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. 2023 Jan 23;39(1):48–49. [Article in German] doi: 10.1007/s15012-022-7629-9

Impfungen unter Systemtherapie: Was wird aktuell empfohlen?

Angelika Bauer-Delto 1,
PMCID: PMC9867997

Immunmodulierende Systemtherapien haben in der Dermatologie in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Neben klassischen Immunsuppressiva spielen heute in der Therapie der Psoriasis und atopischen Dermatitis insbesondere Biologika und Januskinase-Inhibitoren eine Rolle. Auch bei der Anwendung von Checkpointinhibitoren in der Dermatoonkologie finden immunregulatorische Prozesse statt.

Für Menschen mit Immunsuppression sind Impfungen besonders wichtig, da sie ein erhöhtes Infektionsrisiko tragen, betonte Prof. Thomas Dirschka, Wuppertal. Außer an die Standard- sollte auch an Indikationsimpfungen gedacht werden, zum Beispiel gegen Influenza und Pneumokokken. Die Aktualisierung des Impfstatus sollte möglichst bei Einleitung einer immunsuppressiven Therapie abgeschlossen sein. Dies sei jedoch oft nicht realisierbar, so Dirschka. Dann sind wirkstoffspezifische Anwendungshinweise und Kontraindikationen zu beachten. Zudem sollten gegebenenfalls zusätzliche, individuelle Risikofaktoren berücksichtigt werden.

In einem Leitfaden für die dermatologische Praxis werden Impfempfehlungen für immunsupprimierte Personen dargestellt [Mohme S et al. J Dtsch Dermatol Ges 2020;18:699-725]. In einer Übersicht werden für verschiedene dermatologische Systemtherapeutika eventuelle Einschränkungen, Kontraindikationen und zeitliche Mindestabstände für die Impfung mit Tot- und Lebendimpfstoffen aufgeführt.

Werden Totimpfstoffe unter immunsuppressiver Systemtherapie verabreicht, geht dies in der Regel nicht mit einem erhöhten Nebenwirkungsrisiko einher, der Impferfolg kann jedoch eingeschränkt sein. Wenn möglich, sollten Totimpfstoffen zwei, besser vier Wochen vor Behandlungsbeginn gegeben werden. Sie können jedoch auch unter laufender Therapie mit den meisten Systemtherapeutika ohne erhöhtes Risiko angewendet werden. Eine Ausnahme bildet die Therapie mit Rituximab: Vakzinierungen mit Totimpfstoffen sollten vier Wochen vor Therapiebeginn abgeschlossen sein; wenn nötig, kann off-label auch bis zu zwei Wochen vor der Behandlung geimpft werden. Bei Impfungen bis sechs Monate nach Therapieende ist mit einer deutlich reduzierten humoralen Immunantwort zu rechnen. Daher sollte - mit Ausnahme der Gabe von Totimpfstoffen gegen Influenza - in diesem Zeitraum nicht geimpft werden. Bei Therapie mit Interleukin-17-Antagonisten, Tumornekrosefaktor-Inhibitoren sowie Ustekinumab sollten Impfungen mit Totimpfstoffen in die Mitte des Behandlungsintervalls gelegt werden. Zu BRAF-Inhibitoren finden sich in den Fachinformationen keine Informationen bezüglich Impfungen.

Lebendimpfstoffe sind unter immunsuppressiver Therapie in der Regel kontraindiziert. Die empfohlenen Abstände zwischen der Gabe von Lebendvakzinen und der Systemtherapie sind je nach Wirkstoff unterschiedlich. Bei einigen Systemtherapeutika können Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen unter der Therapie erwogen werden. Einzelheiten sind den Fachinformationen und den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission zur Impfung bei Immundefizienz zu entnehmen [Wagner N et al. Bundesgesundheitsbl 2019;62:494-515].

Für die Impfung gegen COVID-19 bei Personen mit Immundefizienz gibt die Ständige Impfkommission gesonderte Empfehlungen [RKI. Epid Bull 2022;46]. Immunsupprimierende oder immunmodulierende Therapien können auch bei einer anstehenden COVID-19-Impfung mit mRNA-Vakzin weitergeführt werden. Für eine bestmögliche Wirksamkeit sollte die Immunsuppression zum Zeitpunkt der Vakzinierung möglichst gering sein. Günstig ist daher ein Impfzeitpunkt in der Mitte des Verabreichungsintervalls der immunsupprimierenden oder immunmodulierenden Medikation.

Dirschka T. Hot Topic: Impfungen. Derma Update 2022


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