiteren Studiums in Erscheinung, dann aber zumeist in Modulen, die unsere Identität nicht immer gut abbilden. Gelingt es uns dennoch, Doktorand*innen und PJler*innen zu rekrutieren, so sind dies nicht selten die Assistenzärzt*innen von morgen.
Und schließlich ein Thema, was uns spätestens seit Corona noch mehr als je zuvor bewegt: Wo und wie lange wird gearbeitet? Ist Homeoffice in der Pathologie möglich und sinnvoll? Freizeit und Familie rücken stärker in den Vordergrund als noch vor 10 oder 20 Jahren. Hier gilt es Bedingungen zu kreieren, die diese Bedürfnisse abbilden.
Wenn wir unseren Nachwuchs fördern wollen, dann sollten wir aber auch die Wissenschaftlichkeit in der Pathologie betonen. Hier gibt es zahlreiche Fördermöglichkeiten, ob nun die DGP-Nachwuchsakademie, die Beantragung von Fördergeldern der DFG und DKH oder auch die Besetzung von Clinician-Scientist-Stellen. Auch auf dieser Jahrestagung werden die Leistungen junger Patholog*innen gewürdigt, z. B. mit verschiedenen Preisen. Besuchen Sie bitte die unten stehenden Sitzungen und zollen Sie den Kolleg*innen Ihren Respekt.
Zu guter Letzt: Wie steht es eigentlich um die Nachhaltigkeit unserer Jahrestagung? Wir reisen aus allen Teilen Deutschlands nach Münster und hinterlassen dabei einen recht üppigen CO2-Abdruck. Wir haben uns daher diesmal sehr aktiv diesem Thema gewidmet, um vor Ort möglichst viele Dinge zu bedenken. Hierzu gehören folgende Punkte:
Der Veranstaltungsort Halle Münsterland hat ein ausgefeiltes Nachhaltigkeitskonzept. Die Deutsche Bahn hat uns wie immer Sonderkonditionen eingeräumt, außerdem können Sie die öffentlichen Verkehrsmittel von Beginn der Tagung an kostenfrei nutzen. Die Übersendung der plastikfreien Badges vorab ermöglicht dies auch bereits bei Ankunft. Da der Tagungsort etwas kleiner ist als z. B. Berlin, kann vieles zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden. Sie können sich von den Leezen Heroes auch mit Rikscha fahren lassen. Die Tagungstaschen (Abb. 4) sind so schön, dass sie auch nach der Tagung noch gute Dienste leisten können.
Wir verzichten darin auf ein gedrucktes Tagungsprogramm, nutzen Sie stattdessen die App. Das Essen hier auf der Tagung stammt von lokalen Anbietern und ist hauptsächlich vegetarisch, fair gehandelt und saisonal. Die Lunchbags packen Sie sich mittags selbst und essen, was Sie möchten. Das spart Abfall … Beim Patho-Run morgen früh werden umweltfreundliche Baumwollshirts und recycelte PET-Flaschen zur Verfügung gestellt.
Es gäbe sicher noch viele weitere Möglichkeiten zur Nachhaltigkeit, die Sie gerne jederzeit an die Geschäftsstelle kommunizieren können.
So, genug der Worte von mir (Abb. 5), ich freue mich nun auf meinen Nachredner, unseren DGP-Vorsitzenden Gustavo Baretton, zu unserem 125. Jubiläum.
Interessenkonflikt
E. Wardelmann gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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